Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): ledigen

ledigen

, v.


I sich selbst, eine andere Person oder eine Sache von einer Verbindlichkeit, Belastung, einem Rechtsstatus befreien, zB. sich durch Eid von einem Schuldvorwurf reinigen, eine Person durch Erfüllung einer Verbindlichkeit aus Bürgschaft oder Vergeiselung befreien, ein Gut aus der Verpfändung lösen uä.
  • um 1172 PfaffeKonrad V. 4049
  • die ir lîph unde hût unde hâr ledeget, die sîn alle rechtelôs
    1224/25 Ssp.(Eckh.) LR. I 38 § 1
  • sve aver bürge wert enes mannes vor gerichte ine to bringene, kumt die man vore sunder den bürgen, unde büt he sik vor gerichte to rechte, unde mach he dat getügen, he hevet sinen borgen geledeget 
    1224/25 Ssp.(Eckh.) LR. III 9 § 3
  • lêzit men in [d. Gefangenen] aber ledich upphe sine trûwe rîden zu tage, her sol durch recht weder comen unde sine trûwe ledigen 
    1224/25 Ssp.(Eckh.) LR. III 41 § 1
  • svilich man mi andirin sezzit ein phant mit guten willin, daz sal he umi bihalde virzennacht, ... wil he uz dan nicht ledige zu demi tage, alse su globit han, so sal he sin gelt duf borge zu den iuden
    um 1230 MühlhsnStR. 634
  • das er unsir burger, den er ... schuldig ist unde oͮch versetzet hat, gelte und lidege unde loͤsi
    1272 BaselUB. II 53
  • um 1275 Dsp.(Eckh.1971) Lehnr. Art. 22
  • swem hut vnd har verteilet wirt, der mag sich lidigen mit fivnf schillingen
    um 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 174 a (S. 83)
  • swez der man sweret, da er sinen lip oder sin gůt mit lidegot, vnde er anders nvͥt lidig mag werden, wil erz leisten, daz mag er tvͦn
    um 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 307 a
  • 1290 MBoica XVI 298
  • 1291 Bergmann,München Urk. 25
  • 1291 OÖUB. IV 160
  • 1297 GöttweigUB. I 221
  • mit hundert marken sun siu lidigen unt loͤsen duͥ guͤter, duͥ versezzet sint
    1300 ZürichUB. VII 125
  • um 1300 WienStRb. Art. 51
  • swelich man sinis herrin len vor sezzit ane sinis herrin orloup, gebiutit ime sin herre mit orteile, daz erz ledige binnin ses wechin, ne tůt er des nicht, er sol sime herrin wettin
    Anf. 14. Jh. GörlitzLehnR. Kap. 26 § 50
  • swer in deme orlouge gevangin worde, daz man den mit silbere odir mit eime andirin gevangin ledigite 
    Anf. 14. Jh. GörlitzLR. Kap. 31 § 1
  • 1301 Bergmann,München Urk. 36
  • 1306 ZürichUB. VIII 136
  • um 1311 GoslarUB. III 173
  • we nene laten noch nene eghene man ... to borghere entvan, se ne hebben sek erst gheledeghet van orer herscop
    1318 HildeshUB. I 384
  • 1322 Böhmer-Ficker 492
  • 1327 RüstringerR. 134
  • wiert auch der vater gevangen, und der sun wil in aus der vanchnusse nicht ledigen, so verleust er auch sein erbtail
    um 1330 BrünnRQ. 402
  • we aver spreke, dat he des unschuldich were, de scal sich ledechen des mit sime rechte
    vor 1340 GöttingenStat. 25
  • so loben ich ..., daz vorgenant gůt inrunt disen nechsten und ersten fúnf jaren wider ze koͤffenne und ze lidigenne 
    1342 FRBern. VI 645
  • BairLR. 1346 Art. 158
  • swer verwürchet, daz im vor gerihtes ertailt wirt, daz man im haut und har abslahen sol ..., der mack und sol sich von dem rihter ledigen mit lx. dn.
