Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Allod

Allod

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frk. alodis f., mitunter m., latinisiert alodis u. alodus, später alod(i)um; endlich allgemein allodium; frz. alleu; prov. aloc od. alo; mnl. alloy. Das von Grimm auf Grund der in einst westgot. Gegenden seit dem 9. Jh. vorkommenden Form alaudis od. alaudum vermutete got. *alauds ist nicht bezeugt. Ebensowenig ags. *alead, an. *alauðr 

I Herkunft: germ. Wort, W. zusammengesetzt aus al (voll ganz), u. ôd (Gut, Vermögen). GrRA.4 II 3; DWB. I 238; Graff I 220. 237; Waitz,VG. II 1 S. 285; Kluge, WB.6 9; Paul,WB. 12; vanHelten,Gl. 485. - Die Ableitung der Silbe al von adal versucht Braune, ZRomPhil. 10, 266f. - Bezweifelt wird die germ. Herkunft von Müllenhoff bei Waitz, Das alte R. 278, EtWB.2 12f.

II Verbreitung

-- Zuerst in der LSal. Sehr häufig in allen fränk. Quellen. Schon in frk. Zeit auch in bair., alam. u. thühr. Quellen. Hier vermutlich aus der frk. Rechtssprache. So wegen des unveränderten d-Lautes GrRA.4 II 4; a. M. Waitz,VG. II 1 S. 287

--
In der nachfränk. Zeit durch Vermittlung des Lateinischen allgemein verbreitet. Mehr und mehr errang nun die Form alodium und bald allodium die Herrschaft; seit dem 11. Jh. verschwanden die älteren Formen alodis und alodus überhaupt. Während des ganzen Mittelalters findet sich das Wort auf deutschem Boden nur in lateinischen Texten; in den deutschen Texten wird es ausnahmslos durch ein anderes Wort ersetzt. Anders in Frankreich, wo (franc) aleu usw. in die frz. Quellensprache überging: La Curne, Dict. Et. I 345ff. Auf frz. Einfluß beruht es wohl, daß in Brabant das Wort alloy gelegentlich in einem mnl. Text erscheint:
-- Im 9. Jh. muß das Wort in ostfrk. Gegenden noch der dt. Rechtssprache angehört haben:
  • fon alode 
    ahd. Übers. der LSal. Titelrubrik XII/KlAhdSprDm. 55
-- Dann aber ward es als Fremdwort empfunden. Schon seit dem 10. Jh. wird es in Glossen mit eigen verdeutscht:
-- Ebenso in Urkunden des 13. Jhs.:
  • quoddam allodium, quod vulgari appellacione eigen nuncupatur ... proprietatis jure comparavit
    1264 BaselUB. I 318
  • pro allodio quod vulgariter dicitur eigen
    1284 DOrdenUB. II 286
-- Verdeutschungen in jüngeren Glossarien und Vokabularien:
-- Mit der Vorherrschaft der deutschen Sprache in den Rechtsquellen verschwand ,Allod" allmählich vom deutschen Boden. Mit der Rezeption drang es aus der Gelehrtensprache wieder ins Deutsche ein, behielt aber auch in deutschen Texten die Form allodium. Bezeichnenderweise wird es noch im PreußALR. lat. dekliniert:
-- Im übrigen begegnet namentlich die lat. gebildete Ableitung allodial als Adjektiv und in Zusammensetzungen. Erst im 19. Jh. hat sich die deutsche Rechtssprache das Wort in der Form allod voll wieder angeeignet.

III Bedeutung. Ursprünglich: Vollgut, Gut in vollem Eigentum, freies Vermögen. Diesen Sinn hat das Wort im allg. stets bewahrt. Seine Anwendung aber hat sich im Zusammenhange mit den wirtschaftlichen u. rechtlichen Wandlungen des Vermögens mehrfach verschoben

III 1 Bei seiner Entstehung kann es nur das fahrende Gut im Gegensatz zum liegenden Gut bezeichnet haben. Solange nur die Fahrnis ôd war, lag ein Anlaß zur Steigerung des Begriffes ôd durch den Zusatz al nicht vor. Seit Ausbildung des Sondereigentums an Grund u. Boden nahmen auch Grundstücke am Namen ôd teil, ohne doch zunächst der gleich vollen u. freien Einzelherrschaft wie die Fahrnis zu unterliegen. Nunmehr konnte innerhalb des Vermögens ein Unterschied zwischen ôd und alôd gemacht u. gegenüber dem beschränkten und gebundenen Grundbesitz die bewegliche Habe als alôd ausgezeichnet werden. Es ist aus inneren Gründen wahrscheinlich, daß bei der Abfassung der LSal. das Wort alodis noch lediglich auf die Fahrnis bezogen wurde. Dafür spricht aber auch die Fassung des von der Erbfolge handelnden Titels (Hessels-Kern Tit. 59 in Cod. 1. 3. 4. 6 u. 5, Tit. 61 in Cod. 2, Tit. 92 in Cod. 7-9, Tit. 62 in Cod. 10 u. Emend.) de alodis (Cod. 1-4 u. 10). Das Wort hereditas gebraucht er von der terra wie von der Fahrnis, stellt also offenbar innerhalb der hereditas die terra in einen Gegensatz zur alodis. Sohm, Fränk. R. u. G. V. 118 (anders die herrschende Meinung). Bestätigt, nicht widerlegt wird diese Auffassung durch den Zusatz in einer späteren Handschrift:
  • sed vbi inter nepotes avt pronepotes post longvm tempvs de alode terrae contentio svscitatvr
    507/11 (Hs. 9. Jh.) Hessels-Kern Tit. 62, 6 (Cod. 10), Sp. 385 [In einer Zeit, in der die terra durchweg zur alodis gerechnet wurde, empfand man eben das Bedürfnis, dies gegenüber der auf das Gegenteil hinweisenden Fassung zum Ausdruck zu bringen]
-- Lediglich den Fahrnisnachlaß bezeichnet alodis auch im folgenden, der LSal. einverleibten Kapitel. Denn der intertiatio unterliegen nur bewegliche Sachen:
  • si quis super alterum de rebus in alode patris inuentas et intertiauerit, debet ille super quem intertiauit tres testimonia mittere quod in alode patris hoc inuenisset
    Anf. 9. Jh. (Hs.) Hessels-Kern Tit. 99 (Cod. 1), Sp. 412 [vgl. auch Tit. 78 (Cod. 2)]
III 2 Schon früh in frk. Zeit wurde infolge der Verstärkung des Privateigentums an Grund und Boden der Grundbesitz in den Begriff der alodis einbezogen, ohne daß zunächst die Fahrnis ausgeschieden worden wäre. Die alodis umfaßt daher nunmehr liegendes und fahrendes Gut.

