Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Abendgabe

Abendgabe

âbent(s)gâbe, nd. âventgâve, -geve 

I Im Gebiet des lübischen Rechts (seit 1317): ein vom Bräutigam am Abend des Hochzeitstages nach dem Beilager der Braut als Dank für die erstmalige Hingabe verehrtes Geschenk; gleichzeitig Witwenversorgung. Abendgabe und Morgengabe unterschieden sich nur durch den Zeitpunkt ihrer Bestellung, während sie im übrigen wesensgleich waren. Dies in Verbindung mit dem Umstande, daß die Morgengabe das ältere und verbreitetere der beiden Institute war, hat zur Folge gehabt, daß die Quellen die Abendgabe häufig mit morgengave bezeichnen
  • nos vero Heylewigis comitissa ... recognosciumus nos omni iure nostro renunciasse, quod in ipsa villa et bonis ipsis racione nostri dotalicii, dicti vulgariter aventgave, dinoscimur habuisse
    1317 LübUB. II nr. 348 S. 302
  • et ego Gesche mater dicti Hermanni dotalia mea quae dicuntur aventgeve ad manus domini abbatis ... resigno
    1340 Westphalen,Mon. IV 1745
  • nach verfliessung aber solches jahres [des ersten Ehejahres] werden die güter gemein und erlanget die witwe die helffte aller güter nebenst der kistenwahre und eingebrachtes bette (die andern betten werden zu gelde gesetzet und bleiben beim hause), und bleibet die abentsgabe aus, weiln sie den besitz des hauses behelt; behelt sie aber den besitz des hauses nicht, gebühret ihr die abentsgabe, und wirt sie damit abgesondert
    1700 BordesholmAmtsgebr. Art. 11/Seestern-Pauly 60
  • und wenner dem brudegam nah solchen geholdenen dren dentzen de brudt yndt bedde geworpen is, so mag he den frunden afdancken. des schall de brudegam des avendes der brudt de morgengave up dat bedde verordenen
    oJ. ArchStaatsgSchleswH. 1 (1833) 1, 104
  • Seestern-Pauly 62
II
In der Schweiz erscheint die Abendgabe im Gegensatz zu der der Jungfrau gebührenden Morgengabe als ein der wiederheiratenden Witwe vom Bräutigam dargebrachtes Geschenk
  • des gelich [durch Eid auf Brust und Zopf] sol och einer wittwen ir abentgab volgen, vnd beliben als vorstat
    1439 Altorf/GrW. I 14 nr. 41
  • doch so mag ein ieklichi frow ir morgen oder abentgab hin geben, si liggi an ligendem oder an varendem gůt, wem si sil, ân aller menklichs sumen vnd yrrung; doch das der man daz ze end siner wil sol inn haben vnd vnwůstlich niessen, ob er si überlebt. vnd sol daz denn darnach vallen an der frowen rechten erben, wer die sint
    oJ. GrW. I 16
unter Ausschluss der Schreibform(en):