Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): 1Lust/2Lust/3Lust

1Lust

, m. u. f.

im gesamten Sprachbereich reich und früh belegt, aber nur beschränkt in rechtlicher Verwendung

I Verlangen, insb. bei Schwangeren als Strafausschließungsgrund bei Mundraub
  • 1525 EidgAbsch. IV 1 a S. 659
  • ob ain fraw ain besondern lust hiett, so moͤcht sy oder etwar von irentwegen ein obs herab prechen
    1534 Salzburg/Walch,Beitr. II 163
  • 17. Jh. Salzburg/ÖW. I 186
II Wohlgefallen, Belieben (sowohl Freude, Bequemlichkeit als auch Eigenmächtigkeit, Willkür) im Ggs. zu Ordnung, Verpflichtung, Notwendigkeit
  • als er sich der guter ... vnderwunden hat ... vnd hat das gehandelt noch seiner lust vnd willen wi er wolde vnd an recht
    1398/1407 IglauOberhof 210
  • 1423 HildeshUB. III 502
  • 1427 UlmRotB. Art. 402
  • 1440/59 Miltenberg 332
  • ein huiß ... alleine thom luͤste gericht und gemaeket
    um 1518 OstfriesLR.(Wicht) 298
  • 1559 Kern,HofO. I 102
  • omme ... in behoorlijcken regule te stellen het stuck vanden wissele ende wisselaers ... to wille, luste ende believen van een yegelick
    1586 NlWB. VIII 2 Sp. 3337
  • 1692/1706 BaselRQ. I 2 S. 645 (nr. 434, 12)
  • doch die kosten [auff das erfordert, ehesteuerlich, ligend gut], so von lusts wegen geschehen, hat niemand dißfals auffzurechnen
    1698 PfalzLR. 473
III metonymisch: etwas, das Wohlgefallen im Sinn von 1Lust (II) bereitet; rechtlich: ein Recht, ein Nutzen; nur belegt in Formeln mit Gegensatzpaaren: Lust und Last (II), Lust und Unlust, Lust und Verlust "Rechte und Pflichten"
  • dat gheen poorter ... voert meer die [poerternering] hantieren en sal, hi en zy in enighe vanden ghemeenen ghilden vanden neringhen, ende daerin waeck, lust ende onlust draghe metten ghemeenen ghilden
    1439 Fruin,Dordrecht I 276
  • welcher man in diesem hoff noth hette ..., sein gutt zu verkauffen, der soll mit dem keuffer zu dem meyer gahn, vnd sein gutt mit lust vnd verlust verkeuffen
    1615 Eifel/GrW. II 600
  • der selb mühler wird vor ein kirspelsnachbar gehalten in lust und unlust
    1666 Eifel/GrW. VI 599
  • wann ein mann eine frau bey sich ins hauss und hof und alles wass er habe (nemlich an fahrenden sachen) in lust und unlust nehme, dass der frau, und nach ihrem tod, ihren leibserben davon die helft gebühre
    1728 Breidenbach 103
  • 1733 Breidenbach 105
  • 1799 Breidenbach 139
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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2Lust

, f.

außerhalb des Hochdeutschen belegt, altsächsisch hlust, mittelniederdeutsch lust, mittelniederländisch lust, list, altfriesisch hleste Femininum oder hlest Maskulinum, altenglisch hlyst, zur indogermanischen Wurzel *k̑leu-, *k̑lu- "hören", vgl. IEW. 605ff.

I Hörvermögen (altenglisch); Ohr (altsächsisch)
II Lauschen, Aufmerksamkeit, Stille; rechtlich nur in der Wendung Lust geben (mittelniederdeutsch) "Gehör verschaffen" (zur Eröffnung der Rede eines Ranghöheren) und als Hegungsformel bei Gericht (mittelniederländisch u. mittelniederdeutsch) Lust gebieten (und Unlust verbieten), auch bei Zunftversammlungen
  • um 1260/70 SächsWChr. 260
  • so wen de olderman sprekt, so sal men eme lust geven to sprekende, unde den broderen to horende
    14./15. Jh. (Übersetzung einer Stieda-Mettig 374
  • ic ghebiede lust ende onlust verbiede, ende ghebiede dat nyement an deser vierschair en spreke
    Anfang 15. Jh. BrielRb. 138
  • ic ghebied hier list ende verbied hier onlist
    vor 1414 WestfriesStR. I 151
  • wen men de klocke ludet in der gilde, so sall malk stille syn unnd geven dem oldermann lust tho sprekende
    1463 Stieda-Mettig 408
  • 1466 Fruin,KlSteden I 68
  • ick spanne hier recht ut skeysers ende myns selfs weghen ... ende ick ghebye lust ende verbye alle onlust, ende dat nyemant en spreke dan mit recht
    1468 VerslOudeR. 1 (1880/85) 235
  • dor vit so leit jch frigreue ... den frienfronenboeden ouer den worff gebeiden lust, rumyge vnd eyne stille by koningesbanne
    1500 Seibertz,UB. III 203
  • wordt by den schoudt, als wesende preses justitie, lust ende silentium geboden, als te weten datter nyemants en sall spreecken anders dan mit recht
    1570 Fruin,KlSteden II 392
  • 1606 NBijdrRgel. 21 (1871) 412
  • 1652 Kennemerland 193 u. 208
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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3Lust

, m.?

aus Luß mit angetretenem -t 
kleines Stück Land, urspr. Allmendanteil
  • unsern zehent, den wir gehabt ... auf siben lehen und auf siben lusten 
    1322 SPöltenUB. I 261