Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Macht

Macht

, f.

zur Etymologie vgl. Kluge22 453; Macht glossiert potestas und robor, AhdGlWB. 395f.

I die göttliche Allmacht bzw. die Gewalt des Teufels
  • thiu flôd anthabde thene man thurh maht godes
    1. Hälfte 9. Jh. Heliand6 V. 2942 [vgl. dazu NdJb. 98/99 (1975/76) 45ff.]
  • "firmonet thih hiar nu iaman?" si gab antwurti so zam: "niaman", quad si, "druhtin; theist al mit thinen mahtin!"
    um 868 Otfrid5 III 17, 56
  • [Exorzismus bei der Kesselprobe:] þætte giworðe vætre gihalsad to fleanne ælc maeht fiondes ⁊ ælc scinelac divoles [lateinischer Text: ut fias aqua exorcizata ad effugandam omnem potestatem inimici et omne fantasma diaboli] ... þætte in lichome his ðin mæht sie giypped [lateinischer Text: ut in corpore suo tua [Gottes] uirtus sit manifestata] 
    9. Jh.? Liebermann,AgsG. 409f.
II die weltliche Gewalt, Machtvollkommenheit des Herrschers oder Staates
  • þæt ic scolde ... full frið wyrcean be ðaere mihte, þe me god syllan wolde [daß ich (Kg. Knut) ... vollständige Sicherheit herstellen solle, Kraft der Macht, die mir Gott hat verleihen wollen] 
    1020 Liebermann,AgsG. 273
  • haben wir ... mit keiserlicher mächte volkomenheit ... dem ... hertzogen ... die ... recht ... bestettet
    1361 FreiburgÜRec. III 155
  • wir rathmanne ... von des herrn Karls kaysers macht haltende das hauptamt zu Breslau
    1364 SchlesDorfU. 29
  • daz nemen wir ab von keiserlicher maht und wollen, daz es kain craft noch maht hab
    1365 BernStR. III 191
  • aignen auch die darzu von fürstlicher macht 
    1400 AltenburgNÖUrk. 285
  • 1408 LübUB. V 207
  • vnser kunigreich Hungarn ist allweg frei gewesen vnd dhain gemainschafft mit dem romischen reich gehabt, wie wol wir den keiser der wirdigkeit halbn fuͤr den obern halten aber von der macht achten wier uns im nit vngemeß
    1481 Senckenb.,Samml. I 53
  • wiewol wir als landsfürst in kraft unser obrikait macht hetten, nach unserm gefallen ... ainen amman zu setzen
    1489 ZFerd.3 46 (1902) 332
  • 16. Jh. Steiermark/ÖW. VI 63
  • die hohe lands-ober-herrschaft ... ist der allerhoͤchste gewalt, welcher einem jedwederen lands-fuͤrsten in seinen laͤndern ... zustehet ... dieser gewalt wird auch sonsten genennet ... die selbst herrscherische macht, die hoͤchste herrschaft, ... landes-herrliche macht, ... macht und gewalt ... und weil dem kayser als dem ursprung aller wuͤrden und herrlichkeiten allein zustehet solche landes-herrliche macht zu verleyhen ... wird sie auch billig die abhangende ... benamset
    1752 Greneck 81
  • das recht ... im falle der noth uͤber die personen der buͤrger selbst einrichtung zu machen heisset die vorzuͤgliche macht (potestas eminens)
    1754 Wolff,Grundsätze 775
  • macht eines gesetzgebers in ansehung der göttlichen gesetze ... ein gesetzgeber wider das göttliche geoffenbarte oder natürliche recht nichts befehlen, aber wohl ausnahmen oder zusätze machen ... kann
    1757 RechtVerfMariaTher. 242
  • 1791/92 SvarezVortr. 14
  • die macht der obergewalt in einem jeden staat begreift hauptsächlich drei stücke unter sich: 1. das recht, allgemeine vorschriften zu erteilen ... 2. das recht, diese anordnungen zu vollziehen ... 3. das recht, die streitigkeiten der bürger bei der anwendung der gesetze auf ihre handlungen ... zu entscheiden
    1791/92 SvarezVortr. 469
  • 1797 Kant,Rechtslehre 118
III
Waffengewalt, bewaffnetes Aufgebot, Heeresmacht, mit der die weltliche Macht (II) durchgesetzt wird
vgl. Kraft (IV)
  • ove si jman zu verbuwene begůnde! dat solen si helpen weren mit al irre maiht ane arge list
    1258 Bonn/CorpAltdtOrUrk. I 73
  • das sol der râte vnde alle die burger weren mit aller der macht vnde krafte, so si mugen hân
