Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Rechtssatz

Rechtssatz

, m.

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I allgemein ein von den Parteien formuliertes Rechtsbegehren, insb. aber dasjenige, das als Abschluß der Parteivorträge den Antrag der Parteien auf ein Urteil darstellt; geringer Rechtsatz einfacher Antrag einer Partei, zumeist Termine und Fristen betreffend
vgl. Rechtsaß
  • auf soleich ir baider rechtsacz ward einer an dem erbern geding rechtens gefragt
    1456 GöttweigUB. II 477
  • ward ... uff herr N. rechtsatz erkennt, das in diser sach der fryweibel kein appellation soͤlte haben
    1470 Twingherrenstreit 27
  • das clag anntwort red widerred vnd rechtsatz in solhem zeit beschee on lenngern vertzug
    1472 FRAustr. II 421
  • also der genante B.R. eher syner schulde eynen rechtsatcz vorbrenget unde fraget umbe recht
    1474 PössneckSchSpr. I 82
  • nochdem ir uns zcweyer part rechtsetcze geschyckt uch recht dorubir zu sprechen geschriben
    1476/85 FreibergBUrt. 314
  • wo aber die güttigkeit zwischen ewer nit stat gewynnen wollt, alsdanne [wollen wir] auf die jüngst beschehen rechtsetz ... in der sachen nach ordnung des rechtens volfaren
    1478 MHabsb. I 2 S. 503
  • was nach klag antwurt red widerred allem fürwenden vnd geschechnem rechtsacz also von sinen fürstlichen gnaden ... zuo recht gesprochen wirt
    1486 SchrBodensee 13 (1884) 162
  • die benanten erbern leut hab ich an die schrann gesetzt durch besser sicherhait und erleutrung der rechtsecz 
    1492 FRAustr. 59 S. 326
  • also das klag, antwort, rede und widerrede vnd der rechtsatz innerhalb drey monat alles beschehen
    1499 AppenzUB. II 1 S. 326
  • ewer schreiben uns iecz gethun, dorin vermeldt, wie sich halten czwischen czwaien stollen gebrechen vor ewers gnedigen herrn ... berggerichten auff S.A., weliche wir aus ewern beigeschikten geschrieben rechtseczen vernomen haben
    Anf. 16. Jh. Zycha,BöhmBgr. II 494
  • [Rechtsgang:] das der klager erstlich sein klag, darnach der anntwurter sein anntwurt vnd dann aber der klager sein inred vnd rechtsatz vnd zum lessten wider der anntwurter sein nachred vnd rechtsatz thuen
    1503 SteirLRO. Art. 23
  • so söllen die gotzhuslüt ir anligen und beschwärden in clags wis von einem artickel zum andern zům rechten fürtragen, daruf unser gnediger herr von Sant Gallen zům rechten antwurt geben bis zům rechtsatz 
    1525 SGallenAbteiRQ. II 1 S. 159
  • uf beider teil fürtrag und rechtsatz so haben wir des artickels halb zu recht erkennt
    1525 SGallenAbteiRQ. II 1 S. 178
  • wo aber der partheien aine ... in iren lezten schriften oder muntlichen rechtsätzen ainiche neuerung einfuerten, dieselb newerung hat die widerparthei wol macht articl- und punctweiss ôn zuesätz muntlich anzuzaigen und zu verantworten
    1528 ZeigerLRb. 83f.
  • wa dann clag, antwort, urgicht, kundschaft, gegenred und widerrede notturftiglich verhört worden und der rechtssatz beschehen, sollen sich die schöpfen eines urtheils vergleichen
    nach 1532 WürzbZ. I 1 S. 132
  • würt vff des clegers rechtsatz vnnd deß herrenn richters vmbfrag erkennt
    1539 BernStR. I 281
  • nachdem bißher in geringen, schlechten rechtsetzen, als auf begerte dilation und termin etc., bedacht genomen
    1555 RKGO.(Laufs) I 11 § 2
  • daß ... uff geringe rechtsetz, als ratione termini oder dergleichen, die beysitzer jederzeyt solche relationes uber einen tag, nachdem ihnen die acta zugestelt, nit verziehen
    1555 RKGO.(Laufs) I 13 § 18
  • ordnen wir, daß fürhin jeglicher procurator sein prothocoll bey seinen gethanen pflichten besichtigen und keinen unnottürftigen rechtsatz thun ... soll
