Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): 1Gilde

1Gilde

vereinzelt auch n.
I Personengemeinschaft zu religiösen, wirtschaftlichen und geselligen Zwecken; insbesondere als Zusammenschluss von Handwerkern und Kaufleuten

I 1 allgemein
  • ut de collectis, quas geldonias vel confratrias vulgo vocant
    852 Fagniez,Doc. I 52
  • volumus, ut presbyteri ... villanis praecipiant, ne collectam faciant, quam vulgo geldam vocant
    888 Cap. II 375
  • omnes qui gildam eorum habent, et ad illam pertinent ... liberos omnes a teloneo facio
    1127 Warnkönig,FlRG. I 28
  • tu eren unde dor tucht allen den, de van der kremere gulde sint
    1281 GoslarUB. II 306
  • duximus, ut gaudeant et fruantur sine impedimento quolibet eo jure, quod ghilden dicitur
    1293 BrschwUB. I 16
  • des ques vint et quatre preudommes li maieur des geudes en esliront et prenderont wit ens es geudes par l'acort de leur communs
    1302 Arras/Fagniez,Doc. II 3
  • [es soll] an richte, an rade, an scote, an gylden unde an borcherscap ... also bliven
    1319 GöttingenUB. I 69
  • wor eyn hantwerg ist in der stat, daz gilde hat von unsirs herrn gnaden weyn
    1335 Heiligenst.(Wolf) Urk. 19
  • domum predictam inter ceteros mercatores Alemannie habent et de gilde ejusdem domus existunt
    1346 London/HansUB. III nr. 71
  • wy hebben gheven den schomakeren unde den schroderen in unser stat eyn werk, ammet unde ghylde myt aller tubohorijnghe
    1353 GarzStB. 39
  • hebben georlovet unde geven den goltsmeden binnen unser stadt ... eine gilde und ein ammet in ehrem werke
    1392 BremUB. IV 193
  • gheen porter, die daghelicx bynnen der stede poerternering hantiert, voert meer die hantieren en sal, hi en zy in enighe vanden ghemeenen ghilden 
    1439 Fruin,Dordrecht I 276
  • en sal gheen knaep malen in knaepscappen, hi en sal gheven zijn eerste weeckhuere, ende hiermede sal hy bevrijdt wezen int ghild 
    1458 Fruin,Dordrecht I 126
  • soll auch die bergordnung hinkünfftig nicht mehr so geringlich ... gehalten werden, besondern gleich andern zünften und gilden 
    1664 Elbingerode/ZBergr. 12 (1871) 61
  • sol ... einem jedem frey stehen, der aembter und gilden ohngeachtet, handwercksleute zu dingen, woher und auffs beste er kan
    1693 BremPolO. 61
  • selbige werden an einigen orten handwerck, an etlichen zunfft, an andern ... gülden genannt
    1727 Leu,EidgR. I 611
I 2 als geschlossene Körperschaft, sowie Gesamtheit der Gilden
  • per scabinos nostros de Bruxella, decanos et octo guldae dicti loci super ipsa gulda 
    1289 Luyster van Brabant I 49
  • we dar dene hirna nu mere twidracht makede twisschen dem rade vnde den gilden, sin liff vnde guth scholde stan in de rades gewalt
    1293 BrschwUB. I 16
  • de rad der stat to Goslere is to rade gheworden mit endrechtigher vulbort der koplude unde der woltwerchten unde der ghelden der sulven stat
    1. Hälfte 14. Jh. GoslarStat. 1
  • wi scepenen, raed ... ende ghemeenen ghilden in Dordrecht, doen cont
    1368 HanseRez. I 405
  • wy zint eyndrecklich geworden mit ... der wisheit der ghilden unde unse gantzem gemeynheit
    1415 Wigand,Beitr. 146
  • alle de gilde, de binnen Münster sint, bi namen de 17 gilde, de sint altomaele 1 gilde 
    1565 MünsterGew. 6
  • das ... ein erbahr, hochweiser rath sich bewegen laszen, demselbigen eine amptzunfft-schragen oder geschloszene gilde und brüderschafft zu gönnen
    1605 Stieda-Mettig 279
  • ist ... mit einhelligem raht, alt und neuen magistrats, alt und neuer gilde und gemeinheit ... abgestellet
    1685 Wigand,Minden II 99
  • heut den 9ten septembris anno 1565 ist gillen und gillemeister diese ufgerichte ordenunge ufs neue [aufgerichtet]
    oJ. WitzenhStB. 12
I 3 mit Betonung des kirchlichen Elements
  • ipsum vero porticum totumque veterem parvisum ... fraternitati beate Marie que vulgo gulde vocatur ... concessimus
