Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Stegreif

Stegreif

, m., Steigreif, m.

auch Stege-, Steige- 

I Steigbügel; ua. in Bezug auf das Halten des Stegreifs als Unterwerfungsgeste und bei der Pferdprobe zum Beweis der Testierfähigkeit; auch übtr., aus/auf dem Stegreif spontan, sofort
  • deme pavese is ok gesat to ridene to bescedener tiet up eneme blanken perde unde de keiser sal ime den stegerep halden, dur dat de sadel nicht ne winde
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. I 1
  • alle varende have gift de man ane erven gelof ... al de wile he sik so vermach, dat he begort mit eme sverde unde mit eme scilde up en ors komen mach ... sunder mannes helpe, deste man ime dat ors unde den stegerep halde
    1224/35 Ssp.(Eckh.) LR. I 52 § 2
  • svelkes dages die man den stegerep halt sime herren, oder ordel vint, oder ime dienet mit gift oder mit anderen dingen, des dages n'is he nicht plichtich sime herren to lenrechte to stande
    1224/35 (Hs. 1369) SspLehnr. Art. 66 § 5
  • der in durch den willen mîn sîn dienest widersaget / dem gestüende ich immer, triuwen, bî, mit lîbe und ouch mit guote / al die wîle, und mir der stegereif ze hove waget
    1. Hälfte 13. Jh. Neidhart WL 20 IV 11
  • der brûder von dem satelhûs sal den brûderen geben riemen zu stegereifen, zûgele, halfteren
    1264 DOrdStat. 110
  • ez shol auch der man seinem herren erpieten mit worten vnd mit werken ... er shol im auch den stegereif haben, so er auf daz phert sitzen wil
    nach 1280 Schwsp.(Langform M) Lehnr. Art. 10
  • wo ein forstmeister findit ... einen huend in dem meie ... ist der hund alse cleine, daz he nicht reichit an sinen stegereif, so sal he in lassen gên
    1338 Dreieich/GrW. VI 399
  • sol öch ein vogt dar iclichen gotzhusman ritun in siner kost, unz dz im der stegreiff schliffut under sine vüsse
    1344 Burckhardt,Hofr. 245
  • ein iczlich smid ... in wicpilde, der mac wol smide, waz er wil, an var allez, das man phliget czu vorczinene, alz sporn unde stegereife 
    1357/87 MeißenRB.(Oppitz) V 11 Dist. 1
  • [de ratmanne] hulpen dem keiser up dat pert und heilden om den stegereip 
    1376 MagdebChr. I 270
  • dem babst ist auch gesaczt czu reyten oͤf eyn weyzzen rozze, vnd der keyser sol ym den steyͤgrayf halden
    1378 SilleinStRB. 56
  • daz sich ainer des rechten versumpty vor mittemtag vnd kumpt er, so der abbt vffgesitzt vnd ergreifft er in bey dem stegrayff, so sol er in volles recht gestatten
    1387 MBoica 23 S. 266
  • wenn der bapst wil sitzen auff sein blanckes roß, das jm der keyser sol den stegreyffen halten
    1408 (ed. 1574) Ekhardi,MagdebR. IV 1, 1
  • wurd ouch ein gotshusman, under dem marggrafen gesessen, gevangen, dem sol ein marggraf nachriten umb das, daz er in ledige, unz daz im der stegreif undrem fůß verschlisset
    1413 BaselRQ. II 48
  • so yedermann gerust wurt zu rydenn ... so mussent ire haibenn zwene holtzne styckreyff 
    1483 Pilgerreisen 138
  • versich dich mit hültzinn stegraif und züch sail dar in, denn weller isin stegraiff nem, so nementz ainem glich die saracenen oder haiden
    1483 Pilgerreisen 151
  • welhes tags der man dem herrn den stegraiff behebt, oder im dient mit gaben, vnd der herre die empfacht, oder jm mit andern dingen dienet
    15. Jh. Schw sp. Var./WSB. 74 (1873) 418