III 2 a In jüngeren Volksrechten bezeichnet alodis das ganze Vermögen

--
  • [Überschrift:] alodibus 
    1. Hälfte 7. Jh. (Hs. 9. Jh.) LRib. Tit. 58
  • [Überschrift:] de alodis 
    1. Hälfte 7. Jh. (Hs. 9. Jh.) LRib.(Sohm) 207 [Tit. 56 in Hs. A 3 u. 4]
  • [Glosse:] alodibus: proprietatibus
    Cod. S. Petri S.277 (zu LRib. 56)
  • [Rubr.:] de alodibus 
    LThur. 26-33 S. 123
-- Desgleichen im bayr. u. alam. Volksrecht:
  • dotis ... legitima 400 solidis constat aut in auro aut in argento aut mancipia aut qualecunque habet ad alodo dandum
    um 725 LAlam. 54, 1 (Cod. A), S. 112
  • vel dimidiam partem allodii sui perdat, quod in ducis sit potestate
    um 725 LAlam. add. Cod. B 18 ad Tit. 44 S. 104
  • ut nullus liber Baiuvarius alodem aut vitam sine capitali crimine perdat
    um 741/48 LBai. 2, 1 S. 282
  • um 741/48 LBai. 2, 1 Text III S. 387
  • um 741/48 LBai. 9, 1 Text II S. 242
  • ut si quis liber Baiuvarius vel quiscumque alodem suam ad ecclesiam vel quamcumque rem donare voluerit
    um 741/48 LBai. 358
  • a propria alode alienus efficiatur
    um 741/48 Additio 5 nr. 14/LBai. 467
  • = a proprio alienatur patrimonio
    um 741/48 Additio 5 nr. 14/LBai. 468
-- Allgemein in merov. Formeln ,alodis" = liegendes und fahrendes Gut
  • in omni alode mea post meum discessum, ... hoc est tam in terris, domibus, accolabus, mancipiis, viniis, silvis, campis, pratis, pascuis, aquis aquarumve decursibus, movilibus et inmovilibus, peculium utriusque sexus, majore vel minore, omnique suppellectile domus, in quocumque dici potest
    oJ. Marculfi Form. 2, 10/Form. 82
-- Teilungsvertrag
  • de alode parentum mit Verteilung der einzelnen villae nebst mancipia und des presidium [beweglichen Vermögens]
    oJ. Marculfi Form. 2, 14/Form. 84
--
Vergabung von Todes wegen unter Ehegatten bzw. Verlobten:
  • de alote meae ... tam in domibus, edificies, mancipiis
    oJ. Form. Andecav. 41/Form. 18
  • de alode 
    oJ. Marculfi Form. 2, 7/Form. 79f. [unter Aufzählung unbeweglicher und beweglicher Sachen]
  • mobilibus et inmobilibus ... de alode 
    oJ. Form. Turon. 14/Form. 143
-- Mitunter erscheinen Unfreie für sich als Bestandteile der alodis:
  • ancilla mea ... una cum infantes suos, ... quem de alode visimus habere
    oJ. Form. Arvern. 3/Form. 30
  • servo nostro ... de alode parentorum meorum
    oJ. Form. Arvern. 4/Form. 30
-- Manchmal werden nur Grundstücke hervorgehoben:
  • omne alode ... ipsas villas
    oJ. Marculfi Form. 2, 9/Form. 81
-- In einigen Formeln kann bereits überhaupt nur das Grundeigentum gemeint sein:
  • [Rubr.:] carta, ut filia cum fratres in paterna succedat alode. [Text:] diuturna, sed impia inter nos consuetudo tenetur, ut de terra paterna sorores cum fratribus porcionem non habeant
    oJ. Marculfi Form. 2, 12/Form. 83
  • de res meas, quod mihi ex alode parentum meorum obvenit, apud germanos tuos, filios meos (tu, filia mea) minime in hereditate succidere poteras
    oJ. Cart. Senon. 45/Form. 205
III 2 b Wie in der LSal. (oben zu 1), so wird auch später das Wort alodis vorzugsweise für das Vermögen als Nachlaß gebraucht

-- In der LRib. u. LThur. benennt es die hereditas (oben zu a). Oft wird ererbtes Gut als väterliche, mütterliche oder elterliche alodis bezeichnet:
  • quod in Rotenaco de alode materna per pactionis titulum ad eodem noscuntur pervenisse
    628 MGDiplImp. I 14 (nr. 12) [Urk. Dagoberts]
  • Avie ipsius Asoarii Theodile in alode 
    797 MGDiplKarol. I 243 (nr. 180)
  • dedit ... vir ... villas ... quas aut munere regio aut de alodo parentum vel undecunque ad presens tenere videtur
    oJ. Marculfi Form. 1, 12/Form. 50
  • si quis super alterum de rebus in alode patris inuentas et intertiauerit, debet ille super quem intertiauit tres testimonia mittere quod in alode patris hoc inuenisset
    Anf. 9. Jh. (Hs.) Hessels-Kern Tit. 99 (Cod. 1), Sp. 412 [oben zu 1]
  • de res meas, quod mihi ex alode parentum meorum obvenit, apud germanos tuos, filios meos (tu, filia mea) minime in hereditate succidere poteras
    oJ. Cart. Senon. 45/Form. 205 [oben zu a; dazu Form. Arvern. 4, Andec. 41]
  • quod vestrum antea de parte genetrice vestrae fuit alodae [der Vater spricht zu den Söhnen von ihrem Muttererbe]
    oJ. Marculfi Form. 2, 9/Form. 81
  • genitor (alicuius) ... illo ex alode conscriptam (rem) ... ei (dimisit)
    oJ. Form. Sal. Merk. 27/Form. 251
-- alodis als Gegenstand von Erbschaftsteilungen:
  • divisio vel exequatio ... de alode 
    oJ. Marculfi Form. 1, 20/Form. 56 [dazu 2, 14 S. 84]
  • convenit inter illo et germano suo illo de allote, qui fuit genitore illo, ut inter se aequalentia dividere vel exaequare deberent
    oJ. Cart. Senon. 29/Form. 197
  • Form. Sal. Bignon. 19/Form. 235
-- alodis als Gegenstand eines Erbstreites:
  • Form. Andecav. 1 (a), 1 (b)/Form. 4
  • causa pro alode 
    oJ. Marculfi Form. 2, 31/Form. 95
  • Notitia de alode evindicato
    oJ. Form. Turon. 41/Form. 157
-- alodis nennt aber auch bei Vergabungen von Todes wegen der Verfügende sein Vermögen als künftigen Nachlaß:
  • in vestra potestate omne alode (genetricis) ... recipistis
    oJ. Marculfi Form. 2, 9/Form. 81 [dazu 2, 10 (oben zu a)]
  • per legem cum filiis meis, avunculis vestris, in alode meo ad integrum minime succedere poteratis, ideo ... volo, ut in omni alode meo post meum discessum quicquid moriens dereliquero ... succedere faciatis
    oJ. Form. Turon. 22/Form. 147
  • Form. Sal. Merk. 24/Form. 250
  • [Rubr.:] carta, ut filia cum fratres in paterna succedat alode. [Text:] diuturna, sed impia inter nos consuetudo tenetur, ut de terra paterna sorores cum fratribus porcionem non habeant
    oJ. Marculfi Form. 2, 12/Form. 83
  • de res meas, quod mihi ex alode parentum meorum obvenit, apud germanos tuos, filios meos (tu, filia mea) minime in hereditate succidere poteras
    oJ. Cart. Senon. 45/Form. 205
-- Bei der gegenseitigen Vergabung unter Ehegatten:
  • de ipsa alode 
    oJ. Marculfi Form. 2, 7/Form. 80
  • de alode 
    oJ. Marculfi Form. 2, 7/Form. 79f. [oben zu a]
-- Anerkennung der Unvererblichkeit eines Leiheguts:
  • [der Beliehene bekundet in der Precaria:] heredis meos in alote derelinquere pontifitium non habeam
    oJ. Form. Sal. Bignon. 21/Form. 236
  • [Entsprechend heißt es in der Comandatia:] heredes tuos in alote derelinquere ... potestatem non habeas
    oJ. Form. Sal. Bignon. 22/Form. 236
III 2 c Aus dieser regelmäßigen Verwendung des Wortes für den Nachlaß entwickelt sich der Sprachgebrauch, innerhalb des Vermögens das ererbte Gut im Gegensatz zum erworbenen Gut als alodis zu bezeichnen.

