Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Kanzleischrift

Kanzleischrift

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I in Kanzleien gebräuchliche Schriftart, eine Art Frakturschrift, die vornehmlich bei Urkunden in der ersten Zeile und bei Titel- ua. Überschriften verwendet wird
Sachhinweis: DWB. IX 1737; Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften u. Künste ..., hg. S. Ersch u. J. G. Gruber, 2.Sekt., Th.32 (1882) 368; Breßlau,Urk. II2 517-547; zB. auch Klose,Niederalteich 41-46

I 1 zum Begriff
I 2 rechtl. Anwendungsvorschriften
II in einer Kanzlei ausgefertigtes oder aufbewahrtes Schriftstück
  • die reichs registratur und andere cantzley acten, schriften [ein Wort?] und documenten
    1683 MittÖstArch. 10 (1957) 144
  • 1704 ArchSiebb.2 8 (1867) 256 Anm. 1
  • ceremoniell ..., welches bey jeder art von canzeley- und staatsschriften nicht nur in titeln, sondern auch in dem contexte und den ausdruͤcken beobachtet werden muß
    1754 Beck,Staatspraxis 4
  • eigenschaft und structur derjenigen canzeleyschriften ..., die bey beyden hoͤchsten reichsgerichten uͤblich sind
    1754 Beck,Staatspraxis 365
  • 1785 Sonnenfels,Geschäftsstil 379 Anm..
  • da die groͤßte anzahl der canzleyschriften sich theils mit erzaͤhlung von thatsachen, theils mit bestimmung der rechte und verbindlichkeiten, theils mit eroͤrterungen und beweisgruͤnden ... beschaͤftigt, so lassen sich drey arten von ordnung gedenken ... die erzaͤhlende, chronologische ordnung ... die verfuͤgende oder bestimmende ordnung ... die beweisende oder ausfuͤhrende ordnung
    1793 Bischoff,Kanzlei. I 211
III übertragen vorwiegend in der Formel auf Kanzleischrift sitzen (vgl. Kanzleisasse) oder in Kanzleischrift liegen zur Bezeichnung der Berechtigung zu einem Kanzleilehen; fast nur für das Gebiet des sächsischen Rechts belegt
Sachhinweis: 1758 Haltaus 1651f. s.v. Schrift; DWB. V 180f.
  • etzliche so auf furstlicher g[naden] kanzlei schrift [ein Wort?] sitzen
    1516 Erbbuch des Amts Thamsbruck 131v (Archiv Magdeburg)
  • aller adel, der auf unsers gn. herrn canzleyschrift sitzt, soll iglicher aigner person [zum Landtag] erscheinen
    1530 ErnestLTA. 204
  • gemeltt hauß mit seinen zugehoͤrigen laͤndereyen ... nichtt vnter vnsers ambtts Sangerhaußen bottmeßigkeidt gezogenn, sondern ... vnser renthmeister seine erben volgende besitzere deßwegen vff vnsere cantzley-schrifft sitzenn vnd doraus vnserer beuehliche, immaßen mit andern cantzleyschrifftsaßenn geschichtt, verwerttig, denselbigen auch jderzeidt zu gehorsamen schuldig sein, vnnd ihnen in solchem hauße vnnd obbenanttenn gutthernn die erb-gerichtte zu gebrauchen erblichenn zustehenn
    1588 Sachsen/Klingner III 225
  • bürgere uff canzeleyschrift seßen
    1623 GothaStR. 351
  • 1639 M.Chr. Meißner, Umständlivhe Nachricht von der churfl. sächs. ... Zien-Berg-Stadt Altenberg (1747) 250
  • 1755 Sachsen/Klingner IV 194
  • 1758 Haltaus 1651f. s.v. Schrift
  • man hat ... zweyerley lehenguͤter, schriftsaͤßige oder die auf canzleyschrift sitzen, welche unmittelbar unter dem regenten und der obersten landesregierung stehen, und auch daselbst die lehen empfangen, und die amtsaͤßige, die unter der gerichtsbarkeit der aemter stehen
    1758 v.Justi,Staatsw. II 408
  • auf kanzelleyschrift sitzen, das vorrecht haben, auf seinem gute nur aus der kanzelley eines obern gerichtes verboth und geboth annehmen zu duͤrfen; ... im gegensatze des sitzens auf amtsschrift
    1775 Adelung II 1498
  • in erster instanz muͤssen vor dem oberhofgericht recht leiden nach der oberhofgerichtsordnung vom jahr 1548 ... alle auf canzleyschrift sitzende vasallen aus den unter das oberhofgericht gehoͤrigen districten, es moͤgen fuͤrsten, grafen, freyherren, edle und buͤrgerliche oder auch nur pachter schriftsaͤssiger ritterguͤter seyn
    1804 Kretschmann,LeipzOHofg. 273
  • 1810 Schmalz,NSamml. II 249
  • oJ. DWB. V 180f.
unter Ausschluss der Schreibform(en):