Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): leben/Leben

leben

, v.

am Leben, lebendig sein

I als Voraussetzung für die Rechts- und Handlungsfähigkeit sowie als Anknüpfungspunkt für besondere rechtliche Regelungen
  • ief di aesga naet liuwath, soe schelleth sauwen sidza des konyngis orkenden, een afara ende dae sex fulgia, dat hia deer oen anderde were
    2. Hälfte 11. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 114
  • swen daz wiph erst man nimt, wint se kint er ir rechten zit, daz daz kint leben muge, men mach iz beschelden an sime rechte, wen iz zu vru geboren is
    1224/25 Ssp.(Eckh.) LR. I 36 § 1
  • nenes mannes kint ne mach sinen vader to delinge twingen de wile de vader leuet 
    1227 Braunschweig/CorpAltdtOrUrk. I 3
  • daz gelt des hoves ze M. belibet dir vrowun zi bêroͮwe vnz si lept 
    1251 Konstanz/CorpAltdtOrUrk. I 26
  • 1253 Donauwörth/CorpAltdtOrUrk. I 54
  • 1262 Thorn/CorpAltdtOrUrk. I 91
  • wirt ein lip svnder genennet daz er nah dem libe niezen svl, der da stirbet der sol daz niezen die wile er lebet 
    um 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 36 b
  • swer sinen kneht vnd sine dirne sleht mit rvͦten, vnde sterbent si im vnder den handen, er ist dez todez schuldig. lebent aber si dar nach vber einen tag oder zwene oder me, er ist dez nvͥt schuldig, dez lasters ist er schuldig
    um 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 201 a (S. 93)
  • 1276 AugsbStR. Art. 73 § 9
  • 1278 Straßburg/CorpAltdtOrUrk. I 324
  • swer ... einen wundet, hat der, der den schaden tůt, hus und hof in der stat, man sol in niht vahen, dieweil der wunt lebet 
    1294 MünchenStR.(Dirr) 44
  • hwersa en mon werth bifuchten and hi clagie ene soldede, and thi redieua thet rede, and hi sterwe binna thrim wikem, sa ielde ma hine mith ene fulle ielde; liwath hi ther vr, sa vndvnge ma mith tuelef ethum
    Ende 13. Jh. BrokmerR. 50
  • um 1300 DortmStat. 118 u. 124
  • um 1300 HunsingoR. 20
  • um 1300 RüstringerR. 46
  • dazselbe haus sol er haben ze driͤu leiben, er selber diͤ weil er lebt vnd siner chinde zwaei nach sinem toͤde div eltisten
    1306 BrixenUrk. I 121
  • BairLR. 1346 Art. 116
  • wenne di son na des vaders dode levet also lange, dat man syne stymme gehoren mag in vir wenden des huses, so is he beervet met synes vaders lene
    1350 BerlinStB. 170
  • vorghift en wat, of he sterve, dat men dat dar denne antwarde, de wile he leve, so wille he des gheweldich sin, dat ne is nen gave
    1. Hälfte 14. Jh. GoslarStR. 40
  • wat in enes weren besterft, dat sin was, do he levede, wente an sinen dot, dat is al erve
    1. Hälfte 14. Jh. GoslarStR. 41 [ebd. 47]
  • 1360 Jung,Misc. II 132
  • wilken wardt end vysgherie wi willen dat onse lieue gesellynne hebben sal vry end komberloys end derre ghebruken diewyle sy lyuet end leuet 
    1364 Lacomblet,UB. III 549
  • sterfft en man vnd leuet sin wiff, na sineme dode wert er en kind van deme suluen manne vnd leuet id alzo lange, dat id de veer wende bescryget, also dat id de nabur nedene vnd bouene horet vnd betughet, de vrowe schal de herewede beholden binnen deme hus
    1401 LünebStR. 19
  • ich wil mich zien an zwêne bêdir manne, di noch leiben und leben, vor den eine rehte wilkore geschên ist
    1410 Schlesien/Loersch-Schröder 200
  • um 1410 Harzgerode/Schwsp.(Kurzform/Gr.) 76 (Kz2)
  • 1417 CleveStR./ZRG. 9 (1870) 430
  • keyne frawe mag geczeug zeyn, uszgenomen zcu fruchten, die zcuhant noch der geburt gelebet haben und so snelle denne sterben, adir noch eres vaters tode etlich zceit gelebet haben
    1435/54 DanzigSchB. 19
  • the wedmon mey reknia vm ene bodel and vmbe ene senede sone, der in sine ondert den is, alsa lange sa hi liwat 
