Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Junker

Junker

, Jungherr

ahd. juncherro, mhd. juncherre, entsprechend nl. jonk(he)er, daraus engl. younker, ursprünglich Sohn von Herzögen oder Grafen, später erweitert
I ursprüngliche Bedeutung
  • junckern. dieser name wird jetziger zeit nicht mehr so hoch geachtet, als er etwa gewesen. denn erstlich hat man auch der hertzogen kinder, ja auch wol die hertzogen selbst bey den deutschen junge herrn oder junckern genant: als man aber dieselben angefangen edle herrn zu heissen, ist dieser tittel juncker auff die grauen vnd freyherrn komen
    1591 Spangenb.,Adelsp. I 41
  • in den mittlern zeiten verhielte es sich mit den abgefundenen kindern groser herren anders als in den gegenwärtigen. sie nahmen an der würde des hauses weniger antheil, da sie sich gar nicht fürstin, ... nennen durften ... so wie die soͤhne, mit dem wort junker vorlieb nehmen musten
    1753 Hellfeld I 9
  • [das] veto einer handvoll junker 
    19. Jh. Müller,BadLTG. III 100
  • des adels fundament ist gegrundet uff ehrn, tugent, redlichkeit, frombheit, geschicklichkeit, und derselben übung: wer diese nit hatt, der ist nit edel, ob er gleich edel geborn ist; und sol sich keiner junckher nennen lassen er habe dan ein aigen dorff
    oJ. ArchRefG. 8 (1910/11) 321
II im Unterschied zu Altherr (I oder III), junger Edelmann; keine klare Abgrenzung von den Gliederungspunkten III, IV und V 

II 1 allgemein
  • junker oder juͤngerer herr, ist ein ehrenwort, deßen sich ehedem nur personen des hohen adels bedieneten
    1783 Scheidemantel,Repert. II 553
  • do he [Otto III.] koning ward, he was en kint unde ward bevolen dem bischope Brune, ... de sloch ine dikke. dat wolde de jungherre an deme bischope wreken
    1230 SächsWChr. 166
  • dô wouhs der junchêrre. des phlac sîn muoter wol
    um 1230 Wolfdietrich I A 34, 1
  • nu troumte im aber alsô, ... wie die juncherren sungen, wie si spilten unde sprungen
    um 1233? Stricker,Karl V. 3676
  • [Dietrich] wart gar biderbe, daz alle die juncherren, die in den küneges hove waren, sine man wurden in schimpfe
    nach 1275 ProsaKaiserchr. 156
  • von goddes gnaden wj hertoghe Henrik, juncher Ernest, Wilhelm unde Johan hertoghen to Brunswic
    1323 BrschwUB. I 32
  • ich Peter von Bern ... an stat mins gnaͤdigen hern junkher Eberhart von Lupfen lantgrafen ze Stuͤlingen tůn kunt
    1374 BaselUB. IV 367 [hierher?]
  • jonchere Adrian, die bastart van Holland
    1415 Fruin,Dordrecht I 101
  • myner junckeren eyn moist dat leen ... selver untfangen van den abbet
    1482 OstfriesUB. II 181
  • tuschen den edeln joncker Engelbrecht greve tot Nassouw
    15. Jh. BredaRbr. 43
  • 1711 Rädlein 516
  • so oft ein junker unserm herrn geboren ward
    1802 v.Kleist(E.Schmidt) III 13
  • Lexer I 1488
II 2
unmündiger Lehnsherr
vgl. Junggraf
  • swen die herre stirft, die sone hevet, de man ne scal sines gudes an den overen herren nicht sinnen binnen sines junkherren jartal
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)Lehnr. Art. 25 § 3a
  • ist daz einem man sin herre stirbet, unde der herre lat einen sun hinder im der niht ze sinen tagen komen ist, der man sol doch komen zu sinem iuncherren, unde sol also sprechen
    1275/87 Schwsp.(R.) Lehnr. 54
III Edelknabe, Edelknecht bei Hofe (II 9); keine klare Abgrenzung von den Gliederungspunkten II, IV und V 
  • funf hundrit junchêren die mit allen êren des hobis wol plâgen
    um 1120 PfaffeLamprecht(Massmann) V. 6039
  • daz si die junchêrren die pfaht hiezen lêren nâch römischem rehte
    1150 Kchr. V. 15100
  • sie horten thie phaht leren die edelin juncherren 
    um 1172 PfaffeKonrad(Wesle)2 V. 661
  • des wirtes samnunge ... junkherren unde knehte
    um 1200 Hartm.,Iw.7 V. 307
  • die spês man ûf den tisch truoc: juncherren die wârn alsô kluoc
    13. Jh. Walberan 256
  • wollen wir den hoffrethen, junckern und hoffgesinde alle halbjar die besoldunge und den halben hufschlag auß unser cammer geben laßen
    um 1550 Kern,HofO. II 22
  • der junckern und der andern geringern tischen
    1654 QFSchleswHG. I 120
  • ein juncker, der ihm nicht mehr auffwarten dörffe
    1669 Grimmelshausen,Simplic. I 120
IV im Unterschied zum Inhaber der Ritterwürde: Knappe (II 1); keine klare Abgrenzung von den Gliederungspunkten II, III und V 
  • niht langer daz vermiten sîne juncherren, si enliefen engegen ir herren ûz für das bürgetor
    nach 1191 Hartm.,Erec(Leitzmann)3 V. 4590
  • [Zeugenreihe:] her Gerlac van Summeren ... riddere, junchere Dyderik van V.
    1346 Volmarstein (Westf.) UB 146
  • Bernd, edele junkher to Buren verpfändet die freigrafschaft u. das gogericht zu Branken
    1370 InvNichtstaatlArchWestf. III 69
V Angehöriger des niederen Adels; keine klare Abgrenzung von den Gliederungspunkten II, III und IV 

