Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Kuh

Kuh

, f.

zur Etymologie vgl. Kluge21 410
weibliches Rind, nachdem es im dritten Jahr gekalbt hat

I im bäuerl. Wirtschaftsleben Gegenstand vielfältiger Regelungen
  • 1316 Mieris II 176 a
  • swer geraubt vihe wizzenklichen kauffet, der sol ie von der kuͤwe geben 60 dn.
    1341/42? WürzbPol. 49
  • auch hand sy das recht, das sy sollend haben 16 rinder und ein kuwe ane schwanz ... zu rechter weide
    1343 Burckhardt,Hofr. 213
  • swer vihe trîbet anders wann fuͤr den rechten hirten, der sol geben von der kůwe 60 dn.
    vor 1350 WürzbPol. 73
  • wer mit sinen kuwen in daz virboden felt fert, als dicke der gerugit wirt von den schuczen, so virlusit er als dicke achtzehen heller
    1389 FrankfAmtsUrk. 159
  • 1397 BredaHeerlRbr. I 357
  • 1400 Erler,Ingelh. I 128f.
  • ist yme [d. Wächter] auch gegonnet zu halden 1 kuwe und eczliche hunere
    1425 FrankfAmtsUrk. 209
  • 1438 DOrdGrZinsb. 123ff.
  • um 1440 MagdebUB. II 546
  • 1446 MeppenUB. 214
  • so hebbe ick gegeven ... tho einer ewigen vicarie all dat erve ... und dartho twe iseren koe bi der vicarie tho bliven
    1461 OstfriesUB. I 671
  • 1478 Pfalz/ZRG.2 Kan. 32 (1943) 293 Anm. 256
  • wer zů dem andern kuͤg stelt, zücht der gemeinder von zwayen kuͤgen ain kalb des jars, so git er kain miett; und wenn er es zwen winter gehept, so ist es halb des, der das zücht
    1484 SGallenOffn. I 228
  • die herren des uͥssern convents ... den frowen des innern convents merckliche jaͤrzit ußzůrichten und ein gůte zal ysinen kuͤgen zů halten pflichtig sind gewesen
    1486 BernStR. VI 1 S. 214
  • 1503 RhW. II 1 S. 152
  • 1520 Schweiz/Franz,BauernkrAkt. 130
  • des sterbhaubts halber ... soll dem brobst volgen ..., so ein hausfrau stirbt, die ander kue nach dem besten
    1525 OÖsterr./Franz,BauernkrAkt. 330
  • welcher zwo küeh hat vnd ihn die kehri begreift, der soll einen wůcherstier daßelbig jahr haben, vnd welcher nit mehr dann ein kůh hat, der soll ein halben stier haben
    1541/1625 ArgauLsch. I 84
  • 1544 Merseburg/Sehling,EvKO. I 2 S. 12
  • zu rechtem haubtfall ... von einem man sein böstes roß und von einer frauen die böste kuehe, auch ihr allerböstes kleid
    1546/1764 WürtLändlRQ. III 254
  • 1552 Reyscher,Ges. XII 204
  • 1559 WürtLändlRQ. III 40
  • 1562 WestfLR. 95
  • wenn die verstorbene leiche ... nach dem kirchhoff gefahren, soll der abt seinen diener senden und entweder daselbst oder wenn sie wieder auf das gut kommen durch denselben die churmoede ausnehmen lassen und zwarn folgendergestalt: es soll der diener einen weissen stock nehmen und hinterrücks zu den pferden oder kühen gehen und mit dem stock eins berühren, welches er nun trifft, das gehört dem herrn
    1569 Westfalen/GrW. III 162
  • 1592 ArchKulturg. 1 (1903) 390
  • 1593 LenzburgStR. 589
  • aber die gende pfand, bis an ein kue oder vier geis, sollent vor den ligenden gütern geschetzt werden
    1598 SaanenLschStat. 222
  • welcher drey küch hat, der soll ein haagen halten
    1608 WürtLändlRQ. III 100
  • seien wucherliche conträct, so jemands gelt also leihet, daß der entlehner dem leiher eine gute summa oder geltswert mehr wider zu bezahlen verschreiben müsse, dann ihm gelihen worden, ... item einem, so ein kühlin oder zugstier hat, ihme darauf drei oder vier guldin leihet ..., so doch das wol halbteils mehr wert ist, und darnach solchem armen ... ein gemalte oder stähelin kuh wie man die nennet oder ein stotzen in stall anstatt einer kuh schlagen für drei oder vier guldin und jahrs daraus ein kühzins zu geben
    1621 Württemberg/QNPrivatR. II 1 S. 476
  • 1629 FreiburgÜGBl. 9 (1902) 42f.
  • die gehnden pfand mögen eingeschetzt werden biß uf ein kuo; die soll wib und kinden zůgestelt werden
    1631 SaanenLschStat. 221 Anm. 2
  • was ist dann die baulebung? ... ist es ein ackermann, ein pferd nechst dem besten; ists ein koͤther, eine kuh nechst der besten
    vor 1762 Wiesand 735
  • in Sachsen sind einige dorffschafften schuldig, dem churfuͤrsten alljaͤhrlich die beste kuh zu geben, welche kuͤhe peitzschkuͤhe genennet werden
    1769 Lennep,LandsiedelR. 511
  • die pachtungen sind so eingerichtet, daß die kühe eisern bleiben, die pächter können damit schalten, kaufen, verkaufen, wie sie wollen, nur müssen sie allemahl complet ... haben und müssen solche beim abzuge ohne tadel abgeliefert werden
    1779 Pommern/QGDBauernst. 279 Anm. 5
  • 1780 Lappe,Schulzenhof 22
  • 1827 Rudhart,Finanzverw. 124
  • oJ. Schmidt,Gutsüberg. 218
II
im Strafrecht