    1291 SchaffhRbf. 43
  • sollent die herren dar zů helfen nach ir maht unde die stette nach ir eren
    1317 MGConst. V 356
  • mochte we en nicht helpen minne oder rechtes, so scole we en helpen darna binnen verteynachten mit aller macht 
    1318 MecklUB. VI 375
  • sullen alle de tzutzughen mit yrer macht, de den lantfr. ghesworn habn
    1336 GöttingenUB. I 129
  • ab wider sie eniche angrif ader beschedigungen gescheen, das alsdann unser amptlute und stete ... das eylend mit volge und macht wehren ... sollen
    1483 WeimarRotB. 136
  • 1488 Stolz,WehrverfTirol 50 Anm. 93
  • 1499 ZFerd.2 4 (1838) 209
  • TirolLO. 1573 IX 15
  • die selbständigkeit und rechte des staats gegen andere völker zu behaupten, die bürger gegen äussere anfälle zu schüzen, bedarf der staat einer bewaffneten macht 
    1804 Gönner,StaatsR. 588
IV die dem Schiedsrichter von den Parteien übertragene Schiedsgewalt, auch die richterliche Gewalt
  • dat sie wettelicke vinders waren ende dat sie macht hadden te zegghene van den voerseiden sticken
    1281 Brügge/CorpAltdtOrUrk. I 426
  • daz wir zwene ganze und volle maht haben söllen und mogen, sye zü rehtene nach minnen und nach rehte
    1316 FrankenthalMschr. 9 (1901) 44
  • uns des gantze muge und macht gegeben hant, dy zusschen yn zu reden und zu sprechen
    1355 FriedbergUB. I 200
  • di sullen ... gliche macht und herschaft haben daz czu richtene
    1382 FreibergUB. I 99
  • wie man dan die gerichte hegen solle, daz er mit recht macht habe? doruf teilten die scheppen zu rechte, mit der herren bann und der lantlute fulge
    1417 Hessen/GrW. III 392
  • wir recht sproche thun sullen als der partien gewillekorter vnd geordniter richter, alzo haben wir czweirlei macht vnd gewalt in der sachen
    1456 Bocksdorf 527
  • dees ordinarii send dees riuchters, deer hebbet da macht des riuchtes fon hym seelm als da proghesten and presteren and byscopen [ordentliche Richter sind die Richter, welche die richterliche Gewalt aus sich selbst haben, wie die Pröpste und die Priester und die Bischöfe] 
    1457 EmsigerR. 232
  • andere zijn penen corporeel, ende die hebben alleen te setten diegeene die de macht hebben van den zweerde
    1495 Stallaert II 178
  • von aller der wegen die diss gerichts muche und macht haben
    1533 Franken/GrW. VI 768
V familienrechtlich: eheliche Gewalt des Mannes über die Frau, der Eltern über das Kind; allgemein: die Gewalt über einen anderen Menschen (Leibeigenen, Sklaven)
  • ghehuwede vrauwen zyn in de macht van huerlieder mans, in zulcker wys dat se gheen contracten ... vermoghen te makene ... buuten den ... consente van huere mans
    1563 CoutGand I 86
  • de kinderen zyn ende blyven in de macht ende bedwanc van huerlieder vadere ende moedere, tot zy vyfentwintich jaeren oudt zyn
    1563 CoutGand I 94
  • jeder mensch hat angeborne ... rechte und ist daher als eine person zu betrachten. sclaverey oder leibeigenschaft und die ausuͤbung einer darauf sich beziehenden macht wird ... nicht gestattet
    1811 ÖstABGB. § 16
-- hierzu die Einzelbedeutung bei Luther: "Teil der Kopfbedeckung der Frau (Schleier?) als Zeichen ihrer Untertänigkeit", Übersetzung von lateinisch potentia 
  • der man ist nicht geschaffen vmb des weybs willen, sondern das weyb vmb des mannes willen. darumb sol das weyb eyne macht auff dem hewbt haben
    1522 1. Kor. 11, 10/LutherGesAusg. III 7 S. 116
VI Berechtigung, Rechtsstellung, Erlaubnis, Befugnis, Ermächtigung, Bevollmächtigung (volle macht neben Vollmacht), auch die vorrechtliche tatsächliche Machtstellung, der Einfluß auf eine Person
  • nu hoff ich dat die mage min, die hie sint mit sulcher mechte mir helpen solen zů rechte
