Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): leiblich

leiblich

, adj., adv.

I persönlich, mit dem eigenen Leib
  • redlich vnd leiplich [realiter et personaliter]
    1338/47 Tomaschek,Trient 176
  • darzu hat dieselbe N. gelobt mit ire truwe, die sü daruber leiplich gab an eynes rechten eydes stat
    1357 Haltaus 1246
  • daz daz selbe gut, gulte und lehin den herrin von yn liplichin und redelich werde uffgebin
    um 1360 GoldBulle 130 [ebd. 132]
  • wir ... lyfflichen erschenen hude in dem vullen gerichte zer L.
    1369 SGereonUB. 443
  • nyemande ... fur gericht gesten dorf, des gerichtes bote finde in denn leiplich und lade in under augen
    1397 SchlettstStR. 91
  • 1401 NürnbChr. I 198
  • welchem capellan sy [dy pfruͤnt] denn verlihen wirt, der sol sy selber leiplichen besitzen
    1405 GeöArch. I 2 S. 40
  • 1416 Mieris IV 383
  • sind si [Eheleute] doch recht liplich und elich gmainder über alles, das si bedi hand
    vor 1436 Sankt Gallen/GrW. V 197
  • leibleich eigen man
    1442 Rockinger
  • 1590 Schrötter,ÖStaatsr. I 225
I 1 auf nur eine Person bezogen, zU. Gesamtbelehnung
  • C. der letzste des liblichen lehens gewest solle sey
    1495 IlsenburgUB. II 80
II körperlich

