Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Grundruhr

Grundruhr

, Grundrührung

I Auf-Grund-Laufen oder Stranden eines Schiffes; auch das gestrandete Gut
  • quod iidem cives cum vino et blado suo seu quibuscumque aliis suis mercibus per Reni alveum descendentes et ascendentes racione naufragii, quod vulgariter dicitur grůntrůr, nichil penitus solvere teneantur
    1310 StraßbUB. II 229
  • daz nieman von der gruntruͤre, die in unserm lande auf der Isere geschiet, dhain schaden oder beswerde nemen
    1316 MünchenStR.(Dirr) 86
  • me helt it oc sus in Denmarken, wat gruntruringe deit, dat is verloren, des id was; hir spreck ik jegen
    nach 1325 SspLR. Glosse zu II 29
  • allerleye gruntroringe schal man an allen steden upwinnen ane vare
    1335 LünebUB. I 217
  • alle schipbrokech gud, wrak unde alle dat gruntroringhe deit ..., schal vry wesen
    1364 HanseRez. I 289
  • were es ouch, das jeman do zwyschent uff dem Ryne gelege oder zerbreche mit schiffen, das er mit siner selbes hilffe von eynem sonnenschyne unz zue dem andern nit von lande komen mochte, der sol mit eym apte von Swarzach überkomen umb die dryttenteyle der gruntruere an gnode
    14. Jh. Schwarzwald/GrW. I 424
  • sal dye schiffung und der schifflute guter behalten sin den, die sie fur an horte, ee dye gruntrure geschach
    1400 BadGLArch. 801 f. 4v
  • were ok dat ... schepe grundroringe deden
    1403 LübUB. V nr. 81
  • offte jenige schepe gruntroringe deden, so dat he dat schip verlore ..., so muchten de luide uth den schepe liff und guidt bergen und sunder hinder frie wesen
    1418 OstfriesUB. I 222
  • of ennige grontroeringe van onsen ondersaten geschieden, ..., dat guet en sal ons nyet vervallen wesen
    1423 MnlWB. II 2177
  • dat wy unns nicht mher ... dar ane beholden, wenn de todrifft und grundtroringe ehnn deme strande und dat gerichte aver de stadt und dath landt
    1490 Pommern/ZRG.2 Germ. 28 (1907) 46
  • grundruhr verliert eigenthum
    oJ. Graf u.Dietherr 93
II Anrecht des Gebietsherrn auf das gestrandete Schiff oder Gut oder einen Teil davon beziehungsweise entsprechende Loskaufsumme
  • quicunque passis naufragium res in aqua mersas auferre presumserit sub pretextu iuris, quod gruntrure dicitur, tanquam proscriptus habeatur
    1207 Regensburg/Keutgen,Urk. 196
  • soo wie in Zeelandt geleeden van coopmannen neemt of eenich ander onrecht doet, of grontroere, man salne houden over enen rovere
    1256 MnlWB. II 2178
  • promittimus, quod de concivibus vestris naufragantibus nullum onus, quod vulgariter grundtrure nuncupatur, in nostra regione recipe permittemus
    1270 Lacomblet,UB. II 351
  • nolumus ... ut per naufragium dicta civitas vel eam adeuntes, quod vulgo grunthroringe dicitur, per nostros officiales in aliquo graventur
    1292 Münden/BrschwHzgUB. I 75
  • der gruntrůr sollent si ledig sin gentzliche, wande si unreht ist unde widerteilet vor unsern vorvarn
    1297 MGConst. III 545
  • in iure, quod dicuntur gruntruore, due partes cedunt sculteto, tercia vero pars advocato
    13. Jh. Südpfalz/GrW. V 716
  • cum ... pratis, pascuis, ..., cum naufragio, quod schipbroke dicitur sive gruntroringhe, si, quod absit, apud littus seu in littore vel quibuscunque locis contiguis dictorum bonorum terminis contigerit
    1302 RügenUrk. III 2 S. 127
  • es ensol oͧch nieman keine gruntrůre nemen, wer die neme, den sol man haben vuͥr einen strazroͧber
    1310 Oberrheinischer Landfriede/MGConst. IV 356
  • daz wir von keime burgere von S. ... niemer zol noch gruntrure sulent genemen uf dem Rine
    1313 StraßbUB. II 256
  • quia naufragia, que vulgariter gruntroringe dicuntur, a nostris predecessoribus sunt damnata
    1314 Lacomblet,UB. III 106
  • volumus ..., quod nullus ... res ipsorum nauffrages vel de incendio seu ruina invadere, rapere vel aliter sibi usurpare presumat, ..., consuetudine que gruntrur dicitur ... non obstante
    1316 AugsbUB. I 197
  • pena navigiorum que volgariter dicitur gruntrůr 
    1330 SchlettstStR. 27
