Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): König

König

, m.

aus germ. *kunja- "Geschlecht" (vgl. Kluge20 392); zu den Zusammensetzungen mit dem bedeutungs- u. stammverwandten ae. cyne- vgl. Bosw.-Toller I 183 ff. u. Suppl. 140f.

I ursprünglich wohl vornehm(st)er Fürst eines germanischen Stammes oder Stammesteils (in den westgermanischen sprachlichen Quellen nur schwer belegbar), im fränkischen Karolingerreich und im deutschen Reich des Mittelalters in erster Linie verfassungsrechtlicher Titel des obersten Herrschers, zu dem seit dem 9. Jahrhundert meist kraft päpstlicher Krönung der Kaiser-Titel als Ausdruck der höchsten abendländischen Herrscherwürde hinzutritt, ferner Titel des durch Designation und Wahl zum Mitherrscher erhobenen Königs-/Kaisersohnes und weniger größerer Territorialherren am Rande des Reichs (Italien, Burgund und Sizilien, mit dem Reich, zum Teil nur zeitweise, in Real- und Personalunion verbunden; Böhmen), in der Neuzeit nach der Annahme des Kaiser-Titels aus eigenem Recht durch den an der Spitze des deutschen Reichs stehenden Herrscher Titel einiger deutscher Territorialherrscher und des zu Lebzeiten des Kaisers gewählten Nachfolgers (,römischer Kaiser"); auch Bezeichnung für außerdeutsche Herrscher in der Übersetzung fremdsprachlicher Titel
  • cyninges mundbyrd: 1 scillinga
    601/04 Liebermann,AgsG. 3
  • ic Yne, mid godes gife westseaxna cyning 
    688/95 Liebermann,AgsG. 88
  • vor 840 Heliand6 6, 62
  • er Ostarrichi rihtit al, so frankono kuning scal
    um 868 Otfrid(Kelle) 3
  • der chuninc duo so er iz kahorta uuart arbolgan
    9. Jh. MonseeFragm. 23
  • rex in solio suo ... chuning in stuale sinemu
    oJ. AhdGl. I 448
  • hêr keiser, sît ir wille komen. der küneges name ist iu benomen
    1190/1230 WaltherVogelw. 11, 31
  • got gît ze künege, swen er wil
    1190/1230 WaltherVogelw. 12, 30
  • swenne aver de dudeschen enen koning kesen unde he to Rome varet to der wiunge, so sint plichtich ses vorsten mit eme to varene, de de ersten in des rikes kore sin ..., dorch dat deme pavese wetelik si des koninges redeleke kore
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)Lehnr. 4 § 2
  • de koning is gemene richtere over sal
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. III 26 § 1
  • de dudeschen scolen dorch recht den koning kesen. swen de gewiet wert van den biscopen, de dar to gesat sin, unde op den stul to Aken kumt, so hevet he koningleke gewalt und koningleken namen. swen ene de paves wiet, so hevet he des rikes gewalt unde keiserleken namen
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. III 52 § 1
  • alse men den koning kuset, so scal he deme rike hulde dun unde sweren, dat he recht sterke unde unrecht krenke unde dat rike vorsta an sime rechte, als he kunne unde moge
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. III 54 § 2
  • de koning scal hebben vrenkisch recht, swen he gekoren is, van welker bord he si
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. III 54 § 4
  • de to deme ersten an deme kore benant sin, de ne scolen nicht kesen na erme mutwillen; wan swene de vorsten alle to koninge irwelet, den scolen se aller erst bi namen kesen
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. III 57 § 2
  • um 1270 Nowgorod(7 Fassungen) 64
  • sô enmac ouch der keiser in allen landen niht gesin unde mac allez unreht niht verrihten; dâ von lihet er den künigen die künicriche, daz sie an sine stat diu lant berihten sullen, der künic in sinem künicrîche, der herzoge in sinem herzogetuome
    3. Viertel 13. Jh. Berth.v.Regensb. I 362
  • nû mac des keisers swert niht alle die werlt umbereichen, dâ von sint künige, herzogen, grâven, frien
    3. Viertel 13. Jh. Berth.v.Regensb. II 238
  • daz wir vor ... dem roͤmischen chunig Rudolfen, der ze allen ziten ein mêrer ist des riches, gesworen haben
    1281 OÖUB. III 580
  • dis sint die gesetzede mit des künges ... willen von Kostenze in der selbun stat dur vride und dur gnade gesetzet
    1291 SchaffhRbf. 19
  • ir sult wissen, daz alle deu gericht, deu wetlich sind, dy muz man von dem römischen künig enphahen
    1295 Schwsp.(Kurzform I/Eckh.) 185
  • wer den chaiser an gesprechen müge. als man den chvnech erwelt hat, so sol er dem reiche hulde sweren vnd sol in den ait vier dinch nemen ...
    1295 Schwsp.(Kurzform I/Eckh.) 211
  • wie man den romischen chvnich chiesen sol
    1295 Schwsp.(Kurzform I/Eckh.) 220
  • der romisch chvnech fůrt den ersten herschilt
    1295 Schwsp.(Kurzform II/Eckh.) 225
  • der künic ist ... des rîches houbt; ... der künic ist des riches leben und kan alsam daz herze geben allen des riches glidern kraft
    um 1300 Beringen,Schachged. V. 9855
  • thet is thiu forme kest end thes kenenges Kerles ieft end riucht alra fresena
    um 1300 HunsingoR. 22
  • thi kining is him rike and weldich and wili him allera campona kiasa, umbe thet fiuchtath alla campa binna thes kininges bonne
    um 1300 RüstringerR. 36
  • wir ... scolen kesyn eymotechlichen den neysteyn kumftichen romeschen kuͤning 
    1314 MGConst. V 39
  • ze Rense am Ryne, da man vor alter hat romische kunige gekoren
    1346 MGConst. VIII 101
  • ausgenohmen den rechten, die ein pfalczgraf bei Rein hat ... an der wal und chure eines romischen khüniges, eins khunftigen khaisers