II 1 im Strafrecht
II 2 häufig bei der Beschreibung einer feierlichen Eidesleistung mit den Schwurfingern
  • al purger ... in dem pistumb ... zw Trint schuldig sint, leiplich zw sweren zu dem heiligen ewangelij ze helffen
    vor 1307? Tomaschek,Trient 114
  • de gesichert inde geschworen hant zu den heiligen, de se leifflich geroirt hant
    1334 Haltaus 1246 [ebd.ö.]
  • bi hunne eede hunne hande op de heilige evangelie geleit ende lifliec gheruert
    1348 MnlWB. IV 614 [ebd.ö.]
  • 1355 Nijhoff,Ged. II 81
  • 1359 Nijhoff,Ged. II 122, 125 u. 134
  • die sworent alle drie gemainlich und jeglicher besunder ainen liplichen, gelerten aid ze den hailgen mit vfgebotten vingern
    1382 SGallenOffn. II 506
  • suueren einen liplichen eit
    1386 FürstenbUB. II 334 [ebd. 335]
  • hebet de mit upgerichteden liffliken vingeren rechtes stauedes eydes ton hilgen gesworen
    1393 Kindlinger,MünsterBeitr. III Urk. 522
  • [sie] hant gesworn gestabete eide mit gelerten worten mit ufferhebeten handen liplich zů den heiligen oͤffenlichen in unserm rate
    1405 SchlettstStR. 613
  • [er] verschwůr sy zů dem zechenden male liplich zů got vnd den heilgen mit vfgeleiten henden vnd gelerten worten
    1408 LaufenburgStR. 299
  • mit hand unde mit munde liplich zcu den heligin gesworn
    1419 JenaUB. II 49
  • 1422 OstfriesUB. I 275
  • mit einem gelehrten leiblichen eid
    1426 Bern/GrW. I 182
  • vnd wölt man ir daz nit gloͮben, so mag si nemen die rechten brust in die linggen hand vnd irn zopf, vnd mit der rechten hand swerren liplich zu got an den heiligen
    1439 Zürich/GrW. I 14
  • zweren ... lieflick ten heyligen mit upgeheven hande ende uytgestrecte vingeren
    1450 LeidenKb. 191
  • 1456 ZRG. 13 (1878) 522
  • 1469 RottweilUB. 607
  • ich M., bischof zu Spier, glob und swere uff diß heiligig ewangelium, das ich hie liplich berur
    1495 FreibDiözArch.2 11 (1910) 244
  • mith synem uthgestreckeden arme unde upgerichteden lifflicken vyngern ... geschwaren
    1547 LübRatsurt. III 575
  • mit leiblichen aiden beladen ... werden
    NürnbRef. 1564 XII 3
  • mit zwein seiner rechtern handt aufgerichteten fingeren wurklich und leiblich geleisteden aids
    1597 JbOldenb. 17 (1909) 272
  • kayserliche majestaͤt ... haben ... [d.] eyd aus dem pontificial gelesen und denselben leiblich mit aufgelegten fingern auf das evangelien-buch ... in lateinischer, hernacher in teutscher sprach abgeschworen
    1738 Moser,StaatsR. II 475
  • 1746 Moser,StaatsR. 27 S. 464
  • die zeugen in peinlichen sachen ... haben ... vor der ordentlichen verhoͤr den leiblichen eyde ... persoͤnlich abzulegen
    1769 CCTher. 33 § 8
III durch Geburt und Zeugung miteinander verwandt, auch von Geschwistern
  • sein leiplichen erben
    1328 BrixenUrk. I 440
  • wer auch, daz ich ane liplich erben verschiede
    1337 MWirzib. IV 109
  • 1352 Stallaert II 167
  • allen vnsern eleichen leipleichen kindern
    1407 MBoica XVIII 291
  • seinen liplichen erben mannes geschlecht
    1453 UrkGeschBöhm. 67
  • dy sine liplichin bruder sint
    1474 PössneckSchSpr. I 20
  • yre lipliche tochter
    1474 PössneckSchSpr. I 52
  • beyde yre naturlichin, liplichin kinder gewest sint
    1474 PössneckSchSpr. I 119
  • thun, als ob sie ir beider liplich kind were
    15. Jh. MainzGFormel 35
  • zu gezeugnis nit zugelassen werden ... leiblich bruͤder vnnd schwester gegeneinander, vßgenommen inn heurats sachen
    1510 Fischer,Erbf. II 152
  • sipschaft ist ain ... verainigung des geblüts etlicher personen, die aus ainem leiplichen stamen und ye ain sipt von der andern entspringt
    1521 WindsheimRef. 168
  • mitt ihren löbligen kindern
    1596 ArchSiebb.2 47 (1933) Anh. 162
  • 1616 BernStR. VII 1 S. 151
  • das kind soll ... der klaͤgerin als rechten und leiblichen mutter zugestellet ... werden
    1712 Abele,Gerichtshändel I 9
  • wann ... kheine descendentes verhanden währen, so soll man suchen, ob dann kheine leibliche brüeder und geschwistrigten ... verhanden sein
    1729 Wesener,ErbrechtÖsterr. 59
  • 1772 Pufendorf,HannovLREntw. 144
  • ein eigen leibliches und aus rechtmässiger ehe geborenes kind
    1785 ZSchweizR.2 27 (1908) 252
  • blutsfreunde (als aeltern und leibliche geschwister)
    1794 Schwarz,LausWB. V 173
IV
gegenständlich, körperlich (II) 

