Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): austreten

austreten

mhd. uztreten, nrh. uittreden 

I abtreten, eine Versammlung, ein Kollegium verlassen

I 1 um sich zu beraten
bdv.: hinaustreten
  • tredet uz und nemet den lantman zu uch und wiset ... der marg rechte
    1401 GrW. III 488
I 2 wegen Befangenheit, besonders wegen Verwandtschaft, um nicht mit zu beschließen
  • welche empter von den gotzhüsern ... hand, die selben söllen ouch wie die fründ ustretten 
    1480 LuzernStR. Art. 138
  • wann es ... min ... herren antrifft, dann soll der vogt ... usstretten und der schryber daby blyben
    1497 FürstenbUB. VII 314
  • das austretten wegen naher freundschaft in gebührende obacht nehmen
    1629 Lahner,Samml. 50
II den Ort, das Land verlassen, sich davon machen

II 1 vom flüchtigen Verbrecher
vgl. abtreten
  • unser underthanen, die der aufruhr halben streflich und ausgedreten 
    1525 ArchUFrk. 36 (1893) 124
  • wann ain person von weg malefiz austritt und flichtig wirdet
    1596 Tirol/ÖW. V 613
II 2 vom zahlungsunfähigen Schuldner
  • vil unnutzer leichtfertiger lute, die ... erber lute ... umb das ir betriegent und darnach ustredend 
    1493 TübStR. Art. 106 S. 49
  • es geriete denn der schluldner in solchen abfall seiner nahrung, dass zu besorgen, er möchte seine güter heimlich verrücken oder selbst austreten und flüchtig werden
    1577/83 LünebRef. 700 [daher dann austreten = in Zahlungsunfähigkeit, in Konkurs geraten. Vgl. Schirmer, KaufmWB. 23f.]
II 3 vom Untertanen, der sich von der Guts- oder Landesuntertänigkeit befreien will, auswandern
II 4
vom Soldaten, desertieren
II 5 auf Abwege kommen
  • so enes mans dochter uthgetraden und tor horen gewurden
    1598 ZSchleswHolst. 8 (1878) 254
III wie neuhochdeutsch

III 1 sich von einem Verbande oder Rechtsverhältnis lossagen
bdv.: treten (XIII)

III 1 a in feindlicher Absicht, den Rechtsweg verschmähen und Drohung oder Gewalt anwenden (Landzwang). In älterer Zeit auch genauer: aus dem rechten treten. (bei Streit vor dem Prior von K.); später nur austreten (die Bedeutung berührt sich mit II, da der Austreter meist auch den Ort verläßt)
  • der prior jedem tail 32 ℔ ₰ aufsatzt, wer aus dem rechten tret, der wer im der gevallen ... do sprachen deu geswaren das recht ... und da trat der F. aus und wolt dabei nit beleiben
    1412 FRAustr. 59 S. 218
  • wer hinfüran austritt oder brennt oder droht zu brennen ... und nicht gewöhnliche landsrechte geben oder nemen wollte
    1444 BairLT. II 97
  • 1510 MittSchlesVk. 28 (1927) 230
  • dass mutwillige person die leut wider recht und billicheit betröhen, entweichen und austretten 
    1532 CCC. 128
  • welke one enige orsake ader uit geringer forderung, der doch die gebreken furhin nit verhoert noch rechtens geweigert, moetwillich uittreden und anderer viandt werden
    1554 Jülich/Scotti,Cleve I 121 nr. 51
  • das etliche untertanen ... lust haben, mutwilliger weiss auszutretten und ... gantzen communen ... abklag und absagen zu schicken
    1555 Lünig,CJMilit. 45
III 1 b aus einem Orden oder aus einer Kirche austreten 
  • so von der gemainen catholischer kirchen austretten 
    1568 Nasus II 2
  • dass alle ordensgenosse, wann es ihnen geliebet, ungehindert möchten ab- und austretten 
    oJ. Fischart,Garg. 273b
  • DWB. I 1004
III 1 c aus dem Dienste treten
  • [man gestattet] keinem ehalten ohne erhebliche ursach under dem ziel auszutreten 
    1644 Würzburg/Könnecke,RGGesinde 790
  • dass den ... im laufe des dienstjahres ohne obrigkeitliche erlaubnis ausgetretenen dienstboten .. kein aufenthalt gegeben werde
    1645 Scotti,Kurköln I 1 S. 251 nr. 70
  • A.B. Schmidt, Zum Austritt a. d. Kirche 1893, FschrFriedberg 1908
  • SiebbWB. I 351
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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