Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Kanzelgericht

Kanzelgericht

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seltene Bezeichnung für Sendgericht; Tagungsort ist die Kirche, der Platz in der Nähe des Altars an den davor befindlichen Schranken (lateinisch cancelli), welche die Geistlichen von den Laien trennen, daher der Name Kanzelgericht (vgl. Koeniger, Die Erneuerung des Sendgerichts in der Diözese Fulda 1835, 36; LThK.2 IX 659). Bisweilen ist der Gerichtsort auch der Kreuzgang, das Atrium, der Kirchhof, die Sakristei, der Pfarrhof (die Quellen nennen den speziellen Ort in der Kirche nur selten; vgl. Koeniger, Die Sendgerichte in Deutschland 120). Zu den lateinischen Bezeichnungen vgl. Koeniger, Die Sendgerichte/Bonner Zeitschrift für Theologie und Seelsorge 8 (1931) 34; Haberkern-Wallach2 568
Sachhinweis: in Auswahl: Hauck,RealE.3 XVIII 209-215; Hoops,Reall. IV 167-169; EvKirchLex.2 III 935; LThK.2 IX 658-661; RGG.3 V 1697f.; Haberkern-Wallach2 568f. s.v. Sendgericht; Schröder-Künßberg7 192, 633-636; A. Hauck, Kirchengesch. Deutschlands8 V 1 (1954) 226-236; Feine,KirchlRG.4I (1964) 203, 212, 216-221, 369, 377f., 535; Plöchl,GeschKirchR. I 412-415 u. II (1962) 351, 359 .A.J. Binterim, D. vorzüglichsten Denkwürdigkeiten d. christ-kath. Kirche ... V 3 (1829) 36-57; J.E. Kopp, Gesch. d. eidgenöss. Bünde II 2/1 (1847) 89; Segesser,LuzernRG. I 593 u. II 820-825; R. Dove, Untersuchungen über d. Sendgerichte/ZDR. 19 (1859) 321-394; Ders., Beitr. z. Gesch. d. dt. Kirchenrechts I: D. fränk. Sendgerichte/ZKirchR. 4 (1864) 1-45, 157-175 u. 5 (1865) 1-42; Marx,Trier I 2, 178-181; G. Schaefer, Weisthum d. Sends zu Nierstein/ArchHessG. 12 (1868) 41-55; M. Lingg, Gesch. d. Instituts d. Pfarrvisitation in Deutschland (1888) 4ff.; P. Hinschius, System d. kath. Kirchenrechts ... V (1895) 425-448; Soest p. 79-81; N. Hilling, D. bischöfl. Banngewalt, d. Archipresbyterat u. d. Archidiakonat in d. sächs. Bistümern/ArchKathKR. 80 (1900) 80ff.; Ders., D. Entstehung d. münsterischen Archidiakonate/ZWestf. 60 (1902) 18ff.; Ders., D. Halberstädter Archidiakonate (1902); A.M. Koeniger, D. Sendgerichte in Deutschland I (1907); Ders., Brenz u. der Send/Beitr. z. Gesch. d. Renaissance u. Reformation (1917) 208-224; Koeniger,SendQ.; Ders., Vom Send, insb. in der Diözese Bamberg/BambBer. 70 (1912) 27-60; Ders., D. Sendgerichte/Bonner Zeitschr. f. Theologie u. Seelsorge 8 (1931) 34-40; Ders., D. Erneuerung d. Sendgerichts in d. Diözese Fulda 1835/Kanon. Stud. u. Texte 15 (1938); E. Baumgartner, Gesch. u. Recht d. Archidiakonats d. oberrhein. Bistümer (1907) 147-164; O.R. Redlich, Jülich-bergische Kirchenpolitik am Ausgang d. MA. ... I (1907) bes. 66-68, 74, 84-86, 116-118; L. Frohn, D. Sendgericht zu Aachen bis z. Mitte d. 17. Jh., Diss. phil. Münster 1913; W. Müller, Der heilige Send zu Nieder-Flörsheim/ArchHessG.2 9 (1913) 24-30; [Chr.] Schüßler, Sendgerichts-Protokolle d. 16. Jh./JbWestfKG. 16 (1914/15) 93-113; Happe,GeistlRecht; G. Krüger, D. Münsterische Archidiakonat Friesland in s. Ursprung u. s. rechtsgesch. Entwicklung .../Geschichtl. Darst. u. Quellen VI (1925) 19, 21-28, 48-115; K. G. Hugelmann [Hg.], Kirchl. Aufsichtsrecht aus d. Nachlaß v. R. R. Scherer/Zeitschr. f. öffentl. Recht 7 (1928) 343f.; Peters, oh. Vorname, Bechtheimer Kirchen- u. Sendweistum von 1424/ArchHessG.2 15 (1928) 228-230; R. Stapper, D. Große Kaland am Dom zu Münster/ZWestf. 86, 1 (1929) 82-96; E. Meyer, D. sog. Würzburger Sendweistum/ArchUFrk. 68 (1929) 437ff.; Köhler,Ehegericht I 158-162, 170, 232f.; L. Pfleger, D. Sendgerichte u. Kirchenvisitationen im Elsaß/Arch. f. elsäss. Kirchengesch. 9 (1934) 76-106; Molitor,Pfleghafte 89-103; H. Eichenberger, D. Zehnt im Gebiet d. Grafschaft Baden ... Diss. jur. Zürich 1949 S. 52; P. Luchtenberg, D. Sendgericht v. Burscheid/ZBergGesch. 72 (1952) 51, 73; Gmür,ZehntBern 181-183; K.-H. Jansen, D. Entwicklung d. Düsseldorfer Gerichtswesens v. 16. bis z. 19. Jh./JbDüsseld. 49 (1959) insb. 124-128; L. Schmitz-Kallenberg, Zur Gesch. d. fries. Offizialats u. Archidiakonats d. münsterischen Diözese im 16. Jh.
