Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): getrauen

getrauen

, getreuen


I
vgl. getreuet
II jemandem

II 1 etwas

II 1 a zutrauen, glauben
  • so tätent ir dez nicht, so wizzent sicherlichen, daz ir wider und tätent und uns überfürent, dez wir iuch nicht getrewen 
    1332 FriedbergUB. I 118
II 1 b
als Obliegenheit auftragen, anvertrauen
  • schal men ... delen ofte delen laten, wes de schinre, morder, rover, berner, griper in deme rechten geven [hs. gegen] uns und in de herschap von Pameren gebraken hebben und den broke also vort vorderen, also des ehn [den Richtern] getruwet wert
    1457 PommMbl. 18 (1904) 73
II 1 c zur Entscheidung stellen
  • ab man die engelsche sache us der hant wurde gebin, wen man der wolde getruͤwen, ab is die Enghelschen begherende weren: unsir raad ist, das man der sache czu stetin ghee und in getruͤwe, und nicht ritteren nocht knechten, um das in van der handelunge der copenschacz nicht is czu wissen
    1388 HanseRez. III 378
  • derselben zuͤspruͤch, ansprach und vorderuͤnge sy uͤns funffen getrúwet und der gentzlich hinder uͤns gegangen sind, sie doruͤmb zuͤ entscheiden und zuͤ riehten mit dem rehten oder guͤtlich
    1399 HeilbronnUB. I 169
II 1 d (im Vertrauen) geben
  • das sie den brieve, den in die herren getrawet haben und dorumb zwitrecht entstanden ist, den herren wider antwurtten sollen
    1461 BrüxStB. 156
II 2 vertrauen
  • min her getrouwet mir so wol, daz ich an im niht brechen sol min triu
    nach 1284 EnikelWChr. 5243
  • [die flüchtigen Schuldner] solt du des getrouwen mir, daz niuwan ste gen dir min gir
    3. Viertel 13. Jh. Herrand 136
  • hand ... ire aigne lipliche kind hinder iren nachgeburen, hoffherren oder dem si getruwoten, sitzen lassen
    1376/1445 UlmRotB. Art. 414
  • verböret en gast wedde, de mot deme richtere vorwissenen, er he van gherichte ga, of eme de richtere nicht ghetruwen wel
    14. Jh. GoslarStR. 85
  • wer ainem weber ze weben git, der sol im wegen daz warff und darin daz wefel, ob er im nit getruwen wil, so sol er ims also inwegen
    1408 RottweilUB. 294
  • hat H.H. unde P. am Ende globet vor 4 ß gr., so getruwet man em der andern vyer selber
    1430 FreibergUB. III 462
  • getraut der camrer dem verpotnen man auf sein gelübd
    Ende 15. Jh. StraubingStR. 321
  • der sol ... zwen gnossen han, den eides vnd eren ze getruwen si
    oJ. Luzern/GrW. I 163
-- (ohne Sicherstellung) kreditieren
  • dz sü ime 1 ß ₰ douß liehent und ime den getruweten; und donoch wie dicke er wolte, so liehent sü ime zu einem mole 1 ß ₰ uff sicherheit
    1404 HagenauStatB. 159
--
  • einem gesessen man soll man getrewen, der eigen vnd erbe hatt, 14 nacht nach dem banne
    1339 Elsass/GrW. IV 185
II 3 sich getrauen
  • welch boteler adir gorteler vnss werkes vnd eyn methe kompan begeret czu seyn vnd sych bey vns getrawet czu bergende der sal seyn burgerrecht gewynnen
    1412 Danzig(Hirsch) 333
III
III 1 (zuversichtlich) der Meinung sein, hoffen auf etwas
  • getruwetin beide teile, als si da offnoten ... das si der hantvestin billichen geniessen soltin nach ir gewer
    1353 FRBern. VIII 1
  • su getruwete nit, das eins gezuge sölte sin des, der lon von im empfienge
    1401 FreiburgHlGeistUrk. II 4
  • getruweti [er], dz er damit genůg getan hette, und bat uns, dz wir uns daruff erkandin
    1406 ZürichStB. I 363
  • darumb so getruwten si nit unreht han geton
    1415 BadenArgStR. nr. 344
  • sy getraw, das ... H[anns] ... das gůttlin niemer verschaffen můg
    1455 Indersdorf I 344 (nr. 847)
  • die burgermeister und radmanne ... getruwen dem rechte, sie sind nicht plichtig zu sulcher erer schult zu antwertten
    1456 LeipzUnivUB. 132
  • sie getrawen, das si des zu lehen nemen nit schuldig sein
    1464 MBoica XII 258
  • [sie haben] mich also darzo gedrungen, dat ich si mit lantrecht angelangt hain ind getruen, si damit darzo zo brengen, si mir sulchs afstellen sullen
    1479 JülichLTA. I 220
III 2 Vertrauen entgegenbringen
  • ist das er verfluchtig wirt und seinem rechten nit dar getrawen 
    14. Jh. KuttenbergBO. 1
IV sich rein schwören
  • se ðe on ðære fore wære, þæt mon monnan ofsloge, getriewe hine ðæs sleges and ða fore gebete
    7. Jh. Liebermann,AgsG. 102
  • gif he þonne gewitnesse næbbe, and he him getreowe ne sy, swerie he þonne
    9. Jh. Liebermann,AgsG. 37
  • getriowe hine facnes ... gif hine hwa hwelces teo
    oJ. Liebermann,AgsG. 58
V getraut ehelich
  • dat T.W., S.W. ende M.W. alle aeldinghers waren van Jans Cools dood, als van ziere moeder zide, ende van ghetrauweden bedde
    1377 CoutBruges I 430
  • weer eenige smaiheit eenen wiive, die getrouwet weer eenen man ... geschiet, dat mocht die man clagen
    1430 KleveÄltStRHs. 47
  • dat Jacop V. dhoude ende Lambrecht V. doude broeders waren commende van ghethrauwde bedde
    1440 CoutBruges I 546
  • dehein man, der ein getruwet wip ader getruwete kint hait
    15. Jh. Loersch-Schröder 251
  • so waer een man of een wyf ghetroude kinderen to gadre hebben
    oJ. StaverenStR. 203
VI substantiviert
  • sidmalen der punt an willen und wissen des landsfürsten in solchem getrauen und ansagen [Vertrauen und Versprechen], so sy ainander getan hetten, gemacht wär, daz es ain geprech wär wider geschriben und gesatzte recht
    1423 ZFerd.2 9 (1843) 133
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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