    1171 CartSTrond I 117
  • wy brodere unde sustere der broderscop unde gilde des hilligen cruces
    1252 Stieda-Mettig 374 (nr. 55 Einl.)
  • fratres congregacionis vulgato nomine dicte ghilde s. Marie in Reynoldesborch
    1328 SchleswHReg. III 376
  • dat se wolden stichten unde maken myt hulpe framer lude woldath eyne ewige broderschop unde gilde in de ere godes, Marien ... unde alle godes hiligen
    1401 LübUB. V 731
  • en zal de voorseide stede niet meer costen hebben van ghilden dan van den ghezwoorne scotters van sint Joris ghilde 
    1442 CoutFurnes III 246
  • 1/2 mark van des hilligen lichnames gilde van J.S. huse
    1488 RigaLibr.red. III 431
  • als men der kercke fabrycke, eeneghe oultaer ofte ghilde yet legateert ofte toelecht
    1536 CoutFrancBruges II 580
  • hebben wy in de eere des hilligen crützes eine löffliche broderschop und ene gilde begundt
    1581 Stieda-Mettig 275 (nr. 20)
I 4
Schützengilde
  • willküren wir, daß niemand Dantzker bier schenken soll, allein in der gülde 
    1589 Kulmer Schützenwillkür/ZWestpreuß. 23 (1888) 207
  • vande mesusen ende delicten, die inde hoven de cameren vande dry gilden van den voetboghe, hantboghe ende busse gheschieden tusschen de guldebroeders aldaer wesende
    1615 CoutAudenaerde I 17
  • in een herberge int gelaech onder een gilde oft schuttereye, als mede gildebroeders aldaer drinckende
    1700 CoutLooz I 603
I 5 Feuergilde
  • wan auerst von des himmelß für schade wedderfore, so wil ich B. dat gilde geneten, vnde dat gebeuwede wedder vprichten laten
    1602 Mensing
II Sprachgebrauch

II 1
  • voder vnder den hoyken schall keyne frowes persohne dragen, sye sy den echte vnd rechte dudesk vnnd keyner wendischen art, fry vnd nemandes eigen gebarn vnd also der werdesten gylde gewerdt
    15./16. Jh. GardelegenStat. 70
  • wer einen todtschleger oder so mutwillen geübet, uffhelt, das er mag in gefengnus gebracht werden, dem soll an ehren und gilden nichts abgehen
    1597 PeineStat. 246
II 2 bei Erwerb der Gilde
  • nemant van kremer schall anferdigen ... fry, denne he hebbe ere wark effte gilde winnet
    1330 Fock,RügPommG. III 246
  • hir steit N.N. unde biddet syn edder syner fruwen verderlyke erwe, unser gilden gerechticheit
    1330 ZNdSachs. 1886 S. 230
  • ontfanghen van den ghuenen die hare ghilde loosden omme leerknapen te zine 15 s.
    1332 InvBruges IV 152
  • sowelk minsche, frowesnamen efte mann, unse werk unde gilde is begerende
    1350 Anklam/PommMbl. 28 (1914) 118
  • dat men niemant in desser ghilde ofte broderscap ontfanghen ... sal, he sal eerst brieve brengen, dat he vry sy ende niet eghen
    1362 GroningenUB. I 374
  • we ore gilde hevet, de schal helden unde don der gilde wonheyt unde recht ane weddersprake
    1370 Wigand,Beitr. 143
  • welk knape wil gewinnen vnser werk, de sal egens gudes hebben also gut als iii marc; dar bouen sal he also uele hebben dat he sin borgerrecht mede gewynne vnd syne gylde 
    1377 Lasch,NdStB. 34
  • wilch gewandsnyder die gylde haid vnd abe gehit von dodes wegen, des eldiste son sal die gilde losen vnde kouffen
    1402 Kassel 473
  • niement t' Antwerpen in de gulde sijn noch sitten en sal, hi en si gheboren poertere t' Antwerpen
    1419 CoutAnvers I 88
  • ab eyn hantwerkesman eyn beruchtig weip czur ehe neme, ab derselbige in eyner stat glichwol werk und gilde mit den andern im werk moge besitczen
    1425 HanseRez. VII 523
  • zo wat manne die ... ghildebroeder ontfanghen zal worden in de ghilde die zal sculdich zijn der ghilden te ghevene van incommene 4 sc.