    1. Hälfte 15. Jh. FivelgoR. 160
  • NürnbRef.(1479/84) XIII 2
  • 1481 KrzemienicaSchB. 194
  • de vader eruet dat kint vnde anders nemant de wile de vader leüet 
    1492 FlensburgStR. Art. 5 (S. 59)
  • leibzucht weret ... zu der frawen lebentagen oder also lange die frawe leibt oder lebet 
    1561 Rotschitz 138r
  • 1572 NordstrandLR. 469
  • 1592/1740 MünsterPolO.(Schlüter) 135
  • 1652 Carpzov,PractNov. I 49
  • stirbe ... das kind zu hand nach der geburth, so fällt das gut und erbe auf die mutter; sie muß aber ... aidlich beweisen, daß das kind nach der geburth gelebet, und das heist: die wände beschreyen
    1670 EisenachStR. 140
  • 1707 SudetenHGO. S. 89
II mit Artergänzung: das Leben in einer besonderen, rechtl. oder moralisch gewerteten Art führen
III
mit Umstandsergänzung des Mittels: das Leben auf eine besondere wirtschaftliche oder rechtliche Grundlage stellen
  • 2. Hälfte 15. Jh. AugsbChr. I 288
  • disz volk ... lebt ... on alle gesatz ... auß der natur
    1534 Franck,Weltbuch 222v
  • auß raub vnd diebstal laͤben 
    1561 Maaler 259v
  • anderer leute gnade leben 
    1663 DWB. VI 402
  • 1729 Halma 374
  • leben, am leben seyn
    1759 Kramer,WB. I 886
IV etwas nachleben, nach etwas handeln
  • thie theru selveru uuizzidî levên theru er selvo levit [qui eadem lege vivant qua ipse vivit]
    um 900 MSD. 178
  • um 1300 Passional(Köpke) 563
  • leet ... keiser Karel to sik halen vele vorsten ... vnd sprak mit en hirvmme vnd leuede eres rades
    1379 MecklUB. XIX 406
  • da nach [Simonie] sal in de pawes von allen peplichen eren scheiden vnde sin biscopdom vorlien, vnde sal leben na deme, als in der pauwes heyzet leben
    um 1410 Harzgerode/Schwsp.(Kurzform/Gr.) 125 (Kz2)
  • 1417 CleveStR./ZRG. 9 (1870) 431
  • empfelchen ... allen ... daz sy ... dem allem vnd yedem leben ... vnd hiewider nit thun noch das anndern zuthun gestatten
    1506 Radolfzell/Schmidt,MaxHGO. 224
  • vernemen wir [König], das den selben [Gebotsbriefen] zum tayl nicht gelebt noch nachgegangen sey, darab wir nicht vnpillich ... mißuallen habenn
    1506 TirolHGO. 155
  • diewyl sy irem vorbeschechnen zuosagen nie gelebt 
    1531 SchweizId. III 971
  • 1535 MittHamb. 25 (1905) 31
  • 1536 FreibDiözArch. 25 (1896) 318
  • 1599 OPfalzLO. 67
  • dasz dieser unserer verordnung und verbot in allem gelebet und darwider in keine wege gehandelt werden möge
    1687 Lüneburg/DWB. VI 405
  • man over alle dese werelt sal gerichtes leven 
    1758 Haltaus 1212
V ein Amt ausüben
  • dusse vorscr. wrake heft P.S., ßo lange deme ersamen rade gelevet 
    1492 RigaLibr.red. 127
VI mit einer Person verfahren
  • eyn vischer hat daz reht, daz man den dem forstmeyster antwurten sal: der mag mite ym leben wie er wil
    1353 MWirzib. VI 42
  • wurde ... eyn vszman in der marg begriffen, der da jnne gehauwen hette, der hette lip vnd gut verloren, und sulde man den manne antworten dem walpoden, der mit jme leben mag wie er wil, ane den dot vnd lemede
    1401 Wetterau/GrW. III 489
  • 1444 SchweizId. III 971
  • 1495 Stallaert II 162
VII zu jemandes Nachteil l. Schaden tun
  • seefahrende leuthe ... und andere, die den wercken nicht zu nachtheil noch vorfang leben, moͤgen wol wohnung und eigen rauch ... halten
    DanzigWillk. 1597 III 2 § 2
VIII in einer Beteuerungsformel
  • ich befragte sie, ob es ... wahr seye, daß S. sie beschlaffen, geschwaͤngert, und ob er sie ihrer jungfraͤulichen ehr beraubet habe, oͤb sie hierauf leben und sterben wolle?
    1671 Abele,Unordn. III 129
  • 1673 DWB. VI 398
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):

Leben

, n.

