Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): greifen/Greifen

greifen

mnd. mnl. gripen; afries. gripa 

A transitiv

A I eine Person

A I 1 (mit den Händen) fassen, ergreifen
  • hwasa otherum ene sullenge due, thet hine bi tha halse gripe, thettem sine spise up eta muthe hlape, tuia ℔ 15 enza
    um 1300 Hunsingo/Richth. 340
  • sa hwer sa thi were ther enne prestere bi tha here gripi ieftha mith feste sloge
    14. Jh. Richth. 125
  • mit dess greif Tilman [ein zum Tod Verurteilter] den scharprichter mit den henden und fingeren, er best vermogt, und hilt in
    16. Jh. BuchWeinsberg II 155
A I 2 gefangennehmen
  • sleht ein lantman einen burger, der sol den schultheissen und sin eitgenozsen anschrien, die súllen den lantman kripfen und han
    1347 MGConst. VIII 454
  • one gripen bi sime halse unde ... ome sinen cop laten afslan
    1353 OsterwieckStB. 6
  • ick ... wart vorholden von hertzog A. hoffgesinde, de grepen my met denen, de ick by my hadde
    1400 Fidicin IV 72
  • wan seh ore borgere in orem husern gripen unde fangen
    1455 QuedlinbUB. I 443
  • wanner de hantdadighe ghegrepen edder ghevanghen worth
    1465 OstfriesUB. I 719
  • synt der vele na der tyt beschediget, dat eere genomen unde darto gegrepen, gestocket unde blocket
    1495 OstfriesUB. II 482
  • is dat we drouwed ienigen borger to bernende, ..., men schal ene gripen 
    15. Jh. ApenradeSkra 163
  • eynen deff ... in der stad gripen 
    15. Jh. GoslarUB. I 416
  • of jemantz geriffen wurde umb misdaet wille
    1504 SPantaleonUrb. 355
  • grep men oldinges einen, de rechtes werdigh was und deme rechte nicht flüchtig was worden, ..., men dede em unrecht
    vor 1531 RügenLR. Kap. 125 § 11
  • derselben männer einer ... gegriffen, zu Biburt in verhaft gelegt
    1532 WürzbZ. I 1 S. 172
  • gript ein man einen deeff ... unde bindet den
    1593 JütLow.3 II 91 § 1
  • einen missethäter ... greiffen 
    oJ. Seestern-Pauly 110
A I 3 reißen, zwicken
  • mögen unsere richter ... die lebensstraff ... wohl schärffen, alss dass an statt des endhaubtens daß ... greiffen mit glüenden zangen ... erkandt werden
    1588 BadLR. 1588 V 10
A I 4 zu sich nehmen, heiraten
  • nach deme ... ein junger geselle sich in den standt der ehe begeven wollen, hefft desulve nicht, wo de Römer gedaen, eine schlumpßwise und im duestern gegrepen 
    1598 Neocorus,Ditm. I 103
A I 5 haftbar machen
  • N. bittet, da sein gegner den beweis nicht vollständig leisten konnte, man möchte ihn bei dem geschehenen urteil nicht greifen, sondern ihm bei seinem ererbten gut bleiben lassen
    1641 SchweizId. II 713
A II eine Sache

A II 1 allgemein
  • leep to der trezekameren unde greep den hantvredes breeff
    1360 BremGQ.(L.) 115
A II 2 (Vieh) pfänden
  • kumpt dar enes mannes qwyck in des anderen korne unde kumpt de dat land horet ... unde wyl yd gripen [andere Lesart inschütten 1592 JütLow III 52 § 1] unde kan nicht
    1486 Mensing
A II 3 erben
  • bruder und swester kind greiffen, ßo was uff die vorstirbet, billich zu gleichem teile
    1480 JenaUB. II 277
A III bildlich

A III 1 (Krieg) beginnen
A III 2 (einen Rat) fassen
  • de ruter greep einen schnellen radt, he wolde upriden na der stadt
    1598 Neocorus,Ditm. I 520
B intransitiv mit präpositionalen Zusätzen

