Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Mantel
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, m., auch f.
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I
das in verschiedenen Formen vorkommende Überkleid ist häufig Gegenstand rechtlicher Regelungen
- fon mentel and fon tha stacke ma rent [vom Mantel und vom Umhang, den man zerreißt]Ende 13. Jh. BrokmerR. § 58
- er he vor sinis herrin antwer kome, sol er von ime legin swert unde mezir unde sporn ... her sol ouch den mantil uzzihen unde hengin uf die acslin odir von ime leginAnfang 14. Jh. GörlitzLehnR. 26 § 36
- um 1320/2. Hälfte 14. Jh. RegensbUB. I 721
- 1332 RegensbUB. I 380
- welche zu Wienn lebendige fisch verkauffen, sollen ohne mantel mit blossem haubt ... auff dem marckt so lang stehen, biß sie ihre fisch verkaufft haben: und dieses darumben, damit sie desto geschwinder ihre fisch verkauffen, und wohlfeil geben sollen1340 CAustr. I 353Faksimile - digitalisiert von der Universitätsbibliothek Heidelberg
- nymand sal tragin guldynne, sylberyne adir sydynne mentil, rocke vnd ioppen1374 BreslUB. 239Faksimile - in Google Books
- es sal ... nimant eins mannes nach wibes brodelung unerclagter dinge hoher pfenden danne mit dem, das er uber sinem gurtel hat, das ist hut, mantel oder kapp1379 Miltenberg 314Faksimile (ca. 234 KB)
- [Pfändung:] dem weib sol der richter lassen ainen mantel und ir pettgewant, da si täglich inn geet1391 Oberösterreich/ÖW. XIV 443
- Ende 14. Jh. BerlinStB. 196
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- gebieten wir, daz man dheim leister ... niht kouffen sol roͤck noch mentel, hosen, kappen ..., ez enwerre danne, ... daz er sein kleider in der leystung zuͤbrecheEnde 14. Jh. WürzbPol. 95
- 14. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 462
- um 1410 Harzgerode/Schwsp.(Kurzform/Gr.) 191 (Kz.2)
- sy sollen auch geben von dem schwechsten habern, doch also, daz man jn spraitt auff ainen manntel vnd wer, das sprúwer oder helwen an dem manntl gehiengen, so sol man jn baß beraitten, alßlang biß daz er lautter vnd klar wirdet1414 Alemannia 14 (1886) 19
- wil ein tumbrobst der stüre enbern nüt so würt si geleit und gesammet, man sol si legen uf einen mantel uff dri huffen ane geverde und nimpt ein vogt ein huffen und ein tumbrobst zwen1450 Burckhardt,Hofr. 67Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- hvasa otherem then mantel offsplit thre scillingar [wer einem anderen den Mantel herunterreißt, verwirkt drei Schillinge]Mitte 15. Jh. EmsigerR. 200
- 1467 Nördlingen/Eisenbart,KleidO. 95
- gerade ... darczu gehoren ... alle wipliche cleydere, eß sint mentel addir rögke1474 PössneckSchSpr. I 120
- das niemand ... in allen unsern landen ... dhein kleyder, mantel, roͤck, juͥppen oder ander bekleidung, dann daͤmit die schamm vor und hinden vollkommenlichen bedackt sy [tragen soll]1481 BernStR. VI 1 S. 104Faksimile - digitalisiert im Rahmen der "Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen online"
- wen einer in ein fridtbruch falth ..., solle ... einem solchen weder tägen noch manthell vnder währendtem rath gelassen werden1543 SchwyzLB. 27Faksimile - in Google Books
- zur gerade gehören: der verstorbenen frauen kleyder, nämlich: eine kirsche oder mantel, ein rock, ein halsz koller, eine jacke oder hartz kappe, als sie an einem feiertage getragen1555 MittOsterland 3 (1853) 89
- 1609 CoutAnvers IV 754
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- ein jeder ... den mantel als den rechten kirchen-habit antragen ... sölle1671 BernStR. VI 2 S. 951Faksimile - digitalisiert im Rahmen der "Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen online"
- wann einer will ein eid tun, stehet er auf im mantel und wehr1673 SchweizId. IV 341Faksimile - digitalisiert in der Onlineversion des Schweizerischen Idiotikons
- 1674 GasterLsch. 185
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- an sontagen sollend in der statt alle verheurathete im hauß gottes mit schwartzen maͤntlen erscheinen, ohnverheurathete ... moͤgen maͤntel von anderen farben tragen1715 BernStR. VI 2 S. 959Faksimile - digitalisiert im Rahmen der "Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen online"
