Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): abbitten/Abbitten

abbitten

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nd., nl. afbidden (nicht zu verwechseln mit afbaden = verlieren, aufgeben: BrschwChr. II, 567), helgol. ufbed, dän. afbede, schwed. afbedja. Vielfach liegt in dem Worte außer dem Gedanken der Bitte zugleich der ihrer Wirkung
Sachhinweis: Kalkar,Ordb. I 11, Nachtr. 9; L. Perels/BeitrRWB. 7 (mit noch anderen Quellenbelegen und Literatur); Wellander,ab 27

I herausbitten von jemandem

I 1 nach Brinckmeier II Suppl. 1 zu afbidden = sich etwas leihen, 1345 ohne Beleg
einen Gegenstand; übertragen: eine Antwort
  • dat wy en ny aff ghebidden eder -gemanen kunden, dat se uns [gerichtlich] antworden wolden
    1378 Richter,Paderb. I Anh. S. 63 Art. 5
-- weniger deutlich: einen Eid abverlangen, wohl auch abnehmen
  • darumme mochte, [laut Schiedspruch, der Beklagte] sik noch untladen, also he er boden [zuvor angeboten] hadde. welken eet de scedeslude afbeden 
    1409 OstfriesUB. II 710 nr. 1752
I 2 eine Person von ihrem Machthaber herausbitten

I 2 a allgemein: vom Meister; von den Eltern (die Braut verlangen: SiebbWB. I 5), von der Bürgerschaft
  • de droste ... und her Otte van Pouch quemen to unsen borgeren und beden on af ore besten soldener
    14. Jh. Magdeburg/MagdebChr. I 167, 15
-- von der Herrschaft
  • [ein Bote wird gesandt] ad deprecandos vulgo abzwpiten homines a sua dominatione, ne boves regiae maiestatis abigere cogerentur
    1538 QKronstadt II 566, 24
I 2 b reflexiv: Urlaub erbitten, erwirken
vgl. ausbitten
I 2 c prägnant: einen Straffälligen freibitten
  • ind ... 11 woirden onthouftet, ... ind ein vrouwe wart avegebeden 
    1438 Köln/KölnChr. II 177, 28 [vgl. 69, 3]
  • [Eine Ehefrau, der Untreue mit einem Pfaffen überführt, erbat von ihrem Manne Gnade für sich] den pfaffen pat sie auch ab 
    15. Jh. Rosenplüt/Keller,Erzähl. 370
  • eine magd hat den jüngsten [zu köpfenden Knecht] abgebeten und zur ehe genommen, den andern haben sonsten ehrliche weiber abgebeten 
    16. Jh. QFrankfG. II 396
II nahe steht bitten, von etwas Abstand zu nehmen. Daher:

II 1 um Schulderlaß bitten
  • ab wir icht abe beiten dire schult durch goit ader durch unser herren willen ... das schuln wir nicht abe slan von den zwenzich marken [jährlicher Teilzahlung]
    1325 PaulinzelleUB. 185 nr. 184
  • haben [1675] die Breysacher ... das gottshaus Wunnenthal mit 200 thaler contribution anlege wolle, ist aber von zwo closterfrauwen widerumb abgebetten worden
    oJ. FreibDiözArch.2 1 (1900) 216
  • der ime [sich] ain anforderung abpiten laßt oder nachgibt
    oJ. Kufstein/ÖW. II 32, 22
II 2 um Straferlaß oder Verzeihung bitten