-- Häufig unter Verdeutlichung des Gegensatzes:
  • Form. Andecav. 41/Form. 18
  • parentum quicquid ... tam de alote parentum quam de comparato vel de qualibet attractum
    692 Tardif,MonHist. 32
-- Vgl.:
  • Marculfi Form. 2, 4/Form. 77
  • Marculfi Form. 2, 6/Form. 78
  • Marculfi Form. 2, 11/Form. 82
  • Cart. Senon. 42/Form. 204
  • Cart. Senon. 45/Form. 205
-- Ähnlich:
  • quicquid de alode parentorum meorum aut de atracto aut unde mee consotium suppetit
    oJ. Form. Arvern. 2 (a)/Form. 29
  • tam de alode paterna quam de conparatum
    oJ. Marculfi Form. 2, 12/Form. 83
  • tam de alode genetorum meorum quam et de adtracto vel de quocumque modo ad me noscitur pervenisse
    oJ. Form. Bitur. 15 (a)/Form. 175
-- Sehr häufig aber drückt schon das einfache Wort alodis den Gegensatz zum erworbenen Gut aus:
  • tam de alote quam et de comparatho seo de qualibet adtractho
    709 Tardif,MonHist. 43
  • 772 MGDiplKarol. I 100 (nr. 68)
  • 799 MGDiplKarol. I 484, 25 (nr. 319)
  • de alode vel de atracto
    oJ. Form. Arvern. 6/Form. 31
  • tam de alode aut de conparatum vel de qualibet adtractu
    oJ. Marculfi Form. 2, 7/Form. 79 [ebenso Form. Turon. 14/ebd. 143; add. 3/ebd. 160, 20; app. 2/ebd. 164; Cart. Senon. 50/ebd. 207; app. 1/ebd.. 208; Form. Sal. Merk. 9/ebd. 244; Form. Lindenbrog. add. 3/ebd. 283; Coll. Flavin. 7/ebd. 475; Form. extrav. 22/ebd. 547]
  • quicquid ... nostra videtur esse possessio ... tam de alode quam et de comparato ... per hanc cartolam donationis sive per fistucam atque per andelangum ... donamus
    oJ. Form. Lindenbrog. 1/Form. 267 [ähnlich Form. Lindenbrog. 2/ebd. 268]
-- So auch in alaman. u. bayr. Gebieten:
  • quicquid ad ipsum pertinebat locum de nostro alode vel adtracto de nostro jure
    759 FreisingTrad. I 41
  • tam de alodo quam de comparato
    762 SGallenUB. I nr. 35
  • de alode de qualibet adtracti
    769 FreisingTrad. I 57
  • omnia supradicta meae alodis vel lucrationis
    769 FreisingTrad. I 60 (nr. 32)
  • de propria alode seu de adquisitione
    776 FreisingTrad. I 99 (nr. 75)
  • tam de alode quam et de comparato seu quolibet adtracto ... ad ipso ... monasterio dono trado
    823 OÖUB. I 70 (nr. 116)
  • 824 OÖUB. I 22 (nr. 37)
-- Doch schloß dieser engere Begriff von alodis wohl niemals aus, unter alodis im weiteren Sinne das erworbene Gut mitzuverstehen:
  • illorum alodes de hereditate et de conquisitu
    860 Cap. II 158 (c. 7)
  • 865 Cap. II 330
  • qui ... sibi deum heredem constituit et omnia sua allodia tam hereditate quam suo labore juste conquisita ad deo serviendum contulit
    1109 OÖUB. II 129 (nr. 129)
  • res, tam quod regio munere, quam quod per vindictiones, cessiones, donationes commutationesque titulum vel reliqua alode, quod ad presens ... possedit, deinceps in iurae et dominatione eius confirmare
    oJ. Marculfi Form. 1, 33/Form. 64
  • ut in mansis suis de alode, vel naturali vel comparato, feminae habeant
    oJ. Migne,PatrolLat. 126 S. 254
  • Cap. I 1 S. 238 (c. 6)
  • DuCange I 198f.
  • Hincmari Rem. Archiep. Epist. XXXIV/Migne,Patrol.Lat. 126 S. 25h
III 3
In der späteren frk. Zeit setzt ein neuer Sprachgebrauch ein, der unter Allod zuerst vorzugsweise und dann ausschließlich liegendes Gut versteht entsprechend der gleichzeitigen Begriffsverengung von eigen und erbe. Folgeerscheinung der sich entfaltenden wirtschaftlichen und rechtlichen Vormacht des Grundbesitzes, der nun als das Vermögen im wahren und vollen Sinne gilt.

III 3 a Die Ausscheidung der Fahrnis begegnet in Kapitularien des 9. Jhs.:
  • qui sine beneficiis sunt et alodes atque pecunias habent
    846 Cap. II 66 (c. 8)
  • alodium et mancipia et ceteras facultates
    oJ. Cap. I 1 S. 238 (c. 6)
-- Nicht mehr als Bestandteile des Allods, sondern als Pertinenzen eines Allods werden nun Unfreie aufgeführt:
  • alodem nebst servus qui custodit
    772 FreisingTrad. I 69 (nr. 42)
  • cum omnibus servis et ancillis seu mancipiis eidem allodio pertinentibus
    1152 SteirUB. I 337 (nr. 350)
III 3 b Das Wort kann den gesamten Grundbesitz einer Person bezeichnen:
  • in loco ... qui antea appellatus est M., in alodo fidele nostro E. comite
    727 MGDiplImp. I 85
  • ibique multitudo Saxonum baptizati sunt et secundum morem illorum omnem ingenuitatem et alodum manibus dulgtum fecerunt
    777 Annal. Lauresh. maj. S. 158 [dulgere = aufgeben DuCange II 961]
  • si alodem habuerit, ipso fisco regis recipiat
    779 Cap. I 1 S. 48 (c. 5)
  • ut comes illos distringat aut cum alode aut per quodcunque potest
    853 Cap. II 75 (c. 3)
  • alodis eius in bannum mittatur; et si annum et diem in nostro banno permanserit, ad fiscum nostrum redigatur
    oJ. Cap. I 2 S. 362 (c. 6) [auch Cap. II 273, 10 v. 7 von 852, 343, 5 u. 345, 1 c. 1 u. 4 von 873]
  • alodis sui reparatur
    oJ. Form. Senon. add. 1/Form. 224
  • alodem meum, hoc sunt terras, silvas adjacentes ... tibi concedo
    oJ. Form. Extrav. I 10/Form. 539
-- Insbesondere heißt auch das Königsgut Allod:
  • si autem in nostro solo et allodio sunt palatia episcoporum, cum profecto omne quod inedificatur solo cedat, nostra sunt et palatia
    1159 MGConst. I 250 (nr. 179)
  • allodium imperii seu regale
    1287 DortmUB. I 115 (nr. 182)
  • in fundo et allodio imperii volumus vos libere et sine exactione residere
    oJ. Keutgen,Urk. 126 [angebl. 1218 BernStR.]
  • oJ. MGDipl. I 78 (nr. 43) [unecht, angeblich von 432]
  • dono itaque s. Pictavensis aecclesiae de meo regali alodo ... curtem
    oJ. MGDiplImp. I 121 [unecht, angeblich von 524]
III 3 c Überwiegend bezeichnet es das einzelne Grundstück als Gegenstand eines Rechtsverhältnisses, Rechtsgeschäftes oder Rechtsstreites.