schon ahd. als subst. inf. zu leben, daneben auch die Gerundivform Lebend 
Daseinsform

A des Menschen

A I als Voraussetzung für rechtl. Handeln od. für die Erzeugung rechtl. Wirkungen; als rechtl. geregelter Status
  • um 1210 Wolfram v. Eschenb.,Parzival 117 V. 25
  • got hât driu leben geschaffen: gebûre, ritter unde pfaffen
    1215/33 Freidank(Bezzenberger) 91
  • 1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. I 25 § 3f.
  • driu leben in dirre welte lebent, ... juden, kristen, heiden
    1230/50 R.v.Ems,Barlaam 232
  • 1264 DOrdStat. 23
  • ein iegelich geistlich leben mit prîvilêgien unde vrîheite des stûles von Rôme sî ûzgenomen von werltlichem gerihte
    1264 DOrdStat. 30
  • we enen echten gaden heuet, vnde by des leuende enen anderen nympt, vnde he des vor deme rade vorwunnen wert, de schal dat beteren mit sines sulues lyue
    1270 HambStR. 62
  • swie alt ... der knabe oder diu iuncvrowe ist, unde tûnt si sich in geistlîchez leben daz si wandel haben ze einem iâr, unde varent si vor dem iâr ûz, si habent ir reht niht verlorn
    1275/87 Schwsp.(R.) LR. Art. 26
  • so we [man vnde vrouwe] dat levent beholt, schal besitten in deme samenden gude beth in synen ende vngedelet
    1292 HambStR. 74
  • 1302 AltenburgNÖUrk. 103
  • 1308 BrschwUB. II 329
  • 1341 GoslarUB. IV 88
  • der formunde sal sin eyns elichen lebens 
    nach 1358 Rb.n.Dist. I 49 Dist. 2
  • 1474 PössneckSchSpr. I 179
  • so die kind das leben haben und die vier wend beschrient, die kind belibent joch kurz oder lang lebentig
    1485 Nordschwarzwald/GrW. V 231
  • wan der frauen vater des kindes leben also beweiset hat: so ist er volkomen von dem kinde auf sein muter und von der muter auf iren vater
    1524 LeipzigSchSpr. 415
  • es soll ... kein meister ... keinen gesellen ... fürdern, der offentlich füret ein vnehrlichs leben mit frawen
    1563 Elsass/DRWArch.
  • der nit eins ehrlichen lebens vnd guͤten leumuts ist, wirdt kundtschafft zusagen verbotten
    TeutschForm. 1571 Bl. 55v
  • testator kan i seinen letzten willen bis auf den letzten augenblick seines lebens allemal wiederum zurucknehmen und abaͤnderen
    1756 CMax. III 3 § 26
  • 1811 ÖstABGB. § 278
A II als geschütztes Rechtsgut
  • man sol ein unsynnige person, dy einen menschen von dem leben zu dem tode pringt, erdrenkchen
    1320 RegensbStat. 55
  • 1370 Zips 229
  • 1440/59 Miltenberg 335
  • der in notwere oder in zorne eynen vom leben zum tode bringet ..., dorüber ist das nachgericht, das er söll mit dem swert enthawpt werden
    1464 QStBayreuth 78
  • wer jemandt durch gifft an leyb oder leben beschedigt, ist es ein manssbilde, der sol, einem furgesetzten moͤrder gleych, mit dem rade zum tod gestrafft werden
    1507 BambHGO. Art. 155
  • welch weyb jr kindt, das leben vnd glidmass entpfangen hat, heymlicher bosshafftiger williger weyss ertoͤdet, die werden gewonlich lebendig vergraben vnd gepfelet
    1507 BambHGO. Art. 156
  • welcher ein rechte notwerhe zu rettung seines leybs vnd lebens thut vnd denjhenen, der jne also benoͤttigt, in soͤlcher notwerh entleybet, der ist darumb niemant nichts schuldig
    1507 BambHGO. Art. 164
  • beschicht ein todschlag auß geursachter nott vnd gegenweere zů rettung lybs, lebens oder gůt, vnd würdet rechtlich bewisen, das mag peinlich nit beklagt noch gestrafft [werden]
    Layensp. 1510 Bl. 76r
  • wenn auch die geberende darob stirbt, so sollen die hebammen wenn das kind sonst nit geledigt werden möcht, ... die frucht so weit möglich beim leben erhalten
    1547 OstbairGrenzm. 2 (1958) 32
  • wer einer frawen einn tranck wissentlich gibt, damit sie nit gebere, oder die geburt von jr treib, wirt allerding einem todtschlaͤger vergleicht, vnangesehen ob die empfangen geburt in jr das leben gehabt odder nit
