Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Mundmann

Mundmann

, m., pl. auch Mundleute


I wer einem Mundherrn innerhalb eines Treue- und Dienstverhältnisses untersteht. Im 13. Jh. wird die Aufnahme von Mundleuten den Stadtbürgern wegen der möglichen Klientelbildung untersagt; das erste bekannte Verbot ist im Privileg Friedrichs I. für Nürnberg von 1219 enthalten, und 1235 spricht der Mainzer Reichslandfriede, von fürstlichen Interessen bestimmt, ein allgemeines Verbot der Mundleute aus
  • nullus autem absque beneficio alicuius homo causa defensionis, quod teutonice dicitur muntman, sine licentia advocati fiat
    1109 FritzlarRQ. 210
  • quicunque civis antedicte civitatis fecerit se alicuius muntman, tam civis ille quam qui hoc modo receperit eum gratiam nostram demeruit et in utroque pax non violatur
    1219 Nürnberg/Beyerle,Beitr. XIII 2 S. 300 Anm. 1
  • statuerunt, quod neuter eorum recipere debeat vel habere vassallos, id est muntmannos, in bonis suorum nobilium hominum vel in bonis domus theutonice
    1230 HohenloheUB. I 58
  • item peticioni civium assentimus statuentes, ut singuli potentes de civitate sua, qui vasallos sibi faciunt ad turbandam pacem civitatis, qui mundman vulgariter nominantur, ad municionem civitatis dent decem libras
    1230 Regensburg/Keutgen,Urk. 199
  • der keiser gebiutet och daz bi sinen hulden, daz niemen deheinen pfalburger habe noh deheinen muntman; ern wil ir och in sinen stettn niht
    1235 Mainzer Reichslandfriede/MGConst. II 256
  • de mundleut. item de hiis, qui habere solent vassallos vulgô muntliut, ab huiusmodi cessent dominio, percepto statuto; alioquin violatores pacis habeantur
    1244 bayrischer Landfriede/MGConst. II 575
  • ez sol dehein man muntleute haben, oder er ist fridebræch
    1256 Bayrischer Landfriede/MGConst. II 599
  • die ratgeben sint ze rate worden ... und habent gesetzzet mit dem vogte der stat ... daz nieman in der stat chainen muntman haben sol
    1276 AugsbStR. Art. 27 § 7
  • ne quisquam teneat homines alterius titulo, qui dicitur muntman 
    1276 OÖUB. III 451
  • es sol auch niemant dhainen muntman haben, und wer si darüber hat, der sol si lassen, wenn er des ermant wirt von seinem rechten herren, oder er můs dem herren geben fünf phund; und sol der richter dem herren das gůt intwingen und sol auch dannoch den muntman ledigen
    1278? ÖLR. Art. 48
  • quod nullus civis aliquem proscriptum aut famulum qui muntleyt dicitur, in ipsa civitate P. fovere audeat
    1287 CJBohem. I 225
  • so setzen wir, daz nieman keinen muntman habe, vonde ez vomme riche verbutden ist muntman also, daz nieman dem anderen keinen dinest du umbe daz er in bechirme unde ime gebunden si
    1287 WormsUB. I 279
  • ouch hat der scheffen geweist, dat ein vait von S. noch seine burchlude ensullen ... kheine muntleude entfain
    1298 Eifel/GrW. II 520
  • item recepit et alios recipere permittit muntman apud W.
    Ende 13. Jh.? MittErfurt 6 (1873) 232
  • ez sol niemen deheinen muntman habn oder er ist fridbræch; und sol dannoch des herzogen sin, swaz derselb muntman hat
    1300 Freising/MGConst. IV 1221
  • daz nieman zu M. sal halden muntlude die ieman dienen, odir gebin, iz sin cristen odir iuden
    1300 Mainz/Rooth,Vrastmunt 77
  • aüch wollen wir ez nit und verbyden, daz keyn unser buͤrger, er sy ritter ader knecht, keynen man sich zyhe ader nemme, daz er sin man sy, der do ist geheißen sin muͤntman 
    13./14. Jh. Kohler-Koehne,Worms 47
  • swer sich in der stat deheinen herren anzivhet in mvntmans weise, der geit der stat fvͤmf pfvnt
    1312 Ingolstadt/MWittelsb. II 205
  • ez gebitent min herren, daz ieman, der sin eigen brot izzet, dehenem mann iht nach ge; swer ez dar uͤber tut, der muz fuͤnf pfunt geben und wellent in min herren dar zu fuͤr einen muntman haben
    um 1320 RegensbUB. I 724
  • daz er in besleuzet mit tiur unde mit tor unde niht sein muntman ist, ane geverde, und in ze fluhtsal auch niht inne hat
    um 1320/60 NürnbSatzB. 134
  • der do muntman wiͤrt, der geb dem gericht zway pfunt und dem herren, dez er ist, zwai pfunt, ob er sich muntmannet an seinen willen
    SalzbLO. 1328 Art. 23
  • dar nach daz chain muntman bei in in ierer stat icht sein sol, der anderswo an einen andern herren ziehe dann an vns
    1337 SteirGBl. 2 (1881) 172
  • liceat in praedictis terris nostris et dominiis habere homines hujusmodi, qui mundleute vulgariter appellantur
    1355 CJBohem. II 1 S. 399
  • daz er [ein straffälliger Bürger] furbass keyn mundeman des lantfrieden von unsirn wegen sol syn, noch keynen rat by uns besitzen