-- So in freilich unechten merov. Königsurkunden:
  • habeant licentiam alodum cum familia ... dandi et vendendi
    oJ. MGDiplImp. I 147 [angeblich von 633]
  • angeblich von 646 MGDiplImp. I 52
-- Deutlich in LBaiRubr. u. Eingang von Tit. 17, 3 (in Text II Tit. 42) S. 337, 339, 354, 439:
  • de his qui propriam alodem vendunt eadem alodes und haec alodes für bestimmte Grundstücke in Pfettrach 
    773 FreisingTrad. I 87 (nr. 60)
  • (cedo) in ... loco qui dicitur C. alodem meum de integro medietatem
    oJ. Form. Extrav. I 9/Form. 539
-- Häufig in Kaiserurkunden von Otto I., Otto II. u. Heinrich II., die einen kirchlichen Besitzstand bestätigen:
  • alodium quod Angelramnus s. Gorgonio dedit ad montem Jovis
    945 MGDipl. I 150 (nr. 70)
  • 947 MGDipl. I 175 (nr. 92)
  • 965 MGDipl. I 403 (nr. 288)
  • alodem quem M. ... contradidit itemque ... alium alodem quem H. tradidit
    977 MGDipl. II 163 (nr. 145) [uö.]
  • Im Indiculus curiarum ad mensam regiam pertinentium wird aufgeführt: item Turria allodium suum
    1064/65 MGConst. I 649 (nr. 440)
-- Ebenso in zahlreichen Urkunden vom 12.-14. Jh.:
  • D. nobilis ... et uxor ejus T. ... allodium suum Obberemburch ... sancte A. ecclesie tradiderunt
    1140 Orožen,Oberburg 4
  • pro emendo allodio 
    1189 SGereonUB. 38 (nr. 29)
  • ministeriales nostri G. et C. allodium, quod habebant ... majestati nostre contradiderunt eo tenore, ut nos ipsum allodium ecclesie ... in Salem conferre curaremus
    1193 SalemUB. I 74 (nr. 46)
  • allodium in Ottenheim
    1209 SGereonUB. 55 (nr. 56)
  • allodium quod habebat in Scherren
    1216 WormsUB. I 92 (nr. 120)
  • qui allodium vel decem mansos emerit
    1233 PreußUB. I 1 S. 80 (nr. 105)
  • allodium Sedingen appellatum
    1246 SteirUB. II 581
  • allodium suum Harbach
    Mitte 13. Jh. OÖUB. I 742 (nr. 415)
  • 1263 SamlandUB. 43 (nr. 77) [und öfter]
  • allodium sex mansorum
    1288 SchlesDorfU. 4 (nr. 3)
  • apud Totenchouen v talenta pro allodio dedimus und zahlreiche ähnliche Kaufpreisangaben 
    13. Jh. FreibDiözArch. 15 (1882) 159ff.
  • hoc idem allodium 
    1124 SteirUB. I 126
  • allodium Stadelhouen appellatum
    1136 SteirUB. I 172
  • allodium suum Obbremburch
    1140 SteirUB. I 188
  • allodium unum ... in tres possessiones diuisum
    1147 SteirUB. I 275
  • allodium unum ... in tres curtes diuisum
    1159 SteirUB. I 382
  • pro allodio de C.
    1197 SteirUB. II 57
  • DuCange I 198f.
-- Im Einklang hiermit wird von mehreren Grundstücken das Wort im Plural gebraucht:
  • Drei Geistliche vergaben ein jeder suum (suam) alodem durch donatio post obitum; dann heißt es prenotatas allodes 
    773 FreisingTrad. I 91 (nr. 64)
  • illorum alodes 
    860 Cap. II 158 (c. 7)
  • qui alodes in regno nostro habere volunt
    864 Cap. II 298 (c. 3 a)
  • et sicut ipsi ipsos alodes in sua manu tenuissent, ita de ipsis alodibus fiat
    865 Cap. II 330 (c. 5)
  • allodes 
    878 Migne,PatrolLat. 126 S. 811 (nr. 174)
  • et hec sunt nomina allodorium, de quibus prefati sumus, predium Marchuardi Threbeia, predium Stoigei usw. 
    1115 OÖUB. II 150 (nr. 100)
  • allodia 
    1136 SteirUB. I 172 [uö.]
  • allodia ... inter quae allodium quoddam ... cujus allodii vocabolum est Cogel
    1161 OÖUB. II 312 (nr. 212)
  • de prenotatis quatuordecim allodiis 
    1226 SPantaleonUrb. 99
  • audivimus, ut allodes suos vos invadentes tenere non formidetis
    oJ. Migne, PatrolLat. 126 S. 787 (nr. 144)
III 3 d
Das Wort bezeichnet genau wie eigen sowohl das Grundstück als Eingentumsgegenstand wie das daran bestehende Eigentumsrecht.

III 3 d α Als Eigentumsgegenstand wird die alodis durch Zusätze wie propria oder propria res gekennzeichnet:
  • de his qui propriam alodem vendunt
    um 741/48 LBai. 17, 3
  • rem propriam atque alodem, quam genitor meus Heripaldus in hereditatem mihi reliquerat
    772 FreisingTrad. I 69 (nr. 42)
  • de propria alode 
    776 FreisingTrad. I 99 (nr. 75)
  • de proprietatibus ... quas vos allodum dicitis
    878 Migne,Patrol.Lat. 126 S. 786f. (Cr. 143)
  • propriam alodem meam
    10. Jh. OÖUB. I 42
  • ex eodem sue proprietatis allodio viii mansos tradidit
    1015 MGDipl. III 434 (nr. 340)
  • allodium unum in villa Grudesvin situm ... in omnimodam proprietatem delegaverit
    1136 SteirUB. I 172 (nr. 172)
  • specialem quoddam allodium situm apud civitatem Vriberc jure proprietatis possidendum
    1259 FreibergUB. I 17 (nr. 23)
  • in alode proprio construxit
    oJ. Coll Flavin. 44/Form. 481
  • FreisingTrad. I 107 (nr. 87)
  • Migne,Patrol.Lat. 126 S. 811 (nr. 174)
III 3 d β Das Eigentumsrecht wird durch das Wort ausgedrückt, wenn es von einem Grundstück heißt, daß es jemandem zu Allod gegeben oder hinterlassen sei:
  • sub nostro jure et allode 
    762 FreisingTrad. I 46
  • mihi in alodem reliquit, ... in alodem dimisit
    762 MGDiplKarol. I 33
  • quia genitor eorum Lantbertus in legitima alode eos vestitos dimisisset
    782 MGDiplKarol. I 201
  • 845 Cap. II 408 (c. 42)
  • et postea in alodem sunt data
    853 Cap. II 268 (c. 2)
  • de rebus ecclesiarum in alodem datis
    854 Cap. II 278
  • eo videlicet jure ... ut ipsa terra omni homini cujuscunque condicionis liceat emere, vendere et libere in allodio possidere
    1100 Radolfszell/ZGO.2 5 (1890) 142
  • ad allodia habenda reservatis
    1177 SchleswHUSamml. I 1
  • Brianus ... vendidit ... atque tradidit castrum de Castrobarco Conrado ... episcopo ... nomine allodii et proprietatis
    1198 CWang. 136 (nr. 62)
  • jure proprii et alodii 
    1236 ActaTir. II 125 (nr. 125)
  • que curtis est allodium dicte ecclesie
    1236 SPantaleonUrb. 139
  • insuper addimus ei quinque mansos cum uno prato liberos pro ipsius allodio 
    1253 CDPolon.3 I 288 (nr. 322)
  • terre Haynonie que est allodium b. Marie et b. Lamberti Leodiensis
    1253 MGConst. II 473
  • domum meam ... ipsi ecclesie ratione allodii vendidi
    1278 KaiserswerthUB. 82
  • actio super bonis sue ecclesie mere proprietatis et allodii titulo attinentibus
    1282 MGConst. III 264 (nr. 272)
  • particule .. que sunt allodium 
    1290 DOrdenUB. I 426
  • ego possessiones ... vendidi juste venditionis titulo, tradidi et donavi in perpetuum libere possidendas nomine allodii 
    1290 SalemUB. II 382 (nr. 779)
  • propriam hereditatem, quam genitor meus in alodem mihi reliquit
    oJ. FreisingTrad. I nr. 47
  • OÖUB. I 174
III 4 Seit der Verbreitung des abgeleiteten Besitzes an Grund und Boden trat im Begriff des Allods der Gegensatz zu unvollkommenerem Besitzrecht in den Vordergrund.

