Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Handgelübde

Handgelübde

wie Handgelöbnis 
I im Rahmen eines (vertraglichen) Schuld- oder Haftungsverhältnisses

I 1 allgemein
  • darane hat ... derselbe greve sinen eyd unn sin hantgelubede unn sine brive gebrochen
    nach 1273 ArnstadtUB. 20
  • daz er und B. sin komen for den amptmanne und lip und gud hant gesatzt vor in und hantglobde getan dem amptmanne vor C. und sinen son
    1438 Loersch,Ingelh. 54
  • solichs ich also getan habe und sin hantgelobde, auch briefe und siegel von ime entphangen
    1469 QFrankfG. I 335
  • mit hantglobden mit sulcher zcinszreichunge an obbmelte priorin ... geweiset
    1517 MittOsterland 6 (1863/66) 260
  • ehr doe dan handtgeloiffthe, die saiche oen seine oder seins libheren begunstinghen und privilegien aldair ausszuwarten
    1570 WestfLR. 151
  • die buͤrgschafft ... ist gleich als ein handgeluͤbde und verpflichtung eines dinges
    BöhmStR. 1614 J 4
-- beim Schiedsvertrag
  • up der parten sulvesteigne wolbedechtige frywillige bewilligung und er utgestreckte dargegevene hantgelöffte, dat se alle dinge by de stede wollen gestalt sin laten
    1566 HolstVierstUrt. 368
-- einen Termin, eine Frist einzuhalten
  • bescheidet der schultheiss [dem Gekümmerten] ein tag der unschuld; wyll der cleger ime dan nit glauben [soll er] dem schultheissen hantgeloibte ... thun uf sine ere und landrechte, seynen richtlichen tag zu hoeden
    um 1400 KoblenzGB. 85
  • soll der sitzende burgermeister von imme handtgelobde nemmen, das er in benompter zeitt den cleger will zufredden stellen
    1571 Richter,Paderb. I Anh. 142
-- im ausdrücklichen Gegensatz zum Eid
  • ueber jede art der streitigkeiten kann man seinem gegner den haupt-eid zuschieben; in eidesform kann es nur geschehen, wenn der gegenstand des damit zu entscheidenden streitbetreffs eine mark silbers oder drüber beträgt; sonst kann nur handgelübd gefordert werden
    BadLR. 1809 Satz 1358 a
I 2
  • [ein Schutz- und Trutz-Bündnis] mit handgeloften upt hoigeste bevestiget
    1492 OstfriesUB. II 360
I 3
  • veste und unauflöslich [die Eheberedung] zue halten ... einander mit handtgelübten versprochen
    1623 BrandenbSchSt. II 641
II beim (einseitigen) Versprechen, Gelöbnis