    1370 MittPfalz 15 (1891) 117
  • mundmann ist alzo vil alz eyn vorreder
    vor 1387 Böhlau,NC. 21
  • S. gibt von der widem gut stewr, huner und frone, dorauf itzunt der Sch. sitzet, und ist ein muntman 
    1398 QKulmbach 230
  • so ist das vmb die munt lewte, swaͤr ein muntman ist vnd wirtt man das innen fur war, der muss x pfunt geben, hat er der pfennig nicht, so slecht man im ab die havt und har
    14. Jh. RegensbFriedg. 77
  • ein itzlich montmann sol das gericht suchen
    1418 Hessen/GrW. III 372
  • wir verpieten daz niemant mundleut aufneme, oder ainer an den anndern oder ander munden, sondern jedermann pey seiner herrschaft beleibe, der er zugehört
    1420? Passau/Schmeller2 I 1623
  • so enthalt her W. wider mich phaffen vnd laÿn, vnd nymbt die mein zu muntleutten auf wider die landhantfest, dar inne das nemlich verpoten ist
    um 1420 SPaulUB. 339
  • ab ymant ... wider diß unser gesetze zu pfalburger zu burger oder zu muntleuten empfangen weren
    1431 RTA. I 569
  • nachdem in der stat buch muntleute zu haben verboten sind, davon vil clage weren von geistlichen und weltlichen edeln und unedeln, die sich des lang zeit beclagt hetten, das die burger ir arm leut und hindersassen zu aygin in versprechnüsz weise uffnemen und wider ir hern und meniglichen vertaidingten und versprechen, domit sie die in widersessig und ungehorsam machten
    1457 AugsbStR. S. 294
  • es sint mer muntlewt gewesen ... die gelt und habern geben haben
    1462 CadolzburgSalB. 300
  • wir wollen und schaffen auch ernstlich, daß fuͤro keiner unsrer pfleger noch richter keinen mundmann mehr aufnehme
    1464 BairLT. V 104
  • darbi aber vormals versetzt ist ... kainen zu burger nimmermer uf noch inzenemmen, der iemands zinser, mondtman als sust in anderer wis iemant verwandt ist
    1489 LeutkirchStR. 104
  • [Graf P. sind diese Gefälle zugeteilt worden:] 1 gulden 1 albus von mondt-leuten 
    1515 TrierArch. ErgH. 12 (1911) 42
  • es sollen auch alle, die zum stab gehoren, unfuerpotten stên und des richters aldo gewarten; ausgenommen die zwelf am ringe, mundtleutten, gedingten êehalten, huetleutten und witbein
    1516 HohenburgMarktR. 50
  • daß hinfuro ein mundmann in der hofmark, der ein dienstehalt ist den pfleger einzuschreiben soll geben 6 pfennig
    1523 Altdorf/JbMittelfrk. 56 (1909) 59
  • den 29. novembris, ist S.W. von R., ein mundtman zue B., der vrsachen halben durch die amtleut ... gefencklich eingetzogen worden
    1563 NeuburgKollBl. 55 (1891) 17
  • haußgenoß, bestandtman, mundtleut 
    1564 Schwartzenbach(Haß) fol. 52v
  • herzog A. verliche ime das mundtrecht auf den mundleuthen zu K.
    1585/88 Freyberg III 449
  • [Grundherrschaft] samt zubehör, untertanen, einwohnern, lehen-, mund-leuten, schutz- und schirmverwandten
    1700 Bayreuth/Matzinger-Pfister,Paarformel 172
  • also müssen z.e. die unterthanen zu T., welche sonst dem kloster-herrn iedem mit erb-huldigung zugethan, und dem marggrafen zu B. allein als schutz- und mundleute verwandt sind, jährlich auf Michaelis 15 floren mund-geld geben
    1739 Zedler 22 Sp. 790
  • mundmann vel mondmann, est vir alienae potestati subiectus
    1760 Hellfeld III 2146
  • mundleute, mundmanne, die unter eines andern schutz und gewalt stehen
    1762 Wiesand 763
  • es war eine besondere verfassung der teutschen schuzherrlichkeit, deren gattung die vogtey gewesen ist, daß sie die gerichtsbarkeit uͤber die schuzverwandten und mundmannen in sich begrif
    1785 Fischer,KamPolR. II 23
  • so mag der houbtherre des gutes wol vor dem meiger und zweien hubern einen stulgenossen oder muntmann setzen an sine stat dem hofe gehorsam zu sein
    oJ. Unterelsass/GrW. I 731
II
Schutzherr, Mundherr, Vormund 
vgl. 3Mund
  • und wanne die vorgenante C. nùt mùntbürtig ist, so ist der vorgenante H.H., ir muntman 
    1348 ZGO. 36 (1883) 217
  • also daß ihr deheiner deheinen muntman zu einem herrn hab
    1458 WürtLändlRQ. II 864
  • einer geistlichen person und ainem weybsbild gibt man [vor Gericht] ain anweiser oder muntman 
    1484 WürtLändlRQ. I 149
III Richter in einem Landfriedensbund
  • soll der notfest streng ritter herr B. ... ein gemeiner mundmann sein, von der herren und stett wegen allergemeinlich
    1343 Elsass/Datt 137
  • soll der notfeste strenge ritter C. ... der elter ein gemein mundtmann seyn
    1351 Buder 793
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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