Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): lieb/Lieb
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lieb
, adj., adv.
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liep; liep (adj.); liep (stn.) im Mittelhochdeutschen Wörterbuch von Benecke, Müller und Zarncke (BMZ)
I 1
hochgeschätzt, geliebt, wert, zuverlässig, freundlich; vor allem in der Anrede
- 1200/20 GottfrStraßb.(Weber) V. 15012
- 13. Jh. MnlWB. IV 130
- buͥrgermeister, ... schulthaize, ... der rat und die gemain der burger ze Ezzelingen, unser lieben getruͥwen1315 Böhmer-Ficker 483Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- unser liev getreun purger von B.um 1330 BrünnRQ. 385Faksimile (ca. 243 KB)
- den geistlichen leuten, dem apte und dem convent ze C., unsern lieben demuͤtigen1335 Böhmer-Ficker 515Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- [Fehdebrief:] wyssent yr gemeynde stat van Collen ... das [wir, Ritter] ... willen alsamen leiffer han R.v.H. dan uch und willen um siner leiffden willen vor vyant sin1403 PublLux. 62 (1928) 242
- Mitte 15. Jh. EmsigerR. 238
- ich ... sal ... auch keyme andern [ein gelende] lihen vmb hoheren zeins addir lebern lantsidel, sinder sie dabie lassen on alle geuerde1451 Cramer,Landsiedelei 38
- an den irluchten unde hochgeboren fursten unde hern, hern W., ... unnsern gnedigen liben heren1474 PössneckSchSpr. I 117
- wir unsern lieben getrauwen borgermeistern unde ratmannen gebieten15. Jh. DanzigWillk.(Simson) 25Faksimile (ca. 122 KB)
- 1598 Neocorus,Ditm. I 365
- gnedig best ersamb hochgelerte, liebe andechtige und getreuwe1618 Engelke,GogerichtDesum 79Faksimile (ca. 65 KB)
- dem herrenstand alleinig zukommenden titl (lieber getreuer)1727/47 Hoheneck I 352Faksimile - in Google Books
- 1804 Gönner,StaatsR. 433 Anm. c zu 432
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I 2
zur Kennzeichnung einer unerlaubten sexuellen Beziehung, der gewerbsmäßigen Unzucht
- 1476 Bücher,FrankfBerufe 78
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- concubina, sijn lief mensche1481 MnlWB. IV 130
- haben sich doch etlich derselben gemeinen weyber unterstannden, sundere bulschafft, die sy nennen ir liebe menner, zu haben15. Jh. NürnbPolO. 121Faksimile (ca. 92 KB)
- 1831 Jäger,Ulm 549
II 1
teuer, hoch geschätzt
- swelich man ene brvthlichte do, de ne scal nicht hebben mer twelef schotelen also lef also eme en punt behalden si1227 BrschwStR. § 20
- um 1275 Schwsp.(L.) Lehnr. Art. 21
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- ist ez [vederspil] also gůt, alse do er ez stal, so sol er swern wie liep im sin veder spil si. halp alse vil sol im der diep geben. vnd dem rihter daz ander teilum 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 239Faksimile (ca. 238 KB)
- swelkir user borghere eder user borghersche hedde eine liftucht, de liftucht scolden se vorschoten also lef, also se hebben eder umme penninghe gheven weldenum 1300 HildeshUB. I 294Faksimile - digitalisiert von der ULB Düsseldorf
- um 1330 BrünnRQ. 388
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- priestere en scolen von rechtes weghene neyn lifgut vorschoten, dat sie von deme rathuse ghekoft hebben; sunder leyen, die juwe borghere sin, die scolen ore lifgut vorschoten also lief, alse sie it hebben1339 MagdebSchSpr.(Friese) 115Faksimile (ca. 30 KB)
- 1350 SoesterSchrae Art. 145
- waͤr ouch, das diu phant niemen kôffen welt, so hat der, der diu phant verkôfft, gwalt selb dar uff ze bietent und ze koffent als lieb es im ist1382 LeutkirchStR. 42
- eyne gerade, dy ir so lip ist als eyne schog groschinEnde 14. Jh. GlWeichb. 288Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- Ende 14. Jh. GlWeichb. 367
