Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Gelübde

Gelübde

vgl. Geleut, Gelobe, Lübde, vergelübdermaßen
I
  • gelupida consensum
    oJ. AhdGl. II 3
  • paterna liniamenta gelichi vel gelouethe [gelubida]
    oJ. AhdGl. II 712
II (feierliches) Versprechen

II 1
  • T. dem künege sin gelübde brach
    13. Jh. Pleier 3581
  • J. de gieng ut uppes koningis truwe unde uppe sin gelovede ... went ime gelovet was, dat men ime nenen scaden ne dade
    13. Jh. SächsWChr. 75
  • wer iz sache, daz man der pfaffheit sollich gelobde tete, daz sul man halden
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 226
  • die botschaft umb das gelobde, das ir uns habt getan von widdirkerunge unser greniczen
    1404 CDPruss. VI 189
  • zal keyner dem andern zeyn gesinde entfremden mit gelöbde ader goben
    1445 KrakauZftO. 56
  • dem sie die gelubde getan hat, funf jar auß stat und land sein
    1460 EgerStG. 20
  • mit handtgeuenden truwen und gelöfften versecht und verspracken ... sich henneforder ... vth edder von der stadt nicht begeuen vnd frembde arbeit verdingen edder annehmen
    1545 RigaKämmereiReg.(II) 250
  • durch geloifte grosser summen pfenningen
    16. Jh. BuchWeinsberg II 351
II 2 privatrechtliches Schuldversprechen (einschließlich Bürgschaft)
  • geloven vele lüde enem manne ene scult to geldene, unde untvan dat gelovede mer lüde, svar man jeneme lestet, deme man gelden sal
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. III 85 § 2
  • suilich man mi andirin sezzit ein phant mit gutin willin, daz sal he ume bihalde virzennacht, iz si ummi suilichirlegi geld iz sie, edir al darnach, daz ur beidi glubidi steit
    um 1230 MühlhsnRb. 160
  • darane hat die selbe greve sinen eyt unn sin gelubede unn sine brive gebrochen
    13. Jh. ArnstadtUB. 19
  • van gelovede dat is alse en des anderen borge wert
    um 1335 RichtstLR. 109
  • 1358 Fruin,Dordrecht I 94
  • von bürgschaft oder von dekainer ander glüpt wegen
    1361 SGallenUB. IV 10
  • dem gluben wir die glubde stete und gancz zu halden
    1367 BrüxStB. 40
  • daz dheiner der pfaffheit sich besundert mit gelubden oder briefen fur die schult sich ... verbunden hette
    1367 MWirzib. IX 237
  • M.R. und R.M. ire burge die mit in alle diße geloubde getan haben, gelediget und gelost wurden
    1392 FreibergBUrt. 419
  • das alle gelobde sollen gescheen mit vingern unde mit zunge
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 276
  • es schol der schultheiz ... nyemant benotigen ze clagen noch dar zv twingen, denne wer selber geloben wil, dez gelubde schullen sy einnemen
    2. Hälfte 14. Jh. (Hs.) BambStR. 58
  • alle die ghene die binnen A. gheloften of voerwaerden doen vore scepenen
    14. Jh. CoutAnvers I 82
  • ob es vmb eine grosse sache ist oder vmb ein gelubde, die vor den gesworn gescheen sein
    14. Jh. IglauOberhof 361
  • 14. Jh. WienStRb. Art. 59
  • als ym dy beczalunge der schulde geteilet ist noch des schuldigers gelobde unde bekentniße
    um 1400 MagdebFr. II 2, 18
  • ob die schuldner den buergen nicht loezeten von seinem gluebde 
    1420 ZMährSchles. 9 (1905) 401
  • St.v.M. clayte ... czu N.v.S. vmb eyn globde, das her ym getan hette
    1421 GlatzGQ. II 114
  • byndet keyner frawen gelobede ane iren vormunt
    1435/54 DanzigSchB. 19
  • dusse kopphandel unde geloffte 
    1498 IlsenburgUB. II 90
  • purgschafft und glübd 
    1526 MittSalzbLk. 27 (1887) 380
  • daß unsere bürgen ... solcher ihrer gelübden entfreyet werden
    1572 Sachsse,MecklUrk. 270
  • bürgschafften oder andere gelübten 
    1615 BernStG. 115
  • sowe gift deme anderen des heyligen gestes penninc oppe enen cop oder oppe en gelovede dat blift al stede
    oJ. Nowgorod II Kap. 29
  • SchrBodensee 34 (1905) 81
-- Erbvertrag
