Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): leiten

leiten

, swv.

ahd. leitan, mhd. leiten, as. lēdian, mnd. leiden, mnl. leiden, Nbf. līden, afries. lēda, ae. ̄dan neben anders gebildetem lādia; in der Bedeutung "anzeigen" (leiten XI) sind die Belege vielleicht zu 3leiden (III) zu stellen

I führen

I 1 von Menschen
I 2
von Sachen

I 2 a d. Schwert l. nur in lit. Quellen: Ritter werden
  • diu chint zôch man mit flize: si wuohsen agelaize, unz si daz swert mahten laiten 
    12. Jh. Kchr. V. 11380
  • um 1200 HerbortFritzlar,TrojKrieg V. 1425
  • dô bat er in leiten swert mit hundert swertdegenen. den hiez er allen segenen daz swert
    um 1220 Maßmann,Schwertleite 168
  • dîn sun, der ist ein koufman und ouch ein harte stolzer kneht. der sol dienstmannes reht enphâhen unde leiten swert, in ritterschefte werden wert
    2. Hälfte 13. Jh. R.v.Ems,GGerhart V. 3369
I 2 b Wasser, einen Wasserlauf in eine bestimmte Richtung führen
  • 1498 KahlaUB. 166
  • das wasser laiten, der das vor seinem haus nicht thuet, der ist verfallen dem richter 12 d.
    2. Hälfte 15. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 21
  • vor 1511? OÖsterr./ÖW. XIII 141
  • es soll auch ainer dem andern nicht wasser laiten ... im selbs zu nutz und seinem nachpaurn zu schaden
    1573 NÖsterr./ÖW. VII 851 [ebd. 852]
  • so mach ock nemandt water leyden van eines anderen mannes fischedamme
    JütLow. 1590 I 58 § 2
  • die haus-servituten sind gewoͤhnlich: ... 6) die dachtraufe auf fremden grund zu leiten 
    1811 ÖstABGB. § 475
I 2 c einen Zaun in eine bestimmte Richtung führen
vgl. Leitgang
  • es soll auch ainer dem andern nicht sein steck leiten durch die rain im zu nutz
    1573 NÖsterr./ÖW. VII 851
I 2 d mit Pferd oder Wagen fronen, eine Last führen
vgl. Leitfahrt
I 3 (eine Pfändung auf ein bestimmtes Pfand) leiten
  • wie ... enen anderen panden wil, die sel sijn wijsinghe an pande gaen voer desghenen wijsinghe, die men panden wil, ende hi sel an die ghewijsde panden bliven sonder elwaer te leden, ten waer of men die pande mit recht weerde
    1410 LeidenKb. 480
II sicheres Geleit gewähren, geleiten (IV), feiligen (I) 
  • de borgermeister, de vaget der stadt vnd der rat mogenn leyden einen jewelykenn man, de leydes begerende is van en, sunder kerkenbrekers, morders, vorreders vnd deue
    1294 RigaStR. 49
  • 1307 MecklUB. V 358
  • welhes herren luͥte under einen anderen herren ziehen woͤllent und einer under dem herren burger wirt, den sol der herre, von dem er zuͥhet, sin libe und sin gůt leiten, ist daz er sin bedarff, als verre sin gebiet gat
    1331 BaselUB. IV 89
  • welk man in ene overtale ghebracht wert, wel de antwerden, den scal de richtere vor gherichte leyden unde velighen mit twen usen borgheren
    1353 OsterwieckStB. 9
  • 1360/80 HalleSchB. I 283
  • 1366 StralsVerfestB. 37
  • up eyn gekomen ..., dat de rad hir nemande velighen noch leyden enscholet
    wohl 1384 HannovStR. 339
  • 1388/89 HalleSchB. I 416
  • 1393 Fidicin IV 96
  • 1399 CDPruss. V 151
  • 1401 BremUB. IV 359
  • 1451 Greifswald/Schiller-Lübben II 657
  • 16. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 306
III afries.: d. Bann l. die Banngewalt ausüben
IV afries.: e. Zicht l. Klage führen
V afries.: (e. Verfahren) anordnen, (unter Anklage) stellen
VI afries.: (e. Buße auf etwas) stellen
VII afries.: e. 1Gicht (I 1) l. e. Geständnis ablegen
VIII mit Bez. für Zeugen, Zeugnis: Beweis führen, Zeugen beibringen
  • wel ok die herre tüch leden up sinen man, unde ne trüwet des die man nicht, dat jene also belent si von'me herren als he tüch wesen moge, dat mut die tüch behalden uppe'n hilgen
    1224/35 SspLehnr. Art. 24 § 6
  • er sol fuͤr seinen richter gen ... vnd sol die gezevge laiten vnd ander, die da bei bewesen sein
    um 1275 Dsp.(Eckh.1971) LR. Art. 25 § 1 [ebd. 256]
  • sol der clegere swern, das er kein unrehten gezuͥg leite 
    1279 StraßbUB. IV 2 S. 13
  • swo der friede geclageth wirth unde man gezuge dar uf leiden sal, swer die gezuge irreth ..., der sal di stat ... rume zwen mande
    1287 WormsUB. I 279
  • an thi talemon wite tha sibbe, ther vr thene sueren heth, ther tha werde leda skel mith sex ethum
    Ende 13. Jh. BrokmerR. 20
  • biut thi other suethena werde and thi other nene, sa skel ma tha werde leda inna tha londe, ther thiu sziwe on is
    Ende 13. Jh. BrokmerR. 56
  • is hiu [Klägerin] alsa blat, thet hiu kempa nauwet ne muge, and hire nen holda tofarastonda nelle, sa lede hi [Beklagter] sex men of sine kenne, and efter suere hi mith fiuwer and tuintege ethum, thet hi elle siker se
    Ende 13. Jh. BrokmerR. 66
  • um 1300 FreibergStR. XII § 10
  • um 1300 RigaStR. 160
  • zu recht muez der den zeugen laiten, den man anspricht
    um 1300 WienStRb. Art. 57 [ebd. 105]
  • so welic man tughe leed, ther mer sin wan twe, wat ther to rechte cumt binnen ver benken, the scolen theme clagere helpen tughen
    1303 Bremen/Schiller-Lübben II 657
  • ob ein man einen zevkch laitten vnd stellen sol mit dem rechten
    1340 MWittelsb. II 361
  • BairLR. 1346 Art. 54
  • swem ain zeug ertailt wirt ze laitten, den sol er fürbringen in vierzehen tagen
    nach 1346 MünchenStR.(Auer) 98
  • 1347 SchlettstStR. 40 u. 45
  • [Übschr.:] we vor gherichte enen tuch leden schal
    um 1348 Hach,LübR. 496
  • wenne ... ainer ainen gast ... ersluͤg und der den todslag teͥt, ziugnuzz laiten wolt ..., der sol die ziugnuzz an den rat bringen
    1376 UlmRotB. Art. 72
  • da kâment ... baid tail fuͥr ... und laitent ôch vor uns ... ze baider sitt do ir geschwornen kuntschaft ... von der stoͤss wêgen
    1392 HeiligkreuztalUB. I 619
  • Ende 14. Jh. SteirLl. Art. 215
  • 14. Jh. LeutkirchStR. 43
  • 14. Jh. WienerNeustadtStR. Kap. 36
  • [si] laiten ain kuntschaft, daz bei funftzig mannen vor zeiten darumb gesworen hetten, daz ire dorfrecht also von alter her komen wêren
    1407 Tirol/ÖW. V 30
  • 1410 FreiburgÜÜbers. 54
  • 1416 SchrBodensee 44 (1915) 86
  • wa zwen tail mitenander stössig sind von guͤter wegen, ob die aigen oder lehen sien, da verhört man brief und lüt und mag ietweder tail bis an viertzehen man laiten 
    um 1435 Rottweil/ZRG.2 Germ. 41 (1920) 332
  • wel mas biseka, sa lede thi hana thet on mith fif tha sibbista liwm and mith twam riuchtrum and swere vp tha helgum
    Mitte 15. Jh. FivelgoR. 186
  • 1495 Stallaert II 158
  • we tüghe leden schal up ene beredincghe, dat schal he don ... bynnen dren verteyn nachten
    15. Jh. HannovStR. 401
  • Anf. 16. Jh. NijmegenStR. 411
  • 1508 BredaRbr. 78f.
IX
beim gerichtlichen Zweikampf
IX 1 afries.: (einen Kämpfer) stellen

