Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Send

Send

, m., n., f.

aus einer Nebenform senodus zu lat. synodus; ae. seonoþ, afries. sineth; schweiz. auch sempt 
Sachhinweis: HRG.1 IV 1630f.; LexMA. VII 1747f.; Hauck,RealE. XVIII 209ff.

I ein kirchliches Gericht, urspr. vom Bischof anlässlich der turnusmäßigen Visitation über die Gläubigen eines Pfarrbezirks abgehalten, dann durch einen vom Bischof entsandten Sendherrn (I); das idR. mit (oft sieben) Sendschöffen besetzte Gericht urteilt über (von den Sendrügern gerügte I) Sendbrüche (I) im Beisein der gesamten Pfarrgemeinde; seit dem SpätMA. und insb. seit der Reformation (III) zT. in weltl. Händen, mit geändertem Sendrecht (I) und oft anderer Zuständigkeit; meton. die Gerichtsbarkeit
vgl. Aftersend
  • als ma wroeght eden ... so is di huusman niaer self ti swarane ... dan hi aeghe toe daeiane senith [wenn man Eide rügt, ... so ist der Hausmann näher berechtigt, sich selbst eidlich zu reinigen, ... als dass er sich einem Sendgerichtsverfahren zu unterwerfen hätte] 
    10. Jh.? (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 188
  • iewelk kersten man is senet plichtig to sükene dries in me jare, sint he to sinen dagen komen is, ... de is aver drierhande: scepenbare lüde, die der biscope senet süken solen; plechhaften der dumproveste; lantseten der ercepriestere
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. I 2 § 1
  • is en pape enen borgere scůldich man mot ine wol ophalden, oder sinen wagen oder sin gvͦt, dat man nenen senedh dar vmbe soken ne darf
    1227 BrschwStR. § 19
  • an da bannena thinghe iefta an dae bannena sinnethe [im gebotenen (weltlichen) Gericht oder im gebotenen Sendgericht] 
    1. Hälfte 13. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 352
  • darna worden se wrocht an deme senede to Halverstat, dat se sibbe weren
    um 1260 SächsWChr. 199
  • so wor enem manne en juncfrouwe efte en wedewe gelauet wert, an beyden siden vort to varende alse stat recht is. unde wert he vnder der tyd van ener anderen beclaget vor deme seende, de juncfrouwe efte de wedewe schal na eme beiden dre maente
    1270 (Hs. 1493) HambOrdB. C 13
  • so we enen echten gaden heft vnde bi des leuendes nympt enen anderen, vnde we des vor deme senede vorwunnen wert de schal dat beteren mit sineme liue
    1270 (Hs. 1493) HambOrdB. K 6
  • die erzpishoue gepietent ir sende mit rechte den die in irm erzpishtum sitzent
    nach 1280 Schwsp.(Langform M) LR. Art. 126
  • welken seende men plach tho holden nae onsen vrowen daghe nativitatis, men to G. plach men den eersten seende to kundighen nae sunte Michiel, ende de afterseende saeten wy nae onssen willen
    1332 MGroning. I 122
  • item seint gefraicht, abe knecht oder megde in dem sent geheischen würden, oder sunst eins das ander uffentlich versprech, wie man sich damit halten soll? antwort: sagen, man sull solichs vor den amptman und kelner uszrichten
    1335 (Hs. 1545) Eifel/GrW. VI 626
  • iczlich cristen man ist phlichtik sint czu suchin drie stunt in dem iare, sint her czu sinen iaren komen ist, in dem bischtum do her inne gesessin ist
    1. Hälfte 14. Jh. NeumarktRb. 129
  • do man den heiligen syehent besaz in der kirchen zu B.