B I in Bezug auf Personen

B I 1 angreifen in feindlicher Absicht

B I 1 a allgemein
  • soo en sůelen wi ... onser engheen aen den anderen gripen noch tasten mit ghewalt
    1359 Nijhoff,Ged. II 122
  • ist botschaft komen von Ulm, daz der herren von Bairn volk ettlich dez reichs stet angriffen haben, e daz man zu in griffen hat
    1388 NürnbChr. I 142
  • we ok myt deme andern gudliken ghelevet heft, de en schal nicht to om gripen noch ienneghen schaden don, hy en werde denne erst sin vygent openbaer in sineme openen breve
    1391 Schiller-Lübben II 148
B I 1 b insbesondere gefangennehmen
  • khumbt ein mann geflochen in eines burgers hauss, will der burger von im antworten gegen dem richter, so soll er nicht verer nach im greiffen 
    1321 Neuötting 27
  • sol umb kainen mordbrenner niemant thedingen ..., denn das yederman nach ierem leib und leben stellen und greiffen sol
    1374 BairFreibf. 27
  • daz die herren an keinen burger von L. nit grifen noch tasten sollent
    um 1400 LimbChr. 69
  • [wenn wir das Gelobte nicht halten,] so sol und mag man nach unserm leib wol greiffen 
    1417 MBoica XII 221
  • um keinerlei schaetzung nach keinem behaussten greiffen ohne recht
    1431 Gemeiner,RegensbChr. III 33
  • zů beiden teilen griffen und verschaffen, das sy zů dem rechten vertröstind
    1451 ArgauLsch. I 538
  • zu demselben ... greiffen und ihne ... an seinem leib straffen
    1458 Lori,BairBergr. 49
  • mit dem halse griffen 
    1472 GießenFamBl. (1912) 66
  • das urtail ... gevallen, zů mir ze gryffen und mit mir one alle gnad zů gefaren
    1477 FürstenbUB. III 448
  • nach im greifen und in gefenknüs setzen
    15. Jh. EgerStG. 23
  • zu dem [Landesverräter] soll man greifen und richten zuo sym leben
    1522 SchweizId. II 713
  • soll der richter ... zu kainen burger oder burgers kinde greiffe oder noch inen trachten, ob der eins ... busfellig wurden
    1543 ArnstadtStR. 45
  • wo ... der landrichter den thaͤtter ausserhalb dem dachtraͤpff nit fuͤglich betretten moͤchte, so mag der landrichter ... vmb den thaͤtter ... wol vnder dem dachtraͤpff greiffen 
    1574 SteirPGO. I 2 § 2
  • nach dem ungehorsamen verschwender greiffen, ihn fuͤr das gewoͤhnliche recht ... stellen
    1599 OPfalzLO. 44
  • auf solche verbrecher greiffen ... und zu weiterer straffe darstellen
    1606 CAustr. I 4
  • wie ... kein landtgericht auf diejenigen greiffen, weniger sie bestraffen solle
    1657 NÖLGO. 1656 I 53 § 3
B I 2
zu einem Weibe greifen heiraten
B I 3 vor die Männer greifen sich in Männerangelegenheiten mischen, ihnen vorgreifen
  • wan die frauen mitainander kriegen und fur die mannen greifen, so soll si die herschaft ... darumb straffen
    1540 NÖsterr./ÖW. XI 364
B I 4 an einen Zeugen greifen ihn vorbringen
  • do greif er an ander sin geziuge und gedingete siner warheit an herrn R.
    1301 MGConst. IV 1098
B I 5 zwicken, reißen
  • dass zue den beiden ... im ausfüeren mit glühnder zange gegriffen werden solle
    1616 ZWirtFrk. 1, 2 (1848) 69
B II in Bezug auf Sachen