III 4 a In karol. Zeit bildet die alodis den Gegensatz zum beneficium 

-- Entscheidend ist dabei vor allem der Mangel der Vererblichkeit:
  • donamus in pago Riboariensi illam portionem in Reginbach, quam vassus noster Anglibertus per beneficium habuit (et) genitor meus Karolus mihi in alodem dereliquit
    762 MGDiplKarol. I 23 (nr. 16)
  • audivimus, quod aliqui reddunt beneficium nostrum ad alios homines in propietatem, et in ipso placito dato pretio comparant ipsas res iterum sibi in alodem 
    806 Cap. I 1 S. 131 (c. 7)
  • si ... aut in beneficio aut in alode annonam habuerit et venundare voluerit
    806 Cap. I 1 S. 132 (c. 18)
  • quis de beneficio suo alodem comparavit
    811 Cap. I 1 S. 177 [uö.]
  • in beneficiario jure aut in alodo 
    845 Cap. II 403 (c. 20) [uö.]
-- In spätkarol. Zeit werden dem Allod die honores (ansehnlichere Benefizien, vgl. Waitz,VG. IV 216; Roth, BenefW. 432; Brunner,RG.2 II 355) entgegengesetzt:
  • ut omnes in honoribus et in alodis vestris interim consistatis exceptis his, quorum honores senior noster donatos habet. et si aliqui sunt ex vobis, qui honores non habent, si volunt in suis alodibus consistere ... faciant
    856 Cap. II 285 (nr. 265)
  • 877 Cap. II 358 (c. 10)
-- Auch in österr. Urk. des 10.-12. Jhs. wird bei Vergabungen von Todes wegen hingegebenes Allod als lebenslängliches beneficium zurückempfangen:
  • trado atque transfundo propriam alodem mean ad s. Michahelem archangelum ... ea tamen racione hanc traditionem facio, ut id ipsum habeam et beneficiolum meum quod inde accepi usque ad finem vite mee
    10. Jh. OÖUB. I 42 (nr. 71)
  • de alodys suis immo et de beneficiis
    1119 Freyberg II 180
  • allodia und beneficia
    1147 SteirUB. I 272 (nr. 261)
  • 12. Jh. OÖUB. I 174 (nr. 183)
-- Dem entspricht die Wiedergabe von Allod mit erbe:
  • tradidit ecclesie ... sartaginem unam ... partemque allodii et silve ad eandem sartaginem pertinentem = geben hat der kirchen ... ain saltzpfann ... ain tail ains erbs und des walts
    1130 (Übers. 15. Jh.) SteirUB. I 138 (nr. 122)
  • Exfestukation eines allodium cum adjacente molendino durch Freie, quibus idem allodium hereditario jure contingebat, obschon es nicht frei veräußerlich ist, vielmehr die Übereignung presente et annuente mundibordo allodii Gerhardo de Mulesvat erfolgt 
    1136 SGereonUB. 13 (nr. 8)
III 4 b Buchland
  • si liberalis homo, quem Angli þegen vocant, habet in alodio, id est bocland, suo ecclesiam que habeat cimiterium
    1100 Liebermann,AgsG. 295
  • Liebermann,AgsG. 317 (II Cnut. 13)
III 4 c Seit der Ausbildung des Lehnswesens wird Allod regelmäßig als Gegensatz zu feudum gebraucht

-- So in den Libri feudorum:
  • 1159 MGConst. I 271 (nr. 191) [und öfter]
  • quod ... habet in Caldare, feudum per feudum, alodium per alodium 
    1189 CWang. 86
  • si alios pueros genuerit, his tenetur relinquere mobilia et allodia post acquisita. feoda autem tam priores pueri quam posteriores mortuo patre pariter habebunt.
    angebl. 1218 Bern c. 48 § 3/Keutgen,Urk. 132
  • Trienter Lehnsweistum, nach dem kein Vasall ohne Zustimmung des Herrn ein feodum ganz oder teilweise per allodium verkaufen darf: andernfalls kann der Herr es herausfordern, und quantum venditum est per alodium alicui ad dominum suum debeat venire et ei apertum esse debeat
    1220 ZFerd.1 3 (1827) 103, VI
  • Otto et filius suus Hugo professi sunt ... dominum C. seniorem de Eberstein prelibatum feodum pro quingentis marchis pure argenti ratione alode quieta prescriptione sine ulla interruptione possidere
    1257 WirtUB. V 205ff.
  • jus feodi ejusdem decime in usus ... fratrum permutans et transferens in jus allodii 
    1285 DOrdenUB. II 424
  • Auflassung von 15 jornales allodii, um sie in feodo zu behalten 
    1287 SGereonUB. 184 (nr. 185)
  • si de allodio aliaque re extra beneficium (=feudum) inter dominum et vasallum contentio fuerit.
    oJ. Cap. extraord. Baraterii c. 8
  • inter filiam defuncti et agnatos ejus de quodam praedio quaestio mota est, agnatis feudum, filia vero allodium sive libellarium esse asserentibus
    oJ. II F. 26 §§ 1.2
  • quis probare debeat, quaeritur et primo dominus vel parentes, feudum fuisse, et si non poterit probare, tunc filia probabit allodium 
    oJ. Lehmann,LangobLehnr. 202 (App. A III)
  • Lehmann,LangobLehnr. 200
  • MGConst. I 247 (nr. 176 c. 11)
--