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- 1455 ScrRBrunsv. III 243
- 15. Jh. Schwsp. Var./WSB. 74 (1873) 411
II 2
lieb sein "angenehm sein, gefallen, für gut gehalten werden"
- fóne díu íst óuh lîeb potentiaum 1000 Notker I 193Faksimile - in Google Books
- um 1000 Notker I 728
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- alle liudem wast liaf [dem ganzen Volk war es genehm]Ende 13. Jh. BrokmerR. 114
- um 1300 HunsingoR. 124
- 2. Hälfte 14. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 354
- hier stehet C. ... und klaget ... euch, herr vaget, und anderen guden lüden, den recht leeff is16. Jh. BremGQ.(L.) 159Faksimile (ca. 113 KB)
II 3
liebes Recht Minnespruch, Schiedsspruch im Schiedsverfahren, arbitrium
- wo aber die glöübiger daran nit kommen wöltent, sy in dz lieb recht wyßen söllind ..., ire ansprachen jeßen rechten nach ze liquidiern1615 BernStR. VII 1 S. 133Faksimile - digitalisiert im Rahmen der "Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen online"
- wäre es sach, das eine oder beid partyen sich in kein fründlichkeit ynlassen wöllten, so soll man ihnen das lieb recht ergahn lassen1615 Bern/SchweizId. III 985Faksimile - digitalisiert in der Onlineversion des Schweizerischen Idiotikons
III 2
lieb tun "einen gleichwertigen Gegendienst erweisen"
- er sol dem herren also liep tvͦn, daz er ez [Weiterverleihung e. Lehens] tvͦ, wan der herre geweigert ez wol mit rehteum 1275 Schwsp.(L.) Lehnr. Art. 21Faksimile (ca. 231 KB)
- 1374 SchlettstStR. 277
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- 1. Hälfte 15. Jh. DortmStat. 305
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III 3
so lieb ... so lieb "ebenso gern, ebenso recht"
- 15. Jh. Schiller-Lübben II 676
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III 4
lieb oder leid "erfreulich oder unerfreulich, ob jem. will oder nicht"
vgl.
leid (II 1)
- dâ sihit ein îgilîchir nâch sîn selbis wizintheit an demo gotis gerichti im selbim lîb odir leit11./12. Jh. KlAhdSprDm. 92Faksimile - digitalisiert von der ULB Düsseldorf
- ich verich auch ..., daz ich des closters holze ... vil hab gehawen, es were so lieb, so laid, und hette dazue kein recht1267 WirtUB. VI 287
- um 1374 MnlWB. IV 534
- der konig zu Behemen meint romischer konig zu sein, es sei den deutzschen lieb ader leid1461 FRAustr. 44 S. 71
- sprach der von Nassaw ..., er wolt bischoff zu Mentz sein, es wer dem kaiser lieb oder laid15. Jh. AugsbChr. II 12Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
IV
substantiviert
- sa hwersa twa liava to hape comath [wenn zwei Liebende eine Ehe eingehen]1327 RüstringerR. 150
IV 1
Ehefrau, Liebende(r)
vgl.
Eheliebste
- soe hatter F. syner lyawne to lyaeff-jeftina to her lyffstond dat stens ende tryra kuwa gers, ende thet algued1439 Sipma,FriesOork. I 48Faksimile - in "Delpher"
- 1464 Schwartzenberg I 608
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- 1467 Schwartzenberg I 618
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IV 2
noch durch den Lieben tun, noch durch den Leiden lassen "weder aus Gunst noch aus Mißgunst etwas tun", Belege s. unter leid (I 2)
IV 3
in Verbindung mit Ehre, gut, Zucht steht Lieb in Abbitteformeln bei übler Nachrede. Belege ab 1447 aus dem süddt.-alem. Sprachraum bei K. S. Bader, "... wisse von ime nit anders denn liebs und guets"/Bader,SchrRG. II 314ff.
Lieb
, n.
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liep; liep (adj.); liep (stn.) im Mittelhochdeutschen Wörterbuch von Benecke, Müller und Zarncke (BMZ)
I 1
die Verbindung von Lieb und Leid (II 1) kennzeichnet die Freiheit von persönlichen, nicht sachgerechten Einflüssen bei einer Entscheidung oder Handlung, vereinzelt auch in mehrgliedrigen Formeln ohne Leid, zahlreiche Belege ebd.
