Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): grün

grün

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vgl. Grien

I als Siegelfarbe
  • eyn brieff zu dutsch geschriben, besloßen mit eyme schibelichten insigel grünes wachses verinsigelt
    1372 HessUrk.(Baur) III 495
  • dass der ... brobst ... nu hinfur alle ... ir offen und beslossen brief, die von in und unter irem insigel und petschat ausgeen, mit rotem, ... das ... convent mit grunem wachs versigeln und verpetschatten ... sollen
    1474 Rockinger
  • einen ... brieff ... midt der ... heren borgermeisteren unde raedt der stadt Groningen groete uuthangende segell in gronen wasse ... doergethogen
    1597 OstfriesUB. II 410
  • wobey notable, daß er ... nicht roth, sondern nur grien gefertiget
    1727 Hoheneck I 458
II als Farbe der Vegetation

II 1 grüner Weg und so weiter, Weideweg, bewachsener Weg
  • zu dem weist man einen gemeinen weg ... durch die grune gaß ab bis auf P.K.'s hof; noch einen gemeinen weg von der Rasthecken ... bis auf den grunen weeg zu fahren und zu gehen
    1530 RhW. II 2 S. 176
  • niemant en sal ook het mest vergeren van de groene straten of vroenten
    1605 CoutLooz II 553
II 2 lebend oder nicht ausgetrocknet von Holz oder Pflanzen, lebende Hecke
  • zu ieder wochin hauwin und holn ... einen grünen wagen vol holzis und einen dorren
    1338 Dreieich/GrW. VI 398
  • [der Holzfrevler büßt] von eyner groner burden holtzis 2 schillinc, von eyner důrrer bůrden dynen schillinc
    1343 Koblenz/ZRG.2 Germ. 59 (1939) 184
  • weydt, er sey durre oder grune ... verkauffen
    1351 ErfurtZuchtbf. 116
  • wannhe sie, die underthonen, den weißpacht auf Bl. brengen, so weiset der scheffen, das ein groen radt mit groenen speichen durchstochen, soll in ein fewer gelegt, und so langh biß das radt zu eschen verbrannt würdt, soll m.g.h. zu Bl. inen essen und guthen wein zu drincken geben
    1573 Eifel/GrW. II 693
  • wo er jne betretten möge, sol er jne lassen an ain dürren boum [d.i. Galgen] hencken, des grienen sey er nit wert
    vor 1578 Schertlin(Schönhuth) 90
  • ein grüner zaun und ein unfruchtbarer baum sollen von der forch 2 1/2 schuch gesetzet werden
    1595 Nahe/GrW. III 769
  • newe häg, dür oder grün, ... setzen
    1640 BaselRQ. II 177
  • soll niemant ainem andern fridt vor seinen weingarten abhacken, wehr das überfaren würdt, der ist nach jedem krün dorn verfallen 4 ₰ und einen dürn dorn 12 ₰
    oJ. NÖsterr./ÖW. VII 939
II 3 grünes Hochgericht wohl soviel wie Gericht der Forsthuber
II 4 grünes Erbe Grundbesitz
  • alle daddolga athes achtundad to thingande and binna sex wikum to ieldande mith grena erwe tha mith hwita selouere
    1327 Richth. 542
  • mith tha brandrada golde, mith tha onscepena wede and mith tha grena erwe
    oJ. His,FriesStrR. 366
II 5
  • es wird den richtern hiemit ernstgemeßen verboten, daß sich in nachforschung auf dieses laster von ungewißen und betrüglichen erkundigungsmitteln, als da ist ... die behinderung, daß der zaubereiverdächtige keinen grünen erdboden betreten möge, ... bei ... schärfster ahndung enthalten werden solle
    1766 Herrmann,MTher. 50
II 6 aus dem Grünen brechen eine bisherige Wiese als Ackerland nützen
  • ländereyen ... aus dem grünen brechen und unter dem pflug gebrauchen
    1771 CCOldenb. Suppl. III 44
II 7 grüner Zehnt kleiner Zehnt. Unter den "kleinen auch grünen Zehenten" wurde alles andere subsumiert als Obst, Öhmd, sowie der Blutzehent einschließlich des Bienen-, Garten- und Etterzehenten
II 8 grüne Arbeitszeit wie Grünarbeit 
  • daz ... auf dem lande ledige wochenknecht ausser grüener arbeith- ... zeit (nicht) geduldet ... werden
    1599 NÖLREntw. V 160 § 33
  • soll ein jeder bestandler seine gaaben denen bergleuten, die helffte in der fastenzeith, die andere aber in der grünen arbeith bezahlen
    1770 MHungJurHist. IV 2 S. 815