Dem Gegensatz von allodium und feudum entspricht in den deutschen Texten des Mittelalters der Gegensatz von eigen und lehen. Begriffswesentlich ist dabei für Allod das echte Eigentum des Besitzers. Die bloße Vererblichkeit des Besitzrechtes reicht nicht aus, da auch das echte Lehen nunmehr vererblich ist und zum Erbgut gehört:
  • hereditatibus, allodiis et feudis
    1277 MGConst. III 125 (§ 6)
  • Verleihung des Rechts, bona allodialia zu Erbzins auszutun (in emphiteosin locare) 
    1354 NeumarktRb. 241 (nr. 37)
  • in bonis paternis et maternis, tam feudalibus quam allodialibus 
    oJ. MGConst. III 548 (nr. 577)
-- Demgemäß verschwindet nun die Gleichsetzung von Allod mit hereditas oder erbe. Dafür wird die Gleichsetzung mit proprietas oder eigen sehr gebräuchlich; oben 3 d. Auch die vollere Form eigen und erbe begegnet als Verdeutlichung:
  • ad nos allodialiter seu jure proprietario pertinentes ... transtulimus ... ad habendum tenendum et utifruendum jure hereditario et proprietario
    1345 Lamprecht,WL. III 194 (nr. 166)
  • Lamprecht,WL. I 2 S. 748ff.
III 4 d Eine weitere Steigerung erfuhr der Begriff des Allods durch die Einschränkung auf lastenfreies Grundeigentum im Gegensatz zu allem belasteten Grundbesitz einschließlich von zinspflichtigem Eigen. Diese Erscheinung, die in Frankreich häufig auftritt (DuCange I 199) begegnet auch in deut. (bes. rhein.) Gegenden. Vgl. v.Amira,Grundr.3 123; Mayer,DFrzVG. I 46ff.
  • dictam silvam esse allodialem et salicam ecclesie nostre s.M. et ad ipsam ecclesiam pleno iure per omnia pertinere
    1266 Lamprecht,WL. III 51
  • Aufzählung aller Besitzungen eines Ehepaars, unter denen als allodia nur die nicht zu Zins ausgetanen Grundstücke bezeichnet werden, im Gegensatz zu denen, a quibus censum recipimus
    1269 Lamprecht,WL. III 56 (nr. 44)
  • apud L. unam particulam vinee in deme Lande et unam uf deme Wachen, que due particule sunt allodium 
    1275 Lamprecht,WL. III 68 (nr. 52)
  • agri censuales sive alodia 
    oJ. Lacomblet,UB. II 275
-- Doch wird dieser engere Sinn oft durch einen lat. Zusatz verdeutlicht, der den deutschen Bezeichnungen lûter, vrie, dorslacht eigen u. dem frz. franc alleu (liberum o. francum allodium) entspricht:
  • tres vineas purum nostrum allodium; bei der weiteren Aufzählung der allodia noch achtmal purum allodium und nur zweimal bloß allodium 
    1269 Lamprecht,WL. III 56 (nr. 44)
  • pro puro et vero allodio 
    1290 SGereonUB. 191
  • 1300 SGereonUB. 219
  • ego super bona mea et allodialia libera septem mr. reddituum annualium assignabo et demonstrabo, quos in perpetuum a domino ... archiepiscopo Trevirensi in feodo seu homagio retinebo
    1302 Lamprecht,WL. III 110 (nr. 85)
  • 1335 SGereonUB. nr. 343 [und öfter]
  • quos quidem redditus praedictis abbatisse et conventui coram nobis pro puro allodio, quod theutonice dicitur vor en dorslacht eeghen
    1342 ClarenbergUB. 20 (nr. 22)
  • et eosdem quadraginta jurnales terre nostrum et heredum nostrorum verum et purum allodium ab omni onere liberos et immunes fecerint
    1356 SPantaleonUrb. 273
  • proprium et verum allodium, quod vulgariter dicitur eyn recht eghen
    1369 InvNichtstaatlArchWestf. II 163
  • pro libero allodio, in vulgo dicto vor en eghen
    oJ. ClarenbergUB. 62 (nr. 64)
  • pro libero allodio in vulgo dicto vor en grunt eghen
    oJ. ClarenbergUB. 63 (nr. 65)
  • reines allod, quod vulgariter vry eigen dicitur
    oJ. InvNichtstaatlArchWestf. II 163
  • ein pure frei gut, allodium genannt
    oJ. RhW. II 1 S. 87
  • ein frei hof und gut, genant verum allodium 
    oJ. RhW. II 1 S. 89
  • SPantaleonUrb. 73
-- Solche Zusätze zeigen, daß auch zinspflichtiges Grundeigentum immerhin Allod bleibt:
  • dedi claustro in Ozzek marcam unam argenti et quatuor modos tritici, qui vulgariter strich vocantur, quos eis in perpetuum de allodio meo solvere debebit
    1278 BrüxStB. 9
  • 1440 PaulinzelleUB. 20
-- In Konstanz wird wachszinspflichtiges Allod durch den Zusatz censuale als Zinseigen charakterisiert:
  • nomine censualis allodii ... sub censu annuo possiderent
    1227 Beyerle,Konstanz II 17 (nr. 11)
  • domum eandem nomine allodii seu feodi censualis ... possident
    1260 Beyerle,Konstanz II 48 (nr. 40)
III 4 e Das bloße Obereigentum an erblich verliehenem Gut scheint, weil es eben kein Volleigentum ist, im deut. MA. nicht als Allod bezeichnet zu sein, während es doch eigenschaft o. proprietas heißt. Ein Grundstück kann des einen lehen o. erbe u. des anderen eigen, nicht aber des einen Lehen o. Zinsgut u. des anderen Allod sein:

-- Zweifel erregen könnte eine Stelle aus dem Lehnbuch Werners II. von Bolanden S. 24 b. Aber vgl. die Übersetzung. Es ergibt sich, daß W., der als Grundherr den Zins fordert, sich an dem Grundstücke, wem es gehören möge, zwar Herrenrecht (als dominus) u. eigenschaft zuschreibt, dies aber nicht durch die Wendung, es sei sein allodium, ausdrücken kann:
  • [Werner hat ein beneficium in K., tertiam videlicet partem frumenti et totius justitie, que solvitur de silva illi allodio. cuicunque autem pertineat allodium, nichil ad me, si tanquam dominus allodii de meo beneficio ponam beneficiatum et ab illo requiram statutum. [Übersetzung:] wem der grundt zuhoret, do kern ich mich nit an, danne alse sein here des grundes oder der eigenschaft setzen ich ein manne, von dem fordern ich min recht.
    oJ. Lamprecht,WL. I 2 S. 749
III 5
In manchen Gegenden blieb schließlich der Name Allod an einzelnen Güterarten o. Gütern haften. Das Verständnis für den eigentlichen Wortsinn ist dabei verloren gegangen.

III 5 a Fronhof
  • 1140 SteirUB. I 188 (nr. 180)
  • totum allodium meum dominicale in loco qui dicitur Babindorf cum omnibus servis et ancillis seu mancipiis eidem allodio pertinentibus
    1152 SteirUB. I 337
  • 1175 ZBergr. 22 (1881) 199
  • domum, que allodium vulgariter nominatur, quam habetis in villa
    1249 StötterlgbUB. 13 (nr. 14)
  • 1268 MühlhsnUB. 70 (nr. 186)
  • duodecim namsos sitos in Ammera ..., curiam quoque, quae olim allodium nostrum fuerat
    1275 Schöttgen-Kreysig I 767 (nr. 40)
  • curiam sitam apud allodium ... archiepiscopi
    oJ. ErfurtUB. I 77 (nr. 137) [ähnlich ErfurtUB. I 78 nr. 138]
  • StötterlgbUB. 22 (nr. 22)
III 5 b Umgekehrt bedeutet in vielen Gegenden im 12. - 15. Jh. allodium ein Vorwerk, Außengut:
  • castrum Arinsberg cum toto allodio ... castrum Pirremont cum allodio de Ozendorp usw. 
    1184 Seibertz,UB. I 118 (nr. 84)
  • concessimus, ut ... in loco competenti locum eligant pro allodio, ... ita ut et nobis ... in eisdem terrulis allodium ... liberum sit instaurare
    1257 SamlandUB. 21 (nr. 54)
  • allodium ... situm apud civitatem Vriberc
    1259 FreibergUB. I 17 (nr. 23) [uö.]
  • ecclesia s. Petri Moguntina habet in Schonresteden quandam curiaum sive allodium quoddam, quod in illo idiomate vocatur ein forwerk
    1264 GrW. III 618
  • Johannes impignoravit prefato Henrico Albo hereditatem suam cum allodio, quod adheret hereditati
    1281 MecklUB. III 3
  • nostrum allodium in Ufeln et tres mansos ad ipsum pertinentes
    13. Jh. Wenck,HessLGesch. III 165 (nr. 195)
  • in curiis seu allodiis suis
    1311 MecklUB. V 606 nr. 3500
  • tempore ipsius inchoata est reaedificatio allodii nostri in Sweideldorff
    1453 GlatzGQ. II 229
  • Verdeutschung v. allodium mit forwerc in vielen Glossarien 
    oJ. DiefenbGl. 24
  • Schulze,Kol. 345; 371ff.
-- Der auffallende Sprachgebrauch erklärt sich wohl daraus, daß das Vorwerk, auf vorbehaltenem Herrenland neben verliehenen Hufen angelegt, diesen gegenüber als Teil des Allods bezeichnet wurde u. dann diesen Namen behielt, als er für den Herrenhof außer Gebrauch kam. Dazu stimmt:
  • in villa Carowe decimam quatuor mansorum, quos ibidem sub nomine allodii habuit collocatos, ita tamen, si allodium transsumptum fuerit, ita quod aliqui coloni particulariter colant agros eosdem, ecclesie tamen supradicta decima conservetur
    1229 MecklUB. I 354 [Die 4 mansi sind als herrschaftliches Vorwerk eingerichtet; mit der Umwandlung in Kolonenhufen hören sie auf, allodium zu sein. Vgl. HFSchmid / ZRG. Kan. 15 (1926) 18f. Kisch / ZRG. 63 (1930) 198]
III 5 c Bisweilen Gegensatz zu Neuland. Vielleicht handelt es sich um neu angelegte Kolonenhufen, die aus dem Allod ausscheiden:
  • communi utilitati ... commodum duximus confirmare qualiter et a quibus personis predys allodys et novalibus sit sublimata et ditata annuos reditus
    1125 Freyberg II 184
  • tam de allodiis comitis, quam de novalibus per omnia
    1154 MecklUB. I 50
III 5 d Manchmal werden bei Aufzählung der Besitzungen einer Kirche einzelne Güter unter Hinweis auf ihre Herkunft aus dem Besitz von Edlen mit dem Namen allodium ausgezeichnet. Dies läßt vermuten, daß hier an den konkreten Gütern der Name Allod haften geblieben war, obschon das gegenwärtige Besitzverhältnis an ihnen von dem an den andern Gütern nicht verschieden war:
  • allodia Tovernich et Chirchain ex dono nobilium
    1184 SteirUB. I 595 (nr. 625)
  • allodium magnum ad Houehaim, quod a nobilibus de Abensperch emistis
    1185 SteirUB. I 614 (nr. 641) [uö.]
-- Vgl. auch die Betonung der Freiheit der Schenker von allodia:
III 5 e So erklärt es sich, daß vielfach auch Lehen und hofrechtliche Leihegüter den Namen allodium fortführen:
  • Meiergut als allodium 
    1085 ActaTir. I 136 (nr. 397)
  • bäuerliches allodium quod persolvit
    1157/64 ActaTir. I 172 (nr. 490a)
  • 1234 ZFerd.1 3 (1827) 104
  • allodium situm in villa Bobirt ... quod idem Bertoldus a nobis tenuit justo tytulo feodali
    1280 FreibergUB. I 17 (nr. 34) [dazu 1294 FreibergUB. I 38 (nr. 50)]
  • contulit Siffrido de Polenczk jure castrensi (als Burglehen) allodium in Polenczk cum agris et rubetis attinentibus
    1349 MeißenLehnb. 24 (II 30)
-- Aufzählung von Lehen unter allodia:
  • H. Niese, Die Verwaltung des Reichsgutes im 13. Jahrhundert (Innsbruck 1905) 9 Anm. 2. 11 Anm. 1
  • NLausMag. 53 (1877) 169 [allodium für Ritter- u. Bauerngüter in der Oberlausitz, obwohl hier alle Landgüter Lehen sind]
  • Schulze,Kol. 345. 371ff.
-- Besonders deutlich sprechen die Verzeichnisse der der Brixener Kirche in Tirol gehörigen Güter u. ihrer Abgaben in der Hs. des "Liber prediorum ecclesie Brixinensis" aus dem 13. u. 14. Jh. Nach den von Ferdinand Bilger für diesen Artikel handschriftlich vorgelegten Auszügen werden zahlreiche Güter als allodium bezeichnet, ohne daß an ihnen ein besseres Besitzrecht ersichtlich wäre, als an den praedium, praediolum, mansus, huba o. auch feudolium genannten Gütern. Die vermerkten Zinsungen sind weder der Art noch dem Umfange nach verschieden. Daß es sich um Leihegüter handelt, erhellt oft mit Sicherheit. Vgl. die folgenden Belege. Die als allodia ausgezeichneten Güter sind in dem älteren Urbar viel zahlreicher als in den jüngeren Verzeichnissen und fehlen in einigen Bezirken ganz. Eine deutsche Fassung S. 120ff. setzt immer gůt o. hof, für allodium incultum stets ungepaewen gůt. Hiernach scheinen die allodia ehemalige Freiengüter zu sein, an denen der Name eine Zeitlang forthaftete, bis allmählich seine Bedeutung in Vergessenheit geriet. Dies meint auch Bilger.
  • allodium auf dem puchel quod tenuit Chunrad colonus comitis
    Prags/Liber prediorum ecclesie Brixinensis (Hs. 1320) S. 34
  • allodium in Lengenstein, quod colit Geldnaer ... allodium quod colit Christina in L.
    Ritten/Liber prediorum ecclesie Brixinensis (Hs. 1320) S. 91f.
  • tenet allodium 
    Liserhorn/Liber prediorum ecclesie Brixinensis (Hs. 1320) S. 62f.
  • [zweimal] allodium jagelehn [und zweimal] allodium preconatus [(Büttellehn) im älteren Urbar v. 1253 S. 153ff., dann im Jahr 1320:] allodium piscatoris, feudum piscarie [sowie] allodium hirtlehen
    Prags/Liber prediorum ecclesie Brixinensis (Hs. 1320) S. 163f.
  • de allodio quod villicus habet ... item de alia huba ibidem villicus solvit
    Liber prediorum ecclesie Brixinensis (Hs. 1320) S. 168f.
III 5 f
In der Gemarkung von Rickenbach in S. Gallen ist sogar Allot zum Eigennamen eines Grundstückes geworden:
  • usz disen hernach benempten zelgen, namlich Würen, Langnow, Ebnet, Fetz, Sedelberg, Allot 
    1495 GrW. I 214
III 6 Bei seiner Wiederbelebung nach der Rezeption empfing das Wort Allod seinen begrifflichen Inhalt lediglich aus dem auf Grund des langob. Lehnr. entwickelten Sprachgebrauch der Feudisten.

III 6 a Seine eigentliche Bedeutung ist daher nunmehr "dem Lehnsverbande nicht unterworfenes Gut".