    1351 ZRG.2 Germ. 24 (1903) 386
  • ober den koning suln richten phalenczgraven von deme Ryne, ab her sinen lip vorwercket, mit eyner gulden barten
    nach 1358 Rb.n.Dist. VI 21 Dist. 1
  • zů der selbin zit, so man die kur důn sal eyns romischin konigis zů eyme kunfftigen keisir
    um 1360 GoldBulle 111
  • daz ich [irtzbischof von Mentze] ... mit godes helfe kiesin wil ein zitlich houbit cristim folke (daz ist ein romisch konig zů eyme kunfftigen keysir, der darzů bequemeliche sy)
    um 1360 GoldBulle 117
  • zwo abschrift unsers brieves, der wir eynen als eyn romischer konig und eynen andern als eyn romischer keyser gegeben hatten
    1364 TrierWQ. 346
  • alzo der koning sezit die fursten, die fursten vorbaz die greven, dy greven vorbaz die gogreven zu richtere, do sy nicht selber gesien mogen
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 217
  • de konyng mach syck man nemen auer syn gantze ryke, wor he wyl, vnde de hertog yn syneme hertochrike
    um 1400 JyskeLov 361
  • 1408 RAbsch. I 105
  • der romesche konigh hat den ersten herschilt ... konige vnde ander leeyen vorsten den dritten
    um 1410 Schwsp.(Kurzform/Gr.) 46
  • dat nen koning gekoren ys to dem rike Dennemarken mit rechte na des rykes rechte
    1423 ZRG.2 Germ. 22 (1901) 412
  • deß ersten sol man in ein ordenung setzen unnsernn hern den keyser oder konig, ob kein keyser wer
    1439 RefSigm.(Koller) 238
  • abir demselben erweltten konig seyn wir nicht pflichtig huldung zu tun, ee denn er gesalbt und gecröntt wirtt und ein regierender insiczender konig zu Behemen ist
    1470 Eger/MittDBöhm. 42 (1903) 419 Anm.
  • unsere gegründete gerechtigkeit, so wir als gesalbter römischer könig zu dieser [Kaiser-]cron haben
    1508 Zeumer,QS.2 307
  • vnder allen fürsten sol einer vß in genant werden küng, der auch nicht vermoͤg on rat vnd hylff der fürsten
    1521 Eberlin v.Günzburg I 123
  • [d. Wittenberger Theologen bestreiten,] das der babst durch die schlussel gewalt empfangen habe, konig zusetzen unnd entsetzen
    1530 RTAugsbUB. I 87
  • a. 1575 den 26. sept. war der churtag eins romischen koninks zu Regensberg angesatzt und ist Rodulphus, elster son des keisers Maximiliani secundi, bei des fatters leben zum romischen konink erwelt worden, 27. oct., nit zu Frankfort; auch zu Regensberch fort gekronet 1. nov. und nit zu Aich, wie von alters
    Ende 16. Jh. BuchWeinsberg II 311
  • wir wollen aber ferner unter obgedachtem crimine laesae majestatis alle die jenige fälle verstanden haben, da wider uns als könig zu Böhaimb, unsere erben, nachkommende könige oder unsern königlichen stand etwas gefährliches machinirt würd
    1627 BöhmLO. R 32
  • wir haben eüch ... eröffnet, welcher gestalt wir ... mit zustimmung ... unterschiedener derer grössen puissancen von Europa den königl. titul anzunehmen undt unss in unserer hiesigen residentz zum könige in Preussen proclamiren undt krönen zu lassen entschlossen seyn
    1701 Königsberg/P. Stettiner, Z. Geschichte des preussischen Königstitels und d. Königsberger Krönung (Königsberg 1900) 77
  • der erwehlte römische könig und kayser soll und will die christenheit, den stuhl zu Rom, päbstl. heiligkeit und christliche kirch als derselben advocat in gutem treulichen schutz und schirm halten
    1711 Zeumer,QS.2 474
  • 1738 BremRitterR. 4
  • ein solcher roͤmischer koͤnig ist diejenige hohe person, welche noch bey lebzeiten des kaysers von denen chur-fuͤrsten zu jenes nachfolger in der regierung auf den sich ergebenden fall der thronerledigung erwaͤhlet wird
    1742 Moser,StaatsR. VII 229
  • 1751 Buder 628ff.
  • ein römischer könig ist im eigentlichen verstande diejenige hohe person, welche von den kurfürsten noch bei lebzeiten des kaisers zu dessen nachfolger in der regierung erwählt wird
    1757 RechtVerfMariaTher. 455
  • wenn der kaiser stirbt, setzt sich der römische könig in den sattel
    1757 RechtVerfMariaTher. 460
  • der nahme eines roͤmischen koͤnigs hat verschiedene bedeutungen. ehemals zeigte er die person des roͤmischen kaisers selbst an; hierauf fuͤhrten diesen titul die roͤmischen, aber noch nicht vom pabst gecroͤnten kaiser. in den heutigen zeiten bedeutet ein roͤmischer koͤnig erstlich einen erwaͤhlten, aber noch nicht in Teutschland gecroͤnten kaiser, zweitens die person, welche noch bei lebzeiten des kaisers von den churfuͤrsten zu ienes nachfolger in der regierung auf den sich ergebenden fall der thronerledigung erwaͤhlet wird
    1783 Scheidemantel,Repert. II 635
  • vor der krönung in Deutschland heißt er [Kaiser] erwählter römischer könig, nach dieser erwählter römischer kaiser
    um 1795 StaatsRHeilRömR. 44
  • bei lebzeiten des kaisers hat der römische könig keine regierungsrechte auszuüben, es sei denn, daß der kaiser ihm einige geschäfte aufträgt ... er führt den titel: römischer könig, allzeit mehrer des reichs; er bekommt auch von anderen den titel majestät und hat den rang vor allen königen Europas
    um 1795 StaatsRHeilRömR. 90
  • 1804 Gönner,StaatsR. 144
  • der koͤnig ist das oberhaupt des staats, vereiniget in sich alle rechte der staats-gewalt und uͤbt sie unter den von ihm gegebenen, in der gegenwaͤrtigen verfassungs-urkunde festgesetzten bestimmungen aus. seine person ist heilig und unverletzlich
    1818 VerfBaiern I 4
II
übertragen

