Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Magschaft

Magschaft

, f.

vereinzelt auch Mage-, Magenschaft 
die durch die gemeinsame Abstammung von einem Vorfahren begründete Verwandtschaft; die Magschaft zählt meist von den Geschwisterkindern ab; kirchenrechtlich auch: das durch eine Ehe oder eine sonstige geschlechtliche Verbindung oder Taufe und Firmung (geistliche Magschaft, cognatio spiritualis) zwischen den beteiligten Personen und ihren gegenseitigen Angehörigen begründete Verwandtschaftsverhältnis als Ehehinderungsgrund; häufig in erb- und eherechtlichen Regelungen sowie in Beteuerungsformeln, daß etwas nicht aus sachfremden Gründen (wie der Verwandtschaft zu einer betroffenen Person) geschehe; Magschaft leisten "versprechen, jemanden so zu behandeln, als ob ein Verwandtschaftsverhältnis bestünde" (vgl. den Beleg von 1474)
zu Mage
  • salic folc godes, sibbeon bitengea, man mid mâgskepi 
    1. Hälfte 9. Jh. Heliand6 V. 1441
  • mācschaft ist ein selpwahsen ēre
    1190/1230 WaltherVogelw. 79, 22
  • dit is de erste sibbetale [aL.: mageschoph] de men to mage rekenet
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. I 3 § 3
  • alle die d'r vater nennet ze zevge uor d'm rihter ... die nesuln d's niht uberwinden. durch mageschaft noh durh d'heiner slahte dinch sin gesten d'm vater d'r warheit
    1235 MainzRLFr.(Corpus) 12
  • die magschaft get von bruͤder chinden vnd von swester chinden, deu in dem ellbogen stant
    um 1275 Dsp.(Eckh.1971) LR. Art. 6 § 1
  • dat alle de clercke, die ter maechschap behoren van den ghenen die den verde ghegheven hebben been syde ende bander syde syn in dien verde
    1297 CoutGand I 426
  • si also verre zu im gebunden si an sippeteil oder an mageschaft, daz si zu rechte vor in antwerten sulle
    um 1300 FreibergStR. 23 § 3
  • so welic man ofte wrowe the use borghere si sterft sunder kindere, ... the naghesten maghe van gewether siden, beythe van vader unde moder, liker bord unde liker machscop, scolen dhat gud like delen
    1303/08 BremRQ. 46
  • 1307 BrschwHzgUB. I 123
  • di selben weingarten gehorten in an erbleich von einer vrown, der er ze mageschefte iach
    1311 KlosterneubStiftUB. I 122
  • 1325 Fivelgo/Richth. 293
  • man und weip ist ain leip, und darum get magschaft an in an, sam von einer wurtzen und von ainem haupp
    um 1330 BrünnRQ. 401
  • Mitte 14. Jh. MagdebBresl. 150
  • 1355 DortmStat. 81
  • sin eynerley kinder, dy geborn werden in suntlicher natuer, also in gestrigkter natuer rechter mogeschaft unde unrechtes blutes. den ist alles erbeteyl widderleyth
    nach 1358 Rb.n.Dist. I 5 Dist. 8
  • wy man dy magschaft beweisen sal ...
    1386 Wasserschleben,Samml. 79
  • sprachen die gesworen ... dat sie dat niet gesacht ... en haven umb lief, leit, gave, vruntschaf, maechschaf, anxt, vorte drauwe noch nit, noch umb gunst, dan umb die simpel purliche wairheit
    1395 Eifel/GrW. II 690
  • Ende 14. Jh. EisenachRB.(Rondi) II 23
  • Ende 14. Jh. Erler,NeustadtWeinstr. I 287
  • 2. Hälfte 14. Jh. IglauOberhof 356
  • mageschaft wirt von der e wegen. also werden zwy mensch gelobt zesamen zu der ee ... so wirt von irer paider willen, den si zw der e haben, ain sölich magenschaft zwischen ir paider magen
    2. Hälfte 14. Jh.? BerthRechtssumme 1600
  • auch wirt die mageschaft wann zway ledige menschen, die nit ain e mit ain ander haben, die vnchawschait treiben mit ain ander, also daz ir paider natürlicher sam wirt zesamen gemischt in dem vnchawschen werck
    2. Hälfte 14. Jh.? BerthRechtssumme 1602
  • mageschaft die gaistlich ist, die chummpt von den sacramenten der tauff vnd der firmung, vnd wirt mit den laüten, der daz chind ist ... vnd mit den die daz chind halten zu der tauff vnd firmung, vnd mit dem chind. vnd die mageschaft ist also starck, daz der vater oder die můter des chindes nit muͤgen genemen den menschen zu der e, der daz kind gehalten hat zu der tauff vnd der firmung ...
    2. Hälfte 14. Jh.? BerthRechtssumme 1612
  • wert he [Totschläger] ouer richtet, so schal syn gued volgen sineme wiue, kinderen ofte vrunden, alse sick dat boret na magheschop 
    um 1400 BillwLR. 329
  • um 1400 MagdebFr. 94
  • voirmonderscap van maichscap wegen
    1417 CleveStR./ZRG. 9 (1870) 431
  • in gebarener maichscap dair sint lede, off anders genoimpt graide
    1417 CleveStR./ZRG. 9 (1870) 432
  • 1423 Nijhoff,Ged. IV 9
  • de bom der magescopp ... dit is de bom der geistliken mageschop 
    1428 Eis,Verwandtschaftsbäume 136, 138 u. Tafel IX
  • 1429 MainzChr. I 376
  • niet meer dan twee personen tzamen zullen ... zitten inden gherecht, die naerder malcanderen zijn van maesschappen of van zwagherschappen van eenre maechtael dan aftersusterkijnt of daerbeneden
