Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): 1Schaft

1Schaft

, m.

zu den mnd. u. mnl. Formen mit -cht für -ft vgl. Schacht 

I Stab, Stange

I 1 als ausgestecktes Verbotszeichen für den Marktbetrieb bis zum genehmigten Beginn der Verkaufsveranstaltung
  • do czwen man einen schaft āuf dem marcht stechet dy weil suͤllen dy marcht hoken nicht chavfen. wen der schaft aus ist gezogen zo muͤgen si chavfen waz si woͤllen
    1378 SilleinStRB. 68
I 2 zur Befestigung eines Schankzeichens
  • dat hij [Weinzapfer] dat ander legell niet opsteken en sell, dat yerste en is wt, ende wt doen roepen tusschen den tween bruggen [dh. über die ganze Länge der Gracht] ende dan enen hoep wtsteken voir anden schafft, so dattet een ygelic weten ende bekennen mach
    1431 UtrechtRBr. I 289
II Lanze, Spieß, Speer, sowohl der lange, hölzerne Teil ohne Klinge als auch pars pro toto für die ganze Waffe; auch als Längenmaß (Belege 1426, 1666); auch als Symbol bei der Inbesitznahme von Land (Beleg nach 1275)
  • [trägt j. einen Speer über der Achsel und ein Nachfolgender verletzt sich daran,] gif beforan eagum asnase, gielde þone wer; gif hine mon tio gewealdes on ðære dæde, getriowe hine be þam wite ⁊ mid ðy þæt wite afelle, gif se ord sie ufor þonne hindeweard sceaft. gif hie sien bu gelic, ord ⁊ hindeweard sceaft, þæt sie butan pleo [wenn er vor den Augen aufspießt, gelte er den Mannwert; wenn man jenen der Selbstmacht bei dieser Tat bezichtigt, schwöre er sich rein gemäß dem Strafgeld, und fälle damit das Strafgeld, wenn die Spitze um drei Finger höher ist denn der hinterwärtige Schaft. Wenn sie beide gleich sind, Spitze und hinterwärtiger Schaft, sei das ohne Gefährde] 
    892/93? (Hs. um 1100) Liebermann,AgsG. Af 36
  • da [an einem Brunnen] stahte der herzoge von Beyern sinen schaft unde sprach also: "diz lant han ich betwungen; diz lant hœre iemer mere ze Beyerlant"
    nach 1275 ProsaKaiserchr. 137
  • wo grot schal dat land wesen, dar men vull landrecht vm doen schal? vm also grot landes alse enes kempen schilde breth vnde ene schefftes langk, dar hört voll lag vnde landrecht to
    nach 1426 Eiderstedische Krone .../Richth. 567
  • ac bundens to hiara skefte thes keninges hereteken, hv hit alle folke trowe were, thet alle fresan frei were, thi berna and thi vneberna, alsa longe sa thi wint fonta wolcnum weide and thio wralde stonde [auch banden sie des Königs Heerzeichen an ihre Lanzen, damit es allen Leuten sicher wäre, dass alle Friesen frei seien, der Geborene und der Ungeborene, solange der Wind von den Wolken wehen und die Welt bestehen würde] 
    1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 56
  • daß, wenn einer dem andern soviel land abgewandt, als eines kaͤmpfers schild breit, und ein schefft lang, solches so hoch angezogen und gestrafet worden, als wenn er ihm ein demth landes haͤtte entwaͤldiget
    1666 Heimreich,NordfriesChr. I 300
  • buͤchen-baͤume, so zu schaͤfften ins zeughauß gefaͤllt werden
    1696 HessSamml. III 404
  • wann die schaͤffte auff dem walde außgehauen, [soll] der renth-cammer durch den schaͤffter ... anzeige geschehen
    1696 HessSamml. III 404
III
Messlatte, -stab
bdv.: Rute (VII)
  • fior thing rorat scolanga: londcap, met skefte bimeten an mith pale bisleten [auf vier Geschäfte bezieht sich eine Vertragsstrafe: Kauf von Land, das mit der Rute vermessen und mit Pfählen abgegrenzt ist] 
    1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 156
  • wor twedracht ys vmme arffgud edder buschifft, so schalmen den acker delen na der buren acht vp schefft vnde mate
    1466 Richth. 577
IV eine Maßeinheit
bdv.: Rute (XIII)

IV 1 ein Flächenmaß
  • viii 1/2 hont lants ende xii 1/2 scafte liegende in den gerichte van B.
    1328 MnlWB. VII 197
  • in den polre van den heeren 4 mergen een hont 80 schaft landts
    1410 Beekman,DijkR. II 1411
  • van yeder schaft [eines Gartens] betaelende een stuyver tsjaers
    1597 VerslOudeR. 13 (1967/71) 379
IV 2 ein Volumenmaß
  • eene roede vierkant ende een spit diep voor een schaft gerekent
    1598 Beekman,DijkR. II 1412
IV 3 ae. scæfta munda ein Maß (von der Größe einer Faust mit ausgestrecktem Daumen?) vgl. Bosw.-Toller 821
vgl. 4Mund
  • ðus feor sceal beon þæs cinges grið fram his burhgeate, þær he is sittende, on feower healfe his, ðæt is III mila ⁊ III furlang ⁊ III æcera bræde ⁊ IX fota ⁊ IX scæftamunda ⁊ IX berecorna [so weit soll der (örtliche) Sonderfriede des Königs reichen, vom Tor seiner Burg, wo er derzeit residiert, aus nach dessen vier Richtungen (überall) hin: nämlich 3 Meilen und 3 Furchenlängen und 3 Ackerbreiten und 9 Fuß und 9 Schafthände und 9 Gerstenkörner] 
    um 940/1010 (Hs. um 1125) Liebermann,AgsG. Pax 1
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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