    1347 MünchenStR.(Auer) 283
  • wert en vrede ghebroken, dar en vore lovet heft, de borghe ledighet sic mit des doden werghelde oder des vorwundeden mannes, of he rades unde dat unsculdich si
    1. Hälfte 14. Jh. GoslarStR. 86
  • 1. Hälfte 14. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 256
  • soͤllent wir, die vorgenanten schuldener, sú ... von allem schaden gantzlich lidigen vnd loͤsen
    1351 FürstenbUB. II 183
  • habent oͮch gelopt v́nser ... búrgen, von dirre burgschaft ze lidigende vnd ze loͤsende vnd von allem schaden ze ziehende
    1351 FürstenbUB. II 186
  • vor 1351 GlatzGQ. V 20
  • dede ouch wey eyn notwere na deme bode, de mach sek der penninghe ledighen, de dar uppe stat, med deme rade unde med anderen unsen borgeren
    1351 GöttingenStat. 44
  • were ok, dat sik iennich man [vmme rof, brant edder iengerleye misdat] leddegede med rechte
    1351 MecklUB. XIII 111
  • 1352 MecklUB. XIII 148
  • 1354 Lori,BairBergr. 15
  • dat sculle we ... ledighen vnde vrigen van aller ansprake
    1355 MarienrodeUB. 363
  • 1358 Haltaus 1214
  • 1358 SchlesLehnsUrk. I 334
  • begebet sich eyn man [ins Kloster], der czu sinen iarn komen ist, der had sich gelediget von lantrechte unde von wichbilde
    nach 1358 Rb.n.Dist. I 19 Dist. 3
  • welch herre sinen brif gebet under ander siner manne ingesz, sterbet der herre, sine erben sullen dy manne ledigen unde or ingesegil
    nach 1358 Rb.n.Dist. III 11 Dist. 8
  • 1360 HamelnUB. I 384
  • 1362 HannovStR. 330
  • 1362 SteirGBl. 4 (1883) 104
  • spreket se, dat se rades unde dades unschůldich syn, des moghen se sik ledeghen up de heylighen
    1363 BremUB. III 164
  • 1368 FreibergUB. II 27
  • 1368 MansfeldKlUB. 642
  • 1370 SPöltenUB. II 88
  • 1371 DortmUB. I 646
  • 1371 VillingenStR. 62
  • um 1380 BrschwUB. I 66
  • und sollen si och von allem dem selben schaden lösen, ledigen, und unclagbar machen
    1382 VorarlbWB. II 249
  • han wir daz vůrgenante huýs von der vůrgenanten gulde gelediget unde loß gemachet
    1385 DChr. IV 1 S. 136
  • 1386 HalberstUB. I 512
  • och alle die personen ... und och alle die ligende ... guͤter ..., die sich vor ziten gelidigot und gefreyet hant von einer herschaft von W., sullent in ir friheit umbekrenkt beliben
    1393 Niedersimmental 13 [ebd. 14]
  • [bestimmte Summen] van H. ... betalet synd, also he des unsen bref hadde, den we myd dysszem unseme breve ledegen 
    1396 GöttingenUB. I 393
  • daz sie ir eyn hus zu kauffe geben hait und solde ir irn brieff ledigen 
    1397 Cirullies,RechtstermBabenh. Anh. 240
  • daz hee yme gut hat zu kauffe gegeben und solde yme sin underphande ledigen 
    1397 Cirullies,RechtstermBabenh. Anh. 240
  • 2. Hälfte 14. Jh. RichtstLehnr. Kap. 22 § 7
  • um 1400 Zycha,BöhmBgr. II 71
  • sind aber da nicht gezeugen, so mügen die benanten juden wol ledigen vnd entreden mit jr aid, als das recht ist der juden
    1403 Bischoff,ÖStR. 14
  • mochte he sek sulfdridde leddigen, dat he der ticht unschuldich were
    1408 HHalberstUB. IV 511
  • wie sich die lute ... von iren herren, der sie eigen waren, gekouffet vnd gelidiget hant
    1411 Haltaus 1214
  • 1412 Fidicin IV 113
  • 1412 MZoll. I 466
  • 1413 HalleSchB. II 94
  • 1419 MagdebSchSpr.(Friese) 127
  • wij ... soelen hoor die [Güter] ledigen ende vrijen van allen kummer ende pantschap
    1423 MnlWB. IV 249
  • vntz er sich von den banden der aucht gelidiget vnd dem cleger gnug getan habe
    1435 FürstenbUB. III 174
  • 1442 SGallenOffn. II 157
  • welcher burgen versetzt hat, der sol gedencken und sein burgen ledigen in eim jor ... noch verkundigunge diess gebotes
    1444 Mergentheim 148
  • 1445 InterlakenR. 211
  • eyn iglicher, der in yre ynunge unde gemeyntschafft komen wolle, sich des rechtfertigen unde ledigen musse, daz er von syn vier anen scheffers art nicht ensy
    1474 PössneckSchSpr. I 193
  • was aber gross sachenn, alls trostungsbruch, lib, glid, das lebenn ... beruͤrte, setzenn wir lutter uss unnd woͤllenn, dass die nit geledigot werdenn, dann mit unnserm ... verguͤnsten