II 1 für Gott und Christus
II 2 Schützenkönig
II 3 König der Pfeiferbruderschaft, der Spiel- und fahrenden Leute
  • 1385 Moser,MusikerGen. 63
  • das wir W. pfifer von Altzei ... uber alle varnde lute zu kuͤnge gemacht haben
    1393 ZGO. 9 (1858) 127
  • 1430 SchweizId. III 327
  • 1493 BruggStR. 70
  • 1525 SchweizArchVk. 38 (1941) 212
  • 1606/1786 ZDKulturg.3 2 (1892) 128
II 4 Wappenherold
  • 1442 NürnbChr. III 399
  • wir gepietten ... allen ... kunigen der wappen
    1463 OstfriesUB. I 686
  • der kunig der wappn soll haben die burd zu tragen
    Anf. 16. Jh. MittGMus. 2 S. 209
II 5 im Gilde- und Zunftwesen
  • to rugge vorsegelet mid dez koningez ingesegele. der konyge von den sicheln unde de gesellin, de mid dem koninge nutzummale to capitele weren
    1392/98 HildeshUB. II 594
  • die ... misshellung, so der schmid knechten kung und der gemein schmid knecht ... gehebt hand
    1412 ZürichZftG. I 68
  • sol das hantwerk mit unser ... willen einen küng setzen
    1438 Wissell,Hdw. II 728
  • 15. Jh. InvBruges IV 458
II 6 bei Ritter- und Turniergesellschaften
  • wer ez sache, daz unser eyner ... zweyung hette ..., des sal sich unser konig, der czu der czit ein konig ist, annemen
    1425 ArchHessG.2 24 (1952/53) 180f.
  • 1485 SchwäbWB. IV 601
II 7 Aufseher der Stadt- und Straßenknechte
III kurischer Freibauer, Häuptling
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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