    1220/30 Morant(Frings/Linke) V. 2469
  • die zwelue [husgenozzen] hant daz selbe reht vnd die selben maht zesagenne an deme gerihte alsam die zwelf gesworne von der stat
    1253 Öhringen/CorpAltdtOrUrk. I 56
  • sie hem macht hadden ghegheuen te wisselne ende wetteleke ghifte te gheuene als van xlii sol. siaers
    1270 Brügge/CorpMnlTekst. I 182
  • dhe uoghet vnde de raet hebbet dhe macht wol dhat se dhen tuch uordhen gancen raet senden
    1279 StadeStR. 86
  • J.v.W. gaf vp den here J.v.C. alt recht ende al die selue macht, dat hie hadde an lande an rente ... te sinen rechten eghindoeme
    1285 Brügge/CorpMnlTekst. I 1026
  • 1293 BrschwUB. I 16
  • der selbe pfleger sol oͮch maht vnd gewalt haben, durftigen vnd siechen in den spital zenpfahende
    1310 FreibDiözArch. 2 (1866) 297
  • alle sake ..., de sic ... vor deme burgerichte to richtende boret, de en scule wi ... efte yenman, des wi macht hebbet, ute dem richte nicht tyen efte laden
    1331 Richter,Paderb. I Anh. 39
  • we willet macht hebben unde beholden unde ouch use erben de stat to losende, so wanne we dat vormoghet
    1334 HamelnUB. I 210
  • der burgreue hat keyne macht daz her der gekoren rotmanne moge keynen abe gezeczen
    1338 MagdebSchSpr.(Gaupp) 272
  • den [de tyegen dusse zate doen] mogen ere swaren mester van erer egene macht pande nemen vor eren avertreden broke
    1339 BremUB. II 450
  • haben sie ... gantz macht meyn erbin ... darvmb geistlich an zw langen
    1343 WasungenUB. 23
  • 1347 CDSiles. 27 S. 170
  • mag er dar nicht komen, so musz er eym ersame manne sin macht geben an dem gude, zu vor antworten in dem selben rechte zu gewyn und zu vor liesen recht als er da were
    1. Hälfte 14. Jh. KlKaiserr.(Munzel) II 95
  • den [burgermaister und dem rat] wir auch ganzen und frein gwalt und volle macht geben haben ... die vertigung ze tun
    1360 JbWien 15/16 (1959/60) 26
  • 1367 Mieris III 220
  • vorlien en volkomene macht, das sie ... vry ... wonen sullen
    1377 CDSiles. VIII 75
  • beholde we desse macht uns unde unsen nakomelingen
    1386 HildeshUB. II 375
  • geben wir vnser liͤben puͤrgern ... die macht vnd die chraft vnd daz recht, daz ein jeglicher mensch ... sein hab vnd sein guͤt ... schaffen vnd geben mag ... wem er wil
    1387 BudweisUB. 234
  • 1397 KrakauStB. II 159
  • hadden nene macht, van uns to vulbordende noch to seggende
    1399 HildeshUB. II 620
  • Ende 14. Jh. EisenachRB.(Rondi) III 99
  • 1404 WesterlauwersR. I 596
  • 1406 FrankfOHof 549
  • er H. das selbigen huses moge vnde macht sal haben zcu vorkouffen
    1428 DresdUB. 148
  • 1430 HildeshUB. IV 73
  • 1442 LeipzUnivUB. 42
  • hebbe wy ... unse macht unde fulbord darto gegeven
    1444 HildeshBrüder 162
  • 1453 Wetterau/GrW. V 732
  • 1461 Kohler-Liesegang II 139
  • 1470 QSchweizG. I 20
  • darupp de stede deme kopmanne to Brugge vulle macht unde last gegeven
    1472 HanseRez.2 VI 555
  • 1474 PössneckSchSpr. I 111, 172 u. 273
  • er sollichs met den amptluten, dy des gelytis macht gehabit habin ... geczügen solle
    1474 PössneckSchSpr. I 275
  • das wir ... yn macht und vormundeschaft seynes bruders kinder ... entscheydin
    1481 Frauenstädt,Blutr. 208
  • haidt der ... juncker ... gesatt eynen deinstman ... tot synen procuratoir ... haedt derselve ... dey macht ... off er sulffs unledich weer, eynen anderen to setten ind eme syne macht uptodragen
    1483 OstfriesUB. II 188
  • 1498 Seeliger,Erzkanzler 195
  • 15. Jh. BayreuthStB.1 321
  • vnser rath vnde scheffen [sollen] ... ganczen gewalt vnde gute macht haben, scheffen zu kyesen
    15. Jh. Kassel/Gengler,CIM. 477
  • H.P. in macht V.S. hat weyter yn beweyslicher unnd trifftiger macht wesende gemechtigt in seynem nahemenn B.B.