  • so oft ... geldschuld und zins dem gotteshaus oder der pfrund, oder wenn bannschatz nicht mit willen und lieb von einem dazu verpflichteten bezahlt wird; so mag der kirchherr oder der kirchmeyer den untervogt oder den richter anrufen um ein kanzelgericht, und in der kirche richten, wenn die kirchgenossen versammelt sind, es sei feiertag oder werktag
    1484 oder früher Segesser,LuzernRG. I 478 [wohl urk.]
  • 1488 Luzern/ArchKathKR. 28 (1872) 183 [urk.?]
  • form und wyse zu hegen eyn kanzelgericht 
    1498 Hessen/Koeniger,SendQ. 150
  • um gichtig schulden ist unser entscheid also, das ein lüpriester sin untertan darumb nit laden noch bannen sol, einer welle im dann an dem kanzel gericht nit gerecht werden
    um 1500 SchweizId. VI 359
  • er [amman] schwert öch von des kantzel gerichts wegen, das der kilchen, öch der pfrůnd und der herschaft zůgehoͤrt mit sampt und lut brief und sigel unser gnedigen grossmechtigen heren von Bern ... und er der kilchen och fürdren, und frömen der herschaft trülich verenden, öch richten, strafen und handlen nach dem rechten und alter loblicher härkömnisse und brüch, och allem dem, so einem amman oder richter, och dem gericht zů stadt und gehoͤrt ... und alles nach nod ervordrüng durch ein huͤter des kantzelgerichts, so da ist ein sigrist, verenden
    1514 KonolfingenLGR. 141
  • das dritte gericht desz Eszweiler thals ist das geistlich recht, würdt dasz cantzelgericht genanth, welches dem fürsten von Zweybrucken ... zugehörig ist, vor welchem gericht alles so kirchenguetter und gefelle belangt, verhandelt würt, auch alle kirchenrechnungen verhört. item wie die kirchen, auch die kirchhöue, deszgl. die pfarhöue ... erhaltten ... geburt diesem gericht mit recht zu weiszen. item allerley ..., drucken oder nasz, auch ehlen und gewicht soll ... bey diesem gericht gefunden [werden] ...es gehört auch diesem gericht und dem cantzelherren zu verwaltten alle kirchenzucht und regiment mit anstellung und ordnung des gottesdiensts und predigampts, prediger uff und abzusetzen ..., kirchengeschworene zu welhen und dieselbigen mit ... aide anzunemen als schöffen und besitzer des geistlichen rechtens, ... alle kirchenpfleger und brudermeister zu wälhen und zu bestettigen, auch censoren zu ordnen, die begangene laster anzuregen, zu straffen, auszzuschlieszen und nach bekanter sünde in die christlich gemeindt uff gethaner busze wider uffzunemen ... alle ehesachen zu verthedigen ... über den gebresten des aussatz zu erkennen
    1579 Pfalz/Wasserschleben,RQ. 267
  • weisthumb der geschwornen kirchenscheffen Hirsawer pfarren und des geistlichen canzelgerichts im Essweiler thal von neuem erkent und beschrieben
    1587 Koeniger,SendQ. 124
  • 1587 Koeniger,SendQ. 125, 128
  • oJ. SchweizId. II 358f.
unter Ausschluss der Schreibform(en):