V 1 allgemein
  • ich Rvdolf ein iungherre von Rogliswile tvont kont
    1305 Urkundio II 1 S. 21
  • we ... Johan, Borchard Gherhard und Willebrand, juncheren van Wildenberghe
    1327 GoslarUB. III 524
  • an mins junghern Johans stat von Bernvels eins edeln knehtes
    1328 BaselUB. IV 66
  • di lehin, di wir habin von unsim herrin, hern Ludd[wig] und von unsim juncherrin Sybotin
    1334 MWirzib. IX 132
  • juncher F. von Uosenberg, der die kirche zu Obern Bercheim hat zůo lihende
    1347 BergheimUB. 40
  • dirre dingen sint gezüge junkher Joh. von Attinghusen, vrie, lantamman ze Ure
    1348 EidgAbsch. I 26
  • wir ... hain dat begriifen mit unsme eyde vor eyme edelmanne juncherren C. van Nuenar
    1349 SGereonUB. 392
  • vordroghen sie sick mit iuncheren Mauricio vnde mit deme capittele
    um 1360 BremGQ.(L.) 99
  • hierbi warend die ... junkherr Wolfhart gebrůder von Brandeß, junkherr Walther von der Hochen Klingen, frigenherrn
    1365 SGallenUB. IV 60
  • dz gericht ze Adlikon, dz halbs unsers gotzhus ist und halbs junker Woͤlflis ... von Zürich
    14. Jh. ZürichOffn. I 7
  • das auch ains ieden herrn oder junkherrn holden ... bei dem pantaiding sein sol
    1412 NÖsterr./ÖW. VII 337
  • der edel junkher Geory von Ende
    1416 SchrBodensee 44 (1915) 83
  • 1423 ArchBern 19 (1909) 5
  • wesz on des wedirfure und cleger keyn die iunghern wern
    1445 MansfeldKlUB. 658
  • es soll auch fuͤrbasser khein raissiger knecht sein, der sein aigen pferdt hab, er hab dan einen herrn oder iunkherrn 
    1451 Biberach 193
  • 1455 MittOsterland 4 (1858) 258
  • datmen ... tot ghenen tyden ennigen heren, joncheren off ymant anders ennigh gelt ... lenen ... soelen
    1457 NijmegenStR. 82
  • kam Ulenspiegel vff ein burg zů einem iuncker 
    1515 Eulenspiegel X 13
  • mime jonkeren dem marschalk
    um 1520 SPantaleonUrb. 360
  • so sie ein schadbarn man haben, antworten sie irem junkern oder vogt
    1527 WürzbZ. I 1 S. 622
  • davon dait man jarlich rechenschafft vor dem kirspel, dem pastoir und den junckhern 
    1533 JbWestfKG. 6 (1904) 151
  • by peen fünff gulden seinem junckeren hinder dem er sitzt
    um 1550 Reyscher,Stat. 440
  • ist aber der edel vnd vesst juncker ... nit anheims gewesen
    1564 Indersdorf II 294 (nr. 2002)
  • [die armen] dienst-leute, so aus geheiß ihrer junckern mit darzu [zum Jagen] gebraucht [worden]
    1581 CJVenatorio-Forest. III 132
  • der ... juncker ist ... dem stand nach mehr als ihr
    1643 Moscherosch,Ins. 46
  • der executor sol ... in allen der teichachtsaembteren und der junckherrn herrligkeiten ... procediren
    1698 Hackmann Kap. 6 Mant. 31
-- geadeltes Mitglied der Sünfzengesellschaft
V 2 insbesondere Lehnsmann in Friesland
  • wy ... schencken ... adelich fryedoem als junckher ... in tyd der nood sall he uns met een gueden klepper tho felde kamen, unde wel gestruivet mit siin ruͤsttuig, wo een hoffmann tho geboert
    1448 OstfriesUB. I 517
VI von geistlichen Ordensleuten
  • ein halb herren phrvent gentzlich, alz man sei geit einem junchherren vnsers ordens, der subdyaken ist
    1333 OÖUB. VI 99
  • die juncherren und pruoder [in Klosterneuburg]
    1340 Lexer I 1488
  • 1/2 scot vor 1 slos vor der junghern kamer
    1420 MarienburgAusgabeb. 359
  • in den zeiten, da die domherren in den deutschen stiftern noch ein gemeinschaftliches leben fuͤhrten, nannten die kapitularherren sich fratres ..., und die domicellarherren juniores oder jungherren 
    1781 MatStatNrhWestf. I 1 S. 176 (2)
  • Feine,KirchlRG.3 340
  • Unger,SteirWsch. 370
VII allgemein ein Mann in gehobener Stellung