  • swenn ein schef den grunt ruͤret, daz man dann von iedem fůder weins dem herren, des diu gruntrůr ist, nicht mer geben sol, dann 12 heller
    1336 FrankfUB.(Lau) II 428
  • kein recht von keiner grůntrure wegen in unsers vorg. herren von Triere und sines stiftes geleide uf dem Rine
    1342 Lamprecht,WL. II 293
  • ius quoddam se intromittendi de bonis, rebus ac mercibus eorum, qui naufragium paciuntur, quod gruntrůre vulgariter nuncupatur
    1346 Trier/MGConst. VIII 179
  • allerleye unrat unde gruntrorynghe in usem lande de lecg wy af mit en unde scal en ... nen scade wesen
    1357 LünebUB. I 328
  • daz nyman dhein gruntrůr uff dem Ryne von yn nemen sal
    1365 BaselUB. IV nr. 288
  • das si ... weder von irem libe noch von irem gůte keinen zoll, geleit, weglon, gruntrůr noch kein ander beschatzung niemer me geben soͤllent, denne allein den alten zolen und nit gruntrůr 
    1407 ArgauLsch. I 161
  • sollicher schäden, die dy kauflewt und ander, die das wasser arbaiten, mit gruntrur genommen haben
    1425 ForschTirol 1 (1904) 213
  • dass der statt von Bern leut zu sollichen grundtruhren mit recht nie sind überkommen, somliche grundtrührungen zu gebend
    1429 SchweizId. VI 1247
  • wer es sach, daz ein schif gestůnde und versunke uff dem Ryn ..., so mag der ... zwingherre ... ryten in den Ryn ... und sinen spieß von im strecken, so verr er geryten mag on schwymmen; mag er das schiff erlangen, so mag er es an sich ziehen fúr ein grúntrůr 
    1464 BaselRQ. II 60
  • derselbig erkauffet vom raht zu Basel mit bewilligung R.'s von B., des probsts und convent zu s.A., denen die grundtrur und eigenschaft zustendig, einen hof in der Minderen Statt
    1580 SchweizId. VI 1247 [hierher?]
  • wan ein schiff gelege in unserem zwing und ban auf eim grien, so soll inen nieman helfen, wan si inen selben; ligen si do von einer vesper zue der andern, so sind si verfallen einem herrn die grundrueri 
    oJ. Istein/GrW. VI 377
III
im Landstraßenverkehr das Recht auf zusammengebrochene oder umgestürzte Wagen und deren Ladung oder auf entsprechende Geldentschädigung dafür; wie es scheint, entstand der Anspruch nur, wenn der Unfall beim Überschreiten eines Wasserlaufes auf einer Brücke oder in einer Furt geschah
vgl. Grundfall
  • si aliquid infortunium acciderit ex confractione pontis vel quocunque casu vel in aqua damnum, quod dicitur gruntroringe, sive cum curribus vel navibus citra longitudinem civitatis, judex illa bona non potest impetere, sed homines, quorum bona sunt, recolligent ea sine dilicto judicii
    1277 HamelnUB. I 58
  • hospites sive burgenses, quos pontes transire contingerit, si in ea dampnum aliquod paciuntur, quod gruntroringhe vulgariter dicitur, nullum ab advocatis nostris ipsis pro eo dampnum inferetur
    1282 HannovUB. 42
  • desse man hefft grundroringe daan unde is myt siner karen unde gude vallen dor de bruggen unde scall yu gheven groot gut
    1360 BremGQ.(L.) 81
  • gruntroringe up unser straten in unseme lande, gheleyde unde ghebede, et sy in watere, in sudden, weghen eder lande
    1367 GöttingenUB. I 235
  • ne quis illos conductos per receptionem telonii ... vel pravam consuetudinem in istis conductibus naufragorum vel cadentium bigarum et aurigarum bona, veluti jure grundrur, occupandi deinceps exerceat
    1376 Trier/Lünig,CJFeud. I 387
  • dat wij umme sekercheit ... al derjenner ..., de de straten tom Langwedele sokende werden, hebben ... afgedan ... allerleye angst, vare, walt, afsettinge, ummestorthinghe, grundroringe, wo men dat nomen will
    1425 BremUB. V 278
  • grundtrůr zů wasser und landt sollent ab sein
    1525 AugsbChr. V 222
  • was von grundrore gefiele in der Diezsolze, das soll man beiden herrn ... verbuessen
    1532 Kurhessen/GrW. III 348
IV Zerstörung von Grund aus (durch Erdrutsch und ähnliches)
  • verprunn si [die Mühle] aber von fliegenden feur oder von der herren chrieg begen, ..., so sullen die fraun uns die auch wider pauen an schaden ...; wär aber das ganz grundruer da beschäch, so ist ain tail dem andern darumb nichts schuldig
    1437 MBoica XVIII 402
unter Ausschluss der Schreibform(en):