Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Lehnschaft

Lehnschaft

, f.


I Rechtsstellung des Lehnsherrn (I) mit den sich daraus ergebenden Rechten und Pflichten, das Lehnsverhältnis von der Seite des Lehnsherrn (I) gesehen

I 1 im weltlichen Bereich, tw. auch das Lehen selbst
  • sulche ... guttere ... mit dinstin ffronen tryfftin weyden czinsen manschafft vnde lehenschafft vnde alle gerechtickeit gesucht vnde vngesucht ... haben wir ... dem ... deutschen orden gegebin
    1274 Plauen/CorpAltdtOrUrk. I 227
  • waer aber daz ich noch mein erben den ... hof niht wolten chauffen, so sol ern geben swem er wil, also daz dev selb lehenschaft gehoͤhirt werd vnd niht genidert
    1315 BrixenUrk. I 236
  • daz si daz gepot und unsern willen und unser lehenschaft an chaim tail czubrechen und mailigen
    um 1330 BrünnRQ. 376
  • 1337 MittSalzbLk. 10, 2 (1870) 164
  • 1338 Überlingen/ZGO. 10 (1859) 472
  • daz ir dy brudir des dutschen ordens ... an der lenschaft derselbin schule, dyͤ wyr en recht und redelich gegebin habin, nicht hindert
    1339 MühlhsnUB. 451
  • verleihen in auch mit disem brief alle diuͤ reht von lehenschafft oder von satzunge
    1347 MGConst. VIII 346
  • 1347 SPöltenUB. I 391
  • 1350 Beyerle,Konstanz II 316
  • so haben wir ... dieselben hofstat vnd huͤser der lehenschafft vnd lehensrehten, daz wir ... dar an bizher gehabt haben, ledig vnd loz gesagt
    1365 MWirzib. IX 227
  • 1381 FürstenbUB. II 321
  • 1391 AppenzUB. I 1 S. 322
  • 1434 ZSchles. 5 (1863) 152
  • alle lehenschafften der fryen handtlehen und hofguͤtter und alle veͣll gehoͤrend och ainem herrn von sant Gallen und sinem gotzhus zů
    1469 SGallenOffn. I 14
  • unser fuͤrstl. obrigkeit und lehenschafft 
    1509 CAustr. I 761
  • 1568 HofkInstr./Fellner-Kretschmayr II 340
  • weil die sache die wuͤrde und lehenschafft eines fuͤrsten beruͤhre, so koͤnne niemand daruͤber erkennen und sprechen, als fuͤrsten
    1608 Lünig,CJFeud. I 167
  • haben wir zweyerley arten derer lehenherrn, deren die erstere eigenthuͤmer ihrer zu lehen verliehenen guͤter, und die vasallen heegegen nutznießere sind; die von der andern art aber nur die lehenschafft, oder das recht einer lehens-dienstbarkeit, auf des lehenmans eigenem gut, zu fodern macht haben
    1740 Senckenberg,Lehen 19
I 2 im kirchlichen Bereich: Kirchensatz (I), jus patronatus, Präsentationsrecht
  • der kirchensatze haben die ... von B. gestifft und ist juspaternatus und get also zu lehen von der herschafft B., daz si den selben kirchensatz also mogen ... haben ... und mit solicher lehenschafft ist die ... herschafft von B. begabt worden von unserm heiligen vater dem bapst
    1285? (Hs. 15. Jh.) HeilbronnUB. I 536
  • 1357 RegensbUB. II 116
  • die fürweissung aines caplans praesentation, oder jus patronatus, das die layen haissent lechenschafft, des ... altars vnd mess, als offt si ledig wirdet, ewigelich bleiben soll, vnns
    1431 MBoica XIX 118
  • kirchensatz vnd lehenschafft der pfarrlichen kirchen zu H.
    1439 MBoica 25 S. 38
  • mit ... geistlicher lehenschefte der gotesgaben
    1445 HeilbronnUB. I 329
  • Ende 15. Jh. StraubingStR. 319
  • 15. Jh. BabbÖstUB. II 241
  • 1542 Memmingen/Sehling,EvKO. XII 269
  • wellicher ein kirchen mit seinem darlegen erbaut, oder einen grundt, darauf ein kirchen erpaut wirdt, dargibt, oder wellicher ein kirchen mit einem einkommen anfenklich begabt, der hat an sollicher kirchen die lehenschaft, so in latein ius patronatus genent würdt, also das er dieselb kirchen einem pfarrherrn seinem willen und gefallen nach verleihen mag
    1556/58 Walther,Trakt.(Ri.) 151
  • 1627 CJBohem. V 2 S. 251
  • von geistlichen lehenschafften. ein geistliche lehenschafft, zu latein jus patronatûs, oder jus praesentandi genant, ist nichts anders, als daß ein lehens-herr oder patronus, auff eine ledige pfarr, oder anders geistliches beneficium, einen priester nach belieben dem ordinario, das ist dem bischoff oder seinem officialen, unter dessen bißthumb die pfarr oder anders beneficium gelegen, zu praesentiren befugt und schuldig ist
    1679 TractIurIncorp./CAustr. I 581
II
Rechtsstellung des Lehnsmannes (I) mit den sich daraus ergebenden Rechten u. Pflichten, das Lehnsverhältnis, von der Seite des Lehnsmannes aus betrachtet, auch das Lehen selbst
  • mit den fürsten warp er sâ daz sî ir eigen gâben dran und ez enphiengen wider dan mit rehter mannes lêhenschaft 
    um 1215 R.v.Ems,GGerhart V. 211
  • gaben mir uf mit gesamenoter hant die ... lehenschaft lidig vnd lere in min hant
    1280 Villingen/CorpAltdtOrUrk. I 387
  • da gabe er ... die lehenshapht mim herren ... uf, der gab uns do die eigenshapht lieplich und gůtlich
    1291 WirtUB. IX 504
  • 1306 MBoica XIII 384