IV 1 von Sachen
  • verschafft ... mügen werden alle leybliche vnd vnleybliche gueter, gegenwurtige vnd kunftige, zu einer bestymmten zeit oder ewigklichen
    um 1500 Summa legum 325
  • die leiblichen gueter sein die von natur durch die auswendig sinn begriffen werden mugen, als gründ, heuser, claider, gold und ander dergleichen sichtig ding
    1528 ZeigerLRb. 254
  • die ding werden in rechten leiplich genant, die man jrer wesenlichen art vnd natur nach beruͤrn vnd angreiffen mag
    1546 Perneder,Inst.(1546) 32r
  • hinterbliebene leibliche zeichen oder sogenanntes corpus delicti
    1707 SudetenHGO. Art. 3 § 13
  • ferners werden in dem rechten alle sachen underscheiden in coͤrperliche oder leibliche. das ist, solche, welche von natur koͤnnen ... gesehen, beruͤhrt oder betastet werden als haͤuser, acker, gold ...; und uncoͤrperliche oder im rechten bestehende sachen, welche nicht wie obige koͤnnen besehen noch betastet werden, sondern in gedancken bestehen, wie da sind die rechte, gerechtigkeiten, verpflichtungen etc.
    1709 Mutach 45
  • 1730 Leu,EidgR. III 15
  • leiblicher besitz. das ist derienige besitz, da man eine sache coͤrperlicher weise innen hat
    1762 Wiesand 694
  • die besitzungen mit all irn zueg'hörden und rechten, liblichen und unliblichen
    oJ. SchweizId. III 982
IV 2 die tatsächliche Ausübung der Gewähr (II u. III) bezeichnend, vgl. die Belege bei Gewähr (III 2 a) 
  • und hen su gesezet in lipliche gewer dis selben guͤtes
    1284 FreiburgUB. II 10
  • und gaben ime [spittals phleger] gewalt uf den hof von ime selben ze varende und die gewer lipliche ze besitzende und an sich ze ziehende an des spittals stat
    1294 BaselUB. III 91
  • haben wir ... den ... keuffer ... gesaczet ... an disem brief jn liplich vnd nuͤczlich gewere der vorgenanten doͤrfer
    1357 MWirzib. IX 179
  • setzen vnser ieglicher den andern ein in nützlich leiblich gewehr in alle die güther
    1365 Haltaus 1246
  • lijflich besess
    1374 SGereonUB. 470
  • setze sie doryn in liplich nutzlich gewere vnd gewalt on alles hindernisse
    1396 FreibDiözArch. 23 (1893) 124
  • hette eyner eyne lipliche besizunge an eynem gute, der were mit siner besizunge nehir doby zu bliben, wenne der man, der gerichtis halben daryn gewist wurde; da wedir spreichen ezliche
    Ende 14. Jh. GlWeichb. 322
  • 1408 SGallenOffn. II 634
  • besittinge is twierlei: die ierste is liflic, als dair iemant op steet off dat een in der hant hevet; die ander besittinge is in den moide
    1417 Kleve/ZRG. 9 (1870) 443
  • 1469 GeöArch. II 1 S. 242
  • 1520 BairGO. 18v
IV 3 beim Beweis
  • ytlich bewysinge is liflich, ytlich unlyfflich; lyflich bewysinge ys, dat men an eynen mannen bewysen mach seen eder voelen yegenwerwordiklich ... de ander bewysinge ys unlyflich, also dat men eynen manne myt worden secht, dat en lydet de sassen nycht
    1451 NlSsp. II 15
  • biddet de kleger, de richter möge em vorlöven. dat he vam doden lichenam ein liflik warteken hale, dar he sine klage up möge risen. so vorgunnet eme der richter, he schüle de rechter hand halen; wil he ok den doden lichnam nicht laten schamfieren, so vorlövet em der richter eine wassene hand mit erkentenisse, se schöle genoch doen, gelikest ette it de fleiskliche hand were to halende und sine klage darup to stellende
    vor 1531 RügenLR. Kap. 10 § 8
  • who der kleger dem beklagten in die gewissen (das ist auf seinen eidt) nicht stellet und der beklagte der klagen ... nicht gestendigkh, in diesem vhalle ist der kleger schuldigkh, seine angestalte klage, wie zu rechte genugksam zu beweisen, und das heist bei rechte leipliche beweisunge
    1550 OlmützGO. 9
V lebenslang
  • so welic user borghere eder borgersche rente liflighedinc [lies: liflik gedinge] kopen wil, de scal ze kopen van den ratmannen user stad
    um 1349 BremRQ. 81
  • lyflike rente
    1407 LübUB. V 180
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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