Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): aldio
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aldia
aldiaricius
aldio
aldi(an)us, ald(ion)us, alnaldus(?), aldionaricius, altio, altista, audianus, audio, haldio, haldius. Ableitung schwierig. Bruckner/PBB. 17 (1893) 573f. zu *aldi "Mensch"; ebenso Brunner,RG.2 I 147; zweifelnd v.Amira,Grundr.3 138; E.H. Meyer/ZDPhil. 3 (1871) 432 von alt; ebenso Mayer,ItalVG. I 165
Höriger, Halbfreier
Höriger, Halbfreier
Sachhinweis: Muratori, Antiquitates Italiae medii aevi II 864f.; Bluhme/LLangob. 672; GrRA.4 I 429; Waitz,VG. 23 I 239 u. 52 220; Boos, die Liten und Aldionen 1874; Pertile, Storia del diritto Italiano2 3, 26f.; Bruckner,PBB. 17; Bruckner, Langobarden 1895; Schupfer,WSB. 35, 293 und Aldi, Liti e Romani/Enciclopedia giuridica italiana 1887; v.Amira,Grundr.3 138; Brunner,RG.2 I 147. 357; Mayer,ItalVG. I 159ff.; Schröder-Künßberg6 1036; v. Boltelini/BeitrRWB. 83ff.; Zeiß/ZBayrLG. 2, 358ff.
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Selten und jung sind die Formen audio, audianus:
- oJ. MGDipl. I nr. 461 [in einer angeblichen Urk. Ottos I., die im 12. oder 13. Jh. gefälscht ist]
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In Bayern neben aldio auch altio; ebenso in ital. Urk. des 13. Jhs.
- FreisingTrad. I nr. 58. 62. 63
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Das Wort aldius ist dem Langobardischen geläufig; als die ausschließliche Bezeichnung des Halbfreien neben dem Freigelassenen (libertus) in den langobardischen Edikten; auch in Dipl. für ital. Empfänger und Urk. ital. Ursprungs bis ins 13. Jh., zuletzt freilich kaum mehr verstanden, vgl. den Beleg. Seitdem hält sich das Wort nur noch in den Lombardatexten und Kommentaren.
- omnia demania et scandentias altiones et conditiones1221 Winkelmann,ActaImp. I 192
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Auch in Deutschland aldio, zunächst in FreisingTrad. Da aldius sonst in Bayern nicht weiter vorkommt, die Freisinger Urk. und die LexBai. sowie die späteren Quellen für die Halbfreien andere Ausdrücke gebrauchen, so ist mit Waitz,VG.3 II 239 n. 1 eher an langob. Einfluß zu denken.
- 772/773 FreisingTrad. I nr. 46. 50. 58. 62. 63 [zeitlich nahestehende Belege]
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Auch in den slawischen Grenzgebieten tritt einige Male die Bezeichnung aldio auf, so namentlich in zwei Kaiserurk. für Naumburg: Stumpf,Reichskanzler nr. 2194 und 2656 und danach auch in der Fälschung Stumpf nr. 2657. Wenn auch Stumpf nr. 2656 in seiner Echtheit nicht ganz sicher (vgl. Dobenecker,Reg. I nr. 848) so doch unabhängig von Stumpf nr. 2194. In beiden Urkunden erscheinen aldiones neben den slavischen Smurden: cum omnibus appendiciis suis mancipiis smurdis et aldionibus. Beide Diplome sind auf deutschem Boden, zu Eschwege und Mainz entstanden. Ob hier Einfluß einer ital. Formel oder ein in dieser Gegend bodenständiges Wort vorliegt, bleibt zweifelhaft. 998 MGDipl. II nr. 305 für Memleben in Rom ausgestellt. Doch noch 1239 in einer Urkunde des Klosters Nienburg neben andern Hörigen altiste erwähnt:
- littones altiste et censuales ecclesie, in Gegensatz zu den smurdioJ. CDAnhalt. II 116 nr. 145
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Auch in Burgund und Poitou das Wort aldio einige Male gebraucht, wobei wohl auch ital. Einfluß, was in Urk. Chartes de Cluny I 403 nr. 417, die in Italien entstanden ist, sicher. Außerdem noch:
- Besly, Histoire de Poitou 250
- Cart. S. Andreae Biennensis app. 232, nr. 22