    1555 RKGO.(Laufs) I 23 § 10
  • so sich ainer aines urtails beschwärt und will sich dës beruefen und davon auf seinen rechtsatz dingen, der sol daz thuen nach lantsprauch mündlich, dieweil der richter den stab in der hand hat
    1565/1624 RaurisLR. 232
  • [Abfolge von Prozeßvorbringungen] replick ... duplick ... rechtsatz oder beschluß ... nachschluß ... vrthel
    1574 Frey,Pract. 348
  • die termine zur einlegung der rechtsätze haben die konsistoriales pro qualitate causarum ... anzusetzen
    1584 Preußen/Sehling,EvKO. IV 128
  • daz ... in denen aufzügen einreden ieder tail ... mit zwaien, und in denen ... peremptori exceptionen ... mit dreien ... schriften verfaren werde, darüber auch ainiger rechtsatz oder aufschreiben nit statt haben solle
    1599 NÖLREntw. I 21 § 1
  • soll ... nach beschehenem rechtssatze dieser punct fuͤrderlichen durch rechtlichen bescheidt eroͤrtert werden
    1610 Wehner,HofgRottw. 168
  • wan dan also zue letzt aller rechtlicher process gentzlichen ... wie recht vollführet, auch der wohlgebührende rechtsatz aigentlich beschehen ist, so soll der vogt uffstehen und das endurtheil sonderlich wider offentlich verbannen
    1610/22 Leiser,Strafgerichtsb. 242
  • wirt uff des klegers rechtsatz und des richters umbfrag erkent
    1615 BernStR. VII 2 S. 805
  • ist auf mundtlich beschechne clag ... dann entlich von beeden partheyen beschechenen rechtsatz hiemit gesprochen
    1684 VorarlbAgrU. 249
  • sollend die fürsprechen nach verfechtung und beschehenem rechtsatz samt den partheyen selbsten auch den außtritt nemmen
    1697 BernStR. VII 1 S. 573
  • der vrtheil wirt inhelig gevolget, begehrt dero ein vrkhund, das wirt dem gethäter vff formbklichen rechtsatz vnd vmbfrag vff sein kosten erkent
    Ende 17. Jh. ZofingenStR. 403
II
(aufgrund eines Rechtsbegehrens angesetzter) Gerichtstag
  • das dann sy [die beklagte Partei] uff den rechtssaz, so inen verkündt wirt, gehorsam erschynend und im rechten antwort gebint
    1565 SchweizId. VII 1563
  • auf dem rëchtsaz ward er zum schwert verurteilt
    1624 SchweizId. VII 1563
  • den geschwornen, rechtsprecher und parten soll ein tag vor dem recht satz oder gricht satz botten werden
    1650 GraubdnRQ. II 268
III von der unterliegenden Partei zu zahlende Gerichtskosten
  • wo ainer den andern mit gericht fürnymbt vnd peklagt ... vnd bey welchem tail sich das vnrecht erfindt, derselb sol dem richter den rechtsacz geben 72 denar, vnd der gerecht tail ist dem richter nichts schuldig
    1498/1501 BeitrSteirG. 12 (1875) 173
IV wie Rechtregel 
  • gegen die roͤmischen rechtssaͤze kann in Teutschland die gerichtsbarkeit verpachtet werden
    1785 Fischer,KamPolR. II 146
  • bleibt es ein allgemeiner teutscher rechtsaz, wer zinse aus einem gute empfaͤngt, hat eigenthumsrechte daran
    1785 Fischer,KamPolR. II 557
  • auf diesen drey rechtsaͤtzen beruhet im grunde die eroͤrterung aller fragen, die uͤber das verhaͤltniß zwischen den taxischen reichsposten und reichsstaͤndischen territorialposten entstehen koͤnnen
    1790 Pütter,Reichspost 77
  • daß unter teutschen fuͤrsten und grafen nicht in allen geschaͤfften bloß roͤmisches recht gelte, sondern in vielen gegenstaͤnden ganz andere rechtssaͤtze angewandt werden muͤssen
    1793 Pütter,ErörtStaatsR. I 133
  • rechtssaͤtze ..., in sofern sie nicht auf streitigen thathandlungen beruhen, ... geben nie einen gegenstand des beweises ab
    1799 RepRecht IV 2
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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