II 2 a intransitiv oder mit dem Akkusativ der Missetat, dem Dativ des Verletzten
  • welchir das bricht, der sal ffumf mark ... gebin, und nicht abeczubetin 
    1417 PosenStB. I 100
  • o krebiß, ir hat mich sere geschant. / wörde mirs nicht abegebetten, / ich welde uch hi met fußen threten
    15. Jh. MdFabeln 56 V. 3623
  • welicher weinschenkher mit den ... verordneten wolt kriegen oder sie schelten, sol ain gulden in die khamer vervallen sein und darzue ... in das abtragen und -piten 
    1503 KitzbühelStR. 88
  • wer den andern ... schilt ... der soll im daz wider abpitten 
    1565 RaurisLR. 225, 5
  • hot im dy injurien abgebeten 
    16. Jh. Görlitz/NLausMag. 71 (1895) 36
  • nach mallen einer dem andern umb gottes undt christlicher liebe willen abgebetten 
    1610 ZMährSchles. 11 (1907) 307
  • endlich ... bath er mirs ab und sagte: ich solte es nicht übel nehmen ...; ließ mich also, wie ers abbath, wieder besänfftigen
    1696 Reuter,Schelmuffsky Kap. 6
  • dem andern vorhero die gegebene schmachreden abgebiettet werden
    1726 NÖsterr./ÖW. XI 103, Z. 41 [dort oft, zum Beispiel IX 112,9. 470,18. 569,34.35; X 143,25; XI 46,26]
  • di muts hem det ufbed 
    oJ. Siebs,Helgoland 196 [vergleiche 298]
--
vgl. nachsagen
II 2 b
mit dem Akkusativ der Person
  • dieser ist schuldig, den beleidigten mit männern abzubitten 
    1781 NÖsterr./ÖW. XI 52
  • falle ihr zu fusse, und bitte sie ab 
    oJ. Frau Gottsched, Der poetische Dorfjunker 2,2 / Die dt. Schaubühne III (1746) 480
II 2 c sich abbitten lassen mit dem Genitiv oder Akkusativ
  • wanne der richter ... em die pene leßet abe biten 
    15. Jh. Dietrich von Bocksdorf/ZRG. 13 (1878) 530
  • ein richter schall syck nicht wes affbidden laten
    oJ. Gl. zu Reineke de Vos/Schiller-Lübben I 18
II 3 um Vertagung einer Gerichtsverhandlung bitten. Wenigstens paßt dies nach J. Grimms Vermutung (JbGemDR. I 264) auf folgende Stelle
  • item so hebben die scheepen van Hysvelt vor een gude alde gewoenten, unde niet voer recht, so wanneer dat der lateldach is, dat men dair derdewerf richten [unde] imande vredelois leggen sal, so bidden die scheepen den richter den dag af 
    oJ. GrW. VI 721 § 4
II 4 bittend, d.i. in milder Form, ablehnen

II 4 a amtlich: einen Antrag
  • ist der [erste] artikel durch die schildlüt gemittelt, es sölle bliben wie von alter har ... demnach haben zuo dem anderen die puren begert brief und sigel umb den ersten artikel, ist in ouch abgebetten worden. zuo dem dritten haben sy begert den kosten und schaden an die von Wyl; haben die schildlüt aber [abermals] sy gebetten
    1530 EidgAbsch. IV 1 b S. 492 nr. 245
II 4 b privatseitig: eine Amtsübernahme
  • die gemeineste ursachen, warum man die vormundschafften abzubitten pfleget, seynd, daß er, der erbetene oder ernannte vormund, alt oder kräncklich seye ...
    1745 Moser,StaatsR. XVIII B. 3 Kap. 92 § 4
--
  • daß, wann dergleichen zur vormundschafft beruffene personen gesehen haben, man habe kein ... zutrauen zu ihnen, sie selbsten die vormundschafft ... abgebeten haben
    oJ. Moser,StaatsR. XVIII B.3 Kap.92 § 11
III bitten um Weggang oder Beendigung

III 1 transitiv: abwendig machen
  • wer dem andern sein kunden abbittet oder abledt
    1545 Rottweil/SchwäbWB. I 6
III 2 intransitiv: seinen Abschied erbitten; kündigen (und aus dem Amte scheiden)
vgl. abbeten
unter Ausschluss der Schreibform(en):

Abbitten

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I Bitte um Verzeihung
Sachhinweis: In Niederösterreich im 16. und 17. Jahrhundert; Die substantivische Selbständigkeit des Wortes, gekennzeichnet durch den Artikel und die typischen Adjektiva, scheint im 17. Jahrhundert, nachdem sich Abbitte eingebürgert hatte, verblaßt zu sein
  • der richter solle in darzu halten damit er dem, den er ... an seinen eren verletzt, ... durch ainen widerruf oder zum wenigesten ain fruntlich abpitten abtrag zu ergetzligkait seiner eern thue ...; ist es aber ... haimblich beschehen, so solle das abpitten auch dergleich oder alain vor dem richter beschehen
    um 1530 NÖsterr./ÖW. VII 614
  • wann des clägers begern auf ein christliches abbitten ... gestelt wird
    1573 NöLTfl. 4 Tit. 112 § 2/Chorinsky 187
  • so solle dem [Gekränkten] ... mit ainem widerruef oder ofentlich abbiten ... ain abtrag ... beschechen
    16./17. Jh. Külb/ÖW. IX 498, Z. 17
  • [das eng verwandte Bannteiding zu Weinhaus (1585) hat] mit ainem freundlichen abpitten 
    oJ. NÖsterr./ÖW. VII 437
  • NÖsterr./ÖW. VII 633
  • NÖsterr./ÖW. VIII 637
II (Bitte um) Verabschiedung
  • wegen dem abbitten von den stadtgerichten ... [wurde] erkannt. solle die zeit, da einer an dem stadtgericht bleiben solle, auf sechs jahr nur gesetzet sein
    1725 BaselRQ. I 2 S. 929 (nr. 477)
unter Ausschluss der Schreibform(en):