Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): leibeigen/Leib(s)eigen

leibeigen

, adj.


I der Leibeigenschaft unterworfen, auch von Gütern gebraucht, deren Besitz leibeigen macht
  • die von Glarus die herrschaft Oesterrich für ir rechte natürliche herschaft halten [sollen] ..., inen hulden vnd schweren, gehorsam vnd gewärtig ze sinde ... vnd ... mit allen dingen ze dienen als libeigne lüt ihren rechten herren dienen söllend
    1388 EidgAbsch. I 78
  • [Verkauf:] vnsrew recht ..., di wir gehabt haben auf dem guet, gelegen auf dem aigen, da weiln R. vnd P. auf gesezzen ist vnd ist leibaigen 
    1390 MittSalzbLk. 12 (1872) 247
  • vnsers gotshus libeigen frow
    1408 Argovia 4 (1864/65) 238
  • das herr C.v.S. sinen libeigenen lúten wol hoch vnd nauch gebietten moͤge, wahin er welle
    1435 FürstenbUB. III 183
  • 1446 MBoica 22 S. 503
  • ob leut hie seszen, di andere hern oder junkhern leip eigen wern, di sollen jars irn hern ... ire leiphoner geben zu einem bezeugnusz
    1468 Franken/GrW. VI 64
  • [da] ich Anna ... umb schutz und schirms willen notturftig bin, ... han ich aus freiem guten willen ... mich und meine kind ... und ire kindskind ... dem H. und seinen erben ... für recht leibaigen leut ... ergeben
    1478 WürtVjh.2 5 (1896) 57 [ebd.ö.]
  • stirbt ein libeigen man, des erben sollen vertedigen ... das best heupt on eins, und ein libeigen frauw on sins das best kleit
    1496 KirchheimW. 59
  • 1498 Carlebach,BadRG. I 86
  • es mugen zw pfand geben werden alle guter, welche verkauft mugen werden ..., die geburden der leybeygen diernen vnd die frucht der schwein oder tiere
    um 1500 Summa legum 437
  • 1502 WürtLändlRQ. II 10
  • ein enndturteyl wirdet nichtig ... so der richter ... ein leib aigen man ist
    1520 BairGO. 65v
  • [es] werden die stadtkinder von M., wan di in der kellerrei eine ... zihen, der herrschaft leibaigen, solang si dorin sein
    1526 MosbachStR. 587
  • 1546 Lauda 196
  • ist ain herr, ob er gleich ainen seiner leibaigen leüt vmbbracht hette, der todt straff ... nit frey
    1546 Perneder,Inst.(1546) 6v
  • wo die můtter mit leibaigenschafft verstrickt, so seyen vnd werden alle kindt, so von jr kommen, auch leibaigen 
    1546 Perneder,Inst.(1546) 7r
  • es werden ... vnsere leibeygen leut mehr den freigelassnen, in latein liberti genannt, vergleichet ...
    1553 Maurer,Fronhöfe IV 486 Anm. 69
  • 1554 MittFürstenbArch. I 552
  • gibt ein leibeigner mann jahrs zwölf pfenning und ein leibeygne fraw ein hun. item von leibeigen männer gefallen nach ihrem tot hauptrecht, vom mann das best hauptvieh und von der leibeygen frawen das best kleid
    1557 SchriesheimW. 307
  • 1560 Bodensee/GrW. V 735
  • die grundtherrn die perckhleut, so sich auf iren gründen niderthun, für leibaigen halten
    1562 Zivier,SchlesBgw. 109
  • 1563 Kurpfalz/Sehling,EvKO. XIV 304
  • H.Z. ... und ... sein eelich hawßfraw bekennen ..., daß sie ... sich der gemain statt B. ... zue recht leibaigen gemacht haben ...
    1568 SchrBodensee 18 (1889) Anh. I 56
  • 1571 SaanenLschStat. 201
  • ein notarius mag werden, der niemandts leibeygen noch verbunden
    TeutschForm. 1571 167v
  • die leibeignen leut werden ... von jren rechten herren einem andern geschenck vnd vbergeben, ... vertauschet, ... ledig gezelt
    1574 Frey,Pract. 6
  • 1596 Ostfriesland/Sehling,EvKO. VI 1 S. 530
  • 1597 HadelnPriv. 146
  • waß von leibeigenen mans- und weibspersonen in die statt E. zeucht, die werden durch diß irn zug frey, solang sie darin pleiben
    1602 EberbMosbW. 45 [ebd.ö., vgl. Reg.]
  • man soll khein lybeigen lüt zu landtlüten annemen
    1608 ZSchweizR. 11 (1864) RQ. 82
  • zinszen von leibeignen gütern
    1612 Diefenb.-Wülcker 735
  • 1619 BadW. 251
  • 1631 LuxembW. 737
  • 1643 WürtVjh.2 4 (1895) 82
  • 1674 CTradWestf. VI 71
  • 1695 SchriesheimW. 204
  • wir wollen ..., daß keiner seine kinder, so leibeigen seind, außer unser grafeschaft Zollern ... verheuraten sollen
    1698 QNPrivatR. II 1 S. 721
  • es sollen auch die älteren die kinder, so leibeigen und vierzehen jahr alt seind, unseren amtleuten zubringen, die dann die leibeigenschaft schwören und einschreiben lassen sollen, bei verbot drei pfund heller
    1698 QNPrivatR. II 1 S. 722
  • leibeigener leute guͤter erben ihre herren mit excludirung des fisci
    1705 KlugeBeamte I2 528
  • [seit d. Eroberung Livlands sind d. Erbbauern] als leibeigen und glebae adscripti von einer erbherrschaft auf die andere vererbet, kaufs- oder sonst contractweise transferiret, alieniret und jure dominii vindiciret worden
    1739 AbhStaatswStraßb. VII 146
  • 1746 HeidelbStR. 534
  • leibeigen ... eine knechtschaft, die nach dem verstande der roͤmischen rechte der freyheit entgegen gesetzet ist
    1760 Hellfeld III 2090
  • 1785 Fischer,KamPolR. I 809
II
wie leibangeboren 
  • so ein freyer mann sich mit einer leibeignen frauwen verheürathen welte, daß sy sich zuuor der libeigenschafft gegen irem libeignen herren abkauffen vnd ledigen solle bey verlierung deß burgrechtß
    1624 MellingenStR. 387
III leiblich
  • hat eine hex jhr leibeygne dochter dem teuffel verkupplet
    1590 Bayer. Wochenschr. für Pflege v. Heimat u. Volkstum 10 (1932) 147
  • ich verschreibe mich dißen satan, ich sein leibeigner sohn zu sein, und in 9 jahr ihm mein leib und seel zuzugeheren
    1669 Sigm. Freud, Ges. Werke XIII (London 1947) 327
IV persönlich
  • meine leibeigene unterschrift
    1681 DWB. VI 593
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):