B II 1 annehmen, zugreifen
  • daz N. vor dysen ... mitburgern darczuͤ ... gewillekurt und gegryffen hat, alzo daz ym der eegenante F. ... geben sal [eine gewisse Geldsumme]
    1378/1404 FreibergStB. 273
B II 2 an (in) etwas mit jemandem greifen gemeinsam annehmen, sich beteiligen an
  • swelc man gůt hevet oder gekoft hevet, unde hevet he enen vrunt, deme het tů gůde lien let, unde wel het důn, he mach [beim Lehensempfang] mit ime gripen in dat gůt gelike alse iene des dat gůt ist
    14. Jh. SspExtrav. 250
  • had mein bruder ... bei seinem lebin sein weip an di lihunge und reichunge des ackers ... mit om lazen grifen 
    15. Jh. Dresden/LSchrP. 243
B II 3 sich aneignen, Besitz ergreifen von etwas
  • wellicher ... ohne vorwißen der obrigkhait selbst in die gespänten güeter greift, der soll in ... straff verfallen sein
    1599 NÖLREntw. I 35 § 18
B II 4 (als Erbe) beanspruchen, in Besitz nehmen
  • sollent myne ... testimenter griffen und tasten an alle dy guyt
    1371 Limburg (Lahn)/DChr. IV 1 S. 121
  • daruff [auf das Leibgedinge] so griffen die frauwen, den sollich gabe gegeben wirt, und ire erben nach irem tode unde meinten, das eigentlich zu behalden
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 374
  • na uthwysinge des rechten olden landrechts dat nedderdohm vör dem older und hochdohm nich int arve grypen schöle
    1418 Eiderstedt/Richth. 561
  • in unsem rechte mach nene frembde handt vor de ander gripen im erve
    1426 Mensing
  • was dann die [Kinder] in des vaters ... güter zu greifen haben
    1540 Zips Art. 10
  • de kinder können aver de ölderen schoet nicht gripen in erffdehlinge, de wyle de ölderen leven
    1568 Tondern/Mensing
  • die kinder aber secundi matrimonii erben und greifen allein in des vaters theelen
    1585 Wenckebach,JusTheelachticum 58
B II 5 pfänden, beschlagnahmen
  • mag min herre von Trire grifen und dun grifen ane gerichte oder andr ervolgunge von sins selbes gewalt an alle min gůt
    1345 Lamprecht,WL. III 193
  • in das ligende gut griffen und die vergangen schuld davon bezalen
    1464 PforzheimErbr. § 6
  • zu irem oder irer anhenger gute zu greyffen 
    1507 BambHGO. Art. 266
  • wo einer oder mehr den ubrigen tag verschwigen, so haben die dehmsherrn gut macht, mit recht zu demselben schwein zu greifen 
    1530 Odenwald/GrW. VI 2
  • in seine guetter greiffen und den glaubiger davon zalhaft machen
    1532 SalzbBergO. 28r
  • sollen ... die stattbesetzer ... dem beclagten zur pfandung greiffen und dem cleger nach billigen dingen darschätzen
    1572 AdelsheimStR. 663
  • wer es sach, das ... einem bedunckt, dass ihm der müller zu kurtz gethan, so mag er dem müller mit kundschaft an sein säck greifen, und was dann ihm recht erkandt ist, das soll der müller ihm geben
    1590 Nahe/ArchHessG.2 3 (1904) 139