  • wan ich der ... lehenschaft nur ir trager und behalter bin und sein schol mit guten triuwen
    1334 Rockinger
  • wier vergehen auch, auf welhen vnder in di selb lehenschaft geviell, der sol der andern lehentrager sein an schaden
    1337 OÖUB. VI 238
  • lehenschafft des richs daz ist also vil gesprochen als stetikeit der truwen, da von der lehenber man dis riche alwegen buwen sal
    1. Hälfte 14. Jh. KlKaiserr.(Munzel) 341
  • 1381 InterlakenR. 77
  • alle manne undt manschafft undt alle lehen und lehenschafften, undt alle rechte undt zugehörungen, die zu dem ... schloss gehören
    1390 ZRG.2 Germ. 11 (1890) 175
  • Anf. 15. Jh. ZürichOffn. I 387
  • 1414 NÖsterr./ÖW. XI 164
  • 1425 FreibergUB. II 77
  • 1446 FürstenbUB. VI 344
  • vnd ob einer sin lenschaft verkoufte, das sol im der lenherr ouch gönnen, also dz einer der kouft, den lenherr vertröste umb zinß vnd vmb vnbuw
    um 1455 Büron 110
  • vor 1489 NÖsterr./ÖW. IX 6
  • wann ainer stirbt, so steet die lehenschaft vierzehen tag an schaden
    1535 OÖsterr./ÖW. XII 824
  • mag derselb lehennherr die lehennschafft dem lehenman wol ab zu sinen eignenn hannden züchenn
    1539 BernStR. I 286
  • die lehen sein in mancherlay vnderschid vnd werden naͤmlichen zum ersten die lehenschafften, als hertzogthůmb, marggraffschafften, grafschafften vnd anderer hohen würde regallehen genent. es mag auch von solchen hohen lehenschafften nichts verkaufft oder veraͤndert werden, dann mit vorbehalt des gestrackten aygenthůmb oder der oberkait
    1548 Perneder,Lehnr. 2r
  • 1558 Gobler,Rsp. Teil IX Kolumnentitel
  • 1573 MarburgRQ. I 433
  • so der laͤhenman syn rechtsame vnd laͤhenschafft verkaufft oder von handen laßt: so mag der herr der eygenschafft den kauff wol zuͤchen vnd nach hienach geschribnem recht bhalten
    BernGS. 1615 Bl. 29v
  • womit ein laͤhenman syn laͤhenschafft verwuͤrcke
    BernGS. 1615 Bl. 35r
  • 1634 WürzbDiözGBl. 25 (1963) 192
  • investitura (die belehnung der lehnschafft) est actus judicialis solennis
    1688 Beckmann,Idea 223
  • was die lehnschafften betrifft, welche innerhalb gedachten district gelegen, ... daruͤber soll dem koͤnige in Preußen das dominium directum ... zustehen
    1713 HistBeitrPreuß. II 218
  • nach den gemeinen rechten kauff lehnschafft oder mieth bricht
    1713 Trier/Nahmer II 664
  • lehenschafft zieht keine unterthaͤnigkeit nach sich
    1723 Pistorius,Thes. VI 520
  • 1785 Fischer,KamPolR. II 330
  • wenn jemanden ein lehn mit seinen lehn- und mannschaften verliehen worden: so ist dem vasallen die lehnsherrlichkeit über die davon abhangenden aftervasallen mit übertragen
    1794 PreußALR. I 18 § 37
III Belehnung
  • dize gift vnd dize leinschaft beschan vor der kilchon ze I.
    1281 Interlaken/CorpAltdtOrUrk. I 401
  • disiv sazzunge vnd disiv lehenschaft beschach ze K. vor dem râte
    1282 Konstanz/CorpAltdtOrUrk. I 460
  • um 1300 Schwsp.Var./WSB. 80 (1875) 374
  • 1309 BrixenUrk. I 150
  • das ime denne ... dú selbe lihenge und lehenschaft ... enhein schade sullen sin
    1326 FRBern. V 518
  • 1329 HMerseburgUB. 683
  • daz wir in die lehenschaft derselben vogttey inner jares vrist vertigen vnd in ir gwalt pringen sullen an alle widerrede
    1332 OÖUB. VI 49
  • 1. Hälfte 14. Jh. Lexer III Nachtr. 295
  • sol ouch kein semmelich knabe maht han kouff, giffte oder lehentschafft zu tünde
    1361 HagenauStatB. 134
  • man sol oͮch die lehenschaft alweg vordren inrent siben naͤhten nach koͤfe
    1393 SGallenOffn. I 299
  • um 1440 NÖsterr./ÖW. IX 346
  • es sein auch unser rechten, daß unßer jedem die lehenschaft gen der herrschaft soll stehen ain monat ohn allen schaden
    1455 OÖsterr./ÖW. XV 214
  • 1497 KaufungenUB. II 195
  • das mon ainem ieglichen wolgeleuntn man hie im dorf leihen sol, und ainem ungeleunten alle lehenschaft versagt sein
    1512 NÖsterr./ÖW. VIII 70
  • von lehenschafft vnd verleyhung, so durch geistlich personen geschehen
    1548 Perneder,Lehnr. 6v
  • es soll auch die lechenschaft in vierzëhen tagen gesuecht werden nach der herrschaft gerechtigkait
    16. Jh. OÖsterr./ÖW. XII 801
  • so ainer hingäb sein behaußung, so soll er lehenschaft suechen innerhalb vierzehen tagen
    17. Jh. OÖsterr./ÖW. XII 508
  • wollen wir hiermit, daß nach toͤdtlichem hintritt eines lehnherrn sowohl, als nach absterben eines lehnsmannes ... die vasallen und gesammthaͤnder die lehen- und mitbelehnschaft binnen jahr und tag gebuͤhrend verfolgen
    1713 HalberstProvR. 131
IV Erträgnisse des Lehens
  • der zins- oder lehenmann soll vnd mag von dem eigenthumb oder eigenschaft auch nichts vergaben, dann allein ab der lehenschaft [frz. Paralleltext: des fruicts], vnd das mit wissen vnd willen synes lehenherren
    1. Hälfte 17. Jh. FreiburgÜMun. III Art. 352
V im Bergwesen