    1489 Niedersimmental 57
  • dieweil pan oder acht werent ist, so ist dieweil der lehenman ledigt von dem lehens ayde
    1493 LibriFeud.(Pflantzm.) d iiii
  • 1495 OstfriesUB. II 466
  • ob sich ains burger sun oder knecht in ainer tafern verspilet, und so des der vater oder her inwirt, so hat er gewalt, di verspilten person zu ledigen von sainem widertail umb 12 dn. und nit höher
    1498 OÖsterr./ÖW. XIII 295
  • [wenn] die schulld verpurgt ist, dorumb sollen die burgen ... ye leisten, ob sie gemant werden, als lang biss sie geledigt werden
    15. Jh. (Hs.) BambStR. 63 [ebd. 76]
  • 15. Jh. BernStR. I 247
  • 1504 Schannat,Worm. II 292
  • 1512 NÖsterr./ÖW. VIII 73
  • 1518 Zürich/GrW. I 116
  • 1526 SchlettstStR. 193
  • 1532 CCC. Art. 131
  • forma einer bekandtnus, so da eyn armer das auffgenommen hauptgůt wider abloͤsen soll vnd seyne guͤter wider ledigen 
    1533 Breunle 89r
  • 1534 Frey,Pract. 59
  • 1534 Würzburg/GrW. VI 80
  • 1535 ZSchweizR. 9 (1861) RQ. 12
  • 1545 MellingenStR. 207
  • ob ain bauer ain sun hiet, der mag in ledigen umb 32 dn. was er mit erbarn sachen verwürkt
    1. Hälfte 16. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 116
  • [wenn] einer den zinsz verjaren liesz, so mag der dinckhoffmeyer mit der huober vrtel dasz dinckhoffgueth ledigen mit der glockhen, vndt dem dinckhoffherren ziehen vnndt einem andern leyhen
    1559/60 Elsass/GrW. IV 173
  • NürnbRef. 1564 Bl. 92v
  • will dann, der das phand gelegt hat, das in der zeit ledigen, das soll man ime stat thuen
    1570 OÖsterr./ÖW. XIV 298
  • TeutschForm. 1571 Bl. 20v
  • wo der klaͤger nichts bewert, so ist der beklagt von der klag zuledigen vnd absoluirn
    TeutschForm. 1571 Bl. 49r [ebd. 166r]
  • wan sich irer fürstl: durchl: erbholden ... von derselben erbhold- oder leibaigenschaft ledigen und abkaufen wellen
    1572 Steiermark/ÖW. X 193
  • ich frag euchs rechten, ob sich ainer selbst ledigt, waß darumb recht sei? ob sich ainer selber lediget auf die freihait, die sie haben, so ist er dem richter verfallen 5 libra 60 dn.
    1584 OÖsterr./ÖW. XII 377
  • 1593 NMittThürSächs. 4, 4 (1839) 79
  • 16. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 304
  • auffmerckung in gewalts brieffen, so einer auff recht ausser acht lediget 
    1610 Wehner,HofgRottw. 367
  • wann die kind nit mehr under des vatters und mutter handen und g'walt, sonders desselben gelediget und von irem muss und brot gescheiden sind
    1615 Bern/SchweizId. III 1079
  • die pfand mit recht oder mit gelt zu ledigen 
    1639 WerdenbergLB. 235
  • wer ... ainen marchstain ... vertilgen will, wird er darüber begriffen ..., so ist er zu wandl umb 5 libra dn.; hat ers am gelt nit, so soll man ihn an die statt, da der marchstain gestanden ist, mit dem haubt bis zu der gürtl eingraben und so lang stecken lassen, bis er sich selbst lediget 
    1. Hälfte 17. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 601
  • 1659 ZSchweizR. 9 (1861) RQ. 204
  • 1703 FreibDiözArch. 14 (1881) 214
  • oJ. SaarbrückenLR. 967
  • [d. Flucher] soll man ... in offne halsysen schlahen und si ouch nit ledigen dann mit zimlicher urfechen und zuogesagter besserung
    oJ. SchweizId. III 1079
II
von I abgeleitete Sonderbed.

II 1 übereignen, erfüllen
II 2
vereinbaren
II 3 einen Teil eines Landes abtrennen
  • de silve keiser Vrederich ledegede och de marke to Osterrike van deme hertochdome to Beieren unde makede darut en vri hertichdom
    um 1400 SächsWChr. 228
II 4 löschen, entkräften
  • dat dey breyf, dar hey ene mede an spreket, gelediget unde doit sy
    um 1300 DortmStat. 123
  • nement ne moghe des rades bref mer ledighen mid anderen luden sunder mid twen ratmannen
    1523 HannovStR. 318
II 5 ausräumen, ausleeren
II 6 abladen, ausladen
II 7 ausgraben
  • wann ein ... viech einen rainstain außwielte oder ledigte 
    18. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 114
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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