    1558 Gobler,StatB. 148v
  • alle die, so auß boͤsem ... willen vnnd fuͤrsatz schuld vnnd vrsach geben, daß ein mensch sein leben verlier, sein in gleicher straff
    1558 Gobler,StatB. 148v
  • die kaͤmpff vmb leib vnd leben oder vmb bluͤtige růhr im rechten verbotten
    1558 Gobler,StatB. 150r
  • de ... syne egene kinder, oldern, süster effte broder üm dat leven bringen worde, de schal leuendich vnder den galgen begraven, vnd ein pahl ehm dörch syn lyf geschlagen werden
    1567 Dithmarschen/Haltaus 118
  • 1585 Lauenburg/Sehling,EvKO. V 443
  • es mügen ... alle schankhungen ... wiederrueffen ... werden, wann der verehrt in so hohe undankhbarkheit geräth, daz er seinen gaber nach leib und leben stuende
    1599 NÖLREntw. II 13 § 10
  • werden mit den schwerd abgestraffet die jenigen, so schwangern weibesbildern kinder, wenn sie schon das leben haben, abtreiben
    1697 Döpler,Theatr. II 184
  • die gesetze wollen, daß alle vorsaͤtzliche todtschlaͤger, und die unrechtmaͤssiger weise andern das leben rauben, mit dem tode bestrafet werden sollen
    1783 Quistorp,GrundsPeinlR. 421 [ebd. 450]
  • wenn ein ehegatte dem andern nach dem leben getrachtet; oder solche thätlichkeiten an ihm verübt hat, welche desselben leben oder gesundheit in gefahr setzen: so ist der beleidigte die trennung der ehe zu suchen berechtigt
    1794 PreußALR. II 1 § 699
  • 1804 Gönner,StaatsR. 424
  • wenn er wirt gerufft ... vnd wechennt, daz er den erslagen hat zu weschirmen chawm sein leben, daz sol er weisen mit siben hawssgenossen, di da glawbleich lawt
    oJ. (Übs. e. lat. Urk. v. 1212) Kurz,Ottok. II 252
A III
Verpflichtung, das Leben für ein höherwertiges Rechtsgut zu opfern
  • daß ich schuldig erkenne ... in dero und anvertrauten ... gotteshauses diensten auch mein leben ... auffzusetzen
    1690 Zürich/SchweizId. VII 1650
  • um 1700 Stolz,WehrverfTirol 102
  • 1793 Heinl,HeerVorderöst. 45
  • es die pflicht jedes untertanen ohne ausnahme sei, sein leben für seinen könig und sein vaterland einzusetzen
    1809 Händel,Wehrpflicht 54
A IV als verwirktes Rechtsgut

A IV 1 Strafandrohung des Verlusts des L.s 
  • vor 1328 Ruprecht(Claußen) 56
  • werdent ... alle gevangen an der diuf, ist das guot uber lxxii, es gêt in allen an das leben 
    vor 1328 Ruprecht(Claußen) 102
  • swer darüber an der plaich und auz der freyung v. pfenning wert stilt, der hat daz leben verloren ân alles übersagen
    1347 MünchenStR.(Auer) 146
  • wer czwo lemptig chonn hat, den sol man verderben an dem leben 
    SalzbStR. 1368 S. 114
  • were dat yenich munter penninghe efte munte sloghe uppe desse munte unde penninghe ghelike tekent penninghen desser dryger stede, dat scholde gan an syn leuend 
    1379 MecklUB. XIX 385
  • ist die dewf gros, so get ez dem menschen an sein leben; ist sie aber chlain, so get si dem menschen an sein leib ain tail
    Ende 14. Jh. SteirLl. Art. 230
  • were ..., dat en man begrepe enen anderen man by sineme wyue, vnd sleyt he se beyde dod, he ne schal dar nene nod vmme liden; men sleyt he den enen dot vnd den anderen nicht, den doden schal he beteren mit sinem leuende 
    1401 LünebStR. 65
  • 1. Hälfte 15. Jh. GlarusGO. 134
  • so vordern meyneid vnd trostungbruͥch die straff des lebens 
    1488 ArgauLsch. I 544
  • 1494 ArchSchweizG. 3 (1844) 309
  • 1505 BruggStR. 113
  • 1508 Lünig,CJMilit. 4
  • 1524 FreiburgZftO. 25
  • so ein mensch mit einem viehe, man mit man, weib mit weib vnkeusch treibenn, die habenn ... das lebenn verwurckt
    1532 CCC. Art. 116
  • 1572 CAug. I 117
  • wann vorsetzlich ... leibes-fruͤchte, die da in mutter-leibe lebendig gewesen, abgetrieben, so soll die mißthaͤterin am leben ... mit dem schwerdt gestraffet werden
