Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Strafer

Strafer

, m.

auch Sträfer 

I Bestrafer; jmd., dem es zu strafen (I) obliegt; jmd., der bestraft
  • [es] sol der ober man oder der hauswirt weishait haben, also daz er ein haimleich suͤnd niht offenpar straff, wan da wer er niht ein straffer, besunder ein schender
    1390 (Hs.) BerthRechtssumme 2024
  • so welcher dan ein pastor gesatzt ist, der ist ... ein besitzer vnd sträffer des heiligen senntz vnd gantzen kyrspels
    1546 Eifel/GrW. II 768
  • der meyneyd [hat] ... gott zum racher vnnd straffer 
    1550 Gobler,Rsp. 90v
II amtl. Ordnungshüter, Aufseher, der selbsttätig kleinere Strafen auferlegen kann
  • [Ämter im Kaufhaus:] 3 beschoͮwer der linwat; ... 2 straͮfer von der ordnung wegen des garns
    1457 KonstanzKaufhaus 61
  • [wo] an streffern sewmlichkeit funden wirdet, solches sol den fursten ... zu straffen zustehen
    1498 ErnestLTA. 36 [hierher?]
  • [städt. Ämter:] winckelbeseher und straffer, die die winckel und cloack nit beschliessend, ... die sollen daran sein, damit die winckel allenthalb in der stat vermacht und zubeschlossen werden, damit es nit so jamerglick stinck ... bey pen 1 ℔ halb inen und halb der stat
    1505/06 HeilbronnUB. II 172
  • straffer dero, so schaden thond auff land, wissen und feld
    um 1518 HeilbronnUB. II 173
  • strafer söllend jegklichen von jedem gang, den er tut, haben lon 6 d
    1529 KonstanzWirtschR. 26
III Strafvollstrecker; insb. Scharfrichter, Profos (I) 
vgl. Filler
  • strâfer heizet man vîler
    1300 Hugo v.Trimberg(Ehrismann) II Vers 16179
  • söllent ein ieglich furst ... in iren heren ir sunderlich schoffen darzu haben, ob deheinerlei clage für sü keme, ... und iren stroffer dabi habent, davon zu richten ob es not wer'
    1431 v.Frauenholz,Heerw. I 292
  • 1 sol. dem stroffere vor 1 hand afftoledende
    1433/34 Angstmann,Henker 58
  • kunte man uber uns ander keinen streffer gehaben, so wolde er selber hencker sein
    1478 Spittendorff 497
  • sträfer und henker geordnet, die seine unterthanen strafen sollen
    1530 LutherGesAusg. II 1 S. 485
IV jmd., der ein Urteil schilt (IV), anficht
  • strafit eyn man eyn urteyl, daz ym eyn scheppfe teylit czu schaden, unde dy andirn scheppfen dorczu volge geben, unde czuhit sich der strafer ... an dy obirscheppen unde ... der scheppfe recht geteylit hat, so ist her kegi[n] icslichim scheppen buze bestanden
    1363/86 MagdebR. II 1 S. 98
  • wenn vrteil werden gestraffet vnd der straffer sich gen hofe beruffet
    14. Jh. IglauOberhof 356
  • wer ortil scheldin wil, der sal stehinde also sprechen: "das ortil, das myr funden ist, das schelde ich, ... und bethe der banck, ein besser ortil zu finden, und bethe den scheppen ufczustehn", des ortil er schilt. so sal der richter den scheppen heyssen ufstehin und sal deme strafer erleubin, czu siczen in die banck. denne sal er ein andir ortil finden und czihe sich mit dem ortil ... an die hoer banck, und sal deme richter wissenheyt thun, das er mit seinem ortil vorfare, adir das mit rechte laße, ab er fellig wert
    um 1490 RechterWeg I 35
  • im neddersten rechte [werdenn] den straffer, dath ordell wynnende, syne veer schillinghe wedder gheuenn
    vor 1517 LangenbeckGl.(Eichler) A 22
  • haben ... die scheppen unrecht getheilet, so giebt man dem straffer die urtheils zucht wieder
    2. Hälfte 16. Jh. JCulmCorr. 7
V straffällige (I) Person; Sträfling 
  • [der Zuchthausverwalter hat] der sträferen einen auß den banden und in der statt herumb gehen laßen, also daß er sich leichtlich hette darvon machen mögen
    1660 BernStR. VI 1 S. 450
  • muͤhlenstrafen werden ohne erlaß eingebracht, ... auch die denunciations-gebuͤhren von dem straͤfer entrichtet
    1765 CAug. Forts. I 3 Sp. 1580
VI Schmählied, beleidigendes Lied
bdv.: Schmachlied
  • sindt da verbotten alle straffer und raitzer zu sinngen, daraus uneinigkait entspringet
    17. Jh. ZKulturg. 3 (1896) 286
unter Ausschluss der Schreibform(en):