Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Lehn(s)ware

Lehn(s)ware

, f., Lehnwähre, f.

zur Etymologie des Grdw.s vgl. den Artikel Wahre und Währe (I u. II) in DWB. XIII 754ff.; in der Literatur hat sich Lehnware als Fachwort durchgesetzt

I Verfügungsrecht über ein Lehen, Patronatsrecht, Lehnsbesitz, Lehnsherrschaft
  • cum consensu conuentus nostri F. decano lubicensi iam dictam villam ... emere permisimus cum omni iure et gratia ... et ius feodale, quod vulgo lenwere dicitur
    1243 MecklUB. I 524
  • ic ... make condt ... dat ic ... vercoft hebbe mijnen ... vrient ... mijn bosch te V., ... ende al t land totten bossche behoerende, ... ende alsoe vele marsche ... in leenwair euwelijc te besitten
    1253 HollandOrkB. Suppl. 78
  • ius infeodationis eorundem bonorum quod vulgo lenwere dicitur
    1257 WestfUB. VII 431
  • totam nostram iuriditionem que dicitur lenware ... totaliter resignamus
    1258 WestfUB. III 339
  • wy verlyen ... dat huys te V. ... van ons te hebbene ende te houdene in gerechten leenweer 
    1290 Bergh II 324
  • ghi selt dat weten dat wi ghegheven hebben te rechten lienwairde onsen lieven ... vriend ... den ouden coern tyende
    1291 Bergh II 359
  • 1303 BremUB. II 33
  • 1303 MecklUB. V 118
  • 1312 MecklUB. V 643
  • 1313 CalenbergUB. I 84
  • 1316 CDPolon.3 II 327
  • 1323 MecklUB. VII 127
  • si dat cundich, dat ic ... hebbet vercoft and opgelaten ... den egendom enre lenware, den wi hadden in negedehalver morgen landes des gudes tom O.
    1324 ClarenbergUB. 5
  • wanne ock dhe leenware an vns kemen, so scole we se vortmer lyen riddern, knechten vnd borghern sunder allerleie beschattinghe
    1324 Haltaus 1233
  • renunciaverunt nominatim collationi, que dicitur der lenware, ecclesie in L.
    1325 WestfUB. X 351
  • hebbe we ... de parrekerken to B., der we lenherre waren, unde der kerken lenwer gegeven unde gelaten den duthschen herren
    1332 GöttingenUB. I 109
  • na deme dat tu desses gudes enen bekanden heren hefst, de is di na siner lenware gewert heft jar unde dach
    um 1335 RichtstLR. 166
  • die leene daer min vrouwe in den grond ende in de leenwere of staet
    1353 CoutGand I 532
  • egendom unde lenwere 
    1356 MagdebLiebFrauUB. 197
  • 1359 HamelnUB. I 378
  • wy ... bekennen ..., dat wy ... hebben ... vorkoft ... al vse gůd ... vor drehundert mark ... dyt gůd scole wy an vser leenware holden also langhe en thů gůde, wend se de lenware van den heren weruen, vnde wan se dat esschen
    1362 MecklUB. XV 170
  • ek ... bekenne, dat ek hebbe vorkoft R.V. unde sine erven de leynwere unde alle recht, dat ek daran hebbe, over eyn hůs
    1366 HildeshUB. II 134
  • 1370 LübUB. III 772
  • 1380 Strals.2.StB. 299
  • also dat se de lenwar untfengen van deme rike, denst unde manscop deme koninge dar van to donde
    1386 LübChr. I 590
  • 1389 HanseRez. III 456
  • 1390 OldenbUB. II 175
  • de lenware sente Vites capellen
    1399 Goslar/ArchUrkF. 8 (1923) 249
  • 1401 Bergenfahrer 292
  • 1402 LünebZftU. 78 u. 80
  • 1413 BergeUB. 194
  • 1428 HildeshUB. IV 25
  • 1428 LübUB. VII 232
  • 1436 OstfriesUB. I 414
  • wy ... loven eme, der vurgenant lenware allewege rechte warschop to donende
    1437 DOrdenUB. II 435
  • 1461 Westphalen,Mon. III 376
  • 1464 Nijhoff,Ged. IV 349
  • geistlicke lehnwaare 
    1469 Westphalen,Mon. III Vorw. 130 Anm.
  • wenn einer ein gut oder stück ... empfangen, da kein lächenwer ist, hand wyr nach bishar gebrucht, so das verkouft ward, so hat der, so das in henz hat, den nächern kouff
    1489 WillisauAmtR. 97
  • dat to hertich H.v.S., de noch junk was, syne lenware des hertichdomes untfanghen wolde van konynk E.
    15. Jh. LübChr. III 89
  • de leenware moge stede vnde to ewigen tyden bliuen by den ampten vorbenomet, mogen ock stede presenteren enen clerick uth den ampten
    1514 ZHambG. 5 (1866) 338
  • de lehnware, jus praesentandi genant
    1520 Staphorst,HambKG. I 2 S. 341
  • weret dat we vorstorve van unser selschop de neine erfnamen, de to siner lenware horeden, nalete, wan jar und dach umme gekamen sin, so is stets de lenware vorfallen an den ... rad
    1521 LünebZftU. 84
  • alle geestlike lehne to den ewigen dagen by den arven der lehnwahr bliven schoͤlen, unde nicht kamen an dat capitul
    1526 Staphorst,HambKG. II 1 S. 95
  • 1529 Hamburg/Sehling,EvKO. V 533