    1572 CAug. I 118
  • wer ein weibs-bild ... mit gewalt entfuͤhret, oder nothzuͤchtiget und schaͤndet, der soll ... das leben verlohren haben
    1572 Lünig,CJMilit. 117
  • TirolLO. 1573 Bl. 127v
  • 1583 HadelnLR.(Pufendorf) 54
  • welcher einen fuͤrsetzlichen todtschlag begehet ..., der soll mit dem schwerdt, oder nach ermessung der that mit schwerer strafe vom leben zum tode gebracht werden
    1583 HadelnLR.(Pufendorf) 57
  • will ein mann sein weib oder kind zuͤchtigen, und er schlaͤgt es gar todt, der soll wieder am leben gestraft werden
    1586 LübStR. IV 8 § 7
  • 1588 OÖsterr./ÖW. XIII 335
  • 1591 LauenbPolOEntw. 203
  • were aber der theter, so mit einer edlen jungfern oder witben dermaßen unzucht getrieben, nicht vom adel, soll derselbe, wo er in der geschwechten eltern oder freunden dienst, nach betrachtung der umbstende, das leben verwircket [haben]
    1591 LauenbPolOEntw. 223
  • Ende 16. Jh. HessBlVk. 55 (1964) 72
  • dieperei, eheprecherei, zauberei, mörterei ist dem gericht leib und leben verfallen
    16. Jh. Steiermark/ÖW. VI 388
  • 1600 AktGegenref.2 II 51
  • ein kirchenraͤuber oder kirchenbrecher soll mit dem rade vnd ein mordtbrenner mit fewer am leben gestrafft werden
    1603/05 HambGO. IV Art. 9
  • 1616 WaadtStat. 166
  • nach 1650 Graubünden/ZSchweizR.2 11 (1892) 163
  • 1656 CCMarch. III 1 Sp. 62
  • alle oͤffentliche gewalt soll am leben gestraffet werden
    1668? Lünig,CJMilit. 102
  • wer meuterey machet ..., der soll ohne einige gnade das leben verlieren
    1668? Lünig,CJMilit. 102
  • 1707 SudetenHGO. S. 80 u. 101
  • es einen verheuratheten, wann er das drittemal auch nur mit einer ledigen person verbricht, das leben kosten wuͤrde
    1727 KurpfSamml. III 118
  • [Stadtschreibereid:] welcher wider dißen seinen eydt vnd gewüßen darwider redete oder handlete ..., wurde an leib und leben ehr guth vnd bluot gestrafft werden
    1768 MellingenStR. 464
  • sollen die majestaͤtverletzer im ersten grad uns mit ihrem leib und leben, haab und gut verfallen seyn
    1769 CCTher. 61 § 8
  • sind diejenige, welche unsere erblaͤndische muͤnzen nachschlagen ... als beleidiger unser majestaͤt uns mit leib, leben, haab und gut heimgefallen. wir ordnen demnach, daß solche missethaͤter mit dem feuer vom leben zum tod hingerichtet ... werden
    1769 CCTher. 63 § 7
  • mordthaten, straßenraub, feuer anlegen und großer diebstahl wird mit dem leben bestraft
    1774 ZWestf. 95, 2 (1939) 76
  • 1813 Händel,Wehrpflicht 75
A IV 2
Straftat, mit der der Täter sein Leben verwirkt, das Verfahren darüber
  • sol vnser ... vogte vnd sin richter di sachhe richten, di an daz leben gent, als totslege vnd tivfe vnd notnuft
    1299 FRAustr. I 283
  • umb todslege oder umb solcheu dinch, daz einem man an sein er oder an sein leben ge
    um 1300 WienStRb. Art. 2
  • swô ein frawe einen man an sprichet auf sein leben oder daz im hintz haut und hintz hâr gêt, dâ sol man nicht anweiser geben
    vor 1328 Ruprecht(Claußen) 316
  • totslag oder ander sach, die an daz leben giengen
    1333 Bamberg/Gengler,CIM. 112
  • ein dotslag, mort, ketzerige oder der glich sachen, domitte einer sin leben verwircket hat
    1339 HagenauStatB. 192
  • tho dessen pineliken gerichte werden alle undaden gestraffet myt rechten ... als dat synt ... alle ... myshandlynge unde brocke, die ... lyff unde leven, guet, eer unde glymp angaan
    1365 TwentheLR. Bl. 52
  • schuld ... die das leben an trift
    4. Viertel 14. Jh. SchongauStR. 69
  • wan ein schedlicher man ... umb das leben gefangen wirdet ... ein jeder unser landrichter ... hin ... reitten solle ..., der uber den tod hab zu richten