IX 2 einen 1Kämpfen (I), Kampf (A) auf jemanden leiten jemandem beim gerichtlichen Zweikampf einen Lohnkämpfer entgegenstellen

X nur ae.
sich oder jn. mit einem Reinigungseid, einem Ordal von einer Beschuldigung reinigen
  • ⁊ gif man cyninges ðegn beteo manslihtes, gif he hine ladian dyrre, do he þæt mid xii cininges ðegnum
    880/90 Liebermann,AgsG. 126
  • ⁊ gif hit þonne tyhtle sy, ⁊ he hine ladian wille, ðonne ga he to þam hatum isene ⁊ ladige þa hond
    925/35 Liebermann,AgsG. 158 [weitere Belege s. Liebermann,WB. 128]
XI etwas vor die Obrigkeit bringen, anzeigen, wie 3leiden (III) 
  • es sol auch ein jeder thalman, welcher somlichs horte ... oder sehe, dz schuldig sin, einem herren ... anzeigen vnd leiten 
    1582 ZSchweizR. 7 (1858) RQ. 55
  • 1640 BadenArgStR. 292
  • 1677 BadenArgStR. 353
  • 1764 SchweizId. III 1491
  • 1786 MellingenStR. 471
XII jemanden in Anspruch nehmen
  • der schlagende mag um die nün pfund buoss wol geleitet werden
    1756 SchweizId. III 1491
XIII amtlich festlegen, beleiten (I 2) 
  • als men die gemeinte leidt (beleidt of constateert) ende ymant die gemeinte overtuynt ..., also mennige steck ... als op dat holt ende op die gemeinte staet, also mennige boete
    1503 PublLimb. 16 (1879) 200
XIV in den Besitz eines Gutes einweisen, beleiten (I 3) 
  • want hy hem mit rechte heeft doen leiden in H. ende siins wijfs goede
    1405 UtrechtRBr. II 112
  • hwersa en wide monnat, sa latte se thene mon vppa thet berna goud
    Mitte 15. Jh. FivelgoR. 154
  • einen olden schildt ... als einer off meer personen sich in ein guedt laeten leyden op eine tytt
    1478 Pufendorf IV app. 338
  • wie die vurs. rechtvorderinge op ymantz guet let doin, die mach sich in dat guet mit recht laiten leyden ind vesten, as die beschudde daige dairvan umb komen syn
    15. Jh. NrhAnn. 24 (1872) 166
  • 2. Hälfte 16. Jh. CoutDiv. 16
  • 16. Jh. UtrechtRBr. II 265ff.
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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