Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Dachtrauf

Dachtrauf

, Dachtraufe, 1Dachtropfen, Dachtropf

Nebenformen rheinisch -druppe, öst. -träf(f) 

I
I 1 das vom Dach herabtropfende Regenwasser
I 2 Ablaufvorrichtung
  • chriegten mit einander umb einen dahtropffen, den Y. ... hiet gerihtet in S.'s hoff
    1316 WienStRb. 137
  • wer ... einen nuwen dachtrouff, ..., leyten wil gegen sinem nochgeburen
    1322 StraßbUB. IV 2 S. 149
  • ieglich dachtroͤf ... so richten, daz si in den winkeln zů erde fallen
    1427 UlmRotB. Art. 244
  • mit der taghdruppen anderthalben fueß wichen, daß seine nachtbarschaft nicht beschadigt werde
    1655 RhW. II 1 S. 272
  • wann ... der tachtrauff auf beyden seiten fallet
    1728 Leu,EidgR. II 84
  • 1794 PreußALR. I 8 § 189
I 3 das Recht, das Regenwasser auf ein fremdes Grundstück abzuleiten
  • so ainer ... tachträf, und dergleichen dienstbarkaiten ... auff ... ains andern guet ... ubet ... zwaintzig jar ... söll[en] ... ain gewör erlangt haben
    TirolLO. 1573 II 51
  • servitutes urbanae, ..., als da seynd tachtrauff 
    1713 TrierLR. 679
  • die als grundgerechtigkeit jemandem zukommende befugniß der dachtraufe 
    1794 PreußALR. I 22 § 59
  • wer das recht der dachtraufe besitzt, kann das regenwasser auf das fremde dach frey oder durch rinnen abfließen lassen
    1811 ÖstABGB. § 489
II
II 1 (in der Schweiz) der vom Dache überragte Hausvorplatz
  • wan so verre wil ieman win verchouffen, der sol in geben mit dem eimer uzerhalb der tachtrouffe 
    1260 BaselDienstR. § 11
  • wer ouch sömlich gemecht ... tun wil ..., das sol beschechen by guter vernunft vnd also, das einer old eine mögen an heben vnd füren vnd ane stecken für das hus für die tachstrouffen an die fryen strass gan
    1430 LuzernStR. 33
  • was vor dem tachtroiff [an Stellgeld] fallet, gehört der stat gantz
    1467 RheinfeldenStR.(SchweizRQ.) 143
  • on stab und on stangen für das dachtrouff gan
    1495 Argovia 9 (1876) 74
  • 1519 ArgauLsch. I 224
  • wann der stattknecht einer person vmb ir schuld pfand will geben, so soll der schulduorderer vor dem huß vnder dem tachtreuf stan vnd nit in das huß gan
    RheinfeldenStR.(1530) 219
  • [die Straße soll] alwegen offen bliben bis in jedes dachtrof 
    1534 SGallenOffn. I 34
  • 1549 Niedersimmental 80
  • 16. Jh. GrW. IV 318
  • GrW. I 21
II 2 Hausbereich, als Hausfriedensbezirk
  • ainen steken für sein thür slahen ... und sol derselb an willen für den dachtrophen seiner maur ... nicht kömen
    1438 NÖsterr./ÖW. VIII 14
  • 1450 NÖsterr./ÖW. VII 462
  • wolt in [den Zinswein] der zehentner nicht nemen, so sol man in im ingiessen in ein assëch ... und secz inwendig der dachtrophen 
    1450 NÖsterr./ÖW. VII 758
  • kumbt nach im gelauffen strafflich unter die tachtroffen 
    1450 VerhNdBayern 11 (1865) 217
  • 1460 GrW. III 696
  • es soll auch nimant mit gewalt dem andern laufen unter sein dachdrophen 
    1490 NÖsterr./ÖW. VII 675
  • begrif der wirt den diep ... in dem haus, nimpt er dem diep das guet, so ist er dem richter nichts phlichtig in der dachtrophen 
    15. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 247
  • das der heuser grünt ... nicht verrër herab ... gerechtikait habent dann nuer als verr ir dachtropfen gent
    15. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 1035
  • sticht in [den lusmer] der wirt ... zu tod durch ain fenster ..., so sollen si denselben täter mit den fussen aus den dachtrophen ziehn und drei phening auf die wunden legen
    1512 NÖsterr./ÖW. VIII 77
  • begäb es sich ... das der lanndtrichter ainen ... thäter nacheilet, oder jn sunst auff des lanndtmannß grundt, doch ausser des dachdropffs beträte, denselben thäter mag er ... annemen
    1535 KrainLGO. A vr
  • geschiecht es auf der gassen ausserhalb der dachtropfen, so gehört das wandl dem herrn ... zue
    1546 NÖsterr./ÖW. VII 83
  • wo ... der landrichter den thaͤtter ausserhalb dem dachtraͤpff nit fuͤglich betretten moͤchte, so mag ... [er] wol vnder dem dachtraͤpff greiffen
    1574 SteirPGO. I 2 § 2
  • 1577 NÖsterr./ÖW. VIII 206
  • gebott und verbott binnet den dagdruppen 
    1588 LuxembW. 318
  • uber sein hofmarch oder dachtropfen weiter heraus pawen
    1590 NÖsterr./ÖW. VIII 449
  • 1590 ÖW. X 55
  • es solt auch kainer dem andern nichts under die dachdropfen legen
    16. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 124
  • 16. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 229
  • unter ihrem dachtropfen ... vergleichen
    1604 NÖsterr./ÖW. VIII 930
  • ein jeder burger ... hat nit ferrer zu bieten alß seine tachdropfen fallen
    1615 NÖsterr./ÖW. VIII 685
  • die hofmarksgerechtigkeit [ist] nur ... auf etliche sölden, soweit die tachtropfen reichen, beschränkt
    1619 Strnadt,Grenzbeschr. 679
  • in iedem hauß ist ... freihait als weit der tachtropfen wehrt
    1630 NÖsterr./ÖW. VII 133
  • dem ... marktrichter vor die tachtropfen herauß geliffert werden
    1650 NÖsterr./ÖW. VII 28
  • wo der thäter ... unter deß grundtherrn tachtropfen ... sich befindet, kan der landtgerichtsherr ... auff jhne nicht greiffen
    NÖLGO. 1656 I 5 pr.
  • die ... rauffhändel, welche sich ausser deß dachtropffen, und hauß-hoffs auff gassen und straßen, ... zutragen
    1679 TractIurIncorp. III § 3
  • dem grundherren stehet eine besondere gerichtsbarkeit zu, welche sich über dessen dach-tropfen nicht erstrecket
    1752 Greneck 93
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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