Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Kuß

Kuß

, m., vereinzelt n.

zur Etymologie vgl. Kluge20 414, DudenEtym. 381, NlEtymWB. 371, IEW. 626
Bed. wie neuhochdeutsch; im Rechtsleben vorkommend bei der Aufnahme in eine Gemeinschaft, zur Bekräftigung eines Rechtszustandes oder von Rechtshandlungen, als Zeichen der Ehrerbietung und Selbsterniedrigung
Sachhinweis: HRG.1 II 1320-22 (Lit.)
  • gancge æ̂lc æ̂fter ôðrum tô cosse fratres accedant ad pacem
    1. Hälfte 10. Jh. Benediktinerregel/Bosw.-Toller,Suppl. 132
  • thi lettera fangh [des Wergeldes] is xij merck, thine to lastene, als thio seke sened is and thi kos kesseth is
    2. Hälfte 11. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 428
  • dâ si den fürsten edele mit kusse güetlich enpfie
    um 1200 Nibelungenlied, hg. de Boor (131956) Str. 1350, 4
  • G. und G. mit kusse ir suone ouch machten ganz
    um 1210 Wolfram v. Eschenb.,Parzival 729, 26
  • um 1210 Wolfram v. Eschenb.,Parzival 779, 26
  • under der missen de ... bischop versonde den keiser mit des pacis kusse mit der cristenheit unde let ine ut dem banne
    2. Viertel 13. Jh. SächsWChr. 196
  • ruochet si's, so sol ich gahen, unt sol ez mit kusse enpfahen, mit ir geren sol si'z selbe lihen mir
    1. Hälfte 13. Jh. HMS. I 209
  • dô der künic mit kusse versuonte sinen zorn, dô muose man in gelten swaz si heten verlorn
    Mitte 13. Jh. Kudrun(Symons) 159 V. 1
  • swen man toetlich vintschaft in suone verrigelt, die bestaetigt man und versigelt ze jungist mit dem kus 
    Anf. 14. Jh. ÖRChr. I Vers 17951
  • wir setzen in der obgeschriben gûte und dorfere in leiplich nutz und gewere mit dem kusse 
    1351 Würzburg/Lexer III Nachtr. 288
  • ther efter hat ma mi biada, her N. ti jeldane mit sawentundister haler merk ... an that word, that hi mit there fia jefte muge thine ferde bihwerwa, thine kos kapia and tha sone thingia
    Ende 14. Jh.? His,FriesStrR. 367
  • darauf hat unser gnädigster herr ihm die belehnung selbst mit dem kuss, wie wöhnlich, gethan
    1557 Haltaus 1227
  • 1561 CoutGand II 375
  • im 12. und 13ten seculo haben bey dem magdeburgischen lehen-hofe die grafen von M. ... die lehen folgender gestalt empfangen: der lehen-herr reichete dem vasallo, so ihm mit ehrerbietung die rechte hand gab, mit umgefangten armen, kuß, fuß-tritt und backenstreich die belehnung
    1727 Lünig,CJFeud. III 721
  • 1727 Lünig,CJFeud. III 722
  • man bedienet sich auch des kusses zur bestaͤttigung der rechte z.b. bey der feyerlichen uebergabe und bey verloͤbnissen. daß hiedurch eine jungfrau nicht von ihrer ehre und rechten verliehre, habe ich ... gezeiget. aus dem blossen kusse kan weder eine deutliche einwilligung in die ehe, noch sonsten eine guͤltige verbindlichkeit geschlossen werden
    1762 Wiesand 659
  • 1792 Eisenhart 496
  • selbst das leiseste beruͤhren des koͤrpers eines andern, selbst ein kuß, wider willen desselben, ist hinlaͤnglich, um ihn [den begriff einer injurie] zu begruͤnden
    1798 Grolman,KrimRWiss. 203
  • auch noch heut zu tage wird der neu erwaͤhlte roͤmische kaiser von dem erz-bischofe zu Maynz zuerst und hernach auch von andern staͤnden des roͤmischen reiches mit diesem kusse gebuͤhrend verehrt
    1801 Krünitz,Enzykl. 57 S. 161
  • zu den feyerlichen oder symbolischen kuͤssen gehoͤrt zuvoͤrderst der akademische kuß, der, wie noch auf einigen universitaͤten gebraͤuchlich ist, dem doctoranden bey oͤffentlicher promotion vom decano zum zeichen seiner freundschaft, und daß er ihn nunmehr fuͤr seines gleichen erkenne, gereicht wird
    1801 Krünitz,Enzykl. 57 S. 165
  • ob gleich ein kuß, den ein braͤutigam seiner braut giebt, nach der rechts-gelehrten meinung keine heurath schließt, so hat doch der braͤutigam durch das kuͤssen angezeigt, daß die ehe-verbindung gewiß darauf erfolgen werde, und er daher der braut, zu dessen bestaͤtigung, den kuß als ein unterpfand gegeben
    1801 Krünitz,Enzykl. 57 S. 169 [ebd. 176]
  • dieses gesetz handelt von der schenkung zwischen verlobten, daß naͤhmlich, wenn ein braͤutigam seiner braut vermittelst eines kusses etwas schenkt und einer von beyden vor der ehe-vollziehung stirbt, die haͤlfte des geschenkten dem uͤberbleibenden eigenthuͤmlich seyn und die andere haͤlfte den erben des verstorbenen anheim fallen sollte. wenn aber kein kuß dabey vorgegangen ist, so soll die ganze schenkung unguͤltig seyn
    1801 Krünitz,Enzykl. 57 S. 179f.
  • die reception [des candidaten zu einer domstelle] geschieht feyerlich mit uebergabe des rings, groschens, kuß, eidesleistung auf die statuten und geheimnisse
    1801 RepRecht VI 217 Anm. m
  • es giebt verschiedene kirchen-lehen, welche der praͤlat mit einem kuß besonders an die damen verleihet
    1804 Krünitz,Enzykl. 69 S. 283
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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