    1502 PosenStB. I 297
  • 1507 LübRatsurt. IV 331
  • 1512 MittHess. 1893 S. 68
  • 1522 PfälzW. I 217
  • wen der machtman des klegers seine klage anstellen wil, so ist es vonnoehten, das ehr seine macht im anfange mit der klage einbrenge
    1550 OlmützGO. 34
  • daß der kläger ... gut recht und macht haben soll, sollichs echters hab und gut vor dem keyserlichen cammergericht zu benennen
    1555 RKGO.(Laufs) 195
  • 1585 RevalStR. II 60
  • es mag auch kein mitbürger den andern betaydigen in einer aufgetragenen macht im gastrecht, sondern im geordneten stadtrecht
    16. Jh. BreslStR. 86
  • soo wie gemachticht is van een ander, die en mach nyt voort machtighen. ende die macht en gaet ny verder dan in die ban, dair die macht geschiet is
    16. Jh. UtrechtRBr. II 410
  • 1604 ArchÖG. 17 (1857) 56
  • jedweder, welcher die ... messen zu Leipzig zu beziehen gesonnen, freie macht, gewalt und sicherheit haben soll
    1643 Hasse,LeipzMesse 460
  • ich frage, wie weit ein huhn macht hat, seine nahrung zu suchen? ein huhn soll macht haben, über einen neun arten zaun seine nahrung zu suchen
    1720 Niedersachsen/GrW. III 309
  • 1811 FischereiWB. 36
  • wer eine sache in seiner macht oder gewahrsame hat, heißt ihr inhaber. hat der inhaber einer sache den willen, sie als die seinige zu behalten, so ist er ihr besitzer
    1811 ÖstABGB. § 309
  • oJ. BautzenStat. 62
VII
Wirksamkeit, Geltungskraft und Bestand eines Rechtsakts, einer Rechtsordnung und ähnliches
  • to deme negesten richte schal he tome richte komen vnde veruolgen sine besettinge. ne doit he des nicht, so ne heuet de besettinge nene macht 
    Ende 13. Jh. LübMndStR. 97
  • kan he dat wiisere to brencgen mit eme openen besegelden breyve, de macht hevet, des sal hey geneiten
    um 1300 DortmStat. 110
  • alle di rede vnde alle di tat ... da craft an ist oder macht 
    1308 DresdUB. 18
  • 1340 JurPrut.(Mat.) Kap. 11
  • daz alle dise ... teidinge gůt maht han, stete vnd vnuerwandelt bliben
    1340 MWirzib. IX 140
  • waz wir spreͦchin zu der mynne edir zů dem rechte, daz sal macht und fůrgang habiͤn
    1341 FriedbergUB. I 141
  • dy wort habin macht, dy der sitzende rot bekennet
    Mitte 14. Jh. MagdebBresl. 7 [ebd. 132]
  • 1357 DOrdHessenUB. II 634
  • daz nemen wir ab von keiserlicher maht und wollen, daz es kain craft noch maht hab
    1365 BernStR. III 191
  • desse ieghenwordeghe nyen breue scolen den olden breuen ... nicht hynderen vnde scaden an erer macht vnde bewysynghe
    1366 MecklUB. XVI 139
  • waz sy alle dry mit eynander ... tuen eyntrechtiglich nach unserm besten, daz sal volle macht und vorgang haben
    1370 FreibergUB. II 32
  • 1374 AugsbChr. I 168
  • das dasselbe vrteil volkomene vnd gancze kraft vnd macht haben ... sulle
    1389 FürstenbUB. II 353
  • tzu vrkunde vnd worer sicherheit, daz dise vergepnisse also ernst vnd maht hot
    1396 FreibDiözArch. 23 (1893) 126
  • daz verde aldir hebet sich an zcu eynunzcwenzcig jarin ... waz her tud, daz had volkommende macht 
    Ende 14. Jh. EisenachRB.(Rondi) I 4 § 5
  • do vregede I. ... in deme ... dinge, ... af die len macht hadde
    14. Jh. HalleSchB. I 422