V 1 "ein von einer Gewerkschaft an Lehenhäuer zu selbständigem Abbau gegen eine vereinbarte Quote der Förderung ... meist auf bestimmte Zeit, selten für immer ... hingegebener (räumlicher) Teil des Grubenfeldes oder der Bergbauberechtigung darin" Jelinek 455 (ebd. viele Belege)
  • ein man mach sin lenscap bet beholden, wen id ome jennich man breken moge, so he se in siner hebbenden were hebbe
    1271 GoslarUB. II 218
  • das do smydammecht heisset, do beheldet der urbarer eyne schicht an, dy gewercken dy dry teil. buwet der nufenger dy sebin lehen mit dryen schechten, vuntgruben unde czwey endilste lehen, der urbarer mag yn nicht hoͤher gedringen, eyn lehen mit dryen oͤrtern, eyne lehenschaft mit eyme oͤrte
    Ende 13. Jh. Iglau/Ermisch,SächsBergr. 31 [ebd. 32 u. 35]
  • die lehenhower, die lehenschaft von den gewerken, die lehen und lehenrecht erblich haben empfangen, die schullen eigenschaft geben den stollenmaistern und auch den gewerken, von den sie die lehenschefte enpfangen haben
    1339/61 Wutke,SchlesBergb. I 24
  • 1342 LiegnitzUB. 87
  • 1384 FreibergUB. II 50
  • von freyen schechttnn vnd lehnnschufftnn ...
    14. Jh. SchemnitzStR. 17 [ebd. 18]
  • in dem bergrechte so ist lehenschafft eyns verliehen dinges wechselunge von eyner personen in dye andern umb eyn genant teil dez gewynnes. dyeselben lehenscheffte verleicht man mit mancherley weyse
    1406/07 ZMährSchles. 7 (1903) 242
  • ein islich perch in siben lehen geteilt schol czu rechte czu dem ministen haben drei schecht und in iglichem lehen drie orter und in islicher lehenschaft ein orte, und mag nicht furpaz petwungen werden
    1. Hälfte 15. Jh. Zycha,BöhmBgr. II 10
  • wann ainer geding oder lehenschafft aufnimbt, ez sei gut oder pös, so sol er das geding halten, es sei dann sach, das in die gwerken ledig sagen
    1486 Görz/ZBergr. 48 (1907) 512
  • 1528 Schlesien/Wagner,CJMet. 1284
  • 1532 SalzbBergO./Lori,BairBergr. 216
  • 1556 SchwazErf. 161
  • daß keine grube zu lehenschafft oder bestand ausgelassen werde
    1663 CAustr. III 181
  • 1673 Span,Bergurthel 25
  • 1698 Span,Bergsp. 44
V 2
Personengruppe
  • [eine unter einem Vorarbeiter in Accord arbeitende Anzahl Arbeiter nannte man auch eine] lechenschaft 
    17. Jh. MittSalzbLk. 24 (1884) 154
  • lehnschafft oder lehnschacht, wird bey denen berg-wercken genannt, wenn drey oder vier personen, zum unterscheide einer gewerckschafft, eine zeche mit einander bauen
    1737 Zedler XVI 1459
  • 1799 RepRecht III 243
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):