Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Mage

Mage

, m. (auch f.?)

zur Etym. vgl. Kluge22 454; sehr früh im gesamten germanischen Sprachbereich belegtes, mit Beginn der Neuzeit außer Gebrauch gekommenes Wort

I die mit einer anderen Person blutsverwandte Person außerhalb des engsten Familienkreises (idR. ab dem Geschwisterkind, vgl. aber die Belege von 1276 und 13./14. Jahrhundert), wobei die Verwandtschaftsberechnung im kanonischen Ehe- und im Erbrecht wichtig ist; auch der Verwandte allgemein oder als Kollektivum die Sippe
bdv.: Sippmage
  • gif bana of lande gewiteþ, ða magas healfne leod forgelden [wenn der Totschläger aus dem Lande entweicht, mögen die Verwandten (desselben nur) das halbe Wergeld (des Erschlagenen) zahlen] 
    601/04 Liebermann,AgsG. 4
  • be minra magan dagon
    697 (Hs. um 1100) Birch,CartSax. I 137
  • vor 750? Beowulf(Nickel) V. 189, 408, 1178, 1391 u. 1853
  • um 830 Tatian 188, 4
  • propinquos abicit, magos aweorpð
    1. Hälfte 9. Jh. Wright-Wülcker I 66
  • um 868 Otfrid5 III 15, 15
  • affinis mâch 
    9. Jh. AhdGl. I 345, 35
  • for mæg ⁊ for mundboran [als Verwandten und Beschützer] 
    921/938 Liebermann,AgsG. 134
  • gif hy þonne ælces þinges sammæle beon, ðonne fon magas to ⁊ weddian heoran magan to wife ⁊ to rihtlife ðam ðe hire girnde [wenn nun (beide Parteien) über jedes Ding einverstanden sind, mögen (die Braut-)Sippen (das Verlöbnis) annehmen, indem sie ihre Verwandte zum Eheweibe und gesetzmässigen (Zusammen)leben demjenigen verloben, der ihrer begehrt hat] 
    970/1060 Liebermann,AgsG. 442
  • vor 1036 DiplAngl. 337
  • 1077/81 Anno(Bulst) 22, 2
  • frunt unt mage 
    um 1172 PfaffeKonrad(Wesle)2 V. 3185
  • dit is de erste sibbetale de men to mage rekenet: bruder kint unde suster kint
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. I 3 § 3 [ebd. 27 § 2, 60 § 2 u. 63 § 3]
  • mach aver jene selve sevende sin vriheit behalden, de sine mage sin, dre van vader unde dre van muder
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. III 32 § 5
  • um 1230 MühlhsnRb.2 98
  • sol d'r selbe mag bereden ze d'n heiligen, daz d'n vater ehaft not irret, daz er dar niht chomen moht
    1235 MainzRLFr.(Corpus) 12
  • met viue zire maghe 
    1254 CorpMnlTekst. I 53
  • 1270 StraßbUB. IV 2 S. 7
  • "verfluochet sî der mit dem slâfet der sîn sippeteil hât gehabt." ist ieman hie, der mit dem gelegen sî den sîn geborn mâc gehabt hât ze ê oder ze unê
    um 1275 Berth.v.Regensb. II 218
  • ez erbet igleich man seinen magen vͤntz an die sibenden sippe
    um 1275 Dsp.(Eckh.1971) LR. Art. 6 § 2 [ebd. 29 § 5 u. 45 § 2]
  • der richter sol vragen vmb ein isleich sache gemain læute. daz main ich daz er niht envrage der levte mage. oder ir vreunde
    um 1275 Dsp.(Eckh.1971) LR. Art. 86 § 3
  • heizent div chint geswistrige. vnd hebent die ersten sippe zal die man ze magen rechent
    um 1275 Schwsp.(Langform Z) LR. Art. (L.) 3
  • daz [vormunt] sol sin der frowen ir wirt ... hat si des niht, so sol ez sin ir naehster mak 
    1276 AugsbStR. Art. 60
  • sint dis die mage brůdere unde brůderekint und swesterekint, eheimes kint, můmen kint, vetteren kint, basen kint und alle die nahere sint denne die
    1276 StraßbUB. IV 2 S. 11
  • kvmt ein ordel uppe dhat hus. vnde wert ghebeden dhat men maghe vnde swaghere af late ghan. so scal ein iewelc man dhe dhar maech ofte swagher to is af gan unghenomet
    1279 StadeStR. 88
  • 1282 BrixenUrk. I 680
  • 1284 CorpMnlTekst. I 812
  • dit huus ... op ons nochte op onse nacomelinghen niet comen ne mach. also langhe alse daer iment levet diere maech to es van vollen gheboerte
    1290 CorpMnlTekst. I 1444
  • isset dat jemant sine erue vorkopenn wyll, de sall dat erst bedenn sinenn negestenn magen an vor twen radtludenn
    1294 RigaStR. 30
  • 1297 WinterthurStR. 484
  • ich als edel bin als ir. verwîsen dürfent ir niht mir die mâge und daz geslehte min
    2. Hälfte 13. Jh. Konr.v.Würzb.,Troj. V. 21617
  • um 1300 FreibergStR. V § 34
  • wuͤrde eyner beclaget vor dem rade umb bruche des fryden und hette mage in dem rade siczen, vater, federn, oheym ... oder ander mage, die sullent uß dem rade gen
    13./14. Jh. Kohler-Koehne,Worms 38
  • Anfang 14. Jh. BernStR. I 13