  • wolt er es [das getauschte Roß] nicht wider nemben, so soll der richter nach baiden rossen greiffen und inen ain rechtstag nennen
    1611 Oberösterreich/ZRG. 13 (1878) 253 Anm.
  • in des glaubigers wahl stehen solle, mit der erhaltenen sperr auf beweg- oder unbewegliche gühter ... zu greiffen 
    1714 Strobl,Obersthofm. 152
B II 6 an (zu) Leib und Gut greifen jemanden verhaften und seinen Besitz beschlagnahmen, an Gesundheit und Besitz schädigen
  • were ... das si das brechent, ... so geloben wir uch mit gůten trúwen, das wir inen grifen sullent an lip und an gůt
    1298 BaselUB. III nr. 426
  • deheiner ..., der an unsers amptmannes ... lip oder gůt frevenliche griffe 
    1342 Bretten 740
  • daz kein unser burgmanne ... bekummert werden oder an sin lip oder an sin gůt icht gegriffen werde, er insi dan vor uz irclat
    1349 FriedbergUB. I 173
  • wanne aber der [verwundete] man toit ist, so mag der amptman an den liep grifen, das gut bestellen, die duren slißen oder huter in das hus setzen, doch nicht an das gut zu grifene, bis der scheffen dar uf hat geteylet
    1350 TrierWQ. 313
  • wo ich auch nijt en vůrsicherthe den herrn die gůlte, so mothen dy herrn griffen und tasten an min liep unde an min gůt
    1360 DOrdHessenUB. III 14
  • daz die ... stete ... an ir libe ader an ir gud griffen tastent oder sie offhalden worden ... mit gerichte ader ane gerichte
    1398 RTA. III 48
  • das sy den [ungehorsamen] reichsteten ... kain gelaitt geben, sunder ... zu irn leibern und güttern greiffen 
    1463 UrkGeschBöhm. 319
B II 7
an-, hineingreifen (zur Bezahlung und ähnlichem)
  • der schultheis ... soll griffen in die kleinrecht und soll das imbis bezallen
    1429 NordpfälzGBl. 3 (1906) 22
  • in angesicht dessen, so das getraid in die mül getragen, [den Mahllohn] von dem getraid nemen und weiter in daßelb nit greifen, sonder solches volgunds auftragen und treulich herab malen
    1568 ÖW. X 28
  • wan das brodt gebacken wurdt, so soll der becker dasselbe heimführen ...; wan das geschicht, so soll die frauw an das brodt greiffen und ihm sein brodt geben
    1590 Nahe/ArchHessG.2 3 (1904) 139
B II 8 hineingreifen (bei der Wasserprobe)
  • se hebbet drier kore: dat glogende isern to dragene oder in einen wallenden ketel to gripene [andere Lesart: tastene] bit to dem ellenbogen oder deme kempen sik to werene
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. I 39
  • sunder twier heft he kore: dat iser to dregen edder in eenen sedendigen ketel to gripen bet an de ellenpogen
    1322/27? (Hs. 16. Jh.) Bunge,Rbb. 104
  • also geschicht allen den, die sich verpoteneu gricht annemend, daz sei daz haizze eysen tragen oder in wallents wazzer greiffen, und daz is si prinnet, so sint si der intzicht schuldich
    1328 Ruprecht(Kn.) 132
B III bildlich