VII 1 von den Diadochen
  • alse er [Alexander d. Gr.] dô an sînem tôde lac, dô hete er zwelf juncherren, den gebôt er allen für und er enpfalch den zwelf juncherren allen sînen gewalt
    13. Jh. Berth.v.Regensb. I 522
VII 2 Großkaufmann
  • [Artushofordnung:] sal man vp dem haue holden tom groten haue eynen kellermeister ... vier schencken, twe knechte, de den schepen vnde juncheren denen
    1421 Danzig(Hirsch) 289
  • alle hüttenherren müssen ihr goldt in zehenden überantworten, dürfen keines anderswo verkauffen, ... aussgenommen die herren junckherr haben dadurch ihre sonderliche befreiung
    um 1509 Wutke,SchlesBergb. I 164
  • sie [die St. Galler] prätendierten zwo professionen; in der fremde waren sie kaufleute, daheim liessen sie sich junker schelten
    1658 SchweizId. III 50
  • 1784 Ostseeraum/Krünitz,Enzykl. 31 S. 847
VII 3
Hilfsorgan eines Bürgermeisters
  • als von der vier junghern wegen, dieselben junghern sollen der rat gemeinlichen, bede von den alten geslehten und der gemeine, geben und bestellen, ... wie das den rat zu Mencze allernuczlichst ... sin dunket
    1437 MainzChr. I 84
VII 4 in ironischer Verwendung
  • gott ... will eyn ende mit yhn machen, gleich wie mitt den geystlichen iunckern 
    vor 1547 Luther(Clemen) II 380
  • lässest du ihn [den Knecht] müssig gehen, so will er junker sein
    1724 Sirach 33,2/Stade,Luther2 328
VIII im Handwerk

VIII 1 wie Jungmeister (I) 
  • so ein feuer aufgehet ..., soll der regierende burgemeister sich benebst dem stadtschreiber und zwey jungherren aus den andern beyden mitteln mit den dreyen rathsdienern auf das rathhauß verfuͤgen, und allenthalben fleißige achtung geben lassen, damit nicht an einem andern ort ein ungluͤck entstehe, worzu er die bey sich habende beyde jungherren zugebrauchen hatt
    1661 VerordnAnhDessau I 83
VIII 2 jüngster Bäckerknecht
IX Bursche, der beim Hochzeitsmahl der Kranzeljungfer zugesellt ist
X in der Gaunersprache Klee, entstellt aus Junger = Grüner
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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