  • weren och the tughe thes clageres maghe an dhe dhredden linien, unde ne wolde the anclagere thes nich umberen, so scholden se eynen voreth don, that se dat don thor rechtes willen unde nich dor machscop
    1303/08 BremRQ. 70
  • [Hilfsversprechen] wider aller mænnichleich an daz reiche und an wider ir geborn mag 
    1313 HohenloheUB. II 41
  • 1313 SpeyerUB. 212
  • nimt en en erve sines maghes, de ime vernere besibbe is denne suster oder broder, des scult scal he ghelden
    1. Hälfte 14. Jh. GoslarStR. 37
  • eyn vormunder sal dat kint antwarden den menen maghen an beyden siden vri ende loys, alset mundich is
    1. Hälfte 14. Jh. ZutphenRbr. 66
  • der gemeynen lehinrecht hat mit andern luden adir mit sin geborn magen muntschart, iz sy mit dez keisers gebode, wie iz dan komet, so virlibet die lehin den gan erbin
    1. Hälfte 14. Jh. KlKaiserr.(Munzel) 346
  • R. ..., der ir erborner mag und ir rechter vogt ist
    1353 BadenArgUrk. I 27
  • hette ... eyn man nicht eliche kinder vnd hette geswisterede adir andir moge vnd mogynne mit den her gesundirt vnde geteilet were dy mogin im nicht geweren syn erbe noch syn gut czu vorgebin
    1356 BreslLR. Kap. 77 (S. 152)
  • 1360 GroningenUB. I 336
  • 1369/74 Homeyer,Klenkok 417
  • dy wile sotane mogin sein, so stirbit kein gut erbeloz
    um 1390 BlumeMagdeb. 90
  • [Hilfsversprechen] usgenomen vor allen dy herschaft, do noch dy moge yn deme andirn gelede swertis halben
    1397 CulmUB. I 321
  • in allen landcope sel die naeste maech naest wesen, ende daernae die den lande naestgelegen is, om gelycke betalinge
    1398 Schwartzenberg I 287
  • in geistlichim gerichte mogen sy [geistliche lute] ouch nicht vorsprechen gesien, ane vor ire kirchin, unde vor ire moghen, unde vor arme lute
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 257
  • der nehiste mage mannes halben heist eyn swertmage
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 285 ebd. 301
  • so wie zyn leen vercoopt ..., sin maech ... mach ziere naersheide hebben ende den coop van den gronde ... omme tselve ghelt, ende omme den lyfcoop ende gods denie
    14. Jh. CoutBourgBruges III 221
  • de veere scholen ... sweren, dat se recht vreesch recht segghen schůllen, na klaghe unde na antwerde, dat en vorkome, noch dorch lef, noch dorch leyd, noch vor gave, noch vor gyft, noch vor vrunt, noch vor maghe, noch vor partye nyn dynk rychten schullen
    1400 OstfriesUB. II 683
  • 1406/07 ZMährSchles. 7 (1903) 258
  • der herre sol in beweren daz er sin knecht si mit siben siner nechsten mage 
    1410 FreiburgÜÜbers. 79
  • doidet iemant sinen vader, sin moeder, sin suster off sin brueder, sine maige, ... alle sin wardingh hieft hi verloren, hi en doedt tot noetweer sins lives
    1417 CleveStR./ZRG. 9 (1870) 437
  • sal he zyck onschuldighen eersten myt synen ede mit drie achte mans de naesten, ende myt xxiii syner naester maghen 
    1448 Richth. 323
  • sin nester gesippter magk 
    1474 PössneckSchSpr. I 87
  • 1480/81 JurFris. I 232
  • der sun machet kind vnd die töchtern machent ouch kind, an denen zweyen kinden teylt sich die sibschaft vnd zwiget der sun in vatermag vnd die tochter in ira mans mag ... vnd darnach sol man erbe teylen
    2. Hälfte 15. Jh. Büron 112
  • wohl 15. Jh. StaverenStR. 199
  • [Intestaterbfolge bei einem getauften Heiden:] er gudt sterbit in die koniglichen gewalt, das ist in das gerichte. diesße fryeheid ist dorumme vorlegin, das sie der cristen moge unnd freunde nicht habin, die vor or sele bethin
    1503/04 PurgoldtRb. I 44
  • waer kynder weren, den er vader und er moder affgestorven, dar mothe neyn vormündere wesen, dan der ghenne, de negeste maech were van der swertzyden
    1530 Münster/Wigand,Denkw. 231
  • 1546/48 CoutCourtrai(Strubbe) 453
  • [Schöffeneid:] sall vort allet doen vnd laeten, dat einem erbarn ... schepen ... gebuert, vnd des en sall ich niet laeten vmb lieff noch vmb leit, ... vmb frund noch vmb maege, vmb gonst noch vmb gaue
    16. Jh. NrhAnn. 5 (1857) 22
  • so erbet ihr [der Witwe] theil auf ihren naͤchsten magen, es sey weib oder mann
    1604 GubenStat. 140
  • 1619 CoutBruges I 50
  • LeidenK. 1658 S. 134
II
Landsmann
unter Ausschluss der Schreibform(en):