  • ob ain lantrichter mit fräfl auf das dorf rit, soll er freihait haben, ain seitl wein zu trinken, doch das er, dieweil er den wein trinkt, den ain fueß aus dem stegraif nit bring
    vor 1524 NÖsterr./ÖW. XI 176
  • ein sporer gesell soll machen: ... ein par welsche sporn vnd ein par welsche stegraiffen 
    1593 MittDBöhm. 39 (1901) 314
  • wer wolte so vermessen sein, vnd jhm so zugeben, vber den bapst ein vrtheil zu faͤllen, weil auch die koͤnige vnd keyser seine vnderthanen vnd lehnleuth sind, wie er spricht, vnd sollen von amptswegen jhm zu dienen den zaum oder stegreiff halten, wann er auffs pferd sitzt
    1624 Nigrinus 201r
  • daz hatt eben die bedeutung, daz wenn der bapst soll auffs roß steigen, so muß ihm der kayser den steigereyffen haltenn. daz ist, wenn der bapst in der kirchen etwaz gutts soll außrichten, so soll ihme der keyser dazue behülfflich sein
    1628 Apel,Collect. 96
  • were ich zwar im steegreif und schier gar zue pferd, allein ich finde, dass mir der sattel gar zue eng ist und die steegreif zue lang seind
    1647 Zurfluh,ZwyerEveb. 3288
  • weiln die sachen aufm stegreiffen nicht zu befoͤrdern
    1720 Lünig,TheatrCerem. II 1312
  • das ihm [Kandidat] vorgelegte probestück ist von ihm aus dem stegreif dergestalt excutiret worden, daß ... das mindeste nicht zu desideriren sei
    1743 Werner,Kirchenmusik 214
  • das er auf ein roß kommen moͤg, von einem stein oder stock einer daumellen hoch, ohne huͤlff, also doch, das man ihm das roß und den steigreiff halte
    1761 Wiesand 915
II Fußbügel an einer Stegreifarmbrust zum Fixieren der Waffe beim Spannen (VII) 
  • der marschalc mac nemen von dem snithûse stegerîfe, arenbrust unde bogen zu lîhene den brûderen, daz er sihet, daz ez bestât ist
    1264 DOrdStat. 106
  • alle armbroste, die ane stegerepen sien, dat sole wie in dem slote laten
    1404 HanseRez. V 132
  • [im sniczhuße:] 5 schok 26 nuwe armborste ane stegereif, rymen und seuwlen
    1437/38 DOrdGrZinsb. 61
  • habe der genante M.M. ... yn met synem armborste under syne augen geslagen unde große uffene wunden met deme stegereyffe gehouwen
    1474 PössneckSchSpr. I 179
III sich aus dem Stegreif nähren/vom Stegreif leben (uä.) vom Straßenraub leben, seinen Lebensunterhalt auf kriminelle Weise bestreiten
  • diese execution, so gegen dem E. ... fürgenommen, haben ohne zweifel die frummen edelleut, die sich gleicherweis aus dem stegraif genehret, tief empfunden, daher findet man dis jahr soviel bevhedens und zugreifens
    1381 NürnbAchtb. 161
  • [ruter vnd schriber:] durch sie würd das recht versert / man vsz dem staͤgenreiff sich nert / die wile aber vff eygen gewynn / eyn yeder stelt syn můt vnd synn
    1494 Brant,Narrensch. 79 V. 17
  • wiewol die von G. ... von den jhenigen, die sich aus dem stegreuffen zu nehren vndirstünden ... viel schadens an leib vnd gut gewarten musten
    1509/16 GörlitzRatsAnn. I/II 37
  • in můß der bettel oder stegreiff neren
    1541 Franck,Sprw. II 101r
  • selbst mancher edle, der ... nicht vom sattel oder stegreif leben, d.h. nicht straßenraub treiben mochte, verband sich mit dem gewerbsamen kaufmann
    1804 v.Berg,PolR. IV 541
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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