  • vortmer so sal de olderman vragen den gemeynen broderen, wen er de schra gelesen is, aff se der schra macht gheven
    14./15. Jh. Stieda-Mettig 377
  • 1401 BairFreibf. 53
  • 1411/19 GelnhausenGB. 18
  • 1423 Carlie,MndDänKzl. 138
  • 1434 Fruin,Dordrecht I 109
  • 1437 Fruin,Dordrecht I 112
  • 1474 OberhLüb. 157
  • [was] der frouwen nach des mannes tode volgen solle, daz volget yr billichin. unde ap ir daz an den stetin, da eß macht had, nicht bekant, gegebin nach uffgelaßin ist, daz ist der frouwen unschedelich
    1474 PössneckSchSpr. I 34
  • 1512 Stieda-Mettig 338
  • 1518 Stieda-Mettig 469
  • vor 1537 FriesStR. 261
  • welcher beweisz von den amptherren ... bey macht oder ohn macht erkandt werden soll
    1570 Stieda-Mettig 386
  • so einer ... ein bestendig testament gemacht ... haͤtte, dasselbige soll bey wuͤrden und macht gehalten werden
    1577/1738 BremRitterR. 33
  • de ... articulen willen wy by vollem macht geholden hebben
    1623 Nerong,Willk. 20
VIII 1 die Kraft, Befähigung, das Leistungsvermögen des Menschen, im Vergleich zu Macht (VI) mehr im tatsächlichen als im rechtlichen Sinn
  • so fram so mir got gewizci indi mahd furgibit, so haldih thesan minan bruodher, soso man mit rehtu sinan bruodher scal, in thiu, thaz er mig so samo duo
    842 Straßburger Eide/Cap. II 172
  • von weme si den zcol nemen, di sullen si bevriden vnd beleiten noch irre macht, alse verre ir gerichte ist
    1235 MainzRLFr.(Corpus) 16
  • sal hi gelouen tehoudene de gewontten uan den hus na sire macht 
    1236 Gent/CorpMnlTekst. I 22
  • 1285 CorpMnlTekst. I 1087
  • sullen daz bewachin und bewarn, alse verre uns macht und crafft getragen mag
    1349 FriedbergUB. I 170
  • ik ... scal des nicht steden, dar ik des mate unde macht hebbe, dat em jhenegherleyge unghelick sche
    1367 BremUB. III 250
VIII 2 Gesundheit
  • scude ime [Schuldhäftling] scade an siner macht, des blift he [Gläubiger] ane scult, of he sin recht dar to do, dat he nicht ime to arghe ghedan ne hebbe
    1. Hälfte 14. Jh. GoslarStR. 107
IX im wirtschaftlichen Bereich das finanzielle Leistungsvermögen

IX 1 von Personen
  • ob ein losung, oder ein steur auf unser purger geleit wiert, dez schol chainer alain nicht gewen, awer di gemain der purger schol gewen, igleicher nach seiner macht 
    um 1330 BrünnRQ. 364
  • wer ... ze burger in únser statt empfangen wirt, ... dz der ... an únser statt buw geben sol nach siner macht ... als sich die raͤt ... erkennent
    1366 ZürichStB. I 227
IX 2 von Sachen
  • die ghifte te excessyf was naer de macht van den goede
    1442 CoutBruges I 566
  • habe her syner tochter nach macht der gutter unde der schulde, dy daruff stunden, gnuglich teyl in den stugken, die ir zcu yrem teyle geboren mochten, ... gegebin
    1474 PössneckSchSpr. I 136
IX 3 macht van een sterffhuijs die Aktiva, die Vermögenskraft eines Nachlasses (im Zusammenhang mit dem beneficium inventarii)
vgl. Kraft (V)
  • soo wanneer ijmant twijffelt van de macht van eenich sterffhuijs, daervan hij bij testamente ... erffgenaem soude sijn, vermach tot sijnder versekerheijt ende om boven de macht van dijen niet gehouden te sijn, t'selve sterfhuijs te aenveerden onder beneficie van inventaris, mits daertoe vercrijgende behoorelijcke brieven van den prince