    1409 Steiermark/ÖW. X 3 Anm.
  • beschech ..., das ... es ein sach wer, die das leben beruͤrtte, vnd sich das nider gericht des bekante, so sol denn das nider gericht die selben person dem hochen gericht in des selben hochen gerichtz costen zů sinen handen vnd gewalt antwurten
    1451 ArgauLsch. I 539
  • hat ... J.B. vor daz halsgerichte geladen unde uch daselbist met zcoytergeschreye an dryen stetin unde an iglicher stat drymal in vorwandelunge der stymme beschriet unde darnach zcu uwerm libe unde lebin geclaget
    1474 PössneckSchSpr. I 177
  • sachen leib vnd leben anruͤrend
    NürnbRef.(1479/84) XV 2
  • 15. Jh. BayreuthStB.1 347f.
  • ob auch ein jud mit den heiligen sacramenten oder jn ander weg übelthat begeen, es weren mord, ketzerey, oder sonst am leben straffper würd, so mag man jn nach keiserlichen rechten jm feüwr vom leben zům tod richten
    Layensp. 1510 Bl. 91r
  • so man ab eines vbeltaͤtigen menschen lib vnd laͤben richten wil, hat er einen vom laͤben zum tod braͮcht, so soͤllen des selben hingescheidnen fründ zůtz im laͮssen klagen
    1512/13 BruggStR. 138
  • nach 1532 WürzbZ. I 1 S. 169
  • 1538 ArgauLsch. III 225
  • ain frembde weibs person ausser der stat wider iren willen mit gewalt irer eeren vnd junkhfrauschafft beraubt. derwegen ... das leben verwurkht
    1568 Augsburg/Schuhmann,Scharfrichter 256 Anm. 1031
  • entleuft der thaͤter [Totschläger], mügen des todten freunde ihn mit peinlicher anklage an leib und leben verfolgen, und nicht am guthe
    1583 HadelnLR.(Pufendorf) 57
  • an dieser zenth wurdt ... nichts anders verrecht dann wasz hals vnd bauch, leib vnd leben antrifft
    16. Jh. FrkZentb. 145
  • der adel deß lands in ... criminali ... da es blut, leib und leben angehet, einem geringern gericht [nicht e. adligen] solte unterworffen seyn
    1655 CAustr. I 256
  • in peinlichen sachen, so auff leib und leben gehen, hat kein appellation statt
    NÖLGO. 1656(CAustr.) 682
  • die hohe [Gerichtsbarkeit] ... beschaͤfftigt sich mit der untersuch- und bestrafung groͤßerer verbrechen und auf leib und leben gehender criminalhaͤndeln
    1770 Kreittmayr,StaatsR. 20
A IV 3 Urteilsspruch und Verlust des Lebens im Strafvollzug
  • dyp kan jede gemayn auf ir eigen atzung und schaden vom leben zu tode bringen
    1438 Franken/ZBayrLG. 23 (1960) 230
  • nach 1491 Hunsrück/GrW. II 226
  • mitt dem wasser von dem leben zem tod richten
    1494 SaanenLschStat. 148
  • so fragt er aber, wie ers bessern sol. so wirt erkent: mit dem leben, also das man in dem nachrichter empfell, der soll im die hend vff den rugken zůsamen binden vnnd furen zům hohen gericht vnnd daran knupffen vnnd so lang, biß er erwurg, hangen las
    15. Jh. Berechtung 99
  • ist er ein totschleger, so dunke in recht vff den eyd, das men den dem naͮchrichter bevaͤlhe, der in vsfuͤre an vnser ... richtstatt vnd im sin hopt von sinen achßlen howe vnd in also vom laͤben zum tod bringe
    1512/13 BruggStR. 139
  • 1526 NürnbHGO. 549
  • die straff ann leib oder lebenn vrteilln
    1532 CCC. Art. 160
  • um 1533 WürzbZ. I 1 S. 593
  • ist der richter komen selbdritter vnd hat inen das leben ab, vnd den todt zue gesagt mit dem brandt
    1537 FRAustr. 43 S. 133
  • [Regensburger Halsgerichtsordnung:] frage ... bey eurem ayd, mit was todt er soll gericht werdenn, darauff ... ein jeder andtworttet. ich erkhenne, das entzweder mit dem strang, schwerdt, oder derogleichenn straffen vom leben zum todt soll gericht werdenn
    um 1550 MittFrankf. 5 (1874/79) 313
  • 1588 BrandenbSchSt. III 103
  • dieser tätter ist durch die herrn rechtsprecher vnnd beisizer mit ainhölliger stimb erkhennt worden, dass er sol dem freyman iber antwort werden, der sol in auss lauter genadt ... mit dem schwert vom leben zum tott hinrichten