II 1 Dienst-, Amtsgelöbnis

II 1 a von Offizieren
  • [wurden sie] auf ihren geleisteten dienst-eid verwiesen ..., vorjezt aber von ihnen verlangt ..., an kanzlern namens serenessimae nostrae das handgelübde zu thůn, welches handgelübde ... von denen sämtlichen staabs- und ober-officiers viritim geleistet wurde
    1787 WestfMag. 3 (1787) 572
II 1 b von Schöffen
  • begehrt der altist scheffen von dem neuen scheffen hand geliebt in kraft seines gethanen eids hernach folgende puncten und articulen zu halten
    1539 TrierWQ. 32
-- von Gerichtsbeisitzern
  • soll es ... dießfalls bey dem gebrauch, und der ... stadt- und markts-instruction gehalten, mithin gestalterdingen der beysitzern pflicht und eid, oder bey bloßer erstattung des handgeluͤbds die richterliche erinnerung darnach eingerichtet werden
    1753 CJBavJud. II § 4
-- vom Gerichtsschreiber
  • mag sich der oberbeamte statt seiner eines amts-schreibers pro actuario bedienen, und selben ad hunc actum specialem in die pflicht, oder das hand-geluͤbd nehmen
    1751 CJBavCrim. II 1 § 2
II 1 c von Sittenrichtern
  • sobald sie [ehgaumer] von der gmeind erwählt worden, sollen sie unsern obervögten vorgestellt und ... ins handgelübd genohmen werden
    1787 ZürichOffn. I 336
II 1 d im Kanzleidienst
  • [wenn] wir ettwo junge knaben in vnser cantzley aufnemen, den altershalben sölche aidspflicht noch nit wol aufzulegen, so soll man von denselben gewöndlich handtgelübd nemen
    1559 ZweibrückenKanzlO. 116
II 1 e von Vormündern
  • alles bey den pflichten vnd ayden, ... auch darauff ... an aydsstatt gethoner handglübdt 
    1610 Reyscher,Ges. V 91
II 1 f von Zunftmeistern
  • bey den zwelf meistern ... solle es ... verbleiben und dieselbe in handgelübd genommen werden, niemanden zu lieb noch zu leid zu urtheln und zu sprechen
    1653 Schmoller,StraßbTucherZft. 303
II 1 g Verpflichtung der Pfarrer auf der Synode
II 2 Geloben der Hulde von Untertanen, Markgenossen u.ä.
  • hat junckher E. ... gefordert vnd geheischen von dem merkher gemeinlich vnd ihr iglichen besunder huldung, handtgelubdte vnd den aidt
    1457 Hessen/GrW. IV 538
  • sall das lehen entfangen und allda dem schulteisen hantglubde tun, mim gnedigsten hern von T. getreuwe und holt zu sin
    1499 RhW. I 1 S. 81
  • das s.g. zugesaget vnd dorauff ist s.g. vor der manschafft so vorsamelt geuest, vnd geschickten der von steten, hantglubde gegeben
    1511 GörlitzRatsAnn. I/II 171
  • hatt müßen ein handt-gelübte thuen, hinfüro seiner newen herrschaft getrew vnd uffwertigk zu sein
    1631 Bohlen,Bohlen II 211
  • daß sich der pfarrer ... zu ablegung eines gewoͤhnlichen handgeluͤbdes wegen seiner inhabenden ... erblehenstuͤcke feldes nicht verstehen will
    1663 CCBrandenbCulmb. I 428
  • [daß er] ... die ganze gemeind bey dißer ehehaft beständig zu verbleiben erinern und einen nach dem andern herzutretten und der drey adelichen häußern anweßenden herrn inwohner daß handgeliebt [zu] geben [auffordern] solle
    1668 WürtLändlRQ. I 37
II 3
Versprechen eines im Land ansäßigen Adligen, sich nach ursprünglichem Ladungsungehorsam dem Gerichtsverfahren zu stellen
  • 1561 Privileg Erichs XIV./EstRitterLR. 85
  • würde ein oder mehr besitzlicher adelicher lehnmann, so bezüchtiget worden, auff die citation nicht erscheinen, sondern weichhafft werden, soll man ihn in allen vnsern königreichen, fürstenthumen vnd landen auffs eusserte nachstellen, nachforschen, ihn oder sie in ein adeliches handgelübde oder bestrickunge bringen biss die sache genugsam zu rechte verhöret vnd entscheiden [ist]
    1617 MLiv. III Ritter-Rechte 140
II 4 Friedensgelöbnis
  • gegen den partheyen, welche in der that begriffen ... solle der fridt gelthen, ... alß wan er ess mit handtßgelübt gethan hette
    1684 SchwyzLB. 22
II 5 im Fischereiwesen
  • die fischer, denen sie die fischetzen in dem see und der Broye admodiert, in handgelübd aufzunemen, diesere fisch nicht anders als nach vorbeschiedenem diesem maß zu fangen
    1757 MurtenStR. 557
II 6 zur Steuerveranlagung
  • bei guten waren trewen an eines geschwornen aidstatts handgelübd und antastung tun ..., daß sie all ihre güter ... ihrem besten verstand nach geschätzt
    1650 Gothein,Colloqu. 101
II 7 beim Geständnis
  • welcher by verschloßner thür jemants entschlacht, also das er dem obman an eydsstatt mit handglüpt bekent, das er die vßgeschlagnen wort vf den anderen erdacht [habe]
    17. Jh. BruggStR. 220
unter Ausschluss der Schreibform(en):