  • sve so ime erve to seget nicht von sibbe halven, denne von gelovedes halven, dat hebbe man vor unrecht
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. II 30
II 3 Dienst-, Amtsgelöbnis
  • als man den koning küset, so sal he deme rike hulde dun, unde sveren dat he recht sterke unde unrecht krenke ... unde sin gelovede sal he dun vor den eid, dar man vrede sveret
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. III 54 § 2
  • bi den geluͥpten und aiden, die si [die Richter] dem gericht und uns getan hand
    1376/1445 UlmRotB. Art. 257
  • noch irkentenise der meister, die durch den rat dartzu geschickt und mit globden beladen werdenn
    1462 DresdUB. 231
  • es sol der H.W. ... vor und ee er sich solhs bans annymbt und gebraucht, gelübt und eyde tun, damit auch zu hanndeln und zu gefaren, als recht und vorgemelt ist
    1466 SGallenOffn. I 10
  • by sölichen gelübten vnd aiden so wir [Freischöffen] dem heymlichen gericht getän haben
    1469 ArchSchweizG. 3 (1844) 337
  • derselb [Schultheiß] sol ... dem edeln ... herren ... an unser stat ... gewönlich glübd und eyde tun ... unsern und des reichs frommen zu fürdern und schaden zu wenden
    1477 SchlettstStR. 147
  • der [neuerwählte Richter] soll vnns ... glübd vnnd aid thuen
    1478 Wartinger,Bruck 50
  • durch einen potten mit personlicher gelübde an eyds stat darzu verpflichtet
    NürnbRef.(1479/84) XXXIII 7
  • die zwelf geschworn des raths erwelln, die sulln ... die glübd ze thuen pflichtig sein
    1493 NÖsterr./ÖW. VIII 989
  • um 1500 ErfurtWasserO. 110
  • sol der schulthes von demselbigen knecht glubt an eins eids stat nemen
    1525 Philippsburg 971
  • ein zentrichter der den banne und richterstabe ... soll entpfahen mit gelubden und eiden
    1527 WürzbZ. I 1 S. 214
  • sollen alle oberkeyten ... die apotecker und ander, so gifft verkauffen oder damit handtieren, inn glübt und eyde nemen
    1532 CCC. Art. 37
  • soll derselb neuerwelt richter und rath unserm pfleger in unserm namen die gewondlich aitspflicht und gelübte thain
    1555 ÖW. IX 673
  • [von] sein gelübd und eidt [entbunden]
    1568 ChrKaiserslautern 28
  • von eiden und gelübden der personen des consistorii
    1570 Sachsse,MecklUrk. 262
  • es sollen ... etliche erbere mann erwöllet, verordnet und in glübd verfaßt werden ... auf all kaufleut ... fleissigs aufsehen zu haben, das sy die gerechten eln ... gebrauchen
    TirolLO. 1573 VI 11
  • 1588 Kern,HofO. II 121
  • ihre richtleute ... mit bräuchlichem gelübde belegen
    1649 HammStR. 104
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Vormundschaftseid
  • woe eltern abstürben und unmündige kinder verliessen, so sollen dieselbige durch die amptleuth von wegen der obrigkheit bevormundt und in gelübdt angenommen werden
    1552 ErbachLR. 120
II 4 Treugelöbnis, Untertaneneid, Lehenseid
  • 1300 Fulda/ZRG.2 Germ. 11 (1890) 175
  • das wir sie leddig liessen und sagten alles des gelubdes und eyde, die sie uns ... gethane hetten
    1322 Böhmer-Ficker 481
  • sagen wir ewch ledig vnd los aller der gelübde vnd huldunge, vnd wisen ewch an die vorg. vnser swaeger, in ze hulden vnd ze warten
    1353 MZoll. III 250
  • von allen eyden, gelübeden, stûren, diensten [befreien]
    1362 FürstenbUB. II 251
  • daz sie dem herczog gehorsamkeit und gelubd und huldung tun
    1423 AussigUB. nr. 181
  • sol soliche huldigung, gelubde und aide gantz abe, craftloss und machtloss sein
    1428 BairFreibf. 82
  • 1439 ToggenburgArch. 31
  • haben die von K. von solicher lehen wegen darauf gewonlich glubd und ayd gethan
    1444 QFürstentBayreuth I 188
  • 1453 ObermoschelUrk. 34
  • 1454 OstfriesUB. I 592
  • haben vns als einen künig zu Behem aufgenomen vnd gewonliche huldigung, gelübd und eydegetan
    1458 EgerPriv. 29
  • 1477 FreibergUB. I 298
  • 1479 DuderstadtUB. 283