    1435 InvBruges IV 455
  • er sal auch der gewandt schneiders gille habenn unde gewynnen
    1. Hälfte 15. Jh. DanzigWillk.(Günther) 22
  • waert ... saik, dat iemant ... der smeden gilde winnen wolde
    1456 SneekStB. Art. 231
  • neymant ... schal werken edder weven ... he en hebbe de gilde ... gewunnen
    1458 Wigand,Beitr. 144
  • men en sall nemanden dei gilde doin, hie en heb irst dei burgerschop entfangen
    1473 BeitrEssen 20 (1900) 149
  • ein mhan, so von buten ingekomen iß, des vater de gulde vor nicht gehat heft, begehret he ohre gulde tho winnende
    15. Jh. BrandenbSchSt. I 2
  • en knackenhouwer, de dar storve, wan dan sien soene de gilde wolde besitten, de scal geven 3 sc.
    15. Jh. Hameln/NdJb. 33 (1907) 3
  • sie zw eyner mitburgerynne, gulde und czeche ... uffnhemen
    1501 LübbStB. 126
  • unse gilde will neymant meer eine gilde overantworden, he sy dan manbar
    1504 ZNdSachs. 1886 S. 172
  • wie dit voorschreven gilde winnen sal, sal eerst burgher wesen
    1522 Wijk/Fruin,KlSteden II 197
  • in de gilden en sal voortaen nijemant moeghen wesen, die van der neringhe ofte van den ambochte nijet en sijn ofte geweest en is
    1530 UtrechtRBr. II 306
  • so sollen ock gene huszknechte in ere gilde nehmen offte vor ere broders holden, se hebben den dem borgern 4 jahr gedent
    1535 Stieda-Mettig 234 (nr. 1, 5)
  • mit zarten netten to vischende schal eynem jedern erfgesetenen borger und alle denjenigen, welker ampte unde gilde hir binnen bosetten, apenstan und frig syn
    1541 Anklam/PommMbl. 26 (1912) 56
  • is wellich man van gilden, de en wif nemet, dat solve wif, se si maget eder vrowe, de nemet de gilde mit dem manne, also vere dat se der gilde werdich si
    1565 MünsterGew. 12
  • entkaeme er aber und wuerde gesehen, daß zween ehrlichen leuthen wissend waere, so soll er nicht wuerdig werden, werck und gilde zu besitzen
    1611 StolpStat. 246
  • diejenige, so als meister gewisse handwercker an denen orten, woher sie gekommen, getrieben haben, sollen in dergleichen gülden ... auf- und angenommen werden
    1720 CCPrut. II 424
II 3 bei Verlust der Gilde
  • swelk man wert vorwunnen, dat et eme an sine ere gat, dar mede heft he sine gylde vorloren
    1300 BrschwUB. I 24
  • we sick anders voranderde, wen he von rechte schal, de schal entberen und afgan beide, gilde und des werks
    1389 LünebZftU. 230
  • wenn ein bruder den andern ehrenrührig anspricht und solches nicht in jahr und tag erweiset, der soll die gilde meiden
    1400 RevalStR. II 2
  • offt jemandt sick veranderde mit unerliken personen, de soll des ampt unnd gilde entberen
    1492 Stieda-Mettig 488 (nr. 93, 44)
  • kan seines ehrenstandes, daß er zu amt und gilden nicht gelassen, entsetzet werden
    1599 LauenburgStR. 343
II 4 Beispiele von Einzelsatzungen
  • welk broder uthe der gilde ener beker stelt, de sal den beker gelden unde der broderschop ewichliken enberen
    1252 Stieda-Mettig 375 (nr. 55, 8)
  • eist ghecuert dat niemen gheorlovet ghilde te sittene iof meentucht van ghilde te makene no in ghilde tetene bi erre mile thende Brucghe
    1280 CoutBruges I 238
  • dat si hare assisen ende hare ghulde hoghen ende nederen moghen ende die ghulde te houdene
    1301 Willems,Brab. I 697
  • de beckermestere hebben von oyrer unde von orer ghilde weghen med unseme willen ... ghewillekoret, dat se in oyrme brodhus nicht schullen oyr brod vortmer setten up de benke
    1348 GöttingenUB. I 166
  • witlich sy den menen brodern, de in deseme gylde sind, so wellik broder brecht, de schall in dem halven jahre bringen sine broke uppe de tafelen
    1373 Stieda-Mettig 239 (nr. 2, 29)
  • das keynerhande brudirschaft noch gylde ... morgensproche adir samenunge meer haben
    1385 CDPruss. IV 36