II 9 unreif
  • sollen die früchten nicht vor der zeit, oder da sie noch grün seynd, abgeschnitten ... werden
    1731 Scotti,Trier II 971
  • die grien seierling oder anderß unzeitiges obst schitten oder abbröchen [wird verboten]
    18. Jh. ÖW. VI 445
II 10 als Farbe der Berufskleidung der Jäger
  • daß künftig alle ... waldförster, wann selbe nicht zugleich gelernte jäger oder unter unserer jägerey bedienet seynd, ingleichen die bauren ... und dergleichen leute der grünen tracht und kleidung, auch der hirschfänger, (als welche nur allein unsern und anderer herrschaften gelernten jägern, auch allen übrigen unsern jägereybedienten indifferenter und andern adelichen personen zu tragen zugelassen seynd,) bey 12 rthlr. straf gänzlich enthalten sollen, jedoch mögen die bauersleut im viertel Ober-Wiener-Wald und Ober-Manhartsberg ihrer gewohnheit nach auf bauernart sich fernerhin grün kleiden
    1728 CAustr. IV 483
II 11
Gesellen von der grünen Tente eine Bande von Aufständischen und Plünderern, die sich 1451 in Gent bildete und dann ganz Flandern heimsuchte (vergleiche unser "Mutter Grün")
  • die vreymde gesellen, van der groenre tenten gnant [und andere Müßiggänger werden ausgewiesen]
    1471 KölnAkten II 494
  • ich endair niet gedenken, wat sei dreven die van groner tenten auf sent Nicolaus dach
    1482 KölnChr. II 955
  • des sonnendaghes ... hadden die gesellen van de gruen tent en oploop tegen die stalbroeders binnen Utrecht
    oJ. MnlWB. VIII 241
  • Stallaert I 536
III frisch, nicht konserviert; unverarbeitet
  • grone hude
    1308 Bremen/Schiller-Lübben II 151
  • dar men af ministreret deme stichte twe grone denst [Fischgerichte]
    1380 Schiller-Lübben VI 145
  • deser půnte haint unse herren ... oeverdragen an deme groenen vyschmarte stede ind vaste zo halden
    1407 KölnAkten II 174
  • groenen herinck, die hier ter mercten coempt, ..., die en sal dair genen zijs of geven
    1423 UtrechtRBr. I 274
  • die loerre ind anderen, die die groen vijefell zo gelden plient
    1441 KölnZftUrk. II 333
  • were sache, dat eme gebreiche an gesalzen vleische, ..., so mach hie geven groen vleisch darvur
    1450 KölnZftUrk. II 55
  • zo den Fischmart, ..., dae man gruene vische pliet zo verkoufen
    1472 KölnZftUrk. II 117
  • man oder frauwe, die sich des vischwerks groen oder gesalzen erneren willen
    1505 KölnZftUrk. II 535
  • niemant soll weder grüen noch gesalzen visch ... nicht fürkaufen
    1530 ÖW. IX 500
  • ob auch frembde fischer fisch, die seien grün oder gesaltzen, here zu marck gebracht hetten
    1607 FrankfZftUrk. I 212
  • griene und andere visch
    17. Jh. Tirol/ÖW. II 19
IV grünes Besthaupt, das in natura geliefert wird im Gegensatz zum dürren, das in einer Geldablösung besteht
  • wan ein huber abstirbt und vieh verläßt, soll dem gerichtsherrn ein grün besthaupt zu erlegen schuldig seyn
    1581 Pfalz/Wasserschleben,RQ. 236
V grüner Faden als Symbol
  • wan möglich, das er [die Kammerforst] mit einem grünen faden umbzogen wäre, soll kein mann binnent dem wald gehen
    1546 Hochwald/GrW. IV 712
VI formelhaft

VI 1 bei der Ächtung
  • k. Friderich seinem bruder ... mit einem offentlichen echt-brief dürres und grünes versagte
    1668 Fugger,Ehrensp. V Kap. 16
VI 2 bei der Besitzweisung
  • wiesen scheffen und gericht ... einem ... herrn apt ... in dem dorff und hoef F. zu ban und man, grundt und erbe, naß und drucken, durre und grüne, uff der erden und under der erden
    1541 LuxembW. 269
VI 3
  • weyßen sie dem vogt ein malter even, genant vogtseven, daß haben die vorfahren abt gelassen dem vogt, da daß lehen desto besser seye; war vormals genant daß grün malter even, die daß closter pflegt zu heben
    1507 Eifel/GrW. II 392 [oder zu grün (IV)?]
VII die Grüne "Zwangsreiseroute (Kundensprache)" OSächsWB. I 446
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):