    1604 SteirGBl. 3 (1882) 135
  • 1615 SchrBodensee 15 (1886) 226
  • nach gefeltem urtheil durch den gerichtsbotten dem maleficanten das leben absagen
    1629 SchlettstStR. 662
  • [Urteil gg. e. zehnjährigen Knaben:] wan man ihme nehmlichen in einem warmen bad daß leben ausrinnen lasset
    1665 Alemannia 11 (1883) 115
  • drey tag vor dem tod ... das leben abgekuͤndt worden
    1670 Abele,Unordn. I 7
  • ihro excel. graf v. Starhemberg liesse 2 soldaten, so wider die kayserl. bezahlung ... höchststraffmässig und maynaidig geredet, und ihro majst. hohe officire dardurch höchstschimpflich injuriret, umb das leben spillen, und solle der verlustige auff der freyung erschossen werden
    1683 BerAltertWien 8 (1865) 43 Anm. 2
  • die straffen am leben geschehen durch arquebusiren, das schwerdt, den galgen, das rad, durch viertheilen, und das feuer
    1683 Lünig,CJMilit. 1320
  • ist er zum schwert und feur verdammt, ihme das leben abgekündet worden
    1723 SchweizId. III 357
  • das crimen sodomiæ oder die unnatuͤrliche unzucht ist ein solch abscheuliches laster ... wird solches mit einem vieh begangen, so wird der thaͤter mit dem feuer vom leben zum tod gebracht
    1752 Freuler IV 24
  • so erkenne ich ihme ab sein leben nach vermög deß rechtens, daß er von dem leben zum todt solle gestrafft werden
    1757 MellingenStR. 449 [ebd. 450]
  • oJ. Sachsen/R.Quanter, D. Leibes- u. Lebensstrafen ... (2Leipzig 1906) 195
  • oJ. Untermosel/GrW. II 381
A IV 4
Gewährung des verwirkten Lebens als Gnade od. durch Ablösung der Todesstrafe
  • 1365 DarstWürtG. VIII 274 Anm. 4
  • 1412 BadenArgUrk. I 263
  • sachen ... darumb einer für hochgricht gestelt vnd lebenss erbeten ... mag man ... mit bösser gefänckhnuss vnd guot stroffen ... biss vff gnad ... der oberkeit
    1. Hälfte 15. Jh. GlarusGO. 134
  • wir mogen vns einen yeden vbelthaͤtigen menschen, der sin laͤben verwürkt hat, ab erbitten laͮssen, im gnaͮd bewisen vnd sin toͤtliche straͮf in zitliche des gůts oder in ander waͤg verwandlen
    1512/13 BruggStR. 141
  • quamen zwa megde vur gericht, begerten siner zu den ehren und zur ehe und baten vur in und die scheffen leissen zu, wan er der ein zur ehe ... neme, solt er dess leben behalten
    um 1560 BuchWeinsberg II 154
  • dieweil aber die durch ine vergwaltigte weibsperson für ine gebeten vnd sein zu der ehe begert, so hat ain ersamer rat aus gnaden erkannt, das ime das leben geschenkt vnd er der stadt vnd etter ewig verwisen sein soll
    1568 Augsburg/Schuhmann,Scharfrichter 256 Anm. 1031
  • 1569 LippstadtStR. 36
  • 1604 Obermosel/GrW. II 285
  • wann ainer den todt verschuldet und sein leben mit ainer summa gelds früsten und ablösen thuet
    1620 MHungJurHist. V 2 S. 158
  • ein zum todverurtheilte person keineswegs zum läben begnadigen
    Mitte 17. Jh. Zehngerichtebund 161
  • in pleno senatu geschlossen, daß ohnerachtet die inquisiten de rigore juris das leben verwirket, ihnen ... gnade erzeiget [werden soll]
    1678 ZRG. 3 (1864) 101
  • ob sich ... das recht der begnadigung, bey demjenigen, der uͤber leben und tode zu sprechen hat, so weit erstrecke, daß er auch einem boßhaften und muthwilligen todschlaͤger das leben schencken koͤnne
    1752 Freuler IV 26
  • 1755 UnnaHeimatb. 50
  • 1757 MellingenStR. 449
A IV 5 Selbsthilfe gegenüber best. Verbrechern u. Geächteten
  • sol umb kainen mordbrenner niemant thedingen ... dann das yederman nach irem leib und leben stellen und greifen sol ... und wer das nicht tete, der sol in allen den schulden sein als oben geschriben stet
    1374 BairFreibf. 27
  • in de hösten achten des keisers thun sunder gnade dasz eyn yderman sye von dem leben zu dem tode bringen mochte
    1474 CDBrandenb. I 11 S. 115
