Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Hagestolz

Hagestolz

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ahd. hagustalt; as. hagustald; ags. hægsteald, hagosteald. Etymologie unsicher (an. haukstaldr Krieger, Fürst (TrübnerWB. III 278))
Sachhinweis: F.W. Stoll, Das Hagestolzenrecht (Kiel 1970)
I wer keine eigene Herdstatt hat; Unverheiratete(r)

I 1 Erklärungen des Begriffs
  • alsus steyt unser stat recht: dar en were in unser stat, dene got gheplaget hedde, dat he sek selven nicht vorstan mochte, de ne mochte nicht also alt werden, dat me one mochte anspreken vor enen hagestolten 
    1353 OsterwieckStB. 11
  • diejenigen personen werden hagstoltz genandt, welche, es seien knaben oder junckfrawen, in ledigem stand bis in die fuͤnfzig jar ires alters, desgleichen ein wittwer oder wittfraw die dreißig jarlang in witwestand unverendert verharrt
    1560 Reyscher,Stat. 61
  • ein hagestolte, behörigk in de probstie, schall ein vnd vefftig jahr un drei dage sien, und so ein hagestolte na ein vnd vefftig jaren in gott verstörfe, so scholde sin nagelaten gud an de herren de pröbste ... gefallen sien
    1561 Niedersachsen/GrW. III 249
  • alle rät vnd die wizzigosten von der stadt hant sich des aimberlich erkannt vnd noch getrachtet, wer vierzehn iar alt ist ald darob vnd nicht ewibs gehept hät vnd dem sin vater von todeswegen abgangen ist, das der ain hagstoltz ist, vnn das man den für ainen hagstoltz halten sol, als von alters her reht ... gewesen ist
    oJ. Huber,PrivR. IV 243 Anm.
I 2 rechtliche Bestimmungen über den Hagestolz 
  • ein hagestolz, ein getling, der ane wip ist unt an e, swenne der sich gurtet zwuschent zwene berte, der sol frihaber gen, ist er ane husroche
    1341 Schwarzwald/GrW. I 366
  • wer da sitzet der des gotshus aigen ist, er sye frow oder man, und der ain hagstoltz veraingot und ain aintragendi hand wirt, den sol das gotzhus erben
    1373 FürstenbUB. VI 109
  • es ist ... desselben kilchherren recht, wenne ain hagstolz abstirbet und der niit ain hofstat in dem hof ze Bernacelle hat, das den der kilchher ganzlich erben sol
    1393 Sankt Gallen/GrW. V 180
  • waer och, das ain hagstoltz abgieng, es sig knaben oder dochtren, so sol ain herr weder vael nach gelaeß nemen
    14. Jh. Thurgau/GrW. I 240
  • en wolden neyn vorschot gheven darumme dat se haghestolten weren. darup wart de rad eyn, dat haghestolten in unser stad vorschod gheven schullen
    1419 GöttingenStat. 127 nr. 111
  • ist, daz wib oder man on eliche kind abgond, daz ain tragind hend sind oder hagstoltzen, so wird ainem herrn von Ow daz farend gut
    1420 FreibDiözArch. 24 (1895) 270
  • haggstoltz. item, ob ain ainig mensch wäre, der aigen guet hett, es wäre frau oder mann, wenn das stirbt, so erbt das farende ain abt in Füssen
    1461 Tirol/ÖW. III 103
  • wann ain hůber, hůberin oder hagstoltzen guot zů ainiger hand kommen were, so soͤlle ain herr und gotzhus zů Alperspach der selben hůber, hůberin oder hagstoltzen verlaussen varend gůt erben
    1478 Alpirsbach/StuttgartStArch. B. 70
  • welher ain hagestoltz ist, er sy wyb oder man, wen der abgät, so ist das varend guot geuallen dem gotzhus
    oJ. SchrBodensee 13 (1884) 89
I 3
  • of Mar' hehstald [lateinisch ex Maria uirgine] gimeodomad arð
    9. Jh. Liebermann,AgsG. 409
II Höriger, Lehensmann; Knecht
  • haistaldi vocantur manentes in villa, non tamen habentes hereditatem de curia, nisi areas tantum et communionem in agris et pascuis
    1222 Beyer,UB. I 153
  • Hertuidus de Ort ... renuntiauit publice omni iuri et pariter exactioni, quam in possessionibus ecclesie Chremsmonster ... dinoscitur habuisse hiis dumtaxat exceptis, quod singuli, qui fuerint rei mortis, ipsi Hertuido wel iudici suo debent cum hiis, que cinguntur cingulo, assignari; de hiis similiter, qui heistalt uulgariter nuncupantur, nullum habere prorsus debet iudicium
    1241 OÖUB. III 99
  • daz aigen ze Wigehein ... mit allem dem rehte, das wir dar an hatten, oͧch mit den hagestolcen, es sin man oder fröwen, die zů dem gůte horent, ane di lute alleine, die sezzehaft sint
    1281 WirtUB. VIII 258
  • es sollen auch weder die ober- oder unter-amptleut, auß- noch hoerfauth einigen solcher unserer leibeignen, wildfäng, königsleut, hagsteltzen, bastardten und dergleichen verkauffen, verwechseln noch sonsten begeben
    17. Jh. PfalzLR. 589
  • haistoldi vero solvunt censum capitis in festivitate sancti Martini unusquisque ii denarios
    oJ. JbLothrG. 14 (1902) 127 § 9
  • loci ipsius habitatores et ad ipsum locum miseros haistaldos pertinentes
    oJ. Waitz,VG. V 288
  • Waitz,VG. IV 342 Anm. 2
III
III 1 Jüngling, Krieger
III 2 adjektivisch gebraucht
  • cwom pa to flode fela-modriga hægstealdra heap
    10. Jh. Beowulf V. 1889
IV Eigenname
  • Hagustalt testes
    8. Jh. FreisingTrad. I 55
  • Hagastolt, Hagustalt 
    9. Jh. Socin,NB. 217
  • villam Hagestaldeshusen
    12. Jh. WirtUB. I 396
  • traditio Hagustalti de Munigisingun. ego Hagustalt cogitavi pro remedium [!] anime meae et tradidi omnem hereditatem meam ... ad ecclesiam
    oJ. FreisingTrad. I 56
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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