Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): 1Markstein

1Markstein

, m.

häufig auch mit angetretenem -t 

I glossiert limes, limetanus, mutulus und terminus, AhdGlWB. 402
in der Regel eigens gesetzter Stein als Grenzzeichen (2Mark I), unter den häufig noch besondere Grenzzeugen (2Losung III 3) gelegt werden und dessen Verrückung unter (teilweise irreal hohe) Strafandrohung gestellt wird; auch als Gerichtsort belegt; auch übertr. das Recht der Setzung von Grenzsteinen und die daraus fließenden Einnahmen
vgl. Merkstein
  • howet he malbome, oder grevet he up stene die to marcstenen [aL.: merksteinen, market stenen, marcscheiden, marcsteden, malsteinen, paelen] gesat sin, he mut drittich schillinge geven
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. II 28 § 2
  • sve malbome oder markstene [aL.: markscede, markstede, vorpele, reinsteine] sat, die sal den dar an hebben, die in ander siet land hevet
    1224/35 (Hs. 1369) SspLR. II 50
  • pascua supra dicta lapidipus, qui marchstein dicuntur
    1236 Würdtwein,Schönau 77
  • verfluochet sî der den marcstein verwandelt
    um 1275 Berth.v.Regensb. II 216
  • grebt [jemand] auz staine die ze march stainen gesetzet sint er můz dreizzich schilling geben
    um 1275 Dsp.(Eckh.1971) LR. Art. 136 § 2
  • dc si den selben schait bestatent, wan siv die markstaine kuntliche vúndent
    1290 ChartSangall. IV 364
  • grebt er aus marchstain man sol im haut vnd har ab slahen oder er loez es mit dreissig schilling
    1295 Schwsp.(Kurzform II/Eckh.) 63 (Kt)
  • daz niemant sol marckstain seczen jn fremden ackern
    vor 1307? Tomaschek,Trient 166
  • swer marchpaum niderslecht oder marchstain ausgrebt ..., di auf marchen stênt, der fleust dar um lx und dreu pfunt und muos pezzereu march machen, dann di vodern wâren
    vor 1328 Ruprecht(Claußen) Art. 108
  • 1331 EinsiedelnUrb. 132
  • 1346 Schweiz/GrW. IV 383
  • greft he stene up, de to markstenen gesettet sin, ... de mot ix. mark lantgudes geven
    1. Hälfte 14. Jh. Bunge,Rbb. 124
  • wer sich überfüere in den marchstainen, an den wälen und an waid, der soll ainem dorfmaister bessern nach der nachtparn rat
    1371 Tirol/ÖW. V 25
  • ein vogt hat auch macht uf dem margsteine zu gerichte zu sitzende, ob man ime claget
    1380 Elsass/GrW. V 481
  • ein vogt hat ouch vierzehen margmanne geschworen, die ime margsteine setzen sollent in dem dorfe ... und sol man ime geben von jedeme margsteine 4 ₰ und den margleuten 4 ₰
    1380 Unterelsass/GrW. V 481
  • wer es sach, daß einer mit seinem pfluch ... vngeuerlich einen marckstein oder gemerck vßwurffe, so soll er ... das gemerck wieder vffstellen
    1421 PfälzW. I 133
  • weliche parschon marchpämb und marchstain oder ander march vernichtet ... dieselben ... soll man ... an dieselb stadt eingraben biß an die iechsen und dan demselben die march vornen an die prust prennen, oder ledig sich mit 32 ℔
    1433 NÖsterr./ÖW. VIII 667
  • Tirol hat albeg gericht ... um urbar, frävel, unzucht, stangenrecht, verlegnus, und markstein 
    1446 Tille,Vintschgau 214 Anm. 23
  • hetten zwo parthien ... umb erbschafft myssel, dae sy marckstein setzen wulten, und treff der myssel uber fyerthalben fuss, die marckstein sullent gesetzen werden myt dem gericht
    1462 CoutLuxemb. I 120
  • wer ain gesatzten marckstein oder march uswirfft oder verandret, ist verfallen funfzehen pfunt phenig
    1471 GraubdnRQ. II 254
  • welcher die march oder rainstain verkherte oder ausgrueb, den soll man an die stat, da der marchstain gestannden ist, mit dem haubt vnntzt an di gurtl eingraben vnnd die fueß auskhern
    1473 SteirZ. 8 (1827) 148
  • 1494 KonolfingenLGR. 108
  • Ende 15. Jh. StraubingStR. 324
  • wann ainer ain marichstain ausgrebt mit frevel, dem sol man das haubt abschlahen und an die stat setzen
    15. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 106
  • sitzt meins herren richter in der stat und richt uber den menschen mit der hanthaft mit ainem und mit dem anderen auf dem marichstein. da sol dann der lantrichter sitzen und sol richten auf dem marichstain uber den selben menschen
    15. Jh. NÖsterr./ÖW. XI 415
  • wer der wär, der meinem herren seinen marchstain ... ubersetzen liess ... und nicht an ein brobst pracht, es wär von voricht wegen oder durich lieb oder durich freuntschaft, der wer meinem herren ... vervallen leib und gut
    15. Jh. Steiermark/ÖW. VI 48
  • wer der wär der ain rainstain oder ain marchstain ausgrueb und vertilget oder mark an einem holz, wie das mark genent ist, und wer das thuet bei der nacht, der ist fur ainen schedlichen man anzunemen
    Anfang 16. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 284
  • 1515 Reyscher,Ges. XII 32
  • welcher wissentlich heimlich zů schaden vnd nach teil, dem andern marckstein vnd lochen verendert, der sol von allen eren gesetzt, vnd ... am gůt darzů gestrafft werden
    1520 Schindler,VerbrFreib. 326
  • 1523 NÖsterr./ÖW. XI 218
  • vnnser waldmaister sol ... darob mit ernnst hallten, daß dieselben maͤder vnd etz bey solhen iren marchen beleiben, vnd nit geweitert werden, wo auch etliche maͤder, eetz oder albm nit ausgestegkht oder vermarcht waͤren, die sol er nochmals ausstegkhen vnd marchstain setzen lassen
    1524 SalzbWaldO. 16
  • wellicher bosslich ... ein vnndermarckung, raynung, mal oder marchstein verruckt, abhawet, abthut oder verenndert, der sol darvmb peinlichen am leib ... gestrafft werden
    1532 CCC. Art. 114
  • wer ein markstein ... verruckt, verendert oder ußwürft one der marklüten wüssen . .., der verfalt lib und gůt
    1534 BaselRQ. I 1 S. 298
  • sol kein burger keinen marckstein setzen ohne vorwissen der vorordenten geschwornen steinern vnd seines kegentails
    1543 ArnstadtStR. 53
  • ir undergänger werden geloben ... euern entschaid ... zue geben nach marksteinen und mercken
    1545 WürtLändlRQ. II 636
  • ein massenn einer jettlichen grůben, wirt darumb mitt gewüssen margstein beschryben, das nicht ein zanck zwüschen den herren der nächstenn grůben entstande
    1557 Agricola 64
  • als oft er ainen marchstain außwuerf ... als oft hat er verwircht 32 ℔ ch und soll ... gestrafft werden ... wie eim marchschödinger geburt
    um 1570 NÖsterr./ÖW. VII 562
  • wann ein markstein ausgeworfen würd, der solches thuet, den soll man mit den kopf in die lucken steken
    vor 1578 NÖsterr./ÖW. IX 420
  • Ende 16. Jh. NÖsterr./ÖW. VIII 1108
  • ain ieder rainstain oder marchstain, darunder oder nahent dabei sullen gelegt sein köller oder klaine staindl ... zu warzaichen
    16. Jh. Oberösterreich/ÖW. XII 756
  • wer ainen marichstain außgrueb mit frëfl ..., der ist zu wandl verfallen, das man in sol setzen an die statt deß marchstain mit dem haubt in die erde unz an die güertl ..., und ob er dan als kundig wer, das er sich herauszug, so ist er dennoch zu wandl sechs schilling pfenning
    16. Jh. NÖsterr./ÖW. VII 719
  • demselbig [der Marksteine zwischen verschiedenen Herrschaftsbereichen verdiliget] soll man ein grueben lassen machen und in darein laßen setzen biß an den halß und versteßen und alsden dem kopf ob der ert lassen abschlagen und daß haupt widter auf den stumpf setzen zu einen warzeichen deß marchstain 
    um 1600 NÖsterr./ÖW. VIII 803
  • solle ain ieder ain zwerche hand von dem marchstain pauen, und der ander thail nit weiter, dann zum halben marchstain, zu meien fueg haben
    1607 Tirol/ÖW. II 114
  • es ist auch von einem jeden rain oder markstein dem richter zu marchen oder zu setzen schuldig zu geben 3 kreuzer
    1608 MittDBöhm. 22 (1884) 326
  • welcher die gesezten rechten marktstein ausgrebt und daruber glaubwierdig begriffen ... wiert, der soll an statt des marktstein eingegraben und mit ainer hant ledig gelassen werden, grabt er sich mit derselben hant heraus, so soll er das erste mahl frei sein
    um 1615 NÖsterr./ÖW. VII 518
  • es soll ... kainer dem andern ackern uber seine markstain, lebern oder schlagstöck
    1629/32 NÖsterr./ÖW. VIII 357
  • um 1630 NÖsterr./ÖW. VII 132
  • lauchen oder louchen hauet man zwischen zweyen angraͤnzenden waͤldern, die so dik verwachsen sind, daß man die unten stehende marksteine ... nicht sehen kann: man hauet also von der rinde mehrerer baͤume, die auf dem mark stehen, etwas weniges weg, und die auf einander passende an diese baͤume gehauene blaͤssen sind die louchen
    1644 AbhFeldsteußler 23 Anm. 20
  • welcher marchstain oder leberhaufen ... auf einerlei weise auswirft, der ist der oberigkeit in die straff gefallen
    1685 NÖsterr./ÖW. VIII 376
  • welcher an der strassen bey dem marcktstein oder gerichts-platze ... den ubelthaͤter durch seinen gerichts-diener uͤbernimmt und ihm die straffe zuerkennt
    1689 Valvasor,Krain III 2 S. 642
  • ein rechter scheidt- und marckstein 
    1695 PfälzW. II 620
  • wann er [marckscheider] seinen marck- oder lochstein von tage in die grube bringet, und die stelle anzeigt, so sollen zum wenigsten zwey geschworne mit einfahren dabey seyn
    1698 Span,Bergsp. 56
  • wo ihr ... gewahr werdet, daß allmanden, markt- oder weidstein von jemanden verruckt ... werden ... [hat der Stadtschäfer] solches ... gehörig orten anzubringen
    17. Jh. Hornberger,Schäfer 231
  • 1705 KlugeBeamte I2 722
  • wann jemand boßhaffter und gefahrlicher weis ein markung, mahl- oder marckstein verruckt ..., ein solcher wird ... peinlich gestrafft
    1709 Mutach 169
  • 1723 Beck,Gränzen 30
  • los-zeichen, die mark-losung, was man unter die mark-steine legt
    1741 Frisch I 623
  • maͤrcker, betruͤgen: ... wenn sie ... nicht die behoͤrigen zeugen ... unter die marck- und lag-steine legen, damit bey ereigneten fall dieselben nicht als marck- und lage- sondern nur als gemeine steine angesehen werden muͤssen
    1761 Hönn,Betrugslex. 276
  • mahlhaufen, ein großer haufen um den markstein ... gestuͤrzter steine, damit der rechte markstein nicht so leicht herausgerissen und verworfen wird
    1783 Jacobsson,TechnWB. III 5
  • mahlpfahl, ein eichener pfahl, der an orten, wo man die steine nicht fuͤglich haben kann, zu einem mahle geschlagen, und entweder mit eingebrannten wappen, namen oder anderen zeichen bemerkt ... wird, solche pfaͤhle haben gleiches recht, wie die mahl- und marksteine 
    1783 Jacobsson,TechnWB. III 5
  • 1785 Fischer,KamPolR. II 607f.
  • ehe man auf denen aeckern anfangt zu akern, solle man zuvor alle marksteine suchen, und zeichen darzu steken, damit deren verschont und keiner herausgegraben werde
    1786 AbhFeldsteußler 43
  • lauche ist ein gebrennter oder gezeichneter, zuweilen auch ungezeichneter eichner pfahl, der die stelle eines marksteins vertritt oder auch neben den stein geschlagen wird
    1790 Oberschwaben/Moser,ForstArch. VI 150 Anm.
  • dißer marchstein und die folgenden marchsteine ... sind aus einem spruch- und marchbrieff ... so ... mit obrigkeitlicher genehmigung errichtet worden, gezogen
    1795 InterlakenR. 679
  • werden diejenigen koͤrper, welche zum merkmahle mit unter die mark- und graͤnzsteine gelegt werden, haͤufig loszeichen, die losung und marklosung oder graͤnzlosung genannt; andere nennen diese koͤrper, welche aus kleinen steinen, kohlen, eyerschalen etc. bestehen, zeugen
    1801 Krünitz,Enzykl. 80 S. 728
  • 1817 RepStaatsVerwBaiern VI 42f.
II
übertragen zu Bed. I 
  • dises closter K. ist ain marckstain der zway bistum ... bey disem stain sollen sich die bistum thailen
    1531 KaisheimChr. 30
  • 16. Jh. DWB. VI 1643
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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