    1432 Fruin,Dordrecht I 108
  • ist das eyn geborner mogeschafft, so heyszen is geleede; desir gelede sint czwei, eyn gelit geet uffwert, alze vater, eldervater und vort, ... das ander geet nederwert, also son und sones kint
    1435/54 DanzigSchB. 18
  • umb lieb ader umb leidt, umb sippe ader mageschafft ader eincherlei ander sache
    1444 MainzKämmW. 157
  • dewile de mageschup so na were, ... dat se [Zeugen] sick nicht nemen mogen to der ee umme sibbetals willen, so en moge [der Zeuge dem Kläger] nicht tugen in dusser sake
    1458 GöttingenStat. 350
  • hat R. [der Totschläger] ... globt rechte mogschafft und fruntschafft zu leisten des gnanten L.v.B., den er dirmort hat, nochgelossen kindern, ap in ire eldern abgingen, das er sie zu im wil nemen und sie erneren, bis sie sich selbis können dirneren, und sich kegen jn halden, als ap sie seine eignen kinder weren
    1474 Frauenstädt,Blutr. 205
  • 1474 PössneckSchSpr. I 115
  • by dem boume der geistlichen mogschafft ist des ersten zů wissen, was geistliche mogschafft sy. geistliche mogschafft ist ein zůgehoͤrde etlicher person, die do entstot von hantreichen etlicher sacramente oder von dem halten zů den selben sacramenten
    1482 Eis,Verwandtschaftsbäume 169
  • um 1491 KamenzUB. 128
  • die fraw sey abgangen und hab sein haußfraw maugschaft nach ordnung der statrecht uff sy firgepracht alls ain erbin
    1494 Augsburg/Gierke,U. 76 S. 56
  • dat maesscap anders niet en is dan eenen bant van persoonen uuyt eenen troncke dalende. malcanderen bestaende, bydyen dat d'een van den anderen gecomen is, oft dat zy beide van eenen comen en gedailt zyn uuyt eenen bloede
    1495 Stallaert II 179
  • 2. Hälfte 15. Jh. SchlettstStR. 378
  • des en sel ic laten om lieve noch om lede, om maescap noch om zwagerscap, noch om anxt van mynen live noch om anxt van mynen goede, noch om geenrehande saken
    15. Jh. UtrechtRBr. I 389
  • her nicht geczugen wolle durch mogeschaft, leipniszgabe nach gifft, sunder luterlichin durch des rechtin wille
    15. Jh. Wasserschleben,Samml. 390
  • um 1500 Siegl,Eger 19
  • sollen die richter schweren ... das sye wollen vrthel geben ... wie recht ist ... vnd nit ansehen frombschafft magschafft nutz oder schaden
    1502 Reyscher,Stat. 18
  • die eyne [sippeschaft] ist eyn naturliche mageschafft und die gehit von eyme vater unnd von einer mutter. die ander ist ein magcschafft, die do komet von eyme geslechte in das ander umb zweyer elichin luthe willen. die derthe mageschafft ist geistlichen, die do komet von den cristenglouben in der touffe unnd in der fermelunge. und disße drie hindern alle die ee, aber nicht in glicher wieße
    1503/04 PurgoldtRb. I 19
  • magschafft hat irn vrsprung auß eelichen vnd vnuerbotten heyratten
    Layensp. 1510 Bl. 23v
  • szo de tughe vor af sweren willen, dat ze umme neyner ghunst, magheschop yfte fruntschop tughen willen, ßo mach ere tuchnisse ... ghescheen
    1516 RevalRatsurtb. 5
  • 1522 SchrBodensee 18 (1889) Anh. I 41
  • 1530 Schenck,GerichtsO.(Günther) 13
  • wir wellen auch niemand der sip und magschaft halb an der ehe weiter verhindert haben, dann das gottlich und die mitstimenden kaiserlichen recht ausweisen
    1532 Memmingen/Sehling,EvKO. XII 254
  • 1533 BernStR. VI 1 S. 402
  • 1534 Reyscher,Ges. IV 67
  • 1544 Preußen/Sehling,EvKO. IV 69
  • [der Schöffe] salt recht urtheil weisen ... und ... daß nit laeßen umb lief noch umb leyd, ... umb machschaft, umb gold, umb silber
    1. Hälfte 16. Jh. Bär,Koblenz 80
  • ob ... ainer ... ainicher handlung von mag oder sippschaft wegen verwandt oder zůgethon were, so soll ain jeder, er sei im rath oder gericht, ... bei derselben sachen ... nit sitzen
    1555 ÜberlingenStR. 405
  • 1574 Frey,Pract. 303
  • 16. Jh. BreslStR. 98
  • 1601 Reyscher,Ges. XI 3 S. 231
  • 1610 CoutOstende 152
  • maeghschap dan is driederhand: opgaende, nedergaende, ende zijdeling
    um 1620 Groot,Inleid.(1952) 124
  • BadLR. 1622 III 6, 1
  • ich ... gelobe ... daß ich in allen sachen nach ... meinem ... vermoͤgen, conscience und vernunft richten ... will; unangesehen magschaft 
    1650 EstRitterLR. 166
  • weder umb gelt, freundschaft noch feientschaft, magschaft, umb keinerlei weisz
    1662 Niederrhein/GrW. VI 690
  • sipp/ maag- oder schwagerschafft 
    1683 UlmUnzuchtO. 21
  • das nicht lassen, weder durch liebe noch leid, gifft noch gabe, freundschafft noch magschafft 
    1687 HalleRegO. 7
  • 1727 Leu,EidgR. I 110
  • AppenzLB. 1733 S. 82
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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