    1351 Boppard/RhW. I 1 S. 9
  • dz vnser her einen sempt vf satzte an gemeines lantz rat, vnner des selben semptz lüt schickte vmb lib vnn vmb gut vnn vswendig gerichtes des landes lüt fuorde vnd si verdarbte
    1385 ArchSchweizG. 17 (1871) 80
  • welich persone die ander persone vur dem heylgen sehnde ... roygde ... und eme synen guden lumůnt ... vernyedert, und kunde das nyt zu brengen myt ereberen geczugen ..., so sal die persone, die den andern roget zu unrecht, die selbe boeß und pene gelden, die die persone gegolden sulde han, abe sy myt recht oberkomen were
    1389 RhW. I 1 S. 14
  • tha wreya to dwaen tho tha arste sund 
    1393 GroningenUB. II 155
  • alle da deer to disse godeshuse to sind here, da ladie ic foerd datse to sinde comme, ief mase oen spreckt, datse sindelic anderde
    14. Jh. Richth. 401
  • soe en mach de bisschop noch den landeken ne gheenen portere of portersse meer belasten noch voertroepen van den zeynte 
    um 1400 (Hs.) CoutAnvers I 84
  • dat men nen moniken schil to riuchte staen, bihale ... ti B. toe dae zinde [dass man sich vor keinen Mönchen gerichtlich verantworten soll, außer ... im Synodalgericht zu B.] 
    1404 WesterlauwersR. I 598
  • wil des scholemesters ... officiall unde denre entfaen unde holden to Erle van den zolven tegheden alleyne wan zee dar zeende halden
    1412 OstfriesUB. I 191
  • das der tschachtlan und die lantlüt ... einhellig worden ... sint, einen send und lümdung bi geswornen eiden in dem land daselbs von etzwas sachen wegen zů verhoͤren
    1431 Obersimmental(BernRQ.) 31
  • das man alle jare jerlichen zwene sent hie besitzet und helt
    1440/59 Miltenberg 341
  • wann ... der sente gehegt wirt, und wan der ertzprister verkundet alle stuck ..., als dan von alter herkomen und gewonlichen gewest ist, so furdern die scheffen urlaub ... sich zu underreden
    1440/59 Miltenberg 342
  • efft dar jenichman wroghede eynen man thegen proueste effte prelaten effte officiale, sunder dat ... de eedsworen eme to rechte to syneme sende wroghen schullet, we dar bouen deit, de schal ghebroken hebben teghen vnse land lx lüb. mk.
    DithmLR. 1447 § 24
  • niemant sal hij na den zeende ende tughe vors. anspreken voer quade wroghe of voer meenede
    um 1450? DrentheRbr. 49
  • dat die wroghenge van der zeente omghaen sal gelijc der wachte
    Mitte 15. Jh. (Hs.) KampenStR. I 190
  • als der official etliche processe hier geschicht hatte uber burger und burgeryn zu M. in sachen zum sende sich zcyhende
    1455 MarburgRQ. II 66
  • dass diesen heyligen send dieser gemeinden sentschäffen ... in loblichen gebrauch gehalten ... haben
    1463 (Hs. 1665) Eifel/Koeniger,SendQ. 252
  • des ... wil de prauest ... dat richten vnd straffen, wes de eetswaren in deme hilligen hegeden sende wrogen
    1471 DithmUB. 62
  • daß der ban, senth und andere beschwerlich jurisdiction der geistlichen [erneuert werden sollte]
    1530 Hessen/ZRG.2 Germ. 55 (1935) 366
  • die hochen sende, die von alter gewontlich gehalten und nicht ane mergliche ursachen durch die gemeine recht uffgesatzt
    1536/45 JbSachsAnh. 8 (1932) 260
  • so mann den send hält, soll derselbig zu M. an st. endris tag gehalten werden
    1554/61 (Hs. 17. Jh.?) WürtGQ. I 407
  • dass ein jeder pfarman schuldig sei dem hern churbuschoff, wan der send bey innen ... gehalten wird, zu geben ein sester haber und ein hon
    1585 Koeniger,SendQ. 212
  • ist der send einlizig, sol er komen mit 7 man; ist er aber doppel, ist noch so viel
    16. Jh. Koeniger,SendQ. 129
  • die sendscheffen ... gehent gleich uff den kirchhoff und lesen aus ihrem registro ieckliches namen, darmit sich unter einander befragen, ob jemand etwas vernahmen hett oder wisse, das rohbar sey und genugsam where, in den heiligen send zebringen