- no dor lief no dor leet sone salt danne bliven verholenEnde 12. Jh. Reinaert I V. 2142
- geloben wir ... die stadt ... zu huden yn yrme rechte ... und dat nyt zu laissene durch leif, mede, vorte noch drauwe1300 Bär,Koblenz 30Faksimile - digitalisiert von der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
- 1325 GöttingenUB. I 86
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- daruber geluebe auch wir virundczwenczik zcu diesen geseczcen bei geswornem eide an alle arge liest durch liep noch durch leit czcu lazene1328 BrünnRQ. 405Faksimile (ca. 248 KB)
- du ... czwischen czweyer manne rede, clage vnd antwort ein gleich recht sprechen wilt ... vnd wilt des nicht lassen durch lip noch durch leyd, durch gobe noch durch moge1360 ZSchles. 7 (1866) 131 Anm. 2
- des en soelen sij niet laten om gheenre cunne saken willen, die ghesciet siin of ghescien moeghen, noch om lief noch om leet1377 Nijhoff,Ged. III 36Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- 1406 SchweizId. III 988
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- [die] fryenstulsässen söllent ouch als wis ... sin, das sy wol umb eigen und umb erb erteillen konnent, jedermann nach siner notdurft ..., nieman ze lieb nach ze leid1431 Zürich/GrW. I 24Faksimile (ca. 228 KB)
- [Eidesformel:] ich N. schwere, das ich in diser sachen niemandt zu lieb oder zu leid, noch vmb miedt oder gab, oder von forcht wegen ... sunder allein die warheit ... sagen ... woͤlFrankfRef. 1509 fol. 14rVolltext (und Faksimile) - in DRQEdit
- JoachimsthalBO. 1548 II 25
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I 2
Lieb u. Leid (II 2) teilen, "an den Rechten und Pflichten einer Gemeinschaft teilhaben", zahlreiche Belege unter Leid (II 2)
- wir sie beqwungen, das sie lyp und leyd mit uns lyden by der stad und wo es nod geschehe1355 FrankfZftUrk. I 91
- 1355 FrankfZftUrk. I 218
- welche ... [in einem abgebrannten Ort] wellend buwen, ... die súllend ouch dann mitt dem stetlin in allen sachen, mit stúren, tellen, reisen ... lieb und leid han1470 InterlakenR. 238Faksimile - digitalisiert im Rahmen der "Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen online"
- 1507 BernStR. VII 1 S. 103
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- die einer eidg'noschaft mit lieb und leid verwandt sind1525 SchweizId. III 988 [ebd.ö.]Faksimile - digitalisiert in der Onlineversion des Schweizerischen Idiotikons
- 1536 BernStR. VI 1 S. 534
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- alle, die in vnnser statt B. hußheblich gsessen sind vnnd alda lieb vnnd leyd tragent, dieselben sollennt für burger gehalten ... werdenn1539 BernStR. I 318
- 1539 BernStR. I 343
- 1544 InterlakenR. 436
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- 2. Hälfte 16. Jh. BuchWeinsberg IV 87
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- 1615 BernStR. VII 2 S. 763
Faksimile - digitalisiert im Rahmen der "Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen online"
II
Gefallen, Gefälligkeit über das übliche Entgelt für eine (besondere) Dienstleistung hinaus
vgl.
lieb (III 2)
- ie von der hub iiiior. chæs, xl. air ze ostern. daz ist von reht niht vnd ist wan ein lieb1. Hälfte 14. Jh. StraubingUrb. 317 Anm. 1Faksimile - in Google Books
- um 1400 Willem v. Hildeg. 231, 127
- 1488 MnlWB. IV 535
- 1489 uö. SchweizId. III 986
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- ob einer den andern überbüth, so soll er dem schultheißen als lieb thun, der soll ime gebieden, abzuthun von der hern wegen in vierzehen tagen1525 ArchHessG.2 3 (1904) 132
III
Freude, Glück, Erfreuliches
- um 1200 Nibelungennot V. 1068
- 14. Jh. MnlWB. IV 535
- 1496 SchweizId. III 988
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IV
Erfolg
- 16. Jh. SchweizId. III 988
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VI
mit Lieb "freiwillig", kein Lieb "nicht in Güte"
- man sol auch kaynem vogt ... mit kaynen diensten verbunden sjn, dann als vil sj mit bitten und lieb überkomen megen1330 Schaffhausen/GrW. I 300Faksimile (ca. 242 KB)
- 1535 uö. SchweizId. III 987
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- man von dem müller den müllerzinss mit keinem lieb einbringen könne1662 SchwäbWB. IV 1231Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
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