B III 1 in Angriff nehmen, anfangen, beginnen
  • so mac der vorderer vregen eines urteilis, wenne he iz zu rechte widertun sulle, daz da besaget ist zu unrechte; so sal man im teilen, man sulle in drin tagen dazu grifen unde sulle also lange daran erbeiten, biz iz widertan wird
    um 1300 FreibergStR. I § 33
  • swenne man an das ding griffet, so sol der lúpriester sizzen nebent dem herren
    14. Jh. Elsass/GrW. IV 91
  • wann si sich nun also wol miteinander ersprochen haben, sollen si zu der wall greiffen diser gestalt
    1526 MosbachStR. 589
  • zu der andern exception greiffen 
    1561 Rotschitz 19
  • die von G. zu keiner handlung greifen wellen
    16. Jh. FreibDiözArch. 6 (1871) 22
  • hat ein löbl. magistrat und ganze burgerschaft zu einer neuen richterwahl grüffen 
    1629 ÖW. VI 200
  • thor hovetsake gripen 
    1644 Mensing
B III 2 eingreifen, übergreifen (in fremde Rechte oder Gebiete)
  • swenne der herre sinem man ein gut geliet unde benomit ime ein dorf odir eine stat, dar ovir ne sal der man nicht grifen 
    Anf. 14. Jh. GörlitzLehnR. 86
  • daz chein ... richter ... erleẅbleich sey, ze greiffen in ire gerichtt
    1333 Indersdorf I 66 (nr. 139)
  • wellichen aber unser ... ambtleuth in dieselben genadt und recht grüffen 
    1357 Wartinger,Graz 7
  • dar inn die iwern miner herrschaft gegryffen und übervaren habent
    1428 RappoltsteinUB. III 289
  • (die ambtleute sollen in das widem) nicht vallen noch greiffen 
    1445 MBoica XIV 80
  • uber solchs hant ir ... in unsern schirme ... gegriffen, uns ein unsern knecht gefangen
    1455 Kremer,Fried.I. S. 546
  • wenn ir paider hirten in dem selben pach wasser schephen, griff dann Phaffenhofer hirt über halben tail des pachs, so müg ir hirt Ph.'-r hirten mit dem naph an den koph slachen
    1491 Tirol/ÖW. III 51
  • das yeman ... in die brief gryffen wöllte oder darinn griffen hette
    um 1500 RottweilStR. Art. 264 (S. 198)
  • ob ... allen churfursten leiderlich der massen in die guldene bulle greiffen zw lassen, ... ist woll zw bedencken
    1530 RTAugsbUB. II 771
  • sol der landrichter ... auf das gotzhaus grünt nicht greifen 
    1543 NÖsterr./ÖW. VIII 532
  • hund sy den gaistlichen in iren krichtzszwang gegriffen 
    1545 FreibDiözArch. 9 (1875) 225
  • untersteen sich die bayrischen über die piemarch in das fürstenthum Österreich mit den geiayden zu greifen und beiagen den herrn von P. ire gehülz
    1581 Strnadt,Grenzbeschr. 750
  • wie iede rain und zeun von alterß her ... gestanden, also sollen sie gelassen und darüber nit griffen werden
    1599 NÖLREntw. V 171 § 6
  • ob ein richter so stolz wehre und grief freventlich auf die freiheit
    16. Jh. ÖW. VI 149
  • der richter zu A. hat zu greifn auf die freihait umb 3 stuck
    16. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 32
  • daß kein außwendiger in ier herrschaft nicht greifen soll von wegen deß wiltban
    1686 NÖsterr./ÖW. VIII 1018
  • er greiff dem prälaten zu M. nit in sein jurisdiction
    17. Jh. FreibDiözArch. 5 (1870) 277
  • H. ... ward ... gefangen, weilen er in das landsfürstliche glaidt gegriffen 
    1747 Hoheneck III 403
B III 3 insbesondere in die Zunftrechte eingreifen
  • keyne hantwerker den andern in seyne statuta ader recht greyffen sullen
    1390 Prag/CDSiles. VIII 87
  • ap ymant ... yn ir innunge griffe mit unrechte
    1390 Freiberg/FreibergUB. I 103
  • daz sie er selber byer geschroten unde domite den birschrotern yn ir gedinge gegriffen hat
    1404/14 Freiberg/FreibergUB. III 209
  • keyn mann sall yn unser werk greyffen adir zemysch machen
    1412 Danzig(Hirsch) 334
  • we eyner gilden in or ampt grepe 
    um 1468 MoringenStR. 301
  • die schlosser, so mit uns [den Schmieden] zech haben, sollen nicht uns, ingleichen wir ihnen nicht in die arbeit greiffen 
    1543 ZKulturgÖSchles. 2 (1906/07) 32
B IV besondere Wendungen