  • das sie ... nicht pflichtig sein, einicherley gelübde noch huldung zue thuen
    1497 Schlesinger,Weist. II 299
  • daß Bamberg glubd, treu und auch er gegen irem herrn gehalten
    1525 HistVolksl.(Lilienc.) III 491
  • 1536 BauernkriegQ. I 48
  • 16. Jh. MHungJurHist. IV 2 S. 100
  • 16. Jh. SchlettstStR. 668
  • Knapp,BeitrRWG. 105
  • ÖW. VI 201
II 5 a kirchliches Gelübde
  • uffinbar globede ist also, der sich dorch globdes willin den bischoff adir den pristir seynen lessit, adir der eyn pristir, monch, adir clostirfrouwe werdit
    Ende 14. Jh. EisenachRb. 665
  • ab danne ... die selbin czwey ernachmals ... gescheidin worden dorch mogeschafft adir andere gelobbede des elichin lebens
    15. Jh. Prompt.jur. 22
  • so er glübd und profession in dem orden thuet
    1528 ZeigerLRb. 394
  • wa halt der pfaff sin gelipt, rainikait zuo halten
    1545 Biberach/FreibDiözArch. 9 (1875) 222
  • wann dieselben personen ihren stand durch clösterlichen eingang, gelübd und profeßion ... verändern
    1729 CAustr. IV 548
  • die klosterfrauwen und geistliche, welche ... ihres gelübde in demselben gemacht ... werden niemahl zu keiner erbschaft succedieren mögen
    1785 Tessin/ZSchweizR.2 27 (1908) 273
II 5 b
  • wir haben gelobt mit geloebde, vns nichts ze bekoren, bis daz wir Paulus derslugen
    2. Hälfte 14. Jh. CTepl. Bot. 23, 14
  • worzu sie sich durch ein gelübde verbunden, liessen sich so lang den bart nicht scheeren, bis sie ihre feinde überwunden
    1737 Fuhrmann,Öst. IV 209
II 6 Ehegelöbnis
  • wo ein elich man adder ein elich fruwe adder ein dirne sich zusammene mischen, so daz si an alle gelobde von naturlicher libe mit enander kinder gewinnen, di kinder heissen naturliche kinder
    nach 1358 Rb.n.Dist. I 5 Dist. 4
  • elich globde zcukunftlichin mit undirscheide der worte bindit nicht
    Ende 14. Jh. EisenachRb. 665
  • 1428 BeitrSteirG. 12 (1875) 172
  • [wenn] wij nicht tosamende en quemen unde uns beslepen na ingesette unde gelofften des hilligen echtschaps
    1476 OstfriesUB. II 71
  • wen der broytegam geeth czu deme gelobde unde wirbet umen dy brouth
    15. Jh. DanzigHochzeitO. 44
  • alles, wes he er bi tiden des gelöftes und stander eheschaft gegeven heft
    vor 1531 RügenLR. Kap. 146 § 7
  • mogen die eltern solch gelubde [von Unmündigen] widerruffen
    1540 JenaStO. 43
  • 1543 Michelsen,Dithm. 191
  • van fryende u. hemliken gelofften 
    1558 Petrus/Mensing
  • ein man de sick befryen unde wyff nemen wil, de schal dat geloͤffte nemen van dem vader
    1593 JütLow.3 I 33 § 1
  • de ehliche geloffte ... scholen stede undt vast geholden ... werden, by hogester poen und straffe
    16. Jh. Mensing
  • daß verlobte und ehelich vertrauete aus leichtfertigen gemüth anderweit sich einlaßen, in meinung des erstern gelübdes dadurch ledig zu werden
    1600 RevalStR. I 276
  • welkeme manne eyn juncfrouwe edir frouwe gelovet wert, wan men dat gelovede deyt, so enschal die man, juncfrouwe edir frouwe noch nymant von des gelovedes wegen neynerleye koste don
    oJ. DuderstadtUB. 424
II 7 Zeugenverpflichtung
  • sie zu gelübden und aiden halten, ze offenbaren
    15. Jh. NürnbPolO. 88
  • soll ain jeder zeug mit der glübdt, vnnd ob es ainiger thail gehapt haben wollte, mit dem aidt beladen werden
    1510 Reyscher,Stat. 112
  • die personen also zu zeugen benant rechtlich ... heischen und laden, sie zu gewonlicher gelübd nehmen
    1559 BergeUB. 484
  • welche zeugen ... aufgenommen vnd mit gewönlichem glübd vnd aide gefertigt ... werden
    NürnbRef. 1564 VI 4
  • soll man ... die gezeugen in geringen sachen unter 50 fl. im werth nur bey gelübd an eydssatt vernehmen
    1753 CJBavJud. X § 3
II 8 Bündnisversprechen
  • wer sich in ain ainunge zu dem andern gesatzt hat mit eiden oder mit gelubden oder mit brieven oder swie die bant heizzen
    1281 MGConst. III 266