    nach 1488 CoutAnvers III 574
X die aus Macht (VIII) und Macht (IX) resultierende Wichtigkeit

X 1 von Personen: Ansehen, Einfluß
  • wante ineteliken iuncfruwen mer macht is den ineteleken, so schal it licghen indeme rade, wer men den broke mer ofte min beswaren wille ofte nicht
    Ende 13. Jh. LübMndStR. 151
  • die ehrwürdigen formen des rechtsverfahrens ..., welche gerecht und unpartheiisch keinen unterschied der macht und des standes kennen
    1818 Landsberg,Gutachten 41
X 2 von Sachen: Bedeutung, Interesse
  • dat wj de stucke dar macht an is mit vsen breuen vor nyen wolden
    1311 BrschwHzgUB. I 133
  • zii copen moghen paerde ende andre cleene dinghen, daer gheene grote macht ane leight, ende dat moghen zii weder vercopen
    1359 HansUB. III 215
XI illegitime Machtanwendung, Gewalt
  • alle recht ropt vnde de decretal, dat men macht myt crachte scal weren nicht dorch wrake stiff, mer to beschermende io dat lijff
    um 1400 Der Leyen Doctrinal 196
  • wert dar we vorclaget dat he ene vrouwe nottoget hefft vnde wyllen de sandemen ene vredeloes sweren so scholen se sweren dat he se myt walt vnde myt macht yegen eren willen beslapen hefft vnde scal dar vredeloes vmme wesen
    um 1400 JyskeLov 313
  • wir ... bestetigen yn ein sollichs ... in krafft dieses brives ane eyns iglichin widergesin, machte, insprache und ane allirley intrag, arglist und geverde
    1445 KahlaUB. 33
  • wie compt in eens anders huys by daeghe off by nachte myt weld off myt machte ... soe wat hem ancompt, dootslachte off wondinghe, dat sal wesen boetloes
    BolswardStB. 1455 Kap. 92
  • haet ter schyt mit macht, dat schil ma myt macht dis riuchtes wrbeck drywa [was durch Macht geschieht, das soll man durch die Macht des Rechtes zurücktreiben] 
    1480/81 JurFris. II 142
  • macht doen: officiare
    um 1500 ZWortf. 15 (1914) 293
  • erstlich soll das gericht von wegen der wild- und rheingraven behegt werden, recht erlauben und macht verpieten
    1515 ArchHessG.2 3 (1904) 135
XII räumlich gesehen: Machtbereich, Herrschaftsgebiet, Staat
  • in so wat manieren poortre of poortrigghe goed gheeft of uut sinen handen doet, in so wat manieren dat es so dat's uut scepenen macht gaet
    1286 CoutGand I 414
  • 1329 Stallaert II 178
  • ghewunne wi ... enighe viande ... die buten onsen landen ende steden gheseten weren, die en sůelen in onser en gheens lande noch macht ... onthauden, beschirmt of versekert sijn
    1359 Nijhoff,Ged. II 113
  • das ... systema derer europaͤischen machten 
    1746 Moser,StaatsR. 28 S. 4
XIII abgeleitet von Macht (VI): Bevollmächtigter
  • of onser verbondenen enich, of onse macht, amptlude of lude, den vytwendinghen omme alsulke anegrips willen ... navolginghe dede
    1359 Nijhoff,Ged. II 118
XIV metonymisch zu Macht (VIII): ordnungsgemäßer Zustand
  • dejenige, so sine tüne nicht bey macht holt des sommers und dat vehe bricht dorch ..., so schall dejenige ... den schaden bethalen
    1623 Nerong,Willk. 19
unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):