Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Mauer

Mauer

, f.

mnl. auch m.
Wand

I Stadtmauer als Befestigungsanlage zum Schutz der Stadt, zugleich als Abgrenzung des städtischen Rechts- u. Friedensbereichs; die Bürger (insb. die privaten Nutzer) sind zum Unterhalt der im Gemeineigentum stehenden Mauer verpflichtet; auf einer Digestenstelle (D. 1, 8, 11) beruht die Vorstellung der Heiligkeit der Stadtmauer; Vergehen gegen die Sicherheit der Stadt im Zsh. mit der Stadtmauer unterliegen strengsten Strafen
  • men ne mut ok nene borch buwen, noch stat vesten mit planken noch [mit] muren, ... ane des landes richteres orlof
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. III 66 § 2
  • swaz so binnen der muren besterft rede oder herewede. dar ne heuet de voget nen recht an
    1227 BrschwStR. § 44
  • niemen die wonet binnen ere milen der stat; nemoet dragen suert binnen der stade mure 
    um 1237 CorpMnlTekst. I 35
  • die mvren heizzen wir heilig, vnd were ieman dvͥ stat verbotten, vnd stiget er vber die mvren in, vnd gat nvͥt ze den torn in, er hat daz houbt ze rehte verlorn
    um 1275 Schwsp.(L.) LR. Art. 169
  • so we buten dhesser stat muren unde planken wonet binnen wicbelde, dhe ne scal nicht veyle backen
    1292/1306 HambZftRolle 22
  • alle saehen, di sich vorbaz me irheben ... von vnsen burgern ... in der vorgenanten stat zcu L. binnen der muer, noch der stat recht sullen gerichtet werden
    1326 LiegnitzUB. 51
  • wer auch bey ine sitzet ... innerhalben irer maur vnd thör ... dieselben sollent auch mit ine heben vnd legen alles das das die stat anget
    1332/1554 Neuburg aD.StR. 249
  • [Ks. Ludwig erlaubt dem Abt,] das er sein dorff ze D. mit graben, muͤrn, vnd mit andern sachen vesten ... müg, als ein stat
    1342 CDFuld. 437
  • 1348 HildeshUB. II 17
  • 1355 DortmStat. 94
  • swer auf altew maur, diu gemain ist, wil mauren, der sol auch ein gadem pawn, als lanch diu maur ist
    um 1365 MünchenStR.(Dirr) 417
  • 14. Jh. (lat. Orig. von 1244) BabbÖstUB. II 290
  • zoe sal hi ... den heer ende der stede te beteren, doen maken twee roede mueren 
    1403 Fruin,Dordrecht I 251
  • 1501 Zürich/GrW. I 85
  • die heiligen guͤter, als da sindt die muren vnd porten der stet, sindt ettlicher maß goͤtlichs rechtens, vnd darumb sint sy in keines menschen guͤter. aber darumb nennendt wir die muren heylig, denn verlierung vnd straff des haupts ist denen vffgesetzet die die muren beflecken
    1520 Murner,Inst. 26b
  • niemand soll vber des stätts frechtte vnd mauhren steygen bey der stättes hoigste bruche
    1613 Lappe,LünenWehrverf. 11 Anm. 1
II meton.: die städtische Kasse zur Unterhaltung der Mauer (I) 
  • [als Zusatzstrafgeld für Forstfrevel] sol man fünff pfunt teilen dem schultheissen dem rate und der muren glich
    1352/2. Hälfte 15. Jh. HagenauStatB. 116
  • 1362 HagenauStatB. 135
  • [für Forstfrevel] beßerung dryßig schilling pfening zu theillen nemlich einem landvogt ... das dryttheil dem rath vnd der muren die wbrigen zwey theil
    1435 Allg. Forst- u. Jagdzeitung Suppl. 13 (1886/87) 33b
III
Mauer um einen nichtstädtischen Rechtsbereich
  • men mut ok wol vesten enen hof mit tunen oder mit staken oder muren also ho, alse en man gereken mach op eneme orse sittene
    1224/35 Ssp.(Eckh.2)LR. III 66 § 3
  • Ende 13. Jh. BrokmerR. 90
  • hwersar mura ieftha grefta vmbe tsyurika send and hwasa se bifeth, alsadenne frethe sa thiu tszurke [wenn Mauern oder Gräben um die Kirche sind, so soll der, welcher sie besetzt, dasselbe Friedensgeld zahlen wie bei der Kirche] 
    Ende 13. Jh. BrokmerR. 116
  • waß auch in dem ... closter, seinen muren begriffungen ... von derselben abbts, vnd convents vnderthanen ... freuel getan wirdet, die sollen ... sie selber darumb buͤessen
    1404 MBoica XVI 46
IV Gebäudemauer, deren Bau und Nutzung im Nachbarrecht regional unterschiedlich geregelt ist; der Schutz des Nachbarn steht dabei im Vordergrund (Fenster-, Licht- und Traufrecht sowie Einschränkungen im Grenzüberbau)
Sachhinweis: HRG.1 III 815ff
  • wer aber dem andern sin venster verbuwen wil mit ... muren, der sol im doch so vil stechendes liechtes geben ..., als im ... notturfftig ist
    1322 StraßbUB. IV 2 S. 149
  • heft en man ene muren oder ene want twischen sik unde sinem neybere, valt de dar neder ..., de scal he weder laten maken, dat sinem neybere nen scade dar af ne scude
    1. Hälfte 14. Jh. GoslarStR. I 3 § 31
  • of men tweyet umme en muren oder umme en want, de twischen twen husen lit, under wes dake de mure oder de want lit, des is se
    1. Hälfte 14. Jh. GoslarStR. I 4 § 54
  • wen diu mure uff komen ist, so sol der da nit gebuwen hat, die selben mur füro nit niessen, dann wandes wise
    1358 KemptenStB.(Beck) p. 43
  • swer gantzew maurstat geit seinem nachtpawren, dem sol jener, der da maurt, die maur auffuͤren aus dem grunt ..., und sol diu maur payden haͤwsern gemain sein
    um 1365 MünchenStR.(Dirr) 417
  • wer ain mure hie bruchen wil, die sin nachgebure allain in siner kost an im gebuwen hett, daz der geben sol umb jeglich klafter, als ferre er die mure bruchen wil, i lib. d. schafhuser mu̍ntze
    1377 SchaffhStR. II 37
  • 1397 MurtenStR. 373
  • werdet schatz gemuret in muren, adder in keller, ... und werdit funden, der schatz gehorit nicht an die konniglichin gewalt ... her gehorit an die erbin unnd an die, uff der erbe her also funden werdet, wan der behaldin ist in erin beslossen gebuwen ... und nicht in der erdin
    1503/04 PurgoldtRb. III 78
  • ist geordnet, das hinfuͥr, wo jemand zwuͥschen im und sinem naͧchburen ein mur wil uffůren, das der selb sol halbe schatzung geben
    1511 BernStR. VII 1 S. 193
  • keiner soll gezwungen werdenn, vonn einicher mur schatzung zugeben, dann allein von einer semlichen mur, so vnder sinem dach ist
    1539 BernStR. I 302
  • wann aber ein maur vnuertheilt gemein ist vnn darauff gebaw̆t wurde, alßdann ist dieselb new̆ aufferbaw̆te maur durchauß gemein
    1567 Pegius,Dienstbarkeiten 44r
  • zům dritten, souil die kappen des camins belangt, so mags ainer in seiner aignen maur wol machen, es waͤre dann ain widerwertige dienstbarkeit auffgericht, ... solches mag auch in ainer frembden maur nit beschehen
    1567 Pegius,Baurecht 64
  • mag niemand bouwen op eens anders muir, ende op een ghemeene muir maer ten halve
    1631 Groot,Inleid.(1952) 152
V rsprw., zur Kennzeichnung der Trennung von Stadt- u. Landrecht, sowie der städtischen Freiheit von Leibeigenschaft
  • einen burger und einen gebuer scheit nicht me wen ein czuhin und ein muer 
    vor 1386 GlSächsLehnr. 359
  • [d. Bewohner mancher Landstädte] geben kein hauptrecht noch leibhenne ... diewyl sie ain mauern haben
    1523/11 ZWürtLG. 11 (1952) 177
  • keine henne fliegt uͤber die mauern 
    1716 Pistorius,Thes. I2 57
unter Ausschluss der Schreibform(en):
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