  • die gelubede und die verbuntnisse, die di burger von M., von W. und von Sp. enander hant getant
    1297 MGConst. III 544
  • daz alle dise gelubede ganz vnd vnvorbrochen bliben
    1316 MWirzib. III 66
  • disse gheloevede und dit verbunt
    1325 KölnReg. IV 369
  • ieman der, du ze dirre gelubde und buntnusse hörent
    1333 BaselUB. IV 603
  • han eine ordenunge unde eine glubede undir uns gemacht
    1334 FriedbergUB. I 125
  • soliche globede, virbintenisse, bose vireinunge
    um 1360 GoldBulle 131
  • die buntniß und gelubde, die vor disem tage von uns sint geschehen mit des richs stetten
    1367 SchlettstStR. 72
  • büntnuss, gelöbde und hilffe
    1370 Biberach 185
  • [ob zwischen den Bürgern] mit slechten worten oder mit dem eyde keinerley vorbindunge vnd glubde gescheen weren
    1399 CDSiles. VIII 105
  • die landlüt sond och dehainen bund noch gelubd vnder jnen selber noch mit nieman andren machen
    14. Jh. Appenzell/GrW. I 188
  • die bund vnd die gelupt, so wir ... zu vnsern eidgnossen getan haben
    1415 BremgartenStR. 58
  • 1450 UrkGeschBöhm. 9
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beschworene Bürgereinung
  • "eine besondere Vereinigung des Adels im Ingelheimer Grund war die sogenannte gelübd, deren Rechte im Jahre 1398 zu Frankfurt am Main durch König Wenzel bestätigt wurden" 
    1398 ArchHessG.2 17 (1932) 251
  • das hab ich inne gehabet iar und tac und uber iar und tac pis in dis dritte iar an allin ansprach noch der stat gelubde 
    14. Jh. ZRG. 12 (1876) 4
  • was man teydinget adir spricht in eyme siczczenden rate, das sal man halden by dem gelobde, das sy doruff gesaczt haben
    um 1400 MagdebFr. I 1, 11
II 9 Ehrenwort des Gefangenen
  • auff das hat die k.m. alle in die burgk in das frawen zymer gefuert vnd die andern knechte in glubde genomen
    1471 BeitrSteirG. 23 (1891) 6
  • das gelibt ritterlichen gefengnuß oder nit weichens ... aufnemen
    1564 Strobl,Obersthofm. 134
  • nam glübde von yme mit yme als sein gefangen, wo er hin wollte, zu ryden
    oJ. Knorr,Ehrenwort 35
  • daß unsere gefangene uns und unsern dienern ihr feldt in sicherheit und gelübt hielten
    oJ. Knorr,Ehrenwort 39
II 10 Urfehde
  • alle frömbde fräfler in gelüpt oder trostung ze nemen
    1569 SGallenOffn. I 89
  • damit der fridbrecher beigefangen und uns zue glipden gebracht würdet
    1618 WürtLändlRQ. II 229
II 11 am Schluß von Urkunden zusammenfassend
  • zu eime urkunde, daz dysse glöbede gancz unde stede umerme si, so henken wir an dyssen bryf daz ingesygel
    1304 FriedbergUB. I 69
  • daz disen gab und daz gelubde immermer staet belibe, daruber habent die herren von G. disen brief versigelt
    1313 ActaTir. I 262
  • dis gelovedis unde dirre dinge ... is gezuch ...
    1313 SiegenUB. I 82
  • bestet und gevestet in gueten fürsatzen mit unsern fürstlichen gelübden, genaden und treuen
    1396 BairFreibf. 47
  • daz alle diese vorgeschr. rede, stucke und glowbde stete, veste und gancz unverbruchinlichin bleibin sullin
    1397 CDPolon.3 III 698
II 12 besondere Ausdrücke
  • mit eyden unnd gloubden gefenglich an unser handt bestricket
    1473 LeipzUnivUB. 207
  • gelübd an den stab
    1504 ArgauLsch. I 209
  • in glubt sich auf Tyrol zu stellen verfassen
    1505 Tirol/ÖW. V 13
  • mit gelubden bestrickt, sich vff sontag folgende zu gestellen
    1509/16 GörlitzRatsAnn. I/II 22
  • die partheien mugen nit allain gwalt zu recht schriftlich geben, sonder auch vor gericht mit glübt dem richter an dem gerichtsstab darzue einschreiben in das gerichtspuech
    1528 ZeigerLRb. 97
  • arrestirn ist eines leib oder gut in gelübd oder verbot verstricken
    1536 Gobler,GerProz. I 8a
  • mit einer glüpt an deß richters stab an eydes statt
    1539 BernStR. I 274
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):