Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): läuten

läuten

, v. u. subst. inf.

Bed. wie neuhochdeutsch

I im kirchlichen Bereich

I 1 z. Gottesdienst usw.
I 2 bei Beerdigungen gegen eine Gebühr
I 3 bei einem Gewitter
II im weltlichen Rechtsleben

II 1 als Ladung zu einer Versammlung (Rat, Gemeindeversammlung, Landtag, Gericht, Strafvollzug)
  • ein ieglich vogt ... hat daz reht an der sturmgloggen, daz er die luten sol, wenne er ir bedarf, so er rihten wil uber diebe, uber rauber, uber morder, uber den totslac unde uber alle schaedeliche lute
    1276 AugsbStR. Art. 23 § 1
  • hirto [eyddaghe unde echthe dyng] plecht men to den tiden von stund na etende deme rade to ludende 
    1340 GöttingenStat. 35
  • ouch wellicher zeit nachtes oder tags dem richter clag gethon wurt von eim dotslage, so sol zu stunt der richter die gemeinde der burger zusamen berufen mit lutenden glocken, ein gericht von im thun
    1347 SchlettstStR. 40
  • de burmestere ... kundeget den luden ...: de rad ofte de herren willen ein vemeding leggen, se scullen komen uppe den market, wanne men de clocken lude
    1. Hälfte 14. Jh. BrschwUB. I 28
  • soll der mayer an die glocken lyten und soll da das gericht zusamen komen
    1373 WürtVjh.2 10 (1901) 326
  • 1374 SchlettstStR. 276
  • 1385 SchaffhStR. II 47
  • sol man die toten ze gericht tragen vnd fuͤr gericht luͤten 
    1396 MemmingenStR. 254
  • so mögen ain vogt oder schulthaiss ainen ratt ... wol lassen lütten oder haissen samblen
    14. Jh. SchwäbWB. IV 1060
  • den dotsleher fahen und ziehen oder leyden in geriechte mit geluten glocken
    1402 SchlettstStR. 99
  • wenn man richten wil ze meyen und ze herpst, ... sol man zů dem gericht lúten drystunt năch einander, doch daz zwischen jeglichem zeychen als lang ungelútt belibe, daz sich einer uß sinen guͤttern gefuͤgen und zů dem gericht komen muge
    1420 ZürichOffn. I 386
  • als man in in den stok leget, sol man denn die grossen gloggen über in lüten 
    1440 IsnyStR. 206
  • wenn ain ainung gelut oder gebotten wird, das dann der, so an die ainung gehört, one verhindrung an die aynung komen sol
    1479 MittHohenzollern 10 (1876/77) 67
  • 1484 HeiligkreuztalUB. II 361
  • 1492 Walldürn 249 u. 252
  • um 1500 Tirol/ÖW. V 488
  • 1503 FürstenbUB. VII 363
  • 1518 Thurgau/GrW. I 244
  • 1532 WürzbZ. I 1 S. 131
  • um 1532 SGallenOffn. I 31
  • die klock gelaut und die richterboden haben die gefangen ... an den galgen geleidt
    1550 BuchWeinsberg I 340
  • vor 1554 Reyscher,Stat. 404
  • das wir mit leutenden glocken ... zusammen beruefft vnnd kommen seindt
    1555 ObermoschelUrk. 49
  • 1588 WürtLändlRQ. III 65 Anm.
  • 1593 Reyscher,Stat. 504
  • 1599 WürtLTA.2 II 12
  • 16. Jh. Heerwagen,Bauernkr. 31
  • 1605 WürtLTA.2 II 410
  • 1607 WürtLTA.2 II 597
  • 1648 Tirol/ÖW. V 40
  • 1740 FriedbergGBl. 15 (1940) 169
  • man läutet ... 2. wenn man übeltätige leut zum tod verurteilt
    1742 SchweizId. III 1507
II 2 zu Hilfeleistungen und Gemeinschaftsarbeiten
II 3 als Terminbestimmung
  • 1336 ZürichZftG. I 19
  • am dritten tag, so die sonn für goldt gath oder man das baͤtt luͤtt ze nacht, so soͤllen die pfand ußgeruͤfft sin
    1469 SGallenOffn. II 89
II 4
zur Verstärkung der Bedeutung eines Vorgangs, als Erinnerungshilfe bei Kundmachungen verschiedener Art

II 4 a bei Beschlußfassung od. anläßl. der Verkündung obrigkeitlicher Beschlüsse
  • es ist söllichs ... mit lauttender glocken ... durch burgermeister, rath und gemein ... herneüt und ... abermals verwilligt
    1450 OsterburkenStR. 1044
  • 1600 OStR. I 703
  • beliebten aelterleute, aeltesten und die ganze gemeine ... vorgeschriebene articulen zu halten ... und ward auch die glocke darum geleutet 
    1460 RevalStR. II 3
II 4 b anläßlich einer Eidesleistung
II 4 c anläßlich einer Wahl
  • hat man bestimt ... einen neuwen pastor zu kesen ... und die groisse klock gelaut 
    16. Jh. BuchWeinsberg II 72
  • 1612 Danzig/Sehling,EvKO. IV 205
II 4 d anläßlich einer neuen Münzschlagung
  • 1396 AugsbChr. I 108 Anm. 1
II 4 e beim (geplanten) Eigentumsübergang
  • do zoch bruder H. dasselbe gut mit allem recte ... in des klosters gewalt mit geluten glogen
    1278 BaselUB. II 139
  • 1412 UtrechtRBr. II 124
  • lofft der bot an die ende, da die gůt ligend und lütet die gloken daselbs
    1435 ZRG.2 Germ. 41 (1920) 360
II 4 f beim Ruhegebieten
  • wen men de klocke ludet in der gilde, so sall malk stille syn und geven dem oldermanne lust tho sprekende
    1463 Stieda-Mettig 408 (nr. 74, 5)
II 4 g zur Bestimmung rechtl. bedeutsamer Stunden u. Zeiten
  • um 1250 AardenburgRbr. 129 [Marktbeginn]
  • dü glogge dü man da lütet ze zinse
    1293 Schreiber,UB. I 123
  • man schol auch, als man der bürgär gelokken läutet, die vische gar uz geschütet haben
    um 1320 RegensbUB. I 718
  • es sol nyeman dehain kouf tůn ..., ee man an den kornmarkt lútet 
    1436 KonstanzRbfRotB. 122
  • von des merkts wegen ist erkent, dz man sol eyn paner stecken oder eyn gloglin luten, vor denen nyemand der furkoiffer oder gremppner sol kouffen
    1468 RheinfeldenStR.(SchweizRQ.) 148
  • wel verstaende, dat men de coorenclocke luyden zal ten xie ueren, de haverclocke te ixe ueren al 't jaer over
    1576 AardenburgRbr. 177
  • 16. Jh. KonstanzWirtschR. 28
II 4 h zur Bestimmung der Arbeitszeit
II 4 i zu Beginn des Abends
II 4 j als Ausläutung (I) bei einer Stadtverweisung
II 4 k als beschimpfende Zusatzstrafe
  • 1643 Tirol/ÖW. IV 16
  • und endlich soll die schandglock uͤber sie [boshafte falliten] gelaͤutet werden
    1828 Pöhls,HR. I 422
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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