  • das kein recht, dieweile er jnn der ocht ist, am leben noch am tode, am jm mag begangen werden
    1510 GörlitzRatsAnn. I/II 61
  • 1529 NÖsterr./ÖW. XI 13
  • thue ich ... in die acht ... vnd erlaube vber ihn alles vnrecht ..., also, das ... iederman in disen gerichten erlaubtt say, das er den ohn alle strafe in diesen gerichten enttlaiben, und vom leben zum todt bringen mag
    1615 Frauenstädt,Blutr. 249
  • der todesstraff ist auch gleich zu schaͤtzen, da einer mit leib und leben jedermaͤnniglich preis gegeben und vogelfrey erklaͤret wird
    1769 CCTher. 5 § 7
  • durfte demselben [Geächteten] an seinem leib oder leben keine gewalt zugefuͤget werden; es waͤre dann, daß er sich mit moͤrderlichen waffen vertheidiget haben sollte
    1783 Quistorp,GrundsPeinlR. 1606
A V Gerichtsbarkeit über Leib u. Leben, Blut-, Hochgerichtsbarkeit
  • sol man dem gotzhus twing und bann erteillun bi dem eide in allem dem recht as es anderswa gozhuslüt hant, und öch unzhar komun ist. wan grund und grat, lib und gut, lebend und tod ist des gotzhuses
    1344 Burckhardt,Hofr. 235
  • ez mag nŷmant den lewten gerichten vber ir er oder vber ir leben, denn der richter
    Ende 14. Jh. SteirLl. Art. 231
  • nach der fryheit sag, so unser herren und statt von Lutzern von römischen keisern und kungen hand, das si wol mugend uff ein lümden richten und eines von dem leben zu dem tod urteilen und bekennen
    1454 Luzern/Hansen,QHexen 565
  • ein her zů W. hat zů V. ze richten vnd zů strafen vmb all sachen vnd biß vf siben vnd zwenzig pfund vnd biß an lib vnd laͤben, vßgesetzt was ein herlikeit antrift
    um 1540 ArgauLsch. III 184
  • Freyburg hat peinlich über leib und leben, haut und haar zue richten
    1664 Schindler,VerbrFreib. 17 Anm. 1
  • an theils niderteutschen orten halten ... auch die bauren ein gericht und sprechen so gar uͤber leben und tod
    1689 Valvasor,Krain III 1 S. 95
  • daß deß closters richter ... über leib und leben urtheilen koennen
    1727/47 Hoheneck I 134
A VI Rechtswirkungen (Strafen, Nutzungsrecht uä.) auf Lebenszeit
  • sal en [Verführer] voͤren unde behalden in der stades tůrn, dar sal he syn leven eynden
    1350 DortmStat. 76
  • ych ghedan hebbe eyn orveyde, ghesworen vnde ghewysset by landes leger vnde by mannes leuent, vor boren vnde vor vngheboren vnde alzo orveyden recht ys
    1360 MecklUB. XIV 601
  • ab der nucz des ackirs zcu libin vorgebin adir vorkoift were, daz in keißerrechte heißit ususfructus zcu latine
    Ende 14. Jh. EisenachRb. 735
  • ez leicht ain edelman nûr zu seinem leben 
    Ende 14. Jh. SteirLl. Art. 110
  • um 1460 Köln/Ebel,Curiosa 77
  • 1474 PössneckSchSpr. I 37
  • H. ... beholt sych ... renthen to syner eyghenen noetrofft syn levent langh unde nicht lengher
    1480 OstfriesUB. II 120
  • ein jerlich lewgeding vff vnnser treier leibe, nemlich einem jedem, solang wir inn lebenn sein werdenn, jerlich hundert gulden
    1537 GeöArch. 1, 3 (1821) 127
  • uff ihrer zweier leib und lebende 
    1571 BrandenbSchSt. I 550
  • 1572 CAug. I 88
  • 1586 LübStR. IV 5 § 1 u. IV 14 § 1
  • 1592/1740 MünsterPolO. 153
  • 1681 Knapp,BeitrRWG. 237
  • 1748 Struve,Erkl. 283
  • wie een waker anvecht by nacht, die sal after die tijt sijn leven lanc vredeloes bliven
    oJ. WestfriesStR. II 218
A VII
zu Lebzeiten
B Wirksamkeit v. Gesetzen
  • das leben aller satzungen in dem bestat, dass dieselben styf, stät und fest gehalten werdint
    1613 Bern/SchweizId. III 968
  • damit denen mandaten, so wir bestätiget, das leben gegeben werde, als langet ... unser befelch an alle unser amtleute hierob genau zu halten
    1727 Bern/SchweizId. III 968
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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