Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Kessel

Kessel

, m.

zur Etymologie und Sprachformen vgl. Kluge20 365
tiefes, rundes Metallgefäß

I im Strafrecht

I 1
beim Gottesurteil des Kesselfangs 
  • Ende 13. Jh. BrokmerR. 66 [Frauenraub),68]
  • sa hwasa otherne nachtes barne, thet hi to tha sthitle gunge
    um 1300 RüstringerR. 80
  • haizz eysen tragen und in einen wellenden chessel greiffen; under den dingen allen sol nieman den andern noetten, newer swaz der mensch gern tuot
    vor 1328 Ruprecht(Claußen) 312
  • so vintme, he mote dat iseren dragen odder he mote an enen sidegen ketele wateres gripen odder he mute sik deme kempen weren; dar vor mut he nu seven man ede liden
    um 1335 RichtstLR. 261
  • 1430 Hannover/Dreyer,Anm. 162
  • [Übschr.:] fan des ketelis infanghe
    2. Hälfte 15. Jh. FriescheWetten II 42
  • 1537 SammlLivlLR. I 61
  • vor 1641 EstRitterLR. 103
  • oJ. Graf u.Dietherr 351
  • man sol in [strazrauber] drei wal fůrtailen. wazzer vrtail oder daz haiz eisen oder in einen wallenden chessell woll wazzers ze greifen vntz an den ellenpogen. rihtent si da mit, so sint si vnschuldich
    oJ. Schwsp.(Kurzform III/Eckh.) 86
  • oJ. Schwsp.(Kurzform III/Eckh.) 181 [Münzfälscher]
  • die ir recht mit roube oder mit dûve virloren hebben, ... sie ne mogen mit irme eide nicht unschuldich werden; si haben drier core: daz ŷseren zu tragene oder in eynen wallenden ketel zu griphene bis zu dem elembogen oder deme kempen sich zu werene
    oJ. Ssp.(QuedlinbHs.) 26 (= Ldr. I 39)
I 2 Strafe des Siedens im Kessel, insb. bei Münzfälschung
  • noch keyserrecht schol man in [munczer] siden in einem kessel anderhalber ellen tif, daz man yn durch dy ringe mit stricken an ein stange, dy man durch dez kesselz ringe gestozen mac, gebinde muge, und schol in in ole und in wine siden
    nach 1358 Rb.n.Dist. IV 17 Dist. 4
  • 1376/1445 UlmRotB. Art. 183
  • 1388 Rau,BeitrFrkf. 76 Anm. 265
  • zwene falsche gezügen ... ze Bern als välscher in einem kessel gesotten
    1392 P. Sommer, Scharfrichter von Bern (Bern 1969) 45
  • 1394 DortmUB. II 379
  • wer ... die muntz geuarlichen velschete oder absatzte ..., daz ir denn anvertziehen zu den richten mit dem kessel, als recht ist
    1397 ZofingenStR. 79
  • 1399 Schreiber,UB. II 129
  • hwersa hijr en scalk sinne afta hera vrret ieftha morthat, sa ach ma hine bi riuchte inna tsietele to siathane and ne thor ma vmbe sin fereth nanne fia biada
    14. Jh. EmsigerR. 92
  • 1401 Fruin,Dordrecht I 50
  • um 1410 BrielRb. 207
  • verteylen wer yn zum kezzel 
    1421 MWormat. 347
  • 1424 Schrötter,MünzWB. 305
  • 1438 RTA. XIII 463
  • sol man verbieten kain gelt zuͤ besniden oder abzuͤweschen mit ainicherhand behendikait uf den kessel 
    1438 RTA. XIII 464
  • 1488 DortmChr. 476
  • oJ. MnlWB. III 1403f. [mit weiteren Belegen]
II im sonstigen Rechtsleben

II 1 als Abgabe
  • ich S., ein ritter von Strahlenberg ..., han auch ein rechte zu yhne [Keßler], daß sie mir alle jahr geben sollen also viele kessel und pfannen, als ich ihr bedarffe ... in meinem husse
    1361 Lünig,CJFeud. III 679
  • die keßler, die in der zunfft sind, der herrschaft die notturft kuchengeschirrs an kesseln, pfannen und dergleichen ... zu geben ... schuldig [sind]
    1642 Hornschuch,Keßler. 192 Anm.
II 2 gemeinschaftlich genutzt
  • die ... nachpawrschafft vermainten, der H. war in schuldig zu stellen ain grossen kessel ... und alle notdurfft, so dann zu ainer kaser ... gehort
    1484 Grass,BeitrRGAlpw. 238
  • der dhumbrost zu Worms ... soll ... der gemeynen eyn kessel halten, ir krut zu sieden jars
    1490 Koeniger,SendQ. 299
  • 15. Jh. NÖsterr./ÖW. XI 390
  • ein kilchherr soll haben ein kessi ... und das selb kessi soll man eim ieklichen undertanen lyhen, wenn er syn bedarf
    15. Jh. SchweizId. III 518
II 3 als Zeichen der Niederlassung
  • welcher ... seinen kessel vndt hahl vfhenckht, den soll der hofherr schirmen
    1414 Alemannia 25 (1898) 151
II 4 als Maß
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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