Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Löffel

Löffel

, m.


I wie neuhochdeutsch; rechtlich bedeutsam:

I 1 als Übergabesymbol
  • [Verpfändung von varende haue] mit dem mynnesten rechte vormiddest eynem vronen vnde mit eynem suluernen lepele na lubeschem rechte
    1436 LübUB. VII 685
I 2 als Wurfgerät zur Ermittlung eines rechtlich gebotenen Abstands
  • [um eine neue] bienenstelle auszumitteln, soll ... der immker ... seinen honiglöffel so weit, wie er kann, werfen, hierauf soll er sich an den ort begeben, wo der löffel niedergefallen ist, und ... einen andern wurf thun
    1820 Spiel,Arch. 3 (1820) 114
  • oJ. Mailly,RA. 20
I 3 hölzerner Riesenlöffel beim Hänseln 
I 4 Gebrauch eines gemeinsamen Eßlöffels im Gefängnis als Strafe bei streitenden Personen (häufig Ehepaaren)
  • bede münsterwächter sollen in unguetem nichts mehr uff der wacht miteinander anfangen oder man werdt sye sonst bede in das goldschmiedsloch zusamen sezen und ein leffel geben, biß sye eins werden
    1610 Breisach/C. Schott, Zwangsversöhnung: ein Löffel, eine Schüssel, in: Fschr. Carlen z. 60. Geburtstag (Zürich 1989) 471 [ebd.ö. u. zS.]
  • wyll nun min herren ... den fhäler zu beiden seiten [der streitenden Ehegatten] gefunden, sindt sy zusammen jnn das loch erkhendt, dem chorweibel bevolchen, inen nur ein schüssel vnd löffel zegeben, ob sy villicht hierdurch dess einen werden
    1613 SchweizArchVk. 46 (1950) 53
  • [zwei Eheleute] sind zusamen ynglegt worden zu eim löffel und schüßlen
    1630 Bern/C. Schott, Zwangsversöhnung: ein Löffel, eine Schüssel, in: Fschr. Carlen z. 60. Geburtstag (Zürich 1989) 467
  • hat man 2 ehleuth, so uͤbel mit einander gelebt, in das blockhauß gethan vnd mit einem loͤffel essen lassen
    1660 MemmingenChr. 130
I 5 als sinnbildl. Bez. des kleinsten Vermögensbestandteils bei einer Erbschaft
  • 1457 SchwäbWB. IV 1274
  • dz lebendig dz tot solt gantz erben und sin gůt landtrecht han ... und sider si ein loͤffel geerbt hetti, si soͤlti ein pfund bezalen
    1458 SaanenLschStat. 114
  • wenn ein husvater stirbt, so muoss einer all syn verlassene hab mit dem abt dritteilen, ouch den löffel im korb
    1529 SchweizId. III 1152
  • 16. Jh. Reyscher,Stat. 286 Anm.
  • loͤffel und faß mit den kindern theilen
    1741 Frisch I 619
  • loͤffel und faß theilen. alle vaͤterliche und muͤtterliche guͤther theilen
    1762 Wiesand 706
  • oJ. MittOsnabr. 18 (1893) 228
II
Maß

II 1 Meßlöffel, den 17. Teil eines Pfundes Öl fassend
  • 1317 OÖUB. V 191
II 2 (idR. der) 16. Teil des an einer Waage befestigten Kessels (II 4) zum Abwiegen der Milch
vgl. Immi (II)
  • 1804 Weiss,AlpwGrbdn. 225
  • 10 pfd. milch heissen bei uns ein zieger. dieser ist in 16 löffel abgeteilt, nicht eigentlich löffel oder ein maass, sondern ein gewicht von 2 1/2 viertelpfund
    oJ. SchweizId. III 1153
II 3 Getreide-, Bohnenmaß
III wie Löffelrecht 
  • gevrydt metter poirterschap tegen onsen lieven ... heere ende vrouwe van Brabandt alse van haren tolle ende lepele 
    1377 DRWArch.
IV den Löffel noch lecken können "das Recht auf eigene Haushaltsführung haben"
V rotwelsch: Paß
unter Ausschluss der Schreibform(en):