- wann eine frau ihren mantel oder pater noster auf ihres hauswirths seel. grab fallen laͤst, und nicht mehr dann ein kleid anhaͤlt, ungefaͤhrlich, und das mit dem eyd berecht, ob sie darnach wohl zur nahrung kaͤme, so ist sie nicht schuldig zu zahlen die schulden1744 AnmFrankfRef. 2. Forts. 108
- in ... maͤnteln ... nach hof, das ist in die zimmer, zu kommen, laufft wider die dem haus des fuͤrsten schuldige ehrerbietung1761 Moser,Hofr. II 441Faksimile - in Google Books
II 1
im weltlichen Recht Teil des Krönungsornats, im geistlichen Recht ein Teil des liturgischen Gewandes mit teilweise symbolischem Gehalt
- [Herzog Rudolf IV. von Österreich erklärt:] daz wir in unsrer stat ze Zovingen gelihen haben unser lehen in fürstlichem geczirde mit hůte, mentiln und andrer zirde, die einen herzogen angehoͤren mochten, und wir ... wissen, daz wir ze Swaben und ze Elsazzen nicht herzog sein1361 Lippert,Lehnb. p. 70
- [bei der Aufbahrung] hett [der Kaiser] guldin purpurhosen und mantel an und die kron der maiestaten het er uff sinem haubt1378 AugsbChr. I 60Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- waz ein bischof czu Meideborch ... der enphinch seinen mantel vom babst1378 SilleinStRB. 52
- 2. Hälfte 14. Jh. BremGQ.(L.) 64
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- 1414 RTA. VII 244
- 15. Jh. Schwsp.(L.) LR. S. 133 Anm. 217 [Herzog von Kärnten]
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- durch diesen mantel [Pallium] wird ... plenitudo ecclesiasticae potestatis, die voͤllige kirchen-gewalt, auch consummatio electionis ... bedeutet; dahero er auch denen ertz-bischoͤffen bei ihrer degradation wiederum genommen wird1723 Staphorst,HambKG. I 1 S. 34
- die ... kayserlichen kleider ... bestehen in einem mantel, ... in einer dalmatica, ... in einer alb, ... in einer stola, ... in struͤmpffen und sandalen, ... in handschuhen, ... sodann in 2 guͤrteln1738 Moser,StaatsR. II 429Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- ehe ein ertz-bischoff oder patriarch den mantel nicht empfangen, kan er sein hohes amt, da er gleich darzu geweihet worden ist, nicht treiben1739 Zedler XIX 1100Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
II 2 a
im weltlichen Bereich als Kennzeichen einer rechtlich herausgehobenen Stellung; im 18. Jh. in Preußen bei den Advokaten heftig umstritten
- swar men dinget bi koninges banne, dar ne scal noch scepen noch richtere kappen hebben an, noch hut noch hudeken noch huven noch hantscen. mentele scolen se op den sculderen hebben1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. III 69 § 1
- wen der richter fraget vmb ein vrtel für den gehegten ding, tut er seynen mantel nit abe vnd seinen hut ader bitet nit laub, der gibet zcwen schilling15. Jh. LeutenbergStR. 437Faksimile (ca. 56 KB)
- um 1500 Alemannia 14 (1886) 5
- [bei Untreue der Armenvögte] soll ihnen der mantel genoemen werden, welchen sie amptz halven dragen1576 Emden/Sehling,EvKO. VII 1 S. 459Faksimile - digitalisiert von der UB Heidelberg
- die rath besizungen sollen in umbnembung der mändl ... beschehen1667 Oberösterreich/ÖW. XII 142
- es sollen ... die procuratores zu bestimmter zeit ... in denen audientzien [beim Reichskammergericht] und zwar mit schwartzen maͤnteln und kleidern, ohne degen erscheinen1713 RAbsch. IV 291Faksimile (ca. 105 KB)
- 1714 RAbsch. IV Zugabe 79
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- daß alle ober-officiers in dem kriegs-rechte mit maͤnteln erscheinen. auch nicht anders das gefaͤllete urthel dem obristen ... uͤberbringen muͤssen1723 Lünig,CJMilit. Anh. 525Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- 1728 ActaBoruss.BehO. IV 2 S. 277 u. 409
- 1738 ActaBoruss.BehO. V 2 S. 397
- [ministerielles Schreiben an den König:] mangel der tüchtigen advocaten, weil wegen des mantels sich niemand, wann er sonst sein brod verdienen kann, darzu angeben will1745 ActaBoruss.BehO. VI 2 S. 842
- [königliche Kabinettsorder:] was ... die tragung der mäntel von denen advocaten anbetrifft, so kann ich ... nicht eigentlich finden, warum diese art von kleidung so anstößig sein könnte, da ich solche nicht anders als eine art von kleidung ansehe, wodurch der advocat vor andern leuten distinguiret wird1748 ActaBoruss.BehO. VII 478 [vgl. ebd. 479]