Leib(s)eigen

, m. u. n.


I leibeigene (I) Person
  • welhe nit sin libeigen sind, denen habe er nútzit ze gebietten, sunder dieselben moͤgen faren, wahin sú wellent
    1435 FürstenbUB. III 183
  • si were ain hůberin ... und were des gotzhus zuͤ A. libaigen 
    1448 Alpirsbach/hschr./DRWArch.
  • nachdem ich und all mein brueder ... der herren von A. leibseigen sein
    1467 Rockinger
  • 1482 Indersdorf II 88
  • 1493 FürstenbUB. IV 508
  • vnd was lút alda vnser libaigen sint ..., die hond wir, so sy mit tod abgond, zů vallen
    1493 FürstenbUB. VII 281
  • es söllen ouch alle, die so des gotzhus eygen sin, einem jeclichen ... abt ... sweren, gehorsam ze sin als irem rechten natürlichen herren, sin libeygen ze beliben und lib und guot von dem gotzhus nüt ze entfrömdende
    15. Jh. FRBern. II 771
  • Anf. 16. Jh. ÜberlingenStR. 253
  • sie sint des heiligen creuz leibeigen und hindersesser
    1501 Limburg/GrW. V 585
  • wellicher zů einem burger vffgenommen wirt, der sol mit dheinem vßlaͤndigen herren, des lib eigen er oder sin wib vnd kind syen, noch mit andrer stetten burgkrecht beladen sin
    1512/13 BruggStR. 123
  • das die leibaigen on verwilligung irer herrschafft nit moͤgen frey gemacht werden
    1546 Perneder,Inst.(1546) 8r
  • 1578 ZHarz 27 (1894) 564
  • 1581 Schütz,HistPruss. 4r
  • de lude ..., de nicht eruen konnen na denschen rechte, sin diese ... trael, dadt sint schlaffen offte liffegen 
    1595 Ekenberger,Eluc. 19
  • 1598 Neocorus,Ditm. I 465
  • die unterthanen sollen schuldig sein ihren ... grundherrn ihre soͤhn und toͤchter ... vor allen andern in die dienst erfolgen zu laßen; dagegen ... sollen dieselben von ihren herrn ... nit wie leibeigen oder sclaven, sondern mit aller notturft wie gebreüchig versehen ... werden
    1599 NÖLREntw. V 160 § 32
  • 1608 ZSchweizR. 11 (1864) RQ. 82
  • 1668 Stieda-Mettig 682
II
wie Leibeigenschaft 
  • die ... dem gottshauß mit leibaigen verwandt seind, sollen also globen, daß sye wollen meinen ... herrn zu A. als ihrem natürlichen herrn getrewe und hold [sein]
    1502 WürtLändlRQ. II 10
  • welche meinen ... herrn ..., mann oder fraw mit dem leibsaigene angehören, das behält den dritten pfenning am dehen ihnen
    1680 ArchUFrk. 23 (1875/76) 170 [ebd. 171]
III wie Leibesgedinge (I) 
  • hot ... N.M. ... seiner kochin gegebin ... das haws ... czu leypeygen 
    1476 FreibergUB. III 405
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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