    16. Jh. Mosel/Koeniger,SendQ. 192
  • dar haedt auch der dombprobst her G.v.R. ein mandatum in allen kirspelskirchen laessen abkundigen, als ein archidiaconus, das ehr den sendt in s. Lambertzs kirchen holten wolte den 9. octobris
    vor 1606 MünsterGQ. III 74
  • [Übschr.:] die sendt jahrlichs halten zulassen
    1696 JülichPolO. 80
  • soll man dem heiligen send ein bannfriden thun
    17. Jh. Mosel/Koeniger,SendQ. 284
II
Sitzung, Sitzungstermin, -dauer eines Sends (I), ua. als Termin für Abgaben (Sendgeld) und Dienste; während des (bis dreimal jährlichen) Sends findet zT. ein Markt (I) statt
  • als di biscop syne sinneth keda welle ende hij zijn boda jn dat land seynt, soe scel ma zijne sinneth sex wiken eer keda, eer men halda [wenn der Bischof sein Sendgericht ansagen will und er seinen Abgesandten ins Land schickt, so soll man sein Sendgericht sechs Wochen, bevor man es hält, ansagen] 
    10. Jh.? (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 168
  • sa hach use hera, thi progost, sin sinuth to kethande nigun nacht er sancte walburgedi to tha fiuwer gastherekon [unser Herr, der Propst, soll sein Sendgericht neun Tage vor St. Walpurgistag den vier Gaukirchen ansagen] 
    um 1300 RüstringerR. 112
  • haimstůir ..., die man aller jaerchlich auf den sende geben sol
    1326 EichstättUB. II 211
  • jefter enich man js, deer dyn frimdsind vrsmayeth ende naeth comma wil, zoe scellen dy decken elkis deys banschildich scriuwa ... het en sie dat hi jn der tijdt, dae di send was, syeck were [wenn irgendein Mann da ist, der das erste Synodalgericht versäumt und nicht hinkommen will, so soll ihn der Dekan täglich als straffällig notieren ..., es sei denn, daß jener zu der Zeit, als das Synodalgericht stattfand, krank ... war] 
    1404 WesterlauwersR. I 600
  • dinxtagh nach oculi, send, ist ein halff dienst, gibtt man: peper, riss
    Ende 15. Jh. CTradWestf. I 175
  • daß die freyheit im sende nach mitfasten und nach michaëlis angehet, zu mitternacht von montag auff den dienstag, und endiget sich in der nacht zu 12 uhren von donnerstag auf den freytag
    1592 (ed. 1740) MünsterPolO. 36
III wie Sendgeld 
  • das auch eim probiste und der sambunge des ... iungkfrauenclosters an ören zcinsen, zcenden unde senden nicht abgehe, noch ichtis vorhalden werde
    1419 JenaUB. II 51
  • auf ... st. johanns baptisten tag ist unserm ... herrn pfalzgraffn und unserm ... herrn von Worms ... sent, zins und gefällen ... ernewert [worden]
    1496 Ladenburg 699
IV Synode; Reichsversammlung, Reichstag
  • siððan ðæt þa gelamp, þæt monega ðeoda cristes geleafan onfengon, þa wurdon monega seonoðas geond ealne middangeard gegaderode [als es dann geschah, dass viele Völker Christi Glauben empfingen, da wurden viele Synoden über die ganze Erde versammelt] 
    892/93? (Hs. um 1100) Liebermann,AgsG. Af El. 49, 7
  • hie ða on monegum senoðum monegra menniscra misdæda bote gesetton, ⁊ on monega senoðbec hie writan, hwær anne dom hwær oþerne [sie setzten da auf vielen Synoden die Buße fest für viele menschliche Missetaten und schrieben sie in viele Synodenbücher, hier ein Gesetz, dort ein anderes] 
    892/93? (Hs. um 1100) Liebermann,AgsG. Af El. 49, 8
  • synodus conventus, cetus, comitatus seneth 
    12. Jh. SummHeinrici II 459
  • vortmer is de gancze prouincie van Bremen vnde dre conyngrike Denemarken, Norweghen vnde Sweden van Bremen erst to deme cristen loue bracht, wente die conynge noch alle iar in dat senet to Bremen laden werdet
    vor 1417 BremGQ.(L.) 121 [hierher?]
  • do machte her [Ks. Ludwig] eynen grossen seynet zu Ache
    1421 Rothe,DürChr. 165
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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