Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Gemüt

Gemüt

I
I 1 Gesinnung
  • gerhabschaft ist ain handlung aines gueten glaubens. darumb soll ain ieder gerhab fürsichtig und aines gerechten gemüets sein, damit er darin nicht mißhandl
    1528 ZeigerLRb. 435
I 2
  • damit eine injuri-klag statt habe, ist vonnoͤthen, daß der geschmaͤchte die injuri alsobald zu gemuͤth fuͤhre
    1679 TractIurIncorp. XVIII 12
II Wille, Absicht

II 1
  • der gemeine unse gemute zu erkennen geben
    1481 TorgauUB. 57
  • sind wir eins gemiets worden
    1483 EngelbergThalr. 5
  • wie er eines stäten willens und gemüthes gewesen sei, zu stiften ein bruderhaus
    1485 Baader,Mittenwald 301
  • das vnser gemuthe vnd meynung nicht were
    1522 MittOsterland 6 (1863/66) 64
  • das gemuet der handler gibt ainer ieden sachen ir mass und recht verständnus
    1528 ZeigerLRb. 296
  • nit mit gemüt den krieg zu befesten
    1536 Gobler,GerProz. I 27a
  • tho horende der herschop warve, gemote vnde meninge
    1539 Dittmer,Sassenrecht 47
  • ihrer herrn ... gemüthe und meynung nicht gewußt
    1556 Moser,KreisAbsch. I 72
  • darauf sie sich in sächsischer frist ihr gemüth zu erklären schuldig seyn sollen
    1577/83 LünebRef. 663
  • unser gemueth und ferneren bescheid zu gewarten
    16. Jh. Bauer,WaldeckWB. 144
  • gemudte 
    16. Jh. Pritzwalk/PrignitzVis. 112
  • gemut unde meynung
    oJ. FreibergBUrt. 351
II 2 bei Straftaten: Absicht, Vorsatz
  • [der] fräwenlichs böss gemiets neben des hailigen richs straß mit bewaffneten handen uff M.Sch. ... gehalten
    1522 RadolfzellHGO. 169
  • welche erbschafft ich nach sein deß testators absterben in meinem gemuͤth angenommen habe
    1534 MainzUGO.(Saur) 18r
  • wann ainer ain mann bey seinem eelichen gemahl ... an unkeuscher that begriff, und denselben auß zornigen gemüet zu todt schlug, zu dem ist nit strengklich zurichten
    TirolLO. 1573 VIII 50
  • uyt ernstigen gemoede 
    LeidenK. 1583 Art. 155
  • die besitzung allerhand rechten und gerechtigkeiten, die man nicht mit dem leib sondern mit dem gemüth besitzt
    1709 Mutach 88
  • 1738 Hayme 226
  • animo injuriandi, boͤsen gemuͤths einen zu beschimpffen
    1752 Freuler Anh. III 4
  • das solich sein myshandlüng [der Mord des 12 jährigen Knaben] aus fürsacz vnd poshafftigem gemüt entsprungen sey, vnd solch posheit thün die yar erstatten
    oJ. IglauOberhof 267
II 3
  • der den andern schmehet, der wird im rechten gestrafft, er hette es denn aus einem bewegten gemüt gethan
    1541 König,Proz. Reg.
  • haette sie nur dem leib ... und keines wegs in dem gemüth gesündiget, und dahero keine todsünd begangen
    1670 Abele,Unordn. I 245
II 4
  • der besitzt, in des namen besessen würt ... wann ich behalt den selben besitz in meinem gemuͤt 
    1436 (ed. 1516) Klagsp.(Brant) Bl. 19'
III Beratung, Beratungsfrist
vgl. 2Acht (I)
  • vonnesse, sprake ende gemoetede 
    1360 AardenburgRbr. 147
  • hat myn herre von Waldigessen den hoffe vnd die gemeynde gefraget ...; hant sy ein gemüde genomen 14 dage daruff hant sy gewiset
    1437 GrW. II 800
  • daruff die hoiffscheffen gemuitt genommen vnnd sich mit den landscheffen berathen
    1450 GrW. III 755
-- Frist
  • so soll er rümen in ahttagen one alles gemüte und ziel
    1346 HagenauStatB. 100
IV Zustimmung, Einwilligung

IV 1
  • þær ða eadigan fundon mid earla gemedum ðas domas
    7. Jh. Liebermann,AgsG. 12
  • dien sel men legghen in den toorn ... ende daer en sel hi nijet uut comen hi en hebbe der stat ghemoede 
    1342 UtrechtRBr. I 24
  • dat niemant ... wercken er mach binnen der vryheit van D., hy en sy poorter ende hebbe tgilde gemoede, daert werck of roert, noch oeck in knaepscappen, hy en hadde des gilde gemoede
    1367 Fruin,Dordrecht I 95
  • sy en hebben den rentmeester voldaen of sy en hebben sijn ghemoede 
    Anf. 15. Jh. BrielRb. 173
  • welcher seine gueter weiter oder prayter von dem velde, das dem spital zugehöret one gemüet oder one der vogt herrn bewilligen an eynet
    1550 Alemannia 3 (1875) 124
IV 2 insbesondere Erteilung von Befreiungen
  • wie nicht des gerichtes vare ind oeres heren gemoete verdedigen wil, die en darf vur oeren gerichte nicht dedingen, it en si ieme umb sin liff ind guet to doende. so nemen se vur die vare ind gemoete vurss. van einen man wal x, xii odt xx marck
    2. Hälfte 15. Jh. InfSpecSax. 636 [nähere Erläuterungen Homeyers ebd.]
  • vnser herrn sint uber ein kommen: das meister vnd rot mugent gemute gen vnd erlan zu sutzende hynne die vsburger, edellute, herrn, ritter, knechte oder frouwen, wo sü erkennent das es vnsere stette nütze oder gut sü: also wenne sü gemüte gont vnd in sitzendes erlont, das derselbe sol sweren an den heiligen ...
    1758 Haltaus 652
  • unser herrn meister und rat schöffel und amman sint übereinkommen ... das man kein ußburger kein gemüte geben solle, er sol sin burg recht leisten also reht ist
    oJ. StraßbUB. IV 2 S. 171
IV 3
  • die ghene die bijnnen onser vrijheit wonen ende in burgers gemuede sitten, die sullen gebruken alsulke vrijheit ende recht als onse burgere hebben
    15. Jh. HasseltStR. 62
  • een burger off inwoener, die hier [in] burgers gemoede [sitt] sal den anderen voor geen ander dan voer deser stat gericht ... laeden off vorderen
    3. Viertel 16. Jh. KampenStROntw. 7
  • in borghers gemode 
    oJ. HasseltStR. 63
  • in borgers gemoede sitten
    oJ. MnlWB. II 1365
V Strafsatz, Brüche
  • engheine besseronge, die man nennet gemuede, sall van recht meher sin, dan ein wedde
    1386 Rheinland/GrW. III 7
  • so wie misdoit, also dat hei eine offenbaire wunde sloige, die sall bekennen vunf mark zo gemuede 
    oJ. GrW. III 7
  • His,MA. I 610
  • PBB. 43 (1918) 356ff.
  • Stutz/ZRG.2 Germ. 38 (1917) 368ff.
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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