Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): 1Kandel

1Kandel

wie Kanne, Kännchen; zur Etymologie vgl. Kluge19 344

I allgemein Gefäß mit Ausguß
bdv.: Kandelform

I 1 als Gegenstand des Verkaufs
  • dem kandelgießer St.U. für kandeln 22 fl 5 pfd. 18 pfg.
    1586 BambBer. 91 (1952) 66
I 2 Abgaben und Gebührenleistungen nach Kannen
  • muesen darzue [zum thäding] erscheinen die underthonn ... und der obrigkait furbringen ein kandl wein
    1499 NÖsterr./ÖW. VIII p. 19
  • ist ... der richter ... der nachpaurschaft an sant Marx tag ain kadel weins schuldig und den jungen gesellen auch ain kandel wein
    1560 NÖsterr./ÖW. VII 151
  • [Wein] van dem kändel von efg. bestellten zehendkerchern in sondern geichnen fassen in das schloss ... gelüffert und ... ufgezeichnet
    1596 WürtLTA.2 I 434
  • wen es sich begäb das er zu sant Mertn tag seinen grunt nit dienet und prächt zu sant Gilling tag ein kadl lautern wein, so soll sich die obrigkait lassen bezallen
    16. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 161
II als Hohlmaß

II 1 für Flüssigkeiten, insbesondere für Bier und Wein, örtlich von verschiedener Größe

II 1 a allgemein
  • es ist dies jar ... von dem ausgeschanckten bier in die heuser kommen, alß den armen leuthen, vnserm gesindt, ... 11885 1/2/ kandel 
    1577 Leipzig/Elsas,Preise II A S. 312 Anm. 2
  • 1586 Elsas,Preise II A S. 30
  • auf das wir [Kurfürst] nun wißen mögen, was jede malzeit insonderheit an allem getrencke ... auffgehen wirdt: daßelbe sol allemahl mitt vleiß durch den haußkeller und speißer ins tagebuch geschrieben und vorzeichnet werden, auch wohin und wem solches an kandeln, stübigen, eymern, virtteln und faßen, auch schocken gevolget worden
    1586 Sachsen/Kern,HofO. II 65
  • 1596 Leipzig/Elsas,Preise II A S. 316
  • man ist F.Sch. x eymer iiii kandel mets [schuldig]
    oJ. Eger/DRWArch.
II 1 b als von der Obrigkeit geeichtes oder zu eichendes Meßgefäß; Bestrafung bei unvorschriftsmäßigem Maß
  • ez suͤllen all weinschencken und leitgeben und all purger ... ihr kandel pringen hintz dem gesworen zingiesser, den diu stat gesetzet hat, und der sol die beschaͤwen und enpfaechten, ob die nagel darinne gerecht sten, und sol ... chain schenck wein geben an chainer kandel dann diu geprant und bezaichent ist mit der stat zaichen, oder dem richter 60 dn, der stat 1/2 lb
    1365 MünchenStR.(Dirr) 425f.
  • zu iedem pandäting sollen ... alle maß des weins: kandl ganze und halbe ... fur den richter und der geschwornen bracht werden
    2. Hälfte 14. Jh. NÖsterr./ÖW. IX 578
  • so er [kandelgiesser] kandeln eichen wil, sol er mit der stat eich eychen
    1464 QStBayreuth 62
  • die wirt und alle weinschenken sullen haben kandelen, die gephächtet und gerecht sein pei der stat [Bruneck] maß durch den richter
    Ende 15. Jh. Tirol/ÖW. V 476
  • 2 fl. 28 den. zallt für 7 kandl, die haben 16 lb. zyn per 8 kreicer, zu der eich: ain zwimässige, drew-trincken kandl
    1531 München/Elsas,Preise I 139 Anm. 2
  • ist ... erfunden umb alle trinkgeschirr, es sein kandelen, gleser ... als oft ain wirt ... darzu nicht die rechten mass geben und darumb ainer uberweist wirdt, als oft ist derselben ainer verfallen v ℔ pr. auf genad
    16. Jh. Tirol/ÖW. IV 6
  • einmal in dem jahr, dass man beschau und fürtragen lasse mass, wag, kandl ... damit man den leuten nicht unrecht thue bei dem wandl 72 pfenninge
    2. Hälfte 17. Jh. Schlesinger,Weist. I 193
II 1 c Angabe von Maßbezeichnungen
  • Maß oder kandl = 56.6 Liter 
    16./17. Jh. JbOÖMus. 83 (1930) 229
  • 16 kandel machten 1 bergviertel
    oJ. Unger,SteirWsch. 377 [urk.?]
II 2 für feste Stoffe
  • butter geschmelzt eine kandel um 3. gr.
    1745 Frisch I 499
II 3 als Fischmaß
  • sollen die küchenschreiber ... alle fische von unserm fischmeister und fischknechten nach dem gewichte, nach dem schock und kandeln zehlen, einnehmen und ihnen dieselben bezahlen
    1586 Kursachsen/Kern,HofO. II 61
  • kleine fisch eine kandel oder quart um 4. groschen
    1745 Frisch I 499
III in strafrechtlichen Bestimmungen

III 1 bei Diebstahl und Hehlerei
  • wer hie hat einen dienstpotn ... und trueg aus kändl ... zu seinen nachpawrn und wurd daruber begriffen ... ist verfallen und zu schätzen sovil der heller als der steller
    1499 NÖsterr./ÖW. VII 233
  • wer ainen weinpotten bei der nacht ain kandl oder ander assach näme, der soll es biessen als ain nachtdieb
    1581 Niederösterreich/ÖW. IX 12
III 2
als Waffe bei Körperverletzung
  • E. von S. ist di stat verboten von dezwegen, daz er einen mit [so!] einer kandeln durch den kopf slug und sol niht herein, er [geb] dann 5 lb hl 3 meyl hindan
    1391 NürnbAchtb. 117
  • C.K. ded. 4 ℔ hl. daz er einen mit einer kandeln geworffen hat
    14. Jh. NürnbChr. I 265
  • wer ainem mit ainem kändl ... zuewierft, so er fält, so ist er dennocht umb sein fräflichen wuerf zu wandl 6 ß 2 ₰.
    1433 NÖsterr./ÖW. VIII 675
  • wer ain wierft ... mi ainem kädl, ze wandl 5 lib. ₰
    15. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 518
  • wan ainer mit ainer kandl wirft, ist dem richter verfallen 5 tal. ₰
    16. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 12
  • wenn ainer fräventlich ainem sein asach, kandl, kleser oder fenster zerwirft oder zerbricht, soll er dem wirth sein schaden abtragen
    1600 NÖsterr./ÖW. VIII 940
  • ob ainer ein khandl zuckt ... und wolt ain werfen oder schlagen, würf er, so ist er fünf gulden verfallen
    1617 NÖsterr./ÖW. VII 76
  • wellicher mit kandl krüegen ampern stain oder anderm gezeug wirft, der ist von iedem wurf zu wandl 72 ₰ und allen schaden ... zu büeßen
    um 1630 NÖsterr./ÖW. VIII 354
IV übertragen als Bezeichnung für ein Wirtshaus
  • bey der gulden kändl 
    oJ. JbWien 15/16 (1959/60) 181 Anm. 28
unter Ausschluss der Schreibform(en):