B IV 1 in die Hände greifen durch Handschlag ein Versprechen besiegeln
  • si griffen des in Helchen hant / daz sis dicke wolden sehen
    1257/59 Biterolf 13420
  • diu sprache nam ein ende, / schon griffens in die hende / und lobten mit ir triuwen daz, / sie waeren allen den gehaz, / die gehullen dem herzogen
    Ende 13. Jh. Helbl. IV V. 382
B IV 2 in die Schnur greifen ursprünglich unberechtigt die Markscheiderschnur anfassen, später die Vermessungsarbeiten des Markscheiders irgendwie stören
  • wann einer einem anderen sein vormessen gehindert und in die schnur gegriffen ..., so ist er schuldig seines gethanen frevels ... grund und ursach ... anzuzeigen
    1520 MittDBöhm. 29 (1891) 220
  • ob jemand das vermessen zu hindern ... aus muthwillen in die schnur zu greiffen sich unterstehen würde
    JoachimsthalBO. 1548 II 29
  • es soll sich auch niemand unterstehen, in die schnur zu greiffen, bey der straff
    1559 Nassau/PreußBergO. 31
  • würde jemand ... sich unterstehen, eine rechtmässige vermessung ohne ... erweissliche ursach zu verhindern und, nach bergläuftiger weise zu reden, in die schnur zu greiffen 
    1669 KurkölnBergO.(A) V 4
B IV 3
an den Stab greifen den Gerichtsstab berühren
  • darnach mues er fuergen und mues wetten und greift dem richter an daz stäbel
    14. Jh. RegensbStat. 53
  • swerrn, das si trew und gewartig wollen sein, und dem hoffrichter an das stabel greifen 
    1511 NÖsterr./ÖW. XI 332
  • wen ainer vor raut nur an ain stab greift, so ist es als vil, als ain aid schweren
    1545 Biberach/FreibDiözArch. 9 (1875) 221
  • dieweil ... gefragt, ... hat er ... eine überfrag gethan; soll derhalben dem schultassen an stab greifen 
    1554 WiesbadenGB. 57
  • wann ein neuer amptman ... gesetzt wiert, der ist zu erkantnus des gerichts an den gerichtstab zu greifen schuldig und den aidpfening zu erlegen
    1585 NÖsterr./ÖW. VIII 280
  • welche nach der hegung und nach der heischung kommen, die sollen dem richter an den stab greifen 
    18. Jh. Franken/GrW. III 581
B IV 4 zu Gott, zum Recht, zum Eid, zur Unschuld greifen schwören
  • mac he di lute gehaben, so irsetcet he sinen richter wol mit gote unde mit rechte unde gewinnit iz im an vil billicher, wen he zu siner unschult grife [Reinigungseid schwört]
    um 1300 FreibergStR. 29 § 3
  • der voit muz zu deme rechte grifen oder muz in uberzugen, daz im di buze uf in irteilet si mit rechten teidingen
    um 1300 FreibergStR. 32 § 16
  • mac in des [der Zollschuldigkeit] der zolner nicht verwinden, als recht ist, der zolner muz zu sime eide grifen 
    um 1300 FreibergStR. 40 § 13
  • alsa thi asyga thenne heth esweren, and up to godi gripth 
    1327 Richth. 538
B IV 5 zur Ehe (Ehre und ähnliches) greifen heiraten
-- in eine Zunft einheiraten
  • welcher ein dochter hinder im lat, ist dann sach, dass die zu dem hantwerch mit der e griffet, so soll si halben schilt erben
    1469 SchweizId. II 713
C mit adverbialen Zusätzen

C I zusammengreifen, unterstützen
  • [bei Übergriffen des Landrichters] sullen die pharmenig ... und auch des pharrer leut ... all zu einander greifen ... und an einander helfen
    15. Jh. ÖW. VI 318
C II kränken, verletzen
  • die ständ sollen sich dergleichen sr. churf. durchlaucht hochen respect und landesfürstl. reputation zu nahe greiffender meisterlosen reden enthalten
    1669 Schmeller2 I 990
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):

Greifen

Menschenraub zur Erlangung von Lösegeld
  • de ... mit rave, morde, schinne, brande, gripende ofte jennige ander ungelimpe und unrecht dede
    1457 PommMbl. 18 (1904) 72
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):