  • salmen des snachs waken in der stede, elc man so hem gheboden wort van rechts weghen, van der stede boden of vanden ghilden wegen
    1401 Fruin,Dordrecht I 20
  • dafür gift der frembder fischer alle marktage den vorstendern der gilden vere sundische penninge
    1540 PommMbl. 29 (1915) 20
  • wann aufs rathhaus schott aufgebracht wird, sollen alle brüder in der gilde kommen und daßelbe erlegen
    1551 RevalStR. II 5
  • idt schal kein bundmakergeselle arbeiden in vlecken oder steden, dar de bundtmaker nene ampte oder gilde hebben
    1557 HambHandw. 546
  • wie denn auch kein amt, gilde oder handwerck sich unterstehen soll, einige statuten ohne unser bewilligung zu machen
    1577/83 LünebRef. 765
  • de ampten ende gilden sullen op hare byeenkomsten niet langer dan twee dagen teeren
    1642 DeventerStR. 4
  • niemandt van de gulden van de dorpen ... en vermoghen gheene ordonnantien te maecken sonder consent van schouteth
    1664 CoutSanthoven 18
  • solle ... allen ambtsleuthen und handwerckeren ... nicht zugelassen seyn, unter sich in denen aempteren, gilden, obsonsten einige verbundnüsse, einigung oder heimliche verständnüsse ... anzurichten
    1740 MünsterPolO. 33
II 5
Rangstufen
  • si percussor est confrater majoris gylde nostre, amam vini superaddet consulibus pro emenda
    1250 DortmStat. 25
  • maiorem fraternitatem, que thetunice grote ghilde dicitur, statuimus
    1327 Wigand,Beitr. 137
  • welcher nicht bruder in der großen gilde, soll auch kein freyzettel von der accies-kammer ... gegeben werden
    1485 RevalStR. II 17
  • da sich die kleinen gilden inne verkürzt achten
    1547 RevalStR. II 33
  • die schaffere sollen auch nicht bemaͤchtiget sein, einem die bruͤderschafft zu praͤsentiren, der die große gilde nicht faͤhig ist, ohne der gekornen eltesten zulaß, bei willkuͤhrlicher strafe des haußes
    1585 RevalStR. II 67
  • wenn ein kaufmann von der großen gilde sich mit eines ehrlichen handwerksmanns tochter ehelich verbindet, er deshalb nichts von seinem recht verlieren ... soll
    1681 RevalStR. II 359
  • die alte ordnung in absicht des bierbrauens und desselben schanks wird bei der herrschaftlichen gülde sein
    1722 Wuttke,Städteb. 128
III Zusammenkunft, Gelage
  • in omni potacione ... gilde ... preparata primo pax dei et domini inter eos qui conuenerint ... ponenda est
    1114 Liebermann,AgsG. 598
  • so en recht gilde is, we so lange is in deme hove also man den mede bruwet, dhat water, honech unde hoppe to samene comet, de scal den mede helpen gelde
    1296 Nowgorod 26
  • wan wy holden unsen gylde edder morgensprake, so schal eyn yderman sytten dar eme boret to sittende
    1350 LünebZftU. 135
  • weret dat se eyn tunne bers hadden tu drynkende, dar scholen se den raet tu esschen, sundergen den rechten ghylde utghenomen
    1353 Lasch,NdStB. 28
  • do quamen dey ses gilde sementliken, dey dey gilde gedeynt hadden, op dat lohus
    1403 DortmStat. 216
  • welck tyt dat de brodere willen ere gilde dryncken
    1407 RevalStR. II 22
  • vortmher wen men de klocke ludet in der gilde, so sall malk stille syn unnd geven dem oldermanne lust tho sprekende by einer halven marck wasses
    1463 Stieda-Mettig 408 (nr. 74, 5)
  • alle ere olden unde erliken koste, collacien, hogene ofte gilden 
    1541 Anklam/PommMbl. 26 (1912) 55
  • soll jedweder gildebruder, währendes gilde über, friedlich und mit freyem geleite, ein- und ausgehen
    1573 Helmer,SchleswFVers. I 417
  • DortmStat. p. 103
  • Stallaert I 519
IV Gildelade?
  • vander selver keure ... 12 bezegelde brieven met veel copien gemaeckt waren, ende die onder den twalef tresorien ende cleyne gilden geleyt sijn geweest
    1462 Fruin,Dordrecht I 129
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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