III 6 a α Das einfach Wort Allodium wird auch jetzt für ein einzelnes Grundstück (oder liegenschaftliches Recht) gebraucht:
  • so soll sowohl ermeldtes drittel der landsteüer alsz auch besagten tatz meine ... gemahlin ad dies vitae zu genüssen haben, nach ihrem todt aber meinen in- und substituierten allodialerben als ein allodium zufallen
    1646 KrummauClarissUB. 358
  • benannte standesherrschaft Pleß vor ein ordentliches allodium nochmals zu erklären
    1748 Bellerode,BeitrSchlesRG. I 155
  • Auftragung eines allodium zu Lehn 
    1756 CMax. IV 18 § 19
  • Umwandlung eines Lehns in allodium 
    1756 CMax. IV 18 § 29. 56
  • unterpand, so ferne dieses ein allodium ist, sich gerichtlich oder nichtgerichtlich versichern zu lassen
    oJ. CCBrandenbCulmb. II 1 S. 187
  • [Übschr.:] commutatio feudi in allodium 
    oJ. MBoica XI 126, XV 289, XVI 152 und XVIII 65
-- Zugleich aber wird nunmehr als "das Allodium" das gesamte freie Vermögen des Vasallen bezeichnet:
  • auch vil nambhafte lehenbare gueter, stück und herrschaften gar ins allodium transferirt
    1681 Hofkammerinstr./Fellner-Kretschmayr II 618
  • dasz die lehnstücke nicht in das allodium oder erb-eigenthumb zu transferiren
    1717 Fellner-Kretschmayr III 281
-- Demgemäß nimmt der Begriff die Fahrnis wieder in sich auf:
  • dasz seinen töchtern ... all jenes liegende und fahrende allodium eigenthümblich und erblich zufallen solle
    1382 SchrBodensee 28 (1899) Anh. 476
  • wann gleich der vater nach einiger töchter aussteuer eine reiche allodialerbschaft bekähme oder sonst ein ansehnliches allodium acquirirte und davor neue lehen ankaufte
    1694 Hinterpomm. Lehnskonst. T. III § 7/Lünig,CJFeud. II 1089
  • Brautschatz ex feudis et allodio 
    1694 Hinterpomm. Lehnskonst. T. III § 7 (Abs. 2)/Lünig,CJFeud. II 1089
  • 1756 CMax. IV 18 § 26. 27. 59
  • 1808 Weber,Lehnr. II 26
  • PreußALR. I 18 §§ 249. 577. 676
III 6 a β Das Adjektiv allodial drückt die Zugehörigkeit zum lehnsfreien Vermögen aus:
  • mein allodial- und erbeigenthumbliches hertzog- und fürstenthumb Crummau
    1696 KrummauClarissUB. 358
  • 1756 CMax. IV 18 § 2. 55
  • die ... mühl ... so ... ich ... an mich erkaufft habe und hierdurch allodial worden, solche allodialmühle soll ... bey dem fideicommissgut Ehrenhausen auf ewig bleiben
    oJ. KrummauClarissUB. 357
-- Vgl. über die Allodial-Reichs-Grafschaften:
-- Die allodialen Gegenstände werden auch als die Allodialia zusammengefaßt:
  • da es aber eine printzessin wäre, disser alle die allodialia zuzukommen hätten
    1730 FRAustr. 38 S. 300
-- Früchte und Nutzungen des Lehns sind allodialien:
III 6 a γ Sehr gebräuchlich wurde seit Ende 16. Jh. Allodialgut und für den Inbegriff des dem Lehnsverbande entzogenen Vermögens, Allodialgüter:
  • 1595 ClarenbergUB. 398 (nr. 508)
  • als den tweeden zone verdert jeghens den oudsten zone ... ende dat deen noch dander gheen allodiale goet en aenvart
    1619 CoutBruges I 48 (T. 17 § 4)
  • daß ... selbige lehengüter allerdings zu freyen erb- und allodialgütern ausgesetzt werden sollen
    1646 Lünig,CJFeud. II 193
  • hinfuhro der itzige besitzer ... seine erben männliches undt weibliches geschlechtes ohne unterscheidt, wie allodialgüter art, recht und gewohnheit ist, besitzen, nutzen, gebrauchen
    1652 Fidicin IV 435
  • die wegen crimen laesae majestatis verwirkten allodial-güther von Landesuntertanen wird der Kaiserliche Fiskus den Landesherrn nicht entziehen 
    1658 Wahlkap. Leopolds § 27
  • es müssen alle unsere vasallen und lehn-leute, wie dann auch diejenigen, welche auf ihren allodial-gütern ... die freye jagten haben, sich ... des unzeitigen hetzens und schiessens enteusern
    1681 CJVenatorio-Forest. III 386
  • Umwandlung von Lehen in Erb- und Allodialgüter 
    1705 Lünig,CJFeud. II 337
  • alle ... lehen ... vor allodial- und erbgüter zu erklären
    1717 PreußLehnsedikt/Lünig,CJFeud. II 480
  • von den erb- und allodial-guͤtern ... zu verstehen
    1722 CCBrandenbCulmb. II 1 S. 218
  • die söhne ... wen ... keine allodialgüter vorhanden, die schwestern ... aus dem lehen mit einem heyrat-gut besorgen müssen
    1728 Leu,EidgR. II 770
  • allodialstücke 
    1756 CMax. IV 18 § 28
  • Gutzeit,Livl. I 29
  • Lünig,CJFeud. II 1105
III 6 a δ Seit dem 18. Jh. begegnet Allodialvermögen:
  • zur Bezahlung von Lehnschulden sind die darbey befindlichen erb-stücke, nebst denen inventariis und übrigen allodial-vermögen zu verwenden 
    1724 Kursächs.PrO. Tit. XI § 3
  • ob durch die ausser landes erfolgte bestellung eines vormundes eo ipso ein stillschweigendes unterpfand in dessen allodial-gutern und vermögen 
    1748 CAug. Forts. I 1 Sp. 370
  • allodialvermögen 
    oJ. PreußALR. I 18 § 231 [uö.]
III 6 a ε Im Gegensatz zu den Lehnerben ist nun von Allodialerben die Rede:
  • meinem ... in- und substituierten allodial- und eigentumserben allodialiter und erbeigenthumblich zukommen
    1696 KrummauClarissUB. 358
  • allodialerben 
    1756 CMax. IV 18 § 28. 36. 51. 57. 58
  • eine tochter ... vererbt den ... brautschatz ... auf ihre allodialerben 
    oJ. Hinterpomm./Lünig,CJFeud. II 1090
  • allodialerbschaft 
    oJ. PreußALR. I 18 §§ 274, 275
  • allodialnachlaß 
    oJ. PreußALR. I 18 § 321 [und öfter]
  • wann gleich der vater nach einiger töchter aussteuer eine reiche allodialerbschaft bekähme oder sonst ein ansehnliches allodium acquirirte und davor neue lehen ankaufte
    1694 Hinterpomm. Lehnskonst. T. III § 7/Lünig,CJFeud. II 1089
  • PreußALR. I 18 § 513 [uö.]
III 6 a ζ
Als Gegensatz zu Lehnsschulden erscheinen Allodialschulden:
  • allodialforderungen 
    1753 Gegenpromemoria d. Königs v. Großbrit. betr. Sachsen-Lauenb.
  • 1756 CMax. IV 15 § 3 zu 4
  • allodial- und erbschulden 
    1756 CMax. IV 18 § 26
  • 1811 Weber,Lehnr. IV 621, 622
  • allodialgläubiger 
    oJ. PreußALR. I 18 §§ 356, 647
III 6 a η Für das Allod gilt anstatt Lehnrechts Allodialrecht:
III 6 b In neuerer Zeit wurde das Wort Allod mit seinen Ableitungen auch als Gegensatz zu dem Fideikommißvermögen für das freie Vermögen des Besitzes eines Familienfideikomisses gebraucht
  • allodium wird zwar im gemeinen verstand nicht nur dem lehn, sondern auch dem fideicommiss, im eigentlichen aber nur dem ersten allein entgegengesetzt
    1756 CMax. IV 18 § 2
-- Anscheinend schon 1672 im Kurbayr. Mand.:
  • wenn bei einer adligen Familie keine andere als allodialgütter wehren, soll dem ältesten Manneserben ein ansehnlicher Vorteil gewährt werden 
    oJ. Lünig,CJFeud. II 527
-- Durchweg gebr. im CMax.
  • 1756 CMax. III 10 § 13, 2 [uö.]
-- Dem PreußALR. u. ÖstABGB. ist dieser Sprachgebrauch fremd. Dagegen findet er sich in Gesetzen des 19. Jh. und in der Literatur

III 6 c Eine analoge Anwendung des Wortes Allod begegnet bei Meiergütern für das dem Gutsherrn nicht gehörige, jedoch nur zum Teil freie, zum Teil mit dem Meiergut verbundene Vermögen des Meiers:
  • aus dessen allodio 
    1781 Hildesheim/M. Busch, Beiträge zum Meierrecht (Hildesheim 1855) Anh. S. 204ff. I § 4
  • zu dessen allodio 
    1781 Hildesheim/M. Busch, Beiträge zum Meierrecht (Hildesheim 1855) Anh. S. 204ff. I § 10
-- Vgl.:
III 7 In Siebenbürgen bezeichnet seit dem 18. Jh. allodium die Gemeinde als Vermögenssubjekt. Davon: allodiälkasz, allodiälrechnung, allodiälvermögen. Früher (16. Jh.) auch hier ein Landgut, insbesondere einen Meierhof. Die heutige Bedeutung scheint von den städtischen Einkünften aus Meierhöfen ihren Ausgang genommen zu haben.
IV Ableitungen

-- allodiones (pl.) für Miterben:
  • quantumcunque mihi ibidem obvenit de genitore meo Pippino, quod contra allodiones meos recepi, totum ad integrum dono atque transfundo
    717 Pertz,DA. 9
-- Schwerlich von alodis abgeleitet ist aloarii:
  • tris aloariae et 12 conlaudantes schwören als Eideshelfer den Reinigungseid mit 
    oJ. Cart. Senon. 17 u. 21/Form. 192 und 194 [DuCange I 201 nimmt es als Allodbesitzer = allodarius]
-- Dagegen stammt von alodis das Wort alodiarius (alodarius, aloerius, allodiarius), das später in roman. Ländern den Allodbesitzer bezeichnet:
-- In der Westschweiz begegnen allidotarii, allodleute als zum Allod gehörige Eigenleute:
-- Die lat. Ableitungen allodialis u. allodialiter begegnen in Deutschland zuerst im 13. u. 14. Jh. (vgl. Allod III 4 c und Allod III 4 d) u. gehen in der Neuzeit in der Form allodial in die deutschen Texte über (siehe Allod III 6 a β)
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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