Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Kund(e)brief

Kund(e)brief

, m., Kundesbrief, m.

gerichtliche Urkunde unterschiedlicher Art:

I gerichtliche Urkunde, durch die auf Begehren eines Gläubigers ein Bürger zum Gast (II 2 a) erklärt wird
  • wenne man eim heimschen ingesessen man sin burgschaft künden sol ze loͤsende, ist, das man den nút kan vinden, so sol sin der, der im künden wil, vor der kilchen warten drie sunnentag von das man fronmesse zesammen lütet untz das man den segen git mit zwein burgern, dar nach git man im ein kündbrief und allen usburgern kündet man mit briefen
    um 1340 Freiburg/Alemannia 34 (1906) 244
  • um 1340 Freiburg/Alemannia 34 (1906) 249
II gerichtliche Urkunde, durch die auf Begehren eines Gläubigers dem (zukünftigen) Beklagten der Anspruch des Gläubigers dargelegt wird
  • kunde breue sall vnses heren richter geuen, so verre hey bynnen Soyst ys vnde men en gehebben kan. ind wan hey nicht dar heyme ys, so mogen dey erffrichtere dey geuen, vp dat malck syns rechten unuerkortet blyue
    1350 SoesterSchrae 395
  • die selben guͤt gingen von ime [bischof] und von sinen gotshus ... ze lehen, und bat fragen an einer urteil, wie er sich der guͤt underwinden solt, daz er reht fuͤr und niht unreht. dorumb ward erteilt, man solt kundebrif senden uf die selben guͤt, ob si imand vertreten und verantworten wolt, der solt komen uf daz nehst lantgeriht dornach und solt denne geschehen, waz reht wer
    1356 EichstättUB. II 465
  • fur mich [lantrihter] kom in geriht ... E.W. ... vnd vordert mit vrteil kundbrief vnd sant die vf alle gut vnd guͤlt, die her nach geschriben stent, ... vnd iahe, die obgeschriben guͤt vnd guͤlt alle vnd waz dor zu gehoͤrt daz wer sein
    1362 MWirzib. VI 327
  • 1369 Haltaus 1143
  • 1378 MZoll. IV 422
  • 1392 Spieß,Neb. I 25
  • und sind execucion der ladung und kundbrief darneben aygentlich in gewonlicher form bezaichent
    1441 Jung,Misc. I 243
  • 1443 Jung,Misc. I 243 u. 246
  • 1462 LandshutStR. 192
  • um 1480 Eyb,NürnbLG. 68 u. 70f.
  • 1503 BambLGRef. [16]
III
wie Fehdebrief 
  • dar vmme dat he [der e. Urfehde geschworen hat] hadde eynen kunde bref ghedreghen in vnse vrigeslot, dar hadde he syn lyf vmme verbroken
    um 1360 Seibertz,UB. II 480 Anm.
IV auf Bitte eines Beschuldigten ausgefertigtes u. öffentl. zu verlesendes Bestätigungsschreiben des Landgerichts, daß der Beschuldigte sich zum Gerichtstermin einfinden werde
  • kompt einer fur landgericht, der eins leimantz und inzicht beschuldigt wurd, onbunden und ongefangen, der mag ein fursprechen nemen und im reden lassen, er werd des oder des beschuldigt, das hab er nicht gethon ...; sol erkant werden, das man im ein kündbrieff geb in die pfarr, darin solcher leimat auff in erschollen sei. solchen brieff sol ein landpott dahin tragen und den auff offner cantzell lassen verkunden, und des brieffs inhalt sol sten, das der Hans oder Cuntz, der solichs beschuldigt werd, der wol sein recht vor dem landgericht darfur thün auff den tag; wer das sehen oder horen woll, der müg es thun
    um 1480 Eyb,NürnbLG. 72
V von einigen Bürgern eidlich u. mit Siegel bekräftigtes Alibizeugnis für einen Mitbürger, gleichzeitig Warnbrief, mit dessen vielfacher Versendung in umliegende Orte einer möglichen Blutrache an einem Unschuldigen vorgebeugt werden soll
  • kundeßbriff 
    1509 Oberhessen/M.P. Maaß, Halsgericht (1968) 11
VI Beweisurkunde
  • wan zwei parthien yn gericht komment und eyne die ander umb scholt aider burgschaiff beclaigt, der sy brieff siegel und konde habe ... und meynt die ander parthie, sulliche brief konde und anders da vor gewandt syn, sullen sy nyt erruoden, sy enbekenne auch nyt yre etwas schult zu syn und begerdt darumb yre dag zu machen, yre kondebrief und anders zu brengen
    15. Jh. TrierWQ. 25
unter Ausschluss der Schreibform(en):