  • 1539 PommVis. I 223
  • um 1540 Fock,RügPommG. II 206
  • 1570 LünebZftU. 89
  • dat unse ampt ... des ... rades lehenware sy
    1581 LünebZftU. 126
  • 1786 Gadebusch,Staatskunde I 85
  • oJ. MnlWB. IV 275f. [weitere Belege]
II
die aus der Belehnung entspringende Lehnspflicht (I) 
  • D. schal vns truwlich denen vnde don ... als eyn leenman syneme ... lehnherren plichtich is to donde ... by syner lenware 
    1501 Oldenburg/Schiller-Lübben II 668
III Zahlung beim Mannsfall, insbesondere bei Verleihung eines Lehens außerhalb der Sohnesfolge, wobei die kleine L. auch die Lehnstaxe (I) sein kann
Sachhinweis: HRG.1 II 1752ff.
  • vortmer vortye wi aller lenware bynnen der muren to O. behalven wurdetyns, de uns unse vader ervet heft vor
    1345 OldenbUB. I 14
  • 1359 MecklUB. XIV 406
  • de paves wolde, dat der papen guͤt scholde vry wesen sunder untfanghinghe der lenwar van werliker haant, als dat vry hadde ghegheven keyser K.
    1386 LübChr. I 211
  • wi hebben ok sy begnadet ..., dat wi ... vor lehnwar ... nicht wen dry virdunge brandenborgischen silvers nemen scolen von en
    Ende 14. Jh. BerlinStB. 42
  • 1404 HalleSchB. II 23
  • 1407 BreckerfeldUB. II 141
  • we hebben one den ... dyk ... geeghent in dusser wiis, dat se den ... diik von nemede mer to lene entfangen dorven unde sek neyner lenware an dem dyke vorsumen kommen
    1417 WernigerodeUB. 179
  • 1453 HildeshUB. VII 82
  • 1470 K. Wagner, Das brandenb. Kanzlei- und Urkundenwesen z. Zeit des Kurfürsten Albrecht Achilles (Diss .phil. Berlin 1911) 29
  • ein ... burger sal dem richter, so er eyn hawß in lehen nympt, dry nuͤwe grosschen zcu lehenware geben
    1470 AltenburgStR. 361
  • 1477 Spittendorff 269
  • so sich lehenwhar, lehenrecht ... zu geben gebueren, nymbt man mit landmüntz bezalt
    1495 ErfurtFreizins 309
  • 1510/47 MittSächsVk. 5 (1909/11) 43
  • 1541 MittOsterland 6 (1863/66) 249
  • 1569 CCMarch. II 5 Sp. 5
  • das ehr [Schulze] undt seine mitbenanten ... die lehne so oft es nötigk in gedachtem ambte mit erlegunge der lehnwahre ... suchen unndt emphangen
    1609 Lieb Heimatland, Monatsbeil. d. Gardelegener Kreis-Anzeigers, 4 (Nov. 1928) nr. 2
  • damit dem ambte an den lehenwahren nichts verschwiegen ... in einen jeden dorffe ... ein verpflichteten lehn richter geordnet, bey dem sich die contrahenten, wenn sie kauffen vndt contracte getroffen, angeben, vndt wie theuer sie geschlossen anmelden, welche dann daruber ein ... verzeichnis fertigen ... damit man ... mit rechnung der lehenwahren ... richtigkeit gehalten
    1625 NMittThürSächs. 21 (1903) 58
  • wenn ein adelich lehen an einem bruder oder vetter eroͤfnet wirdt, so muß er billich davon die gowohnliche lehn wahr geben
    1653 CCMarch. VI 1 Sp. 474
  • 1704 CCMarch. VI 2 Sp. 51
  • 1705 CAug. I 1174
  • 1708 Heinemann,StatRErfurt 235
  • man haͤlt ... davor, daß ... die lehn-waare nur zu zahlen sey, wenn das lehn auf einen fremden gebracht werde, nicht aber, wenn entweder der lehn-herr geaͤndert würde, oder die in der ersten belehnung begriffene lehnsfolger folgeten
    1751 Buder 694
  • was ... vor die vom lehnherren erhaltene belehnung, ausser dem weinkauff und den schreibgebühren ... an denselben bezahlt werden muste, solches heißet eigentlich lehnwaare 
    1769 Lennep,LandsiedelR. 252
  • man unter der kleinen lehnwaare die schreibgebuͤhren ... verstehet
    1769 Lennep,LandsiedelR. 272
  • 1785 Fischer,KamPolR. I 306
  • nebst dieser der herrschaft zu leistenden bethaͤtigung auch der lehensdienerschaft bei jedem falle die sogenannte kleine lehenswaare d.i. etwas gewisses unter dem namen der lehens- und diener- auch zuschreibgebuͤhren abgegeben werden muͤsse
    1788 Thomas,FuldPrR. I 279
  • lehnwaare ... ist diejenige durch vertraͤge, gesezze oder gewohnheiten bestimmte summe, welche der vassall seinem lehnsherrn, sowohl bey der ersten belehnung, als bey erneuerung derselben, insonderheit bey veraͤußerungsfaͤllen, sowohl zur anerkennung seines obereigenthums, als fuͤr die aufnahme und belehnung zu entrichten hat
    1793 Scheidemantel,Repert. III 259
  • 1794 PreußALR. I 18 § 714
  • 1798 RepRecht II 83 u. 93
  • 1799 RepRecht IV 169
  • lehnsabgaben ... die gewoͤhnlichsten abgaben der art sind das laudemium oder die lehnwaare 
    1801 RepRecht IX 302
  • 1812 Heinke,NÖLehenR. I 145
unter Ausschluss der Schreibform(en):