Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Knabe

Knabe

, m.

vor allem jugendlicher, tw. aber auch älterer Mensch männlichen Geschlechts

I als Altersbezeichnung

I 1 Kind (I) in der Regel unter 14/15 Jahren
  • 1331 ZürichUB. XI 294
  • dath ein knape oder jungfer vormünder köre und darnha sik verändern wolde ahne der vormünder willen, dath mögen de vormünder wol werenn
    1401 LünebStR. 70
  • dise [in der Judengasse gg. Gewalttätigkeit erlassene] ordnuͤng seinen nit gemacht auf knaben, dy nit 15 jor alt sind
    1497? UrkJudRegensb. 230
  • es enmag noch sol auch kein kind, weder knaben noch töchtern, alldiewil sie vnter tagen sind, niemand nützit geben noch machen, daß dhein kraft habe
    1535 Bern/ZSchweizR. 9 (1861) RQ. 196
  • [Grenzbegehung:] wan es aber itztertzelter massen mit wießenden dingen beschiecht, so mag alsdan nicht schaden, junge knaben und deren etlich sonderlich, was hauptsachen belangt, auch mitlaufen zu lassen und jeweylen bey eim stayn ... zur besserer gedechtnus einem ain harropf zu geben
    1577 WürtLändlRQ. I 716
  • 1583 Nordhausen/MittSchulg. 2 (1892) 97
  • 16. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 3
  • junge knaben oder töchter von oder unter zehen jahr
    1625 Baden/FreibDiözArch. 27 (1899) 324
  • 1715 Scotti,Cleve II 874
  • 1769 Lennep,LandsiedelR. II 200
I 2 jüngerer, unverheirateter Mann, Junggeselle (II) 
  • wenne ein knab wip nemen sol ...
    um 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 55 Überschrift
  • was och denne man oder knaben ze dien ziten ob sechtzehen iaren alt ist, die suͥllent denne swerren, dis buntnuͥst och stet ze haben ewenklichen mit allen stukken
    1353 BernStR. III 165
  • weler burger ze L. der eltest knab oder man hushablich in ainem hus wär vnd von todes wegen abgieng, von dem selben sölt sinem herren ze vall werden dz best houbt
    1400 ToggenburgArch. 11
  • begift sich aber en knape nach vierzen jaren, der hat sich von lantrechte vnde lenrechte vnde erbe teile geledeget
    um 1410 Schwsp.(Kurzform/Gr.) S. 60 [Kz2]
  • wele knaben aber wirtschaft haben wellent, da mag ieclicher ein stük fleischs von sines meisters hus bringen
    1416 Bern/G. Caduff, D. Knabengerichte Graubündens (Diss. phil. Bern 1929) 13
  • was knaben under 20 jar sind, die sind waisen, und was über 20 jar ist, dieselber sind nit waisen
    1477 Schweiz/DRWArch.
  • was von knaben fierzehen jar alt ist, die sind dann schuldig und sollent ainem herren und abte ... schweren ainen ayde ..., disen rodel zo halten
    15. Jh. GasterLsch. 501
  • die waisen, so zu iren fruchberen jaren, das soll sein ain khnab zu achtzehen jaren und ain mäidlein zu vierzehen jaren, khumen sein, die mügen ordenlich und rechtmässig wol schaffen und iren lezten willen aufrichten
    1528 ZeigerLRb. 369
  • 1528 ZeigerLRb. 440
  • unmuͤndige ... unter den knaben seyn, welcher noch nicht achtzehn jahr erreicht
    1583 HadelnLR.(Spangenb.) III 1
  • welcher mönsch zu seinen tagen kommt und namblichen ein knab vierzehn und ein tochter zwölf jahr alters erfüllt hat, das mag testamentliche ordnungen machen
    1659 Emmenthal 211
  • 2. Hälfte 18. Jh. GasterLsch. 222
II Bezeichnung für die männlichen Nachkommen eines Elternpaares
  • wan sich also ein erbuall begibt vnd knaben vnd toͤchter vorhanden sind, sollend sy das erb ... theilen
    1539 ArgauLsch. III 49
  • wer vnder den obgenanten herren ... sitzet, er sye eigen man oder hindersäss, wirtt im ein knab, so sol man im zwen karren holtz geben, wirtt im ein tochter, so sol man im ein karren holtz geben
    oJ. Zürich (Region)/GrW. I 79
III
in Rittertum und Kriegswesen

III 1 wie (Ritter-) Knappe (II) 
  • deß volgten im die stoltzen knaben. yeder man ward perait herleich in seinen wappen klaid
    um 1300 HeinrNeustadtApoll. V. 3145
  • um 1300 HeinrNeustadtApoll. V. V. 8974
  • knabe ist ein name eines feinen, hurtigen, rischen, wackern herrndieners
    1591 Spangenb.,Adelsp. I 42r
III 2 Kriegsknecht
  • 1499 Wackernagel,VolkstSchweiz 248
  • 1499 WürtLied. 64
  • fur gutt achtenn, das ein jder jn der ordenung, der in ein glidt geordent jst, sein knabenn nest vor jm reytten sol habenn
    15. Jh. K. Neubauer, D. Kriegsbuch des Philipp v. Seldeneck ... (Diss. phil. Heidelberg 1963) 105
IV im Berufsleben

IV 1 vorzugsweise jüngerer Diener für niedere Hilfsdienste
  • do dede er den knecht mit den pherden usser dem closter off den hoff unde gebe yme eynen knaben czu hulffe
    1421 Erler,Ingelh. III 75
  • 1437 Weinsberg,EinnReg. 3
  • daß die knaben, wer die sind, so in unsers gnädigen herren huß essen by den knechten, zu dem ersten tisch essen
    1481 SchrBodensee 40 (1911) 252
  • vor 1577 ZWirtFrk. 4 (1856/58) 377
  • hoe der meester hem verantworden sal tegen synen knaep oft maegt
    16. Jh. CoutLooz I 44
  • es sol kein schiffer seinem knaben ... vrlaub geben oder lassen auff einem eylande, er habe sich dann so grob versuͤndiget
    1603/05 HambGO. II 14 Art. 13
IV 2 im Handwerk vor allem der Lehrling
  • ouch ist zu wissende, welre knabe huszgenosse werden wil, wer dann das gelt darwürffet für den münszmeister, der sol ouch geben ... die fünff pfunt eime örtermeister
    um 1330 StraßbMünzg. 189
  • welich meister einen knaben oder einen knecht daz antwerg lerte, die nit zu dem antwerg geboͤrn sint, der meister sal geben den andern meistern zwey punt h. in die bussen zu pene
    1352 Keutgen,Urk. 412
  • frauwe K. [e. unzünftige Schneiderin] keyne magit ader cnaben leren sal
    1369 Heß,Frauenberufe 70
  • 1399 Basel/Schanz,Gesellenverb. 162
  • 1410 HeilbronnUB. I 198
  • sol ein jeglicher knecht all wuchen geben ein helbling in unser büchßen, ußgenumen ein knab, dem eß nüt über nün pfennig guiltet
    1425 Freiburg/Schanz,Gesellenverb. 190
  • 1730 Krebs,Hdwbr. 24
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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