II 1 Tötung des Tieres als Strafe für die Tötung eines Menschen
  • 1578 Gent/Berkenhoff,Tierstrafe 30f.
  • so wird die kuhe alß abschewlich thier an einen abgelegenen öden ort billig geführet, daselbst erschlagen oder erschossen vnd vnabgedeckt begraben
    1621 Leipzig/Berkenhoff,Tierstrafe 31
II 2 im Verfahren wegen Sodomie
II 3 Ritt auf einer Kuh zum Scheiterhaufen als Strafverschärfung
  • W.L. son uff morne mittwochen lassen uff die kuwe setzen mit einer ifeln und richten als ein ketzer [Jude] mit dem fuer
    1453 Rau,BeitrFrkf. 69
II 4 Einziehung einer Kuh als Strafe
  • wer yn dem vorgeschriben wiltban ... ein hinde fenget, der sal unserm herrn geben ein fale kuw und hat auch zwo marg verbrochen
    1450/60 AnnNassau 19 (1885/86) 38
  • welicher ouch ... âne erlouben ... eins herren vnd aptz zu Einsidlen in sin vnd des gotzhus wasser vischet, der oder die, als offt das von inen beschicht, sind einem herenn vnd apte ein kuo ân gnad zu bůs verfallen
    1493 GrW. I 156
  • 1574 OstfriesBauerR. 121
  • auch so ainer, wer der unter meinem hern ist, ainen hirschen niderschlug und äße den, so sol ihm mein herr aus seinem hof ainen ochsen nemen; schluge er ain hindin nider, so soll ihm mein herr ain kuh nemen; war es aber ain kalb, so soll mein herr ain kalb nemen
    1597 NÖsterr./ÖW. VII 335
  • 1616 OstfriesBauerR. 20
III Paarformeln

III 1 kuh bei kuh mit allem
  • eendrachtlicken dessen schaden toe dragen myt lyff end mit ghuede, gras by grase, koe by koe; elck man nae sinen ghude by wolde end by velde
    1406 Fivelgo/Richth. 310
III 2 kuh und quern Kuh und Handmühle = der ganze bäuerliche Betrieb
IV übtr.

IV 1 Vermögen
  • sa scolre ac in thene kragga, ther tha kv nebbe, hwant hi like ielt alle liudum tho thoncke, ther hongat. mord scel ma mith mord kela
    1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 36
IV 2 Gefängnis für Geistliche in verschiedenen Städten Süddeutschlands
vgl. Kuhloch
Sachhinweis: E.Schneider, "Kuh" als Gefängnisname/ZGO.2 59 (1950) 498f.
  • in der stat ze Mvinchen hinder der chu 
    1365 MBoica XIX 246
  • die sogenannte kuh custodia, geistl. kerker
    1797 Bronner,Leben III 16
  • ein anderer [kaplan] ... war wegen der rohesten auffuͤhrung schon mehr als sechsmal in der kuh gewesen
    1797 Bronner,Leben III 17
IV 3 als Längenmaß
  • der graben soll ... anderhalb kue teuf sein
    1508 SchweizId. III 92
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):