- 1754 BernStR. VII 1 S. 408
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- er [Schulmeister] soll bei allen seinen oͤffentlichen amtsverrichtungen mit einem mantel begleitet seyn1768 SammlBadDurlach I 279Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- 1790 SchweizId. IV 341
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- alle procuratoren muͤßen ... in der audienz, als dem solennen gerichtsort, mit schwarzen kleidern und maͤnteln ohne degen erscheinen1791 Malblank,Kanzleiverf. I 217Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- 2. Hälfte 18. Jh. SchweizArchVk. 10 (1906) 177 [ausführlich]
II 2 b
im geistlichen Bereich: Ordenstracht, -kleidung, Amtstracht der protestantischen Geistlichen
- auch hat vnser hailiger vater der papst herr Urban der fünft gepotten, daz der probst, der guster, der techent, der sanchherr vnd die chorherrn allgemainchlich tragen sullen ob iren vndristen gewand ... ainen mantl var offen genannt ein chappen1365 Zschokke,MetropKapitelWien 33
- goddesriddere, de den mantel droghenAnfang 15. Jh. LübChr. II 152
- die ... thůmhern wuͥssen ... us in selbs, nach besag der baͤpstlichen bullen, wie si mitt irn dalmutzien, maͤnteln, uͥberroͤcken ... handeln soͤllen1485 BernStR. VI 1 S. 191Faksimile - digitalisiert im Rahmen der "Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen online"
- [die Statuten der Schwestern von Nürnberg sagen ausdrücklich, die Schwestern sollten sich gleichförmig halten] in der gemeynen, dyemütigen, grawen farb in mantellen, röcken vnd schürtzen1500 F. Doelle, Brauchtum des Dritten Ordens in Deutschland/Volk und Volkstum, Jahrbuch für Volkskunde, hrsg. in Verb. mit der Görres-Gesellschaft I (1936) 178
- 1664 BernStR. VI 2 S. 948
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- 1684 AachenZ. 6 (1884) 45
- 1722 Niedersimmental 167
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- eine jede ... der ... neuwen stüftsfräuwlen bei erhebung des [Chor-] mantels den gewohnlichen aid darauf zue praestiren verbunden seind1723 GasterLsch. 284Faksimile - digitalisiert im Rahmen der "Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen online"
- [ein Propst] ward per sententiam consistorii ... [wegen Diebstahls] removiret ..., indem ihm der consistorial-bothe ... den mantel und kragen abnehmen muͤssen1781 HistBeitrPreuß. I 225Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
III
Bestandteil einer für bestimmte Personengruppen vorgeschriebenen Kleidung
- umb daz dieselben dirnen ... under erbern frowen erkant werden mögen, so ist erkant, was mentel dieselben frowen tragent, die söllent kein bast haben und darzů drijer finger breit ob der erde sin1471 StraßbZftO. 459Faksimile - digitalisiert von der Staatsbibliothek zu Berlin (SBB)
- die siechen sellent nit in das dorf gan oder si heigent dann die grauen mäntel anum 1612 SchweizId. IV 341Faksimile - digitalisiert in der Onlineversion des Schweizerischen Idiotikons
- [sollen] alle juden ... gelbe ring an ihren maͤnteln oͤffentlich, damit sie vor den christen zu erkennen seyen, tragen1614 Moser,Reichstage I 268Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- 1768 Scotti,Trier III 1229
IV
vermeintliches Transportmittel von Hexen und Zauberern
- die hexen, das sind die boßen teuffelshuren, die da milch stelen, wetter machen, auff boͤck und beßen reytten, auff mentel faren, die leutt schiessen, lemen und vordurren, die kind ynn der wigen marttern, die ehlich glidmaß betzaubern unnd desgleychen1522 LutherGesAusg. I 10, 1, 1 S. 591
- man soll ... bey der erkantnuß ... in acht nehmen ... ob sie [wer zauberey treibt] ... die leuth auffm bock, mantel, und schiff herbringen koͤnnenNÖLGO. 1656(CAustr.) 60 § 4Faksimile - digitalisiert von der Universitätsbibliothek Heidelberg
V 1
das Greifen an den Mantel symbolisiert die besondere rechtliche Verbindung der an einem Rechtsakt beteiligten Personen
V 1 a
im Lehnrecht; bei der Gesamtbelehnung greifen die Mitbelehnten sich zB. an die Mäntel, um so eine körperliche Verbindung zum Lehnsträger (II 1) herzustellen
vgl.
1Kappe (III)
- also griff ime H. ... an sinen rechten geren an sinem mantel und sprach: ich gesinne der lehen zu einem male als recht ist1432 ZGO. 36 (1883) 431 [vgl. 1451 ebd. u. 1477 ebd. 432]Faksimile - in Google Books
- mit angreiffen eines pommerischen abgesandten mantels hinterwarts sich benuͤgen lassen1679 Besold,Thes.2 721
- denenjenigen gesandten, so voran gekniet, und wuͤrcklich geschworen, wurde von dem kayser das blosse schwerdt, ... den knopff daran zu kuͤssen, jedesmahl vorgehalten, die andere nachkniende gesandten aber griffen in absicht der gesamten hand und mitbelehnschafft, gleichwie bey der reichs-belehnung, einander an die maͤntel1720 Lünig,TheatrCerem. II 958 [ebd. 963 u. 974]Faksimile - digitalisiert in Kooperation mit der Universitätsbibliothek Heidelberg
- 1768 Dreyer,Neb. 295
V 1 b
bei einer Testamentserrichtung greifen die Beteiligten an den Mantel des Richters
- wan ein person beschloßen satzunge machet, dabi sall ein richter nuene oder zehen wohnhaftige burger han und sall sinen mantal oder rock breiden und die personen, die die satzung machent und die gezuge, die manne dar zu nemet, heißen angrifen und sall die beschlossene satzung gegenwortig uf den mantel ... legenAnfang 15. Jh. MainzGFormel 33
V 1 c
beim Abschluß von Verträgen (insb. unter Juden) dient der Griff an den Mantel der Beteiligten oder einer Amtsperson als Vertragsbestätigung
- [ein Jude schwört auf das Buch Mose Urfehde und hat] nach der juͤdischen gewonhait an den mantel angeruͤrt1475 UrkJudRegensb. 54
- wiltu mir nu also gerecht waͤrn nach lautung der ... ordnung, so greif mit mir itzo an mantel fuͤr zweien zeugen1498? UrkJudRegensb. 232
- wie wol die juristen in iren büchern haben, daß ein bloß und schlechte wertheißung, nuda promissio, non dat actionem, müg darumb keiner den andern mit recht anziehen, darumb nemen die bauern den mantel in die hand, ut promissio sit vestita1518 Geiler von Kaysersberg/GrRA.4 II 146Faksimile - digitalisiert vom Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte
- wann ein juͤdisches weib etwas bewilliget, so muß solches sie bei dem juden-rabiner bekennen, und zu bestaͤtigung dessen, greiffet sie ihm an den saum des mantels, und alsdann wird daruͤber ein schrifftliches instrumentum nach juͤdischem brauch außgefertiget, welches der mantel-grieff genennet wird1726 Friedenberg,TractJurPract. I 1 S. 206
- 1739 Zedler XIX 1102
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- daß wir bey kauf- und andern contracten uns eines ... mantels bedienen. diesem muͤssen zwey zeugen anfassen, welche den beyden contrahenten ... erklaͤren, auf welche bedingung man den contract getroffen. jeder zeuge breitet alsdann das ende des mantels aus, und alle diejenigen, so den handel bevestigen wollen, greiffen an das ende dieses mantels1742 J.G. Heineccius, Verm. Anmerckungen ... (Berlin 1742) 16f.
- der aeltere bürgermeister nimmt seinen mantel und reichet selbigen dem verkaeufer anzufassen ...1745 Westphalen,Mon. IV Praef. 34 Anm.
- [in] Frankfurt ... geschehen ... die waͤrschaften und dabei vorgehende resignationes dominii in ansehung der liegenden guͤter vermittels angriffs eines zipfels des burgermeisterl. mantels1752 J.H.H. Fries, Abhandlung vom sogenannten Pfeifer-Gericht ... (Frankfurt/Main 1752) 229
- 1768 Dreyer,Neb. 295 Anm. n
V 2
das Aufhängen des Mantels an der Tür durch den Vollzugsbeamten symbolisiert mit anderen Handlungen die Besitzergreifung an einem Haus
- 1781 Bothe,BrauchFrankf. 122 [vgl. Anm. 323]
V 3
das Fallenlassen des Mantels der Witwe auf das Grab des Verstorbenen symbolisiert den Verzicht auf das Erbe zur Beschränkung der Schuldenhaftung
vgl.
legen (I 1 h),
Mantelfallen
- wann ein fraw jren mantel oder paternoster uff jres hußwirts ... grabe fallen let und nit me dann ein cleit anhelt ... und das mit dem eide berechtet, obe sie darnach wole zu narunge quam, so ist sie nit schuldig scholt zu bezahlen, die ir hußwirt gemacht hette1450 FrankfOHof 519Faksimile (ca. 153 KB)
- 1451 Loersch,Ingelh. 314
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- 1460 FrankfGesMA. 353
- 1484 FrankfOHof 519
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- wann ein frauwe den mantel uff dem grab liegen läßt, wurdt ir dann darnach zugesprochen und schwert sie uff den heiligen alß recht ist, daß sie ires mannes erbteyl oder gutts nichts genommen oder behaltenn hab, so ist sie dem kleger nichts pflichtig15. Jh. OppenhStB. 199
V 4
die Vorlage des Mantels beim Gericht oder sein Hochhalten zeigen an, daß der Betreffende sein Gut verlassen hat oder verlassen will
- 1502 Niedersachsen/GrW. IV 684
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- haben solch faathleuth die freiheit, welches jhar oder tag darin gewohnet und sich darin nicht ernehren könte, der mag trei tag u. sechs wochen sein gut im lenzen brauchen, in solcher maßen daß er kein fewer zu scheren soll, sein stab fur die thür stellen, den mantel ahm hals halten, die wagendeissel zum hof auskehren, u. soll bei dem voigtschultheßen gehen u. mit ihme rechnen, damit er dem voigtherrn nichts schuldig pleib1537 Westerwald/GrW. I 637Faksimile (ca. 244 KB)
V 5
die Umhüllung oder Bedeckung einer Person mit dem Mantel einer anderen symbolisiert ihre Aufnahme in deren Rechts- und Schutzbereich
V 5 a
allgemein, meist in literarischen Quellen
vgl.
Decke (I)
- um 1210 Wolfram v. Eschenb.,Parzival 88 V. 9
- 1210/20 Wolfram v. Eschenb.,Willehalm(Schröder) 291 V. 5
- vor 1230 Stricker,Karl V. 8846
- Ende 13. Jh. HMS. II 140
- soll ain probst ain wittwe vnd ihre khündt nemmen vnder seinen mantel vnd soll sy schirmen zue dem rechten1469 Allgäuer Geschichtsfreund 16 (1903) 67
V 5 b
bei der Trauung
- 1739 Zedler XIX 1095
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V 5 c
bei der Legitimation unehelicher Kinder
- so sprechent saͤmlich lûtte die ungelerten: er [Vater] sulle sie [uneheliche Kinder] zů im hullen under den mantel, alß er ir můtter elichen neme, oder sullen sie mit der gûrtel umb vahen zů im. des ist nicht. wa die kind sint, so sint sie ekindum 1300 Schwabenspiegel/ZRG.2 Germ. 25 (1904) 159Faksimile - digitalisiert vom Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte
- die [K. von Isenberg] hatte den kebißßon die weile [bei der Trauung] under yrem mantil, uf das her eynen elichen namen erkrigen mochtevor 1440 Rothe,DürChr. 458Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
- 2. Hälfte 15. Jh. Mencke,Script. II 1487
- 1739 Zedler XIX 1102
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- 1757 C.G. Knorre, Rechtl. Abh. u. Gutachten ... (Halle 1757) 23
- 1768 Dreyer,Neb. 275, 291 u. 293
- 1785 Fischer,KamPolR. I 289
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V 6
bei der Trauung ohne Bezug zu V 5 b u. c, auch mit abergläubischer Deutung
- nû nimet ... ir geborn voget, diu wete unde die frouwen unde ain swert unde ain guldîn vingerlîn unde ainen phennich unde ain mantel unde ain huot ouf daz swert, daz vingerlîn an di helzen, unde antwurtet si den man12. Jh. Schwaben/MSD. 320Faksimile - digitalisiert von der ULB Düsseldorf
- kniet eine braut ihrem braͤutigam vor dem altar auf den mantel, so bekommt sie die oberherrschaftJournDeutschl. 5, 2 (1788) 184 [vgl. AberglWB. V 1590]Faksimile - digitalisiert von der UB Bielefeld
V 7 a
den Gerichtsstab unter den M. nehmen zeigt die Endgültigkeit einer gerichtlichen Entscheidung an
- nach verlesenem urtheile nimmt der schulzendiener sein weiß stöckchen und schlägt damit für sich auf die lehne des schöppenstuhls, zum zeichen, daß das urtheil gefället, und gleichsam das stöckchen darüber zerbrochen sei, nimmt es unter seinen mantel, und läßt es nicht mehr sehenvor 1708 Löschin,BeitrDanzig III 72
V 7 b
im Zusammenhang mit der Leistung von Abgaben und Diensten
- die armenlut ... habent ... ein zufart zů den von B. ... bis zů dem schonwasen, da sollent und mogent vier herten zusamen komen ..., da soll dann R. hirt sinen mantel abtůn unnd den spraiten unnd sollent das aubentbrot mitteinander essen1483 WürtVjh.2 12 (1903) 146
- 1507 PfälzW. II 550
- an sand philipstag soll bei scheinender sonn im jägerambt aufn mantl gedient werden16./17. Jh. Oberösterreich/ÖW. XIV 181
VI
Schandmantel bei einer Ehrenstrafe
VII
der tonnenähnliche hölzerne Mantel als Strafwerkzeug bei einer Schandstrafe wird auch als spanischer oder dänischer Mantel bezeichnet
vgl.
Hoike (VII 2)
- eist dat vadere of moedere huere dochtere te valle brochten ...; of goet, ghelt of eenich andere proffyt daer af neempt, die zal ghestelt zyn in't pelloryn ende draghen den houtenen mantel metten gheschoorene hoofde1483 CoutGand I 675Faksimile - in Google Books
- [Zusatzstrafe:] widrigenfalls die übertretere ... andern zum exempel ihnen ... zum schimpf mit dem spanischen mantel vor die kirche gestellt ... werden sollen1587/1725 WürtLändlRQ. II 899Faksimile (ca. 54 KB)
- 1656 Wigand,WetzlBeitr. II 283
- 1669 Grimmelshausen,Simplic. III 165
- 1676 SchwäbWB. IV 1460
- dänischer mantel1676 Moller,CarpzovRep. 1271a
- gemeine diener werden mit den span'schen mantel, welches ein hoͤltzern gefaͤs fast in der form einer butten, und oben ein loch drinn ist, dadurch der kopff gesteckt wird, beleget1693 Döpler,Theatr. I 726Faksimile - digitalisiert von der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
- 1706 Alemannia 10 (1882) 8
- 1711 QBauernNdLaus. 59
- 1716 CCMarch. V 2 Sp. 53
Faksimile - digitalisiert von der Staatsbibliothek zu Berlin
- 1726 ActaBoruss.BehO. IV 2 S. 2
- geringer diebstahl, der ohne beschwehrliche umstaͤnde ... auf den aeckern, wiesen, in den gaͤrten und sonst veruͤbet wird, soll nicht mit gelde, sondern nach gestalten sachen mit gefaͤngniß, dem spanischen mantel, fiddel, etc. bestraffet werden1728 CCMarch. II 3 Sp. 151Faksimile - digitalisiert von der Staatsbibliothek zu Berlin
- eine geringe straffe, als gefaͤngniß, hals-eisen, spanischer mantel1736 Preußen/Ludewig,Anzeigen II 315Faksimile - in Google Books
- den spanischen mantel tragen muͤssen, ist eine leibes-straffe, da der so sie aussteht einen tiefen und schweren zober auf der achsel tragen muß, durch dessen boden er den kopf steckt1741 Frisch I 641Faksimile - in Google Books
- 1748 WürtLändlRQ. I 452
Faksimile (ca. 56 KB)
- 1770 Schlüter,WestfProvR. I 265
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- es sind ... die oͤffentlichen ausstellungen im spanischen mantel ... und aͤhnlichen strafwerkzeugen verboten1810 Rabe,PreußG. X 294Faksimile - digitalisiert vom Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ)
VIII
steinerner Mantel Gefängnis
- man hat ihm den steinernen mantel angebotten, publicae custodiae tradendus1797 Serz,Id. 95
Artikel danach:
Mantelabreißen
Mantelfallen
Mantelger
Mantelgriff
Mantelherr
Mantelkind
mänteln
Mäntler
Mäntlerin