Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Redlichkeit

Redlichkeit

, f.

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I Anständigkeit, Ehrlichkeit, Rechtschaffenheit, als Voraussetzung für öffentliches Wirken (Bekleidung eines Amtes, Zeugenaussage); metonymisch auch Tugend (Mitte 14. Jh.), guter Leumund, Ruf
  • de dre velde de he gheyt / bedutet vns de dre redelicheyt / de de richter hebben schal
    Mitte 14. Jh. SchachbStephan V. 5613
  • de manschop sind des prelaten hulpen tho dem kore, unde he ist de hovet-mann, darum scholet se sick in redelikkeit na em richten
    1399 v.Arnswaldt,Lüneb. 60
  • tertio zo heist ouch gotisrecht naturlich recht darumme, das is redelichkeit an eme hat, alz wer icht gelabt, daz ist naturlich unde redelich, daz er is leiste
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 183
  • den man zu eynem burgermeister kysen sal, der sal geschicket seyn czu redlichkeid, weislich und erlichin und nicht hofferticlichen
    um 1400 LiegnitzStRb. 46
  • dennoch sal haben der schreiber künst und vornumfft, ere und redlichkeit und weysen rat und antwort
    um 1400 LiegnitzStRb. 48
  • men sal dat seker weten, dat men sal dorren sweren, want in wat eeden niet en sint wairheit, redelicheit ind rechticheit, dat is een meeneedt, want hi sweert, des hii niet en weet
    1430 KleveÄltStRHs. 82
  • weme to redelicheit unde rechtverdicheit leve is ... deme vorlenet god lucke unde heyl
    1438/66 HambZftRolle 59
  • domit sie [bei Gütertausch] also in geteilten vnd gemengten zcinsen nicht sitzen durfften, als haben wir angesehen redelichkeit irer bete vnd darümb vnser gunst volwort vnd guten willen zu sollichem wechsel geben
    1453 HMeißenUB. III 111
  • welcher under den cammergerichtspersonen sich solcher visitation, correction und reformation weygern oder sonst bey inen irer lehre, geschicklichkeyt, redlichkeit und wesens halben untauglich erfunden
    1555 RKGO.(Laufs) I 50 § 2
  • daß in allem kirchenregiment darauf gesehen werde, daß man erstlich das decorum, das ist zucht und redlichkeit, halte
    1566 Hessen/Sehling,EvKO. VIII 182
  • er hat ... vorige sein haußfraw, wider sein eheliche pflicht, trew vnd redlichkeit ... verlassen
    Ende 16. Jh. Schmidt,AnsbachMusik 32
  • die allgemaine fragstuckh sollen fürnemblich allein dahin gerichtet sein, das dardurch des zeügen, erbar redlich: vnd vnpartheyligkheit, möge erkhundiget ... werden
    1654 NÖLO. I 35 § 2
  • alle injurien so an ehr und redlichkeit gehen, alß auch schlägereyen, so in dem ambte forfallen, davon blau und blutt folget, werden zur obrigkeitlichen strafe verwiesen
    1683 Kolz,LütjenbHandw. 121
  • es ... pflegen die handwercker einen genauen unterschied zwischen dem gemeinen buͤrgerlichen stande, dessen ehre und unbescholtenheit, und zwischen dem handwercksstande, dessen ehre und redlichkeit zu machen
    1741 Zedler 30 Sp. 1637
  • sollen unsere schlesische ober-amts-regierungen jede einen von ihren subalternen, auf dessen redlichkeit und exactitude sie sich verlassen kann, in vorschlag bringen, um die ... kanzeleigebühren ... einzucassiren
    1755 ActaBoruss.BehO. X 382
  • daß es gegen alle redlichkeit und rechtschaffenheit laufe ... wenn eine großjährige mannsperson ... sich mit einer frauensperson auch ohne zeugen verlobet
    um 1772 Pufendorf,HannovLREntw. Tit. 24 § 5
  • wenn jemand sich in einem kontrakte, der eine besondere redlichkeit erfordert, der untreue schuldig gemacht ... so wird er ehrlos
    1785 Fischer,KamPolR. I 268
  • bey jedem nachfolger im besitz wird die beschaffenheit seines besitzes bloß nach seiner eignen redlichkeit, nicht aber darnach beurtheilt: ob sein vorfahr ein redlicher ... besitzer gewesen sey
    1794 PreußALR. I 7 § 40
II Rechtmäßigkeit; Ordnung (II), Gesetzgebung
vgl. Recht (I)
  • misdeders geld ... dat schole wy alle vthslaen na redelikeit 
    1393 Fidicin IV 96
  • das euwer herre herczog S. uns und unserm ordin entsaget hat ane recht und redlichkeit 
    1396 CDPruss. VI 35
  • wise, wo de achte unkreftich werd geholden mit reddelicheit na inholde der nagescreuen articlen
    1419 Stobbe,Beitr. 177
  • hette er aber kein eigen hauw zu B. ... so sullen die burger da selbs dem ertzbischoff ader den sinen hauw geben zu noitdorfft und redelichkeit, ane alles geverde
    1434 Buchen 281
  • das sie solche zwene pfenninge an dem gerichte sechs iare nacheinander von data dieses briefs innehalden, geniessen und nach redelichkeit gebruchen sollen
    1437 TorgauUB. 33
  • dat sulke beschedigere to rechtverdinge gebracht, to allir teringe und koste wedderkeringe ghedwungen und na redelicheyt ghestraffet werden
    1439 QuedlinbUB. I 339
  • de ditmerschen hebben den vnsen dat jegen recht vnde reddelicheit mit walt affgedrungen
    1447 DithmUB. 58
  • gebiten wir, daz vorbaß mer nymand, der buße kom, fremde gerichte ... suchen sulle, noch sich umbe keyne buße bewerben hinder der stat, da mete, man eyneß guten manneß gerechtikeit und der stat retelichkeit neder slan welde
    um 1450 OschatzStat. 55
  • das solliches in gute czufürt unde noch redelikeit abgetragen werde
    1472 PaulinzelleUB. 407
  • wane de drierleie punten obgeroirt iren vortgank gewinnen, as beide fursten ind i.g. sementlige ritterschaften ind lantschaften des in ungezwivelden vertruen sin, alre redelicheit ind billicheit na so geschien werde
    1515 JülichLTA. I 193
  • auf dessen redlichkeit und justizeifer wir ... unser ... vertrauen setzen
    1755 BlWürtKG. 7 (1903) 75
  • daß der besitzer ... schon aus der natur der an sich gebrachten sache ... einen gegruͤndeten verdacht gegen die redlichkeit seines besitzes haͤtte schoͤpfen koͤnnen
    1811 ÖstABGB. § 368
III
Rechtsanspruch, rechtliche Handhabe
  • dreuen sy vnse becker to hone ... vp eren market, so dat sy ... ore brod in den pul vallen, so sy doch nyne redelicheyt yeghen vnse becker hadden, dat wytlik ys, dat vnser becker brod louelik was
    1420 BrandenbStUrk. 106
IV Pflicht; speziell: Abgabe; Redlichkeit tun seine (Zahlungs-) Pflichten erfüllen
  • [dem] C.v.P., de myn negeste erue ys, deme scal H. vorescreuen don ene reddelegheyt, alse yk em wol tholoͮue
    1380 MecklUB. XIX 503
  • do ist keyn dinst noch reddelichkeit geschen sind dem strythe
    1. Hälfte 15. Jh. DOrdGrZinsb. 135
  • desulven swaren und kerspelbur schölen dem kerckheren redelicheit don na wonliker wise andere kerspelkercken
    1451 Westphalen,Mon. II 433
  • welcke suster effte broder dusse gilde holden will, de sall vor sine pflicht einen schillingk betalen, so sall men em alle redelicheit uth diesser gilde wedder doen
    1463 Stieda-Mettig 409
  • to der koste schal he gheven beer vnde don redelicheit, so vnse vorvaren hebben ghedan
    1476 Wehrmann,Zftr. 361
V Vereinbarung, Statut
  • hyr volghet nu de redelickheit, de de broder under malkander scholden holden by sodeme broke
    vor 1512 HambZftRolle 261
VI Vernunft, Verstand
bdv.: Rede (XIII)
  • ik L.B. ... bi redelcheid myner sinne vnde witte ... sette myn testament
    1372 Lasch,NdStB. 19
  • wal was he [Testator] nicht starck van lyve, doch was he syner vorstantenisse, redelyckheit unde sinne
    1474 OstfriesUB. II 36
VII Versorgung
  • eyne gude herberge, dar men redelicheid unde stallinge vor dertich perde ... hebben moge
    1491 HanseRez.3 II 442
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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