Deutsches Rechtswörterbuch (DRW): Maul

Maul

, n.

I der Schlag auf den eigenen Mund ist Zeichen des öffentlichen Widerrufs
  • wan einer an eim gehegeten gericht ein meineidigen boßwicht heißt und sprichet, er woll es uff in wisen: mag er der wisung nit gethuͤn, so sol er im ein widderspruͤch uff der kantzel thuͤn und sol sich selber in das muͤle slahen
    1425 Mergentheim 139
  • [wegen Beleidigung soll der Angeklagte] fuͤr das gericht gefhuͤret werden, einen wiederruf zue thun, vnnd auf das maul sich zue schlagen
    1575 ArchNSachs. 1841 S. 112
  • 1670 NÖsterr./ÖW. XI 140
  • 1688 CCMagdeb. III 393
  • daß der buͤttel, in des [abwesenden] beleidigers namen, einen wiederruff thue, und sich auf das maul schlage
    1712 Lünig,CJMilit. 840
II der Schlag auf den Mund einer anderen Person als

II 1 bußwürdiges Vergehen
  • swer den andern rovfet oder an daz mavl sleht ... der sol im ein pfvnt geben
    1281 Regensburg/CorpAltdtOrUrk. I 416
  • wer den andern an das maul wirtt schlon, den sol man auch bussen wm ein halb phund wax
    1556 ArchSiebb.2 16 (1880/81) 403
II 2 Strafe
  • [wer] aus einer privat-rache ... jemanden ... mit maulschellen oder pruͤgeln tractiret ... [soll] vom stockmeister ... vor gerichte ... aufs maul geschlagen und mit dem prügel bestraffet werden
    1688 MagdebPolO. 320
  • 1746 CCBrandenbCulmb. II 1 S. 695
II 3 Privatstrafe
  • käm ein chuzldieb auf daß aigen und stuel hackmeßer, hacken oder welcherlei haußgeschier daß wer, begriff ihn der würth innerhalb der tachtropfen, so mag er in daß nehmen und umb daß maul schlagen und ist des unentgolten
    1416 NÖsterr./ÖW. VIII 896
III bei Folterung und Strafvollzug
  • ime dermassen durch den zichtiger peinlich gezichtiget, das khain glid pei dem anderen pelieben, in summa: ime gar khnebl ins maul gepunden, das er nit schrayen megen
    1518 Müller,LGHirschberg 312 Anm. 4
  • in diesem gerichtsbezirck weißen wir ... zu richten ... kindsvertilgerin lebendig ins grab, ein rohr ins maul, ein stecken durchs hertz
    nach 1519 Nordpfalz/GrW. I 794
  • do hott ihr der scharfrichter einen knebel ins maul gelegt
    1576 BrandenbSchSt. I 671
  • N. solle auff die ... richtstatt gefuͤhrt, ihme ... wegen der begangenen unbarmhertzigen that sein lebendiges hertz herauß genommen, umb das maul geschlagen, sodan der leib in vier theil zerschnitten ... werden
    NÖLGO. 1656(CAustr.) 680
IV Redensarten: jm. ein M. anhängen gegen jn. Beleidigungen aussprechen
  • [der Angeklagte soll seine Anschuldigung] beweisen oder vor allen leuten ... revociren und in sein mauhl zurücke nehmen
    1670 ZWestpreuß. 13 (1884) 88
  • [die Angeklagte hat jm.] das schlimme maul angehängt. sie wird ain stundt in die geigen condemniert
    1703 Wilhelm,NBayrRpfl. 76 Anm. 49
-- rsprw.: einem geschenkten Gaul sieht man nicht ins M. aus der unentgeltlichen Hingabe einer Sache entsteht keine Haftung des Schenkers
-- jm. das Maul verbieten üble Nachrede untersagen
  • [wegen Verleumdung wird einer Klägerin gerichtlich] das maul verboten
    1643 ZSchleswHolst. 45 (1915) 223
-- etwas in das Maul zurücknehmen eine Aussage widerrufen

unter Ausschluss der